Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Biberach

Erolzheim


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PLZ: 88453

GPS: N 48° 5,242', O 10° 3,758'

Standort: Westlich ausserhalb des Ortes an der L 299 nach Ochsenhausen, oben an der Steige, am Waldeck, nördlich der Strasse.

Größe / Material: 140:100:32 / Muschelsandstein

Geschichte: Großes an Kopf und Schaft stark verbreitertes Tatzenkreuz. Gut erhaltener Zustand, normal verwittert.
Dies ist mit einer Höhe von 140cm und einer Breite von 100cm das grösste Sühnekreuz im Kreis Biberach. Allerdings nennt Nägele (1913) mit einer Höhe von 124 bis 132cm eine etwas geringere Höhe. Vermutlich war es früher tiefer im Boden eingelassen.
Ein Sühnevertrag zu diesem Steinkreuz ist nicht bekannt. Ebenso keine Urkunden, dass es sich um einen Freistein mit Asylrecht handelt, wie es bei Nägele erwähnt ist.
In der Urkarte von 1826 ist 725m südwestlich des heutigen Standortes ein Kreuz an der Strasse Erolzheim-Bechtenrot eingezeichnet. Die Beschreibung von Nägele (1913) "Zwischen Erolzheim und Bechtenrot" entspricht auch eher diesem Standort. Von einer Versetzung ist allerdings nichts bekannt, dies bleibt spekulativ. Allerdings schrieb Nägele fälschlicherweise "Edenkoben" statt "Erolzhelrn", offensichtlich eine Verwechslung.
Beim Kreuz-Symbol in der Urkarte ist für das angrenzende Grundstück die Flurbezeichnung "Kreuz-Äcker" genannt.
Anlässlich von Straßenbaumaßnahmen wurde das Steinkreuz 1995 unter Aufsicht der Denkmalpflege im Landratsamt geborgen und um ein paar Meter versetzt wieder eingebaut. Das Kreuz wurde in voller Länge sichtbar (172cm). Der Untergrund am Standort wurde bei dieser Gelegenheit untersucht. Es fanden sich keine Beigaben oder gar Skelette. Sagen, dass hier französische oder andere Soldaten begraben seien, sind somit widerlegt worden. (Angele 2012)

Ca. 800m ab Ortsmitte, rechts an der Straße nach Bechtenrot, kurz vor Waldende auf einer Böschung.
Maße: H 135, B 95, T 32, HK45, LA 35 bzw. 25, AK 32-75, AA 26-37 bzw. 26-34, AS 40-100. Konglomerat.
Form: Asymmetrisches, riesenhaftes, vor allem an Kopf und Schaft verbreitertes Tatzenkreuz.
Datierung: Ende 15./16.Jh.
Volkstümliche Überlieferung: "...Schwedenkreuz, dort soll es umgehen; Leuten sitzt der Geist auf, daß sie schwitzen. (Losch 1981)

   Zwischen Edenkoben und Bechtenrot steht eines der schönsten Keilformkreuze. Es mißt 1,24m in der Höhe vorne, rückwärts 1,32 (Kopfstück nur 32cm); 0,96m in der Breite (oberste 0,76, unterste 0,95), in der Vierung bis auf die Hälfte sich verjüngend: am Außenrand der Querarme ist die Höhe 0,40m, innen nur etwa 0,20m, also eine ganz auffallende spitzwinklige, deutschordenskreuzartige Form. Das Gestein ist Nagelfluh. Nach der handschriftlichen Chronik von Erolzheim, verfaßt von dem ehemaligen Lehrer und Schultheiß Bär, dem Gönner des jungen Künstlers und späteren Professors J. v. Kopf (gest. 1903 in Rom), wird das Kreuz zu den sog. Freisteinen mit Asylrecht gezählt. (Nägele 1913)

7. Ein sogenanntes Andreas- oder spanisches Kreuz von Stein 5' hoch 3' breit und 1½' dick, als Zeichen der Sühne errichtet auf dem Platze eines Mords oder Todschlags befindet sich an der Bechtenrothersteige. (Bär 1894)

Sage: Bei Erolzheim ist ein sog. Schwedenkreuz, dort soll es umgehen; Leuten sitzt der Geist auf, daß sie schwitzen. (Bierlinger 1874)

Quellen und Literatur:
Birlinger, Anton - Aus Schwaben. Sagen, Legenden, Aberglauben, Sitten, Rechtsbräuche, Ortsneckereien, Lieder, Kinderreime. 1.Band, Wiesbaden 1874, S.207, Nr.12
Bär - Chronik der Gemeinde Erolzheim, 1894, S.185
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.412
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.313
Angele, Hans und Johannes - Sühnekreuz im Kreis Biberach, 2012, S.92-95
recherchiert und bebildert von Johannes Angele, Ochsenhausen (Fotos von 2006)


Sühnekreuze & Mordsteine