Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Esslingen

Plattenhardt (I - V) / OT von Filderstadt
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Plattenhardt I Plattenhardt II Plattenhardt III Plattenhardt IV Plattenhardt V

Abbildung bei
Losch (1980)

Abbildung bei
Weißer (1929)

PLZ: 70794

GPS: N 48° 39,524', O 9° 12,122'

Standort: An der alten Straße nach Bernhausen, ca. 600m nordöstlich der Ortsmitte, in der "Mörikestraße".

Geschichte: Von den einst sechs oder sieben Sühnekreuzen sind nur noch fünf erhalten, von dreien gar nur noch der Stumpf. Die Kreuze sind in den 1960er Jahren an dieser Stelle neu aufgestellt worden. Sie stammen aus dem 15. oder 16.Jahrhundert. [...] (Kapff / Wolf 2000)

An der alten Straße nach Bernhausen, ca. 600m nordöstlich der Ortsmitte; Steindenkmalstätte unter einer Linde. In den sechziger Jahren wurden die Kreuze bzw. Torsi im Halbkreis um eine junge Linde neu aufgestellt, und zwar an der selben Stelle, an der früher sechs bis acht Steinkreuze unter einer alten Linde standen. (Losch 1980)

Sechs bis acht steinerne Kreuze sollen früher bei Plattenhardt Krs. Esslingen gestanden sein, drei erhaltene sowie die Reste zweier weiterer Kreuze konnten für eine Neuaufstellung noch geborgen werden. [...]
In diesen Zusammenhang gehören auch Äußerungen, die dem Steinkreuz übernatürliche Kräfte zuschreiben: man suchte bei ihm Hilfe gegen Krankheit und Seuchen; vom Steinkreuz abgekratztes Steinmehl wurde als Heilmittel verwendet. [...] Nur selten kann man darüber heute noch etwas hören, aber viele Kreuze tragen sichtbare Spuren der ihnen beigemessenen Heilkraft: kleine runde Vertiefungen, in denen das Steinpulver ausgeschabt wurde. Meistens befinden sich die Aushöhlungen auf der Ansichtsfläche der Kreuze, aber häufig auch auf der Oberseite von Kopf und Armen; eine ganze Reihe von Kreuzen weist gleich mehrere solcher Schabstellen auf (Plattenhardt, Krs. Esslingen, Melchingen Krs. Hechingen) Teilweise finden sich auch künstliche Rillen auf Steinkreuzen, die dem gleichen Zweck wie die runden Vertiefungen ihre Entstehung verdanken mögen (Tüngental Krs. Schwäbisch Hall, Lampenhain Krs. Heidelberg). (Losch 1968)

   Nr.4. Linde mit Steinkreuz bei Plattenhardt, wenige Schritte südöstlich der Straße Plattenhardt - Bernhausen. Aufgenommen im März 1928.
Größe des Kreuz-Stammes 1,30 Meter über Boden, 0,90 Meter Armbreite, 0,30 Meter Steinstärke, Stubensandstein; Front nach Plattenhardt. Auf dem Bild links im Hintergrund Häuser von Bernhausen. Rechts der Linde, stecken noch zwei weitere Kreuze bis über ihre Arme im Boden.
Ein weiteres Kreuz fiel vor einigen Jahren (nach 1918) dem Feldwegbau zum Opfer. Einst sollen acht Kreuze unter der Linde gestanden sein.
Welches Vorkommnis gab Anlaß zum Setzen dieser Steine? Es geht eine alte Sage im Dorf, wonach im frühen Mittelalter, um's Jahr 1100, in Plattenhardt "im Laihle" (Lehen, Löhle oder Lauh?) ein Schloß gestanden sei, in dem ein Edelmann mit sechs Söhnen, wovon fünf ein gottvergessenes Leben führten, gahaust haben soll.
Beim Heimreiten von einem Turnier, daß im Schloßhof zu Hohen-Neussen ausgetragen wurde, und wobei der gutmütige brave Junker den silbernen Siegeskranz errang, sei es am Platz der heutigen Linde zur offenen Fehde unter den Brüdern gekommen. Sie hätten ihre Schwerter gezogen und sich bekämpft, bis einer um den anderen totwund zusammensank. Der Vater sei aus Gram darüber am Schlagfluß gestorben; das Schloß spurlos zerfallen. Auf dem Kampfplatz aber seien sechs Kreuze errichtet worden zur ewigen Erinnerung an diesen traurigen Vorgang.
Soweit die Sage. Nun sei aber auch vom Boden unserer Heimat-Geschichte aus eine Erklärung der Plattenhardter Steinkreuze versucht.
Plattenhardt ist eine uralte Niederlassung. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in frühester Zeit, etwa ums jahr 900, Plattenhardt der Sitz eines Urmaierhofs gewesen ist, eines Ding- oder Herrenhofes mit Zwing- und Banngewalt, eine Einrichtung, die noch ganz auf dem Boden des germanisch-alamannischen Rechts fußte. Mit diesem Urmaierhof war auch das Maiergericht verbunden, das dann später auf die Grundherrn, niederadelige Herrschaften, Ritter und Vögte übergegangen ist, wobei ein jedes dieser Gerichte zu Recht bestand. So hatte bis zum Jahr 1460 jede Stadt ihr eigenes Stadtrecht und beinahe jeder Ort seine besonderen Rechtsgewohnheiten. Auch Plattenhardt hatte eigenes Gericht unter dem Dorf-Vogt (Schultheiß). So wird z.B. 1554 urkundlich bezeugt, daß der Ort Harthausen auf Verordnung des Herzogs Christoph dem Amt Stuttgart und dem Gericht Plattenhardt zuzuschreiben sei. Erst vom 27.November 1460 ab wird in schwierigen Fällen, also in Blutgerichtsfällen (Malefizsachen) entgegen den seitherigen Ortsprivilegien ein Rechtsspruch nicht allein vom Ortsgericht, sondern auch von den neu errichteten Landhofmeisterstellen, den Kanzlern und Räten eingeholt. Für den Uracher Landesteil war der Sitz des Landhofmeisteramtes in Tübingen, für den "Ulrich"schen Landteil war er in Stuttgart.
Das Blutgericht übte von da ab der Vogt (Oberamtmann) in Stuttgart. "Dadurch ist aber nicht ausgeschlossen, daß früher ein Vorbesitzer der Herrschaft (also der Plattenhardter-Herrschaft) dortselbst oder durch einen Beamten auch über Malefizsachen zu Gericht saß. Ob nun die Plattenhardter Steinkreuze mit dieser Gerichtsbarkeit in unmittelbarem Zusammenhang stehen, ist freilich damit nicht erwiesen. Aber es wird doch sehr wahrscheinlich, daß die Olattenhardter-Linde die Stätte eines alten Gerichtssammelplatzes ist, eine Parallele zu dem uralten (Gerichts-)Lindenplatz zu Echterdingen.
Neben der Möglichkeit eines Gerichtsplatzes kann der Platz um die Plattenhardter Linde auch als Begräbnisstätte "abgeleibter Personen" gedient haben. Abgeleibte Personen, die von der Kirche und den Gesetzen nichts wissen wollten, mußten nach der hochfürstlichen wirtemberg. Criminal-Ordnung nächtlicherweise unter das nächstgelegene Hochgericht begraben werden. Ebenso war das Begraben auf freiem Felde, da wo ein Zweikämpfer, ein Raufbold, ein Wegelagerer fiel, allgemein üblich. Auf diese Feldbegräbnisse geht der Ausdruck "verschlagen", d.h. heimlich begraben, zurück.
So mag es sein, daß die Feldkreuze im Schatten der Linde zu Plattenhardt eine solche, jahrhundertealte Begräbnisstätte anzeigen. Linde und Steinkreuz stehen ja in rechtsgeschichtlicher Bedeutung in einem Verwandtschaftsverhältnis zueinander seit uralten Zeiten. (Weißer 1929)

Sage: 1. Beim Heimreiten vom Turnier sollen sechs Brüder, Söhne des Schloßherrn von Plattenhardt, in Streit geraten sein und sich mit ihren Schwertern umgebracht haben.
2. Sieben Söhne eines Ritters, die von einer Fehde heimkehrten, haben sich gegenseitig erschlagen.
3. Eine dritte Version berichtet von einem Streit zwischen Bernhauser und Plattenhardter Burschen um ein Mädchen, das auf dem Heimweg von der Spinnstube war. Sechs Burschen und der Plattenhardter Pfarrer, der schlichten wollte, seien dabei erstochen worden. (Losch 1980)

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111
aktuelle Aufnahmen von Thomas Schnepf, Reutlingen (Fotos vom 14.02.2011)
Ergänzungen von Leopold Hessek, Neckarsulm



Plattenhardt (I) / OT von Filderstadt
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Größe / Material: 130:90:28

Geschichte: Beim großen Kreuz (I) Vertiefungen auf den Außenflächen; auf dem Kopf ein eingekerbtes Kreuzzeichen, jedoch stark ausgewaschen.
Form: Tendenz: breit im Längsbalken, lang im Querbalken; Armlänge differiert leicht; am Schaftende auf der einen Seite auslaufender Fuß sichtbar.
Datierung: ca. 15./16.Jh. (Losch 1980)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111



Plattenhardt (II) / OT von Filderstadt
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Größe / Material: 90:62:29

Geschichte: Auch beim mittleren Kreuz (II) auf dem Kopf ein ausgewaschenes Kreuzzeichen. Einseitig Bearbeitungsspuren; Schrammen im unteren Teil des Schafts. Der zerbrochen gewesene Schaft ist mit Zement restauriert.
Form: wuchtig, mit breitem Längsbalken, leichter Schaftverbreiterung und kaum unterschiedlicher Armlänge.
Inschrift: Vertiefungen bei (II) könnten von einer Jahreszahl herrühren.
Datierung: ca. 15./16.Jh. (Losch 1980)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111



Plattenhardt (III) / OT von Filderstadt
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Größe / Material: 40:50:25

Geschichte: Das kleine Kreuz (III) ist bis über die untere Querbalkenhälfte eingesunken; Kopfbalken einseitig leicht beschädigt.
Form: soweit erhalten und sichtbar: der nach oben verschmälerte Kopf schwingt über ausgerundete Winkel zum Querbalken.
Datierung: ca. 16.Jh. (Losch 1980)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111



Plattenhardt (IV) / OT von Filderstadt
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Größe / Material:

Geschichte: Von zwei weiteren Kreuzen (IV, V) sind nur noch die Längsbalken erhalten. (Losch 1980)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111



Plattenhardt (V) / OT von Filderstadt
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Größe / Material:

Geschichte: Von zwei weiteren Kreuzen (IV, V) sind nur noch die Längsbalken erhalten. (Losch 1980)

Sage: siehe oben

Quellen und Literatur:
Böhm, Chr. / Buck, A. / Fischer, K. - Das Amtsoberamt Stuttgart, Vaihingen a.F. 1915, Nachdruck von 1983, S.85-86
Weißer, Rudolf - Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen, Vaihingen-Stuttgart 1929 S.72-75, Nr.4
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.19, 109, 114
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S.17, 22
Kapff, Dieter / Wolf, Reinhard - Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser, Kleindenkmale in Baden-Württemberg, hrgg. vom Schwäbischen Heimatbund, 2000, S.111


Sühnekreuze & Mordsteine