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Ungelstetten (I) / OT von Winkelhaid


die andere Seite

Perspektive

Rest einer
Einzeichnung

PLZ: 90610

GPS:

Standort: Das Steinkreuz erreicht man, indem man von Ungelstetten den Wanderweg "Blaues Kreuz" in Richtung Westen folgt. Unter der Autobahn A3 hindurch erreicht man einen Forstweg, der in den Wald hineinführt und nach kurzer Zeit etwas bergan steigt. An einer Einmündung in einen weiteren Forstweg steht zunächst die "Rote Marter" ein hölzernes Flurdenkmal. Wenige Meter danach gabelt sich der Forstweg. Das Steinkreuz steht im Wäldchen zwischen den sich aufgabelnden Forstwegen. Es ist etwas schwierig zu finden, da es vom Weg kaum zu sehen ist.

Größe / Material: 130:140:35 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wird bei Wittmann (1963) "Zimmermannskreuz", "Kroatenkreuz" oder "Pandurenkreuz" (Pandur = bewaffneter Leibwächter / Soldat) genannt.
Das Kreuz hat eine Höhe von ungefähr 1,30m. Aufgrund seiner wuchtigen Größe werden die Arme durch Kreissegmente unterstützt.
Auf beiden Seiten sind Einmeiselungen zu erkennen, die aber stark verwittert sind und nicht mehr gedeutet werden können. Wittmann (1963) spricht von einem Kreis und Schriftzeichen auf der nördlichen Seite und einem Andreaskreuz auf der gegenüberliegenden Seite. Meiner Meinung nach erinnern die Linien aber auch an eine Pflugschar. (Fischer 04/2012)

   150. Steinkreuz. Wenn man von Ungelstetten zum "Kalten Brunnen" geht und von hier noch gut 800m auf der alten Straße nach Westen, dann steht auf der südlichen Straßenseite, etwa 20m im Wald, der mächtige Klotz eines Steinkreuzes. Es hat Armstützen und steckt wohl gut mit einem Drittel seiner Größe noch im Erdboden. Die Vorderseite zeigt schwach die Umrisse eines Kreises (ähnlich wie bei dem Fischbacher Kreuz), auch Reste von Schriftzeichen glaubt man zu erkennen. Die Südseite des Steines trägt tief eingegraben ein Andreaskreuz. Das Material ist Sandstein, die Höhe ist 1,30m, die Breite 1,40m und die Tiefe 0,35m. Das massive Kreuz lehnt an einer dreifachen Buche und heißt im Volksmund das "Zimmermannskreuz", auch "Kroatenkreuz" oder "Pandurenkreuz" usw. Nach der mündlichen Überlieferung soll hier in der Nähe am 3.März 1605 ein Zimmermann totgeschlagen worden sein. Die Täter waren ein Hans Rühl aus Hüssingen und ein Hans Bayer als Altdorf. Beide wurden in Altdorf hingerichtet. Die Tat kann hier wohl geschehen sein, dürfte aber mit unserem Stein nicht in Zusammenhang stehen, da das Kreuz bedeutend älter ist. Zum andern soll hier ein Kroat, dessen Gerippe jahrelang, auf einem Pferdeskelett sitzend, in der Bibliothek der Universität zu sehen war, erschlagen worden sein; von ihm hat es den Namen "Kroatenkreuz" erhalten.
   Am gleichen Straßenzug geschah 1551 ein Totschlag an einem Weiherknecht (siehe hierüber unter Birnthon). Mit keinem dieser Vorfälle dürfte unser Kreuz etwas zu tun haben. Seine Entstehungszeit mag das ausgehende 15.Jahrhundert gewesen sein; es ist sicher ein Sühnekreuz.
   Gehen wir von dem Stein wieder zurück nach Osten, in Richtung Altdorf, dann kommen wir wieder zum "Kalten Brunnen", einer idyllischen Waldquelle, die tief unten in einer Schlucht zutage tritt. Der Platz ist sagenumwoben; hier geistert die "närrische Gusterti", wie sie uns Christian Wildner in seinen "Nürnberger Sagen" 1912 schildert. Wer beim Beerenpflücken oder beim Holzsammeln sich verlaufen hatte, der mußte nur rufen: "Gusterti, wou bin i denn?", dann half sie ihm aus seiner Not, indem sie ihm aus unsichtbaren Baumwipfeln zurief: "Göh ner grod aus, no kummst zum Brinnla", war man aber beim "Kalten Brunnen", dann war man auch wieder an der Straße. (Wittmann 1963)

2. [Steinkreuz], 1½ km südöstl. v. Birnthon, E 15. (Hühnermann 1911)

Sage: 1. Es wird erzählt, dass 1605 ein Zimmermann erschlagen worden ist.
2. Eine andere Überlieferung berichtet, dass 1551 Weiherknecht ermordet sein soll.
3. Den Namen "Kroatenkreuz" erhielt es, weil angeblich auch ein Kroate erschlagen wurde.

Quellen und Literatur:
Hühnermann, W. - Steinkreuze und Martersäulen in Nürnbergs Umgebung, in: Deutsche Gaue, Bd.12, 1911, S.216 unter Birnthon
Wittmann, Leonhard - Flurdenkmale des Stadt- und Landkreis Nürnberg, in: Das Steinkreuz, 19.Jg. 1963, Heft 1/2, S.89-90, Nr.150
Leidinger, Anton - Fahren und Wandern 2, Nürnberg 1992, S.120
recherchiert und bebildert von Gerhard Fischer, Weidenbach (Fotos vom 1.04.2012)



Ungelstetten (II) / OT von Winkelhaid


Oberteil

GPS:

Standort: Das "Rote Marter" erreicht man, indem man von Ungelstetten den Wanderweg "Blaues Kreuz" in Richtung Westen folgt. Unter der Autobahn A3 hindurch erreicht man einen Forstweg, der in den Wald hineinführt und nach kurzer Zeit etwas bergan steigt. An der Einmündung in einen weiteren Forstweg steht das hölzerne Flurdenkmal.

Größe / Material: 170:15:15 / Eichenholz

Geschichte: Die hölzerne Säule mit dem Namen "Rote Marter" wurde 1938, nachdem sie stark beschädigt war neu angefertigt und ersetzt. Die eingeschnitzte Jahreszahl 1873 bezieht sich nach Wittmann (1963) wahrscheinlich ebenfalls auf eine Neuanfertigung aus diesem Jahre. Die Ursprünge reichen wesentlich weiter zurück. Bereits auf einer Karte von 1795 ist ein Flurdenkmal (eine Pyramide mit einem Kreuz) eingezeichnet.
Interessanterweise findet sich bei Weißenbrunn wenige Kilometer weiter östlich eine ähnliche Marter mit der gleichen Jahreszahl 1873. Dies lässt vermuten, dass es sich um Waldgrenzsäulen gehandelt hat. (Fischer 04/2012)

   151. Holzmarter. Hart am Wege, der an dem "Kalten Brunnen" vorbei von Ungelstetten nach Winkelhaid führt, direkt an der Kreuzung mit der Universitätsstraße, steht auf der östlichen Wegseite eine kleine gedrehte Holzmarter, die "Rote Marter" oder das "Rote Märterla" genannt. Sie trägt die Jahreszahl 1873, ist aus Eichenholz, 1,70m hoch und 0,15m stark. Der Flurname heißt hier "Am Kalten Brunnen".
   Auf einer Karte von 1795 über "Altdorf und seine Hofmark" ist sie als Pyramide dargestellt, die von einem Kreuz bekrönt wird. Die Säule war 1938 stark beschädigt und wurde auf Anregung der Steinkreuzforschung durch Herrn Hermann Hesse aus Nürnberg wieder erneuert. An den Fuß der Säule kam eine Flasche mit einer Urkunde, in der die Wiederaufstellung beschrieben ist. Was also heute vor uns steht, ist nicht mehr die alte Säule, sondern eine genaue Kopie. Auch die Jahreszahl 1873 berichtet nur davon, daß sie zu dieser Zeit schon einmal ausgewechselt wurde.
   Über diese Säule gehen eine ganze Reihe von Geschichten und Sagen, die zum Teil etwas Wahres an sich haben können. So wurde mir mitgeteilt, daß hier ein Metzger ermordet worden sei. Der alte "Butterbauer" von Winkelheid erzählte, daß hier ein Papierersknecht aus der Papiermühle in Burgthann erschlagen worden wäre, deshalb hätten alle Jahre die Burgthanner einen Blumenkranz an die Säule gehängt. (Ob das nicht zur Dämonenabwehr geschah?)
   Totschläge und Unfälle am Kalten Brunnen.
   1567 wird ein Georg Köber aus Colmberg von Hans von Ellwangen oberhalb des Kalten Brunnens, neben dem Weg, bis auf den Tod verwundet. Er wurde in Altdorf begraben, der Täter ging flüchtig.
   1653 wird der Wirt von Luderheim, Hans Stark, von einer Eiche, die er hier fällen wollte, erschlagen. Dies geschah unfern der "Hohen Marter" im "Roßbühl".
   Die Sage vom erschlagenen Metzger muß nun nicht gerade erfunden sein. Ich habe im Staatsarchiv Nürnberg ein Faszikel festgestellt, das mit dieser Sache im Zusammenhang stehen könnte; von ihm will ich im Auszug folgendes berichten:
   1527 berichtet der Pfleger von Altdorf: "...welcher gestalt er notdürftiger Bestallung er gemacht hab, von wegen der Mordtat und des Ableibs so Jörg Zeydler ain Mezkerknecht an den jungen Christoffer Stollen, zwischen Ungelstetten und Altdorf bey der >Waldmarter< geübt haben soll. ...heint am Abent ist ein Burgersun von Altdorf der jung Christoffer Stoll genannt, von Nürnberg heraus gen Altdorf geritten und soll etlich gelt bey im gefürt haben, so ist zwischen Ungelstetten und Altdorff bey der Waldmarter, mit einer püchsen erschossen und beraubt worden. Nun hab ich so weit erfarn, dass er einem zu nechst by dem pirnthann begegnet ist, der hab im reitten und einen Zuruff in einer ploben Kappen mit ihm zu gehen. Nachfolgend sein zwei puchsenschuss bey genannter Waltmarter gehört worden. Nach solchen schiessen alspald darnach sind irer drey zu fuss, zu zwayen puben daselbst im Waldt bey dem gutless Weyer genannt bekommen, die haben die puben gefragt wo der nechst wech gen Rothenperg gee. Der eine hab ein grün hut aufftragen und ein zerissen Knie und rote hosen, dazu ein puchsen getragen. Der ander ein groben rock und ein grin hosen auff den dritten was er angetragen oder fürwar gehabt, das haben die puben kein acht genommen. Demnach derweil der entleibt viel Viehs und kelber verkauft und den mezgern zu Nürnberg zugebracht, bin ich bewusst, das in eins teils metzgerfreind sollen sein..." Es wurde alles in der Umgebung unternommen, aber man erreichte die Täter nicht mehr. Über die Tat selbst ist nichts weiter bekanntgeworden. Wenn eine Leiche von Birnthon nach Altdorf zur Bestattung gebracht wurde, gingen die Schulkinder bis zur Roten Marter mit (Waldgrenze!). (Wittmann 1963)

11. Holzmarterl, 1¼ km südwestl. v. Ungelstetten, E 16. (Hühnermann 1911)

Sage: Zur Entstehung der Marter gibt es mehrere Legenden. So soll beispielsweise ein Metzger, einem anderen Bericht zufolge ein Papiersknecht aus der Papiermühle in Burgthann ermordet worden sein. Von einigen weiteren Totschlägen und Unfällen in der Flur "Kalter Brunnen", in der die Marter steht, berichtet Wittmann (1963).

Quellen und Literatur:
Hühnermann, W. - Steinkreuze und Martersäulen in Nürnbergs Umgebung, in: Deutsche Gaue, Bd.12, 1911, S.214
Wittmann, Leonhard - Flurdenkmale des Stadt- und Landkreis Nürnberg, in: Das Steinkreuz, 19.Jg. 1963, Heft 1/2, S.90-91, Nr.151
Leidinger, Anton - Fahren und Wandern 2, Nürnberg 1992, S.121
recherchiert und bebildert von Gerhard Fischer, Weidenbach (Fotos vom 1.04.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine