Deutschland Brandenburg Lkr. Uckermark

Prenzlau


Blick zum Standort

seitliche Ansicht

Zeichnung bei
Hinrichs (1969)

PLZ: 17291

GPS: N 53° 18,586', O 13° 51,652'

Standort: Im Kulturhistorischen Museum im Dominikanerkloster ("Uckerwiek 813").

Größe / Material: 144:83:19 / Granit

Geschichte: Frühere Standorte:
1. Vor dem Blindower Tor, dicht am Vortor um 1740 entfernt.
2. Längere Zeit auf dem Bauhof in der Wallgasse gelagert.
3. 1839 wurde das Kreuz am Straßenabzweig Stettiner Str. / Brüssower Str. aufgestellt.
4. 1905 an die Rinnsteinkante am Landhaus umgesetzt, wo es 1922 umgestoßen und zerbrochen wurde.
5. seit 1930 im Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters
6. jetzt im Kulturhistorisches Museum im Dominikanerkloster

Das Steinkreuz vor dem Blindower Tor entstand bereits im Frühmittelalter, stand ursprünglich dicht am Vortor, etwa in der Nähe des Offizierkasinos, wo es wohl um 1740 entfernt wurde und längere Zeit auf dem Bauhof in der Wallgasse lag. 1839 wurde das Kreuz am Straßenabzweig Stettiner Str./Brüssower Str. aufgestellt und kam 1905 an die Rinnsteinkante am Landhaus, wo es 1922 umgestoßen und zerbrochen wurde. Die zusammengesetzten Stücke dieses Sühnekreuzes befinden sich heute in der ständigen Ausstellung des Kulturhistorischen Museums Prenzlau. (Prenzlau-Online)

Prenzlau
Meßtischblatt Prenzlau 2649, R. 24 340 H. 10 120 (ursprünglich)
R. 24 460 H. 10 280 (später)
Das einstmals außerhalb des Blindower Vortores stehende Steinkreuz, das keinerlei Zeichen aufweist, war 1.9 Meter hoch und 0,8 Meter breit bei einer Stärke von rund 30 Zentimetern. Die Bedeutung und Errichtungszeit dieses schmucklosen Kreuzes ist unbekannt, man möchte jedoch annehmen, daß es ein Erzeugnis der Frühzeit der Stadt ist. Der Zweck der Aufstellung wird recht verschieden gedeutet, als Wegezeichen, Grenzmarke und Zeichen der Einführung des Christentums in Prenzlau. Vielleicht möchte auch ein apotropäischer Sinn hinter dem bisherigen Geheimnis stecken, da man zu damaliger Zeit auch vielfach die Südecken der Haupt-Westportale der Kirchen mit eingemeißelten Kreuzen versah, um das Bauwerk gegen den Hauptteufel zu schützen. Und hier am Blindower Tor, dem Haupttor der Stadt, sollte eventuell ein Kreuz den Zugang zur Stadt durch Dämonen usw. verhindern.
Urkundlich wird es zuerst durch den Prenzlauer Stadtchronisten Süring 1660 und 1670 erwähnt, der folgendes wörtlich schreibt: "Vor dem Blindowischen Tor zur Linken wenn man hinauskömmt, stehet in der Erden ein Kreuz aus einem vollen Stein. Hiernach fragen auch viele, wozu es dahin gesetzet und was es bedeute. Etliche vermeinen, es sei dahin gesetzet zum Gedächtnis Eines, der da erschlagen, man weiß es aber nicht gewiß. Es finden sich sonst auch wohl dergleichen Kreuze bei andern Städten. Im Indice des Speculi Saxonici oder Vokabulario der alten sächsischen Vokabeln wird daran gedacht und also davon gesagt: Die Kreuze an denen Orten, da man Weichbilder hat bedeuten geistlichen Frieden. (Historische Beschreibung Prenzlaus). In der "Primislaviographia" § 6 heißt es: Vor dem Blindowischen Tore, bald wenn man hinauskommt zur Linken, stehet ein steinernes Kreuz, von welchem etliche urteilen und sagen, es solle da einstens einer erschlagen und dieses Kreuz zum Memorial aufgerichtet sein, wie denn auch an andern Orten darum etliche gesetzet. Allein es ist dieses ein Signum und Zeichen, das die Stadt Weiland mit sächsischen oder Weichbildrecht bewidmet und begnadiget".
Anders lautet ein Bericht aus dem Nachlaß Bekmann 1747: "Jedoch das wahrscheinlichste ist bey diesem Kreuz wohl dieses, daß wie man in einigen Städten wie z.B. Frankfurt a.O. vor der Stat eine Capelle auf einem Cruzifix oder einen oder mehr Heiligen zu Sammlung der Almosen aufgerichtet, also auch hier dieses Crucifix dazu oder zu einem Fuß eines heiligen Bildes dienen müssen. Wenigstens macht der herum gelegene Schut von Steine die Mutmaßung, daß daselbst ein klein halbrundes oder rundes Gebäude gestanden."
Herr Dr. Schwartz sagt in einem Bericht 1939 in der Prenzlauer Zeitung nachstehendes: Das Kreuz wurde vermutlich von seinem Ursprungsort um 1720 oder 1742 entfernt, als man die Vorwerke des Blindower Tores abriß. Es kam zum städtischen Bauhof und lag dort längere Zeit, bis es auf Veranlassung des Landrats 1839 auf die Wegegabel der Straßen nach Pasewalk und Brüssow und hier durch Eisenklammern auf einen Granitsockel gesetzt wurde. Als 1905 die spitze Wegegabel abgerundet wurde, erhielt es seinen Standpunkt einige Meter westlich der bisherigen Stelle am Rande des Bürgersteiges. 1922 wurde das aus Kalkstein bestehende Kreuz aus Mutwillen umgestoßen und zerbrach in mehrere Teile, sodaß eine Aufstellung in alter Weise nicht mehr möglich war. Es kam deshalb ins Prenzlauer Museum und ziert seit 1930 den Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters.
Umfangreich sind die Sagen um dieses Flurkreuz. Eine derselben ist bereits beim Ellinger Kreuz behandelt. G. Metscher - Aus alten Tagen) bringt folgendes: Zwei Prenzlauer Brüder, von denen der eine in pommerschen Diensten stand, töteten sich bei einer Fehde 1399 vor dem Blindower Tor, ohne sich zu erkennen. Als Erinnerung errichtete der Vater dieses Mahnmal, das sich dauernd warm anfühlt von dem in die Erde gedrungenen Blut der Gebrüder.
In einem Vortrag vor 1900 berichtet der Lehrer emer. Schubert (1921) stark gekürzt folgendes: In unserer Landschaft wohnten einst Sueven und in der Stadt der Unterstamm der Wahnen unter ihrem Herrscher Prionis, der in der Gegend des späteren Dominikanerklosters wohnte und 7 Fuß groß war. Sein Sohn Odur heiratete Freya, die Tochter eines pommerschen Fürsten, und verschwartd eines Tages spurlos. Sein Onkel Longinus suchte vergeblich nach dem Verschollenen und starb bald darauf in Prenzlau. Die Asche seiner Leiche wurde unter dem damals noch hölzernen Kreuz beigesetzt.
Weitere Sagen und Märchen, teilweise recht erheblichen Umfanges, mögen hier unerwähnt bleiben, da sie inhaltlich immer wieder einen Brudermord aufführen. (Hinrichs 1969)

Steinkreuz aus Granit, 1,9m hoch, 80cm breit. Nicht mehr an der ursprünglichen Stelle. Bekmann erwähnt es 1751; in Prenzlauer Akten kommt es 1753 vor. Vor dem Landhause in der Stettiner Straße, wo es jetzt steht, hat es nicht immer gestanden. 1839 gedachte Landrat von Stülpnagel-Dargitz "das alte steinerne Kreuz, welches auf dem hiesigen Bauhofe liegt", zu einem Erinnerungszeichen an die Kapitulation des Hohenlohe'schen Korps auf einen Plan vor dem Stettiner Tor zu versetzen. Dieser Stein - so meinte der Landrat - liegt unbenutzt auf dem besagten Hofe, und würde als altes Denkmal des Prenzlauer Weichbildes sich umso mehr hierzu passen. Die Versetzung ist jedoch unterblieben.
Dagegen wurde das Kreuz von einem Schmiedemeister unter Verwendung starker eiserner Klammern repariert und an seinem jetzigen Platz wieder aufgerichtet.
Über Alter und Bedeutung des Steinkreuzes ist nichts bekannt. Es soll, so berichtet die Fama, vor Jahrhunderten als Sühnekreuz für einen Brudermord errichtet worden sein. (Schmidt 1916)

Sage: 1. Zwei Prenzlauer Brüder, von denen der eine in pommerschen Diensten stand, töteten sich bei einer Fehde 1399 vor dem Blindower Tor, ohne sich zu erkennen. Als Erinnerung errichtete der Vater dieses Mahnmal, das sich dauernd warm anfühlt von dem in die Erde gedrungenen Blut der Gebrüder.
2. Noch jünger ist die dritte Überlieferung des Volksmundes. Sie verbindet das Ellinger Kreuz mit einem zweiten Kreuz, das einst am Abzweig Brüssower Straße in Prenzlau und später vor dem alten Landratsamt stand. Danach kam es zwischen zwei Offizieren, einem Prenzlauer und einem Pasewalker zu einem Zweikampf am Blindower Tor. Tödlich verwundet brach der eine am Tor zusammen, während sich der andere noch bis Ellingen schleppte, wo er dann starb. An beiden Stellen sollen später die Kreuze errichtet worden sein.

Quellen und Literatur:
Bekmann, Johann Christoph / Bekmann, Bernhard Ludwig - VI. Steinerne Kreuze, in: Von den Alterthümern der Mark, Erster Band, II.Theil, Sp.452, Berlin 1751
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, 1916
Schubert - Eine Legende von dem "steinernen Kreuz" vor dem Stettiner Tor in Prenzlau, in: Uckermärkischer Kurier vom 20.3.1921
Hinrichs, Alfred - Alte Denkmale der Stadt Prenzlau, (maschinenschriftlich) 1961
Hinrichs, Alfred - Die Flurkreuze des Kreises Prenzlau, in: Deutscher Kulturbund Neubrandenburg. Bezirkskommission Natur und Heimat. Mitteilungen des Bezirksausschusses für Ur- und Frühgeschichte, Nr.16, 1969
Schoknecht, Ulrich - Aus der Arbeit im Bezirk Neubrandenburg 1968/69. Erfassung der Steinkreuze, in: Deutscher Kulturbund Neubrandenburg. Bezirkskommission Natur und Heimat. Mitteilungen des Bezirksausschusses für Ur- und Frühgeschichte, Nr.16, 1969
Prenzlau-Online
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine