Deutschland Baden-Württemberg Kreisfreie Stadt Freiburg im Breisgau

Freiburg i.B.


Tafel auf der
Rückseite der
Kapelle

Blick zum Standort

Detail der Inschrift

Einer der beiden
Stiefel an den
Seitenflächen
des Schaftes

Abbildung bei
Losch (1972 / 1981)

PLZ: 79114

GPS: N 48° 0,340', O 7° 49,165'

Standort: Zwischen Freiburg und dem Stadtteil Betzenhausen, in der Anlage bei der Kirche St. Albert-Bischofslinde, "Sundgauallee 9".

Größe / Material: 133:69:25 / Buntsandstein

Geschichte: Benennung: "Bischofskreuz". Kreuz auf einem Sockel (110:60-110:43).

Im Stadtgebiet Freiburg befindet sich eines der berühmtesten Steinkreuze von Baden-Württemberg, das Bischofskreuz von Betzenhausen. Es war mit einer der ältesten Jahreszahlen versehen, die man auf Steinkreuzen kennt. Vorübergehend wurde das Kreuz zu einem vielbesuchten Wallfahrtsziel. Nicht geklärt ist bis heute, ob es sich um ein Sühnekreuz aus rechtlicher Verpflichtung oder um ein freiwillig gestiftetes Gedenkkreuz handelt.
Das Kreuz steht auf einem hohen Steinsockel (1812) in einer kleinen Schutzkapelle (1903). Straßenname westlich der Kirche: "Am Bischofskreuz". Linker Arm fehlt fast ganz. Kopfende beschädigt. Ecken am Armende abgebrochen. Absplitterung am rechten unteren Winkel. Schleifrillen auf dem rechten Arm und Kopf. Leicht geschwungenes, regelmäßig verbreitertes, langbalkiges Tatzenkreuz mit besonders hohem Kopf und hohem Schaft.
Zeichen: Jeweils ein Stiefel in den beiden Seitenflächen des Schaftstücks eingerillt. Vermutlich aus der Zeit der Wallfahrten wegen Kinderkrankheiten.
Inschrift: Im Querbalken und oberen Schaftteil gotische Schriftreste zwischen Zeilen. Sie sollen den Namen Konrad von Lichtenberg und die Jahreszahl 1299 enthalten haben. Es würde sich um eine der ältesten Jahreszahlen auf einem Steinkreuz handeln, die bekannt geworden ist. Die gotische Form des Kreuzes stimmt mit dieser Datierung überein.
In der Kapellenwand befindet sich eine Gedenktafel mit dem Text: "Dieses Kreuz wurde errichtet zur Sühne für den Tod des Bischofs von Straßburg, Konrad von Lichtenberg. Er fiel im Kampf gegen die Stadt durch die Hand eines Freiburger Metzgers am 29. Juli 1299. Zur Erhaltung seines ehemaligen Zustandes neu gefaßt durch die Stadt Freiburg i. J.1903."
In den zahlreichen Untersuchungen über das Bischofskreuz wurde während der zwanziger Jahre vor allem eine Auseinandersetzung darüber geführt, wie die tödliche Verwundung des Konrad von Lichtenberg im einzelnen zustande kam und ob das Steinkreuz als eigentliches Sühne- oder einfaches Gedenkkreuz zu betrachten sei. Gesichert scheint zu sein, daß der Bischof 1299 bei einem Streit zwischen Adel und Bürgertum ums Leben kam. Beide Gruppen seien sich bewaffnet gegenübergestanden, als ein Metzger aus der Reihe der Bürger plötzlich einen der Anführer der Gegenseite, Konrad von Lichtenberg, umbrachte, ohne daß es zu weiteren Kampfhandlungen kam. Diesem historischen Ereignis entsprechen Name und Jahreszahl auf dem Kreuz. (Losch 1981)

Eine Zeitlang war das Bischofskreuz in den Altar einer Kapelle eingemauert und wurde als Wallfahrtsziel aufgesucht. Man glaubte, der als heilig verehrte Konrad von Lichtenberg sei hier beerdigt, und suchte seinen Beistand für kranke Kinder. Heinrich Schreiber berichtet: "Früher wurde es durch eine darüber aufgeführte Kapelle, in deren Altar es eingemauert und die mit einer Menge von Kinderkäppchen, als Weihgaben, ausgestattet war, geschützt. Es hatte sich nämlich während mehr als fünf Jahrhunderten die geschichtliche Bedeutung dieses Denkmals in dem Gedächtnisse des Volkes verwischt, und dafür die Sage geltend gemacht: hier sei ein Heiliger beerdigt, der in Kindesnöthen und Kinderkrankheiten Beistand leiste. Dadurch war diese Kapelle nach und nach das Ziel vieler Wallfahrten, besonders aus dem Elsaß geworden. In neuerer Zeit hielt man es, um diesem Aberglauben zu steuern, für geeigneter, sie abzutragen und das Kreuz an die Kirchenwand des benachbarten Pfarrdorfes Lehen zu versetzen, woher es jedoch bald wieder an seine ursprüngliche Stelle zurückkehrte. Hier steht es nun im Freien, jeder Witterung und Rohheit preisgegeben, so daß seine baldige Zerstörung zu gewärtigen ist, obgleich es zu den merkwürdigsten Denkmalen gehört, welche Freiburg in seiner Umgebung besitzt. (Festschrift 1964)

[...] Der Reichtum der Stadt weckt ständig die Begehrlichkeit Graf Eginos von Freiburg (Stadtherr). Immer neue Geldforderungen seitens der Regierenden sind nicht nur heute, sondern waren schon damals den Leuten ein Ärgernis. Die Freiburger wollen nicht mehr zahlen, als König Rudolf 1279 entschieden hatte. So muss der König 1289 erneut zwischen den Parteien schlichten [...]
[...] Diese Neuregelungen bewähren sich bereits 1299 beim Streit - wiederum ums Geld - zwischen den Bürgern und dem Grafen. Als die zahlungsunwilligen Freiburger vom Oberlindenplatz aus mit Wurfmaschinen die untere Burg Eginos beschießen, ruft der seinen Schwager Konrad von Lichtenberg, den Bischof von Straßburg, gegen die rebellischen Bürger zu Hilfe: In dem jar als man zalt von der geburtt Christi unsers Herren 1299 umb S. Jacobs tag/ do wardt die stadt Freyburg in Breisgaw belegert/ von Herr Cunraten von Liechtenberg dem Bischoff zu Strasburg/ unnd stürmbt die Stadt/ do lieffen aus der stadt heraus viel frischer knecht unnd dapfere burger/ die stachen mit den feinden/ unnd als der Bischoff sein volck im heer anweiset/ do waget sich ein burger von Freyburg/ der was ein metzger [er hieß Hauri]/ der lieff in die feindt/ unnd stach ein spies in den Bischoff/ als das geschah/ do zog menigklich unnd der gantze hauff aller gleich von dannen ab/ und wardt der krieg geendet als der Bischoff erstochen was (Schilter 1698)
Als Bischof hätte er sich wohl besser um das Seelenheil seiner Schäfchen als um deren korrekte Schlachtaufstellung gesorgt. (freiburgs-geschichte.de)

Sage: Das Bischofskreuz bei Lehen. Poetische Sage aus dem Jahre 1867.

Quellen und Literatur:
Schilter, Johann - Chronicke Der Stadt Freyburg im Brisgaw, Verlegt und getruckt durch Jostas Städel Im Jahr Christi 1698
Schreiber, Heinrich - Das Bischofskreuz bei Lehen., in: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau und ihrer Umgegend, Freiburg i.Brg. 1867, S.67ff
Beiträge zur Geschichte des Dorfes Gündlingen im Breisgau (Festschrift zur Einweihung der neuen Volksschule am 28. November 1964). Gündlingen 1964, S.43, Abb.10; S.39, Abb.9
Losch, Bernhard - Die Flur-Steinkreuze in Baden-Württemberg, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1.Jg., 1972, H.4, S.32
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
freiburgs-geschichte.de
recherchiert und bebildert von Gunter Marx, Löhne
Ergänzungen von Manfred Beck, Wutha-Farnroda


Sühnekreuze & Mordsteine