Kijowice / Vogelgesang


Zustand im
März 2010
Foto: Reckzeh

Zustand im
Okt. 2009
Fotos: Zobniów

Foto: Reckzeh (2008)

Zeichnung bei
Liebig (1954)

Zeichnung bei
Petschelt (1926)

Skizze bei
Hellmich (1923)

PLZ:

GPS:

Standort: Man folgt in der Stadt Bierutów (Bernstadt) der Straße Nr.451 in nordwestliche Richtung, gleich am Ortsausgang den Abzweig, in südwestliche Richtung fahren, zu dem, jetzt nach Bernstadt eingemeindeten Dorf Vogelsang. Dieser Straße ist etwa 500m bis etwa 50m hinter dem Waldrand zu folgen, dort zweigt ein Waldweg in westliche Richtung ab, diesem ist etwa 100m zu folgen. Am Wegrand findet man das markante lateinische Kreuz.

Größe / Material: 241:109:12 / Granit

Geschichte: Ende Oktober 2009 informierten uns unsere polnischen Steinkreuzfreunde darüber, dass das Steinkreuz von Kijowice zerstört wurde. Wahrscheinlich sollte das Steinkreuz gestohlen werden und wurde dabei von den Dieben in mehrere Teile zerbrochen. Die Bruchteile wurden von den Steinkreuzfreunden gesichert.

Benennung: "Pestkreuz". Das Steinkreuz zeigt den eingemeißelten Kruzifix und einen auf Knien betenden Mann. Die in gotischen Majuskeln ausgeführte lateinisch Umschrift lautet nach Heś (2008): ICE IN ME ET MISER MEI † ANNO D[...] MCCCLVII IN DIE BEATE [...]IE • O[BIIT] • CONADUS [...]. Vor dem Steinkreuz mehrere Blumenopfer.
Das Steinkreuz war auch Motiv einer Ansichtskarte, welche u.a. anläßlich der Aufnahme von Polen in die EU am 1.05.2004 heraugegeben wurde.

Ein Steinkreuz in Vogelgesang / Kijowice befindet sich im Wald an der Straßenkreuzung nordwestlich vom Dorf. Es hat die Größe: 241x109x12. Das Denkmal zeigt den gekreuzigt Christus und einen auf den Knien betenden. Um die Einzeichnung ist folgende Inschrift erhalten: ICE IN ME ET MISER MEI † ANNO D[...] MCCCLVII IN DIE BEATE [...]IE • O[BIIT] • CONADUS [...]. Die Inschrift ist nicht komplett erhalten und man wird daraus die Identität des Betenden nicht mehr ermitteln können. Wir wissen über ihn nur, dass er im Jahre 1356 gestorben ist und sein Name Konrad war. Um solch ein Denkmal stiften zu können, musste er aus einer reichen Familie stammen. Konrad war ein Vertreter der lokalen Ritterschaft und stand wahrscheinlich mit dem Oelsener Herzog in Verbindung. Aus alten Quellen konnten drei Personen ermittelt werden, die den Namen Konrad trugen und nach 1357 nicht mehr genannt werden. Es waren: Konrad von Borsnitz, ein Sohn von Jan (erwähnt in Quellen aus der ersten Hälfte des XIV.Jahrhunderts), Konrad de Corczewicz (erwähnt im Jahre 1354 und 1356) und Konrad Filgut (erwähnt im Jahre 1357 als Besitzer von eines Anwesens in der Nähe von Vogelgesang / Kijowice). Das Denkmal ist kein typisches Sühnekreuz, kein Markstein und kein Moirekreuz. Im Laufe des XIV.Jahrhunderts entwickelten sich in Schlesien die Epitaphe künstlerisch weiter. Vielleicht handelt es sich bei diesem Denkmal auch um ein Epitaph. (Heś 2008)

[...] Eins der schönsten und wohl das größte von ganz Schlesien aber fand man bei Vogelsang, an der alten Heerstraße nach Breslau. Es ragt über 2 Meter aus der Erde. In die äußere Kreuzform war ein Kruzifix eingemeißelt. Zu Füßen des Heilands kniet eine Gestalt mit zum Gebet erhobenen Händen. Sie soll wohl den Mörder darstellen, der um Vergebung bittet. Die Inschrift um das Kreuz war schwer zu lesen, da der Rand, besonders auf der rechten Seite, stark beschädigt war Sie lautete, soweit ich mich erinnern kann, folgendermaßen: "Im Jahr 1347, am Tag der hl. Elisabeth, wurde hier der Ritter Konrad ermordet." Wer der Mörder war, konnte man aus der Inschrift nicht herauslesen. Es ist aber anzunehmen, daß er wohlhabend gewesen ist; denn die Bearbeitung und Aufstellung, des Kreuzes dürfte ziemlich kostspielig gewesen sein. Wahrscheinlich ist auch der Stein von weit her geholt worden; da man in unserer Gegend kaum solche großen Steinplatten fand.
Die Lücken auf der rechten Seite werden damit erklärt, daß die Bauern und Waldarbeiter ihre Sensen und Äxte daran gewetzt hätten. Sie glaubten, daß sie dadurch vor Unfällen geschützt seien und von dem Kreuz Kraft für Ihre schwere Arbeit empfingen. (Liebig 1954)

Sage: Einige Leute nennen es Pestkreuz. Nach anderen hat dort ein Brudermord stattgefunden, nach einer dritten Lesart hat an dieser Stelle ein Gutsbesitzer eine Magd erdrosselt. (Steller 1934)

Quellen und Literatur:
Hellmich, Max - Steinerne Zeugen mittelalterlichen Rechtes in Schlesien, Steinkreuze, Bildstöcke, Staupsäulen, Galgen, Gerichtstische. Liegnitz 1923, S.33 und Tafel 4
Petschelt, F. - Pestkreuz bei Vogelsang Kr. Oels. Heimatkalender für das frühere Fürstentum Oels, 2.Jahrgang für das Jahr 1926, die Zeichnung ist rechts vom Kalendarium Windmonat (November)
Steller, Walther - Steinkreuze und Erinnerungsmale in Niederschlesien, Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde, 34.Band, 1934, S.173
Liebig F - Steinkreuze, in: Oelser Heimatblatt, 3.Jg., Heft 19, Nr. 02/1954, S.6
Heś, Robert - Kamienny Krzyż w Kijowicach, in: Pomniki Dawnego Prawa, Nr.1, maj 2008, S.29-34 und Rückseite. Auf Seite 35 eine deutsche und tschechische Zusammenfassung.
aktuelle Infos und Aufnahmen von Klaus Reckzeh, Arnstadt (Fotos von 2006, 2008 und März 2010)
Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld
Ergänzungen von Daniel Wojtucki und Stanislaw Zobniów (Fotos von Oktober 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine