Deutschland Hessen Odenwaldkreis

Erbach (I - III)


Aufnahme
um 1930
(Dr. Heinrich Grund)

Zeichnung von 1871,
der Malerin Emma von Strzemieczna († 1913)
Odenwald-Museum in Michelstadt

PLZ: 64711

GPS: N 49° 39.854', O 9° 2.310'

Standort: An der B 47 Richtung Eulbach, kurz vor der Gaststätte Habermannskreuz, wenige Meter abseits der Straße.

Größe / Material: links: 110:50:20 / Sandstein
mitte: 55:78:22 + 42:38:10 / Sandstein
rechts: 95:50:16 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz wird bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Von den beiden äußeren Kreuzen sind nur die Bodenplatten original, das mittlere Kreuz war abgebrochen und wurde zunächst falsch herum auf den Sockel gesetzt, um 1934 war es wieder umgefallen. Bei der Renovierung wurde das alte Kreuz zwar richtig herum auf den Sockel gesetzt, aber 1974 noch ein zweites Kreuz aufgesetzt. Die beiden äußeren Kreuze sind aus jeweils drei Teilen plump zusammengesetzt!

K.F.Azzola schreibt dazu in der Zeitschrift "Der Odenwald" 2001, S.173: "Bedauerlicherweise wurde dem spätmittelalterlichen Steinkreuzrest im Jahr 1974 ein junges, kleines Steinkreuz aufgesetzt. Die zuständige Kreisdenkmalpflege bleibt aufgefordert, einen Steinmetzen mit der Entfernung dieses unzulässigen Aufsatzes zu beauftragen. Dadurch ließe sich der spätmittelalterliche Steinkreuzrest zurückgewinnen, danach wäre er wieder in das Verzeichnis der Kunstdenkmäler des Odenwaldkreises aufzunehmen. Demgegenüber sollten die beiden flankierenden Produkte des Jahres 1974 als abschreckende Beispiele erhalten bleiben."

Aus dem Umfeld der Kreuze wird aus der Zeit um 1800 eine Anekdote berichtet, die darauf beruht, dass sich in der Nähe des Habermannskreuzes ein Mann namens Hauchschmidt erhängt hatte. Ein paar Handwerksburschen hatten sich Mut angetrunken, um der Volkssage auf den Grund zu gehen, wonach ein Selbstmörder am Ort seines Todes spukte. Der Erbacher Redakteur Ernst Franz hat die Geschichte 1912 niedergeschrieben (Forstrat Louis in Eulbach, 2.Aufl. Erbach 1959):

Der Forstmeister, als er gemerkt, was sie vorhatten und Miene machten zum Aufbruch, zahlte in der Stille seine Zeche, schlich voraus und legte sich beim Sattlerschlag in Hinterhalt. Nicht allzulange, es schlug 12 Uhr im Tale, hörte man die tapfere Heldenschar bergauf kommen, um ihren Mut zu beleben, unaufhörlich schreiend und rufend: "Hauchschmidt erschein! Hauchschmidt erschein!" Sie hatten den Forstmeister passiert; der stärkste und dickste, dem das Ansteigen sauer geworden, einige zwanzig Schritt zurück hinter dem Haufen. Dem sprang der sich leise heranpürschende Forstmeister plötzlich von hinten auf den Buckel: das bramarbasierende Geschrei war ebenso schnell verstummt; tief stöhnend schleppte das Opfer seines herausfordenden Mutes die 160 Pfund des vermeintlichen Geistes mit vor Angst perlender Stirn; der übrige Troß stob auseinander beim ersten Aufschrei ihres Kameraden. Nachdem er sein Opfer ein Stück Weges huckepack geritten, gab ihm der Forstmeister beim Abspringen einen Stoß in den Wald rechts und verschwand hinter den Bäumen auf der entgegengesetzten Seite. Am andern Morgen stand es fest ... der Hauchschmidt ist in der Nacht einem erschienen und geht leibhaftig um ...

Ludwig Ganghofer, ein Enkel des Forstrats, hat die Geschichte in seiner Autobiographie etwas anders erzählt (Buch der Kindheit, 41. Auflage S. 33 f.):

An der Waldstraße zwischen Erbach und Eulbach stand ein Sühnestein. Da hatte man einen Mörder, den Haugschmied, an der Stätte der verübten Mordtat hingerichtet. Natürlich geisterte die Seele des Haugschmieds an diesem gruseligen Platze. Davon sprachen in einer Mondnacht zwei Handwerksburschen, die nach Eulbach wanderten. Und einer der beiden, um seinen Mut zu beweisen, schrie beim Henkersteine dreimal: "Haugschmied, erscheine!" Brüllend fuhr das Gespenst aus dem Straßengraben heraus, sprang dem Handwerksburschen auf den Rücken und ließ sich von dem Erschrockenen, der ein keuchendes Rennen begann, bis zum Jagdschlosse des Grafen Erbach tragen. Nach dieser dunklen Geschichte lag ein fieberkranker Handwerksbursch vier Wochen lang im Eulbacher Forsthaus, wurde gut gepflegt und nach seiner Genesung vom schmunzelnden Hausherrn mit reichlichem Viatikum und der Lehre entlassen: "Ein Menschenkind soll wedder den Herrgott noch en Deibel versuche!" Aber die Rolle eines Gespenstes hat der Hausherr niemals wieder gespielt. Denn der Spaß war ihm teuer zu stehen gekommen.

Anmerkung: In der 1998 herausgegebenen "Denkmaltopographie" ist ein Kreuz bei Dorf-Erbach tatsächlich nicht enthalten. Das Habermannskreuz wurde stattdessen beim näher gelegenen Stadtteil Ernsbach aufgenommen.

Sage: 1. Die drei letzten aus dem Geschlecht derer von Habern sind hier zu Tode gekommen.
2. Hier starben drei Handwerksburschen
3. Drei Hafermäher brachten sich mit ihren Sensen gegenseitig um.

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Erbach (IV)


Zustand 2012
Foto: Nitschke

Abbildung bei
Mößinger (1962)

GPS: N 49° 39,445', O 8° 59,550'

Standort: Im Schlosshof, rechts im Eingangsbereich.

Größe / Material: 220:50:26 / Sandstein

Geschichte: Der Bildstock wird von Mößinger (1962) - ebenso wie der von Finkenbach - der Gotik zugeordnet. Vor dem Bildstock ein Blumenopfer.

Im Hof des Schlosses zu Erbach, an der Hofwand des Eingangsbaues befestigt, steht ein hoher Bildstock, dessen Oberteil eine ganz andere Form als die weithin üblichen Häuschen aufweist (Abb. 27). Ein schmaler, hoher, nach oben sich verbreiternder und ganz oben eckig ausladender Stein sitzt auf einem einfachen Pfeiler, nur durch eine leichte Schräge von ihm abgesetzt. Die Nische, nicht sehr stark eingetieft, zeigt als Relief einen Christus am Kreuz und vier gotische Winkel in den Ecken, dem Maßwerk eines Fensters ähnlich. Die Gestalt des Heilandes ist leider durch Verwitterung so stark verletzt, daß eine Beurteilung der ursprünglichen künstlerischen Qualität nicht mehr möglich ist. Man kann nur noch ahnen, welch große Ausdruckskraft einst in der Figur vorhanden gewesen sein muß. Der obere Teil des Steines ragt dachartig ein wenig über die Seitenwände hervor. Die Überlieferung berichtet, daß dort bei der Arbeit am Dach des Eingangsbaues ein Dachdecker abgestürzt sei und den Tod gefunden habe. Zum Andenken an dieses Unglück habe man den Bildstock gesetzt. Eher möglich erscheint es, daß der Stein von irgendwoher in den Schloßhof gebracht wurde, wie es mit einem anderen vom Typ des Bildhäuschens geschehen ist, der am alten runden Turm seinen Platz gefunden hat. Ohne Zweifel ist der Bildstock mit den deutlichen gotischen Stilmerkmalen älter als der Bau, an dem er steht, der vom Ende des 16. Jahrhunderts stammt. (Mößinger 1962)

Sage: Die Überlieferung berichtet, daß dort bei der Arbeit am Dach des Eingangsbaues ein Dachdecker abgestürzt sei und den Tod gefunden habe.

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.31
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach
Ergänzungen von Karl-Heinz Nitschke, Mögglingen (Foto von Juli 2012)



Erbach (V)


Zeichnung bei
Mößinger (1962)

GPS: N 49° 39,423', O 8° 59,544'

Standort: Am Bergfried im Schlosshof.

Größe / Material: 207:41/30:28/25 / roter Sandstein

Geschichte: Der ursprüngliche Standort des Bildstocks mit heute leerer Häuschennische ist nicht bekannt. Der im Querschnitt rechteckige Schaft zeigt auf der Vorderseite ein kleines Beil, wahrscheinlich ein Berufssymbol des Bildstockstifters.
Inzwischen ist der Bildstock mit Efeu zugewachsen und kaum noch zu erkennen.

Sage:

Quellen und Literatur:
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.35
Teubner, H. / Bonin, S. - Kulturdenkmäler in Hessen, Denkmaltopographie des Odenwaldkreises, 1998,, S.280-281
Schäfer, Fritz - Bildstöcke im Odenwald, Verlag aurissa, Worms 1999, S.56.
recherchiert und bebildert von Volker Rumpf, Ebsdorfergrund (Foto von 2001)
Ergänzungen von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Erbach (VI)

GPS:

Standort: Auf dem Friedhof, an der Kapelle.

Größe / Material:

Geschichte:

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Gerdi Röske, Höchst im Odenwald (Foto von November 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine