Geschichte & Forschung Ikonographie Werkzeuge & bäuerliches Gerät

Pflugschar


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen 

Reichenbach unter Rechberg
Baden-Württemberg / Lkr. Göppingen

Steinkreuz mit großer Pflugschar, nach oben weisend.
Foto: Eichenauer (2007)


Malsch (I)
Baden-Württemberg / Lkr. Karlsruhe

Pflugschar im Kreuzungsfeld, nach unten weisend.
Foto: Wild (2006)


Köngen (II)
Baden-Württemberg / Lkr. Esslingen

Das Kreuz zeigt eine große, asymmetrische Pflugschar mit langer Spitze und einem hohen, nach unten verschmälerten Schaft.
Foto: Losch (1968)



Neustadt an der Waldnaab
Bayern / Lkr. Neustadt an der Waldnaab

Auf dem Kreuz sind eine Pflugschar und ein Stiel als lineare Darstellung abgebildet.


Stupferich
Baden-Württemberg / Lkr. Karlsruhe

Die Darstellung ist die auf den Hakenpflug zurückgehende Schar, wie wir sie aus den Miniaturen des 15. Jahrhunderts kennen.
Foto: Hentschel


Priesendorf
Bayern / Lkr. Bamberg

Einzeichnung einer nach unten gerichteten Pflugschar auf dem Schaft des Kreuzes.



 Darstellungen in anderer Verwendung 

Malsch (BW) trägt die Pflugschar im Wappen.

Hainfeld: Torbogen nachgotisch profiliert, bez. 16XI (= 1611), Kartusche mit Pflugschar, Hauszeichen eines Bauern.
Foto: Wild (2004)

Sehr schöne Darstellungen von Pflugscharen am Hochgrab von Kaiser Heinich II. und seiner Gemahlin Kunigunde vor dem Ostchor im Dom zu Bamberg. Die Abbildung geht auf eine Legende zurück, nach der Kunigunde, der Untreue bezichtigt, sich dem Gottesurteil unterwarf und barfuß über glühende Pflugscharen ging, natürlich ohne Schaden zu nehmen. Schließlich wurde sie später heilig gesprochen.
Foto: Rumpf

Pflugschar und Gottesurteil
[...] die Probe der glühenden Pflugscharen, deren in der Regel 9, oft aber auch 6 oder 12 in einer bestimmten Entfernung von einander gelegt wurden, über die der Angeklagte barfuss gehen musste. Auch diese Probe soll nach alten Chronisten die Gemahlin Karls des Dicken, ausserdem Kunigunde, Heinrich II. Gemahlin, und Emma, die Mutter Eduard des Bekenners, rühmlich bestanden haben. [...]
Quelle: Götzinger (1885)



 Der Pflug als Werkzeug und Richtwaffe 

Auf dieser historischen Darstellung ist Die Pflugschar und die Pflugsech gut zu erkennen. Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Das den Boden horizontal schneidende Messer, manchmal noch unterteilt in vorschneidenden "Meißel" und die nachschneidende eigentliche Schar. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut), wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche.

[...] Auch wird man in Anschlag bringen müssen, daß nicht alle im nähmlichen Recht vorkommenden Rituale aus der nähmlichen Zeit stammen, wie z.B. das Abpflügen des Kopfes nicht über die Zeit der eisernen Pflugschar zurückreichen kann, daher auch nur in räumlich beschränkter Verbreitung (Deutschland) vorkommt. [...]
[...] Wiederum gehört hierher beim Enthaupten der Gebrauch von Block, Barte und Schlegel, in bestimmten Fällen auch der Pflugschar, das aufstecken des abgeschlagenen Hauptes, beim Ertränken die Wahl der Flurgrenze als Hinrichtungsort. [...]
(Amira, Karl von - Grundriss des germanischen Rechts, 1913, S.241-242)

Der Pflug als Richtwaffe: siehe auch Rechts-Bräuche Kopf abpflügen

Sammlung von Pflugscharen im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

Foto: Gerth (2007)

Pflugschar, Länge: 25cm.
Foto: Wild (2007)

Historischer Pflug im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)




 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Amira, Karl von - Grundriss des germanischen Rechts, 1913, S.241-242
Azzola, F.K. / Bormuth, H. - Der Pflug als Zeichen bäuerlichen Standes auf Steinkreuzen und anderen Kleindenkmalen, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, Bd. 2, Breuberg-Neustadt 1977, S.208f.
Götzinger, Dr. E. - Reallexikon der Deutschen Altertümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Leipzig 1885


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