Deutschland Sachsen Lkr. Freiberg

Conradsdorf

PLZ: 09633

GPS: N 50° 57.048', O 13° 22.797'

Standort: Am nord-östlichen Dorfausgang (Richtung Falkenberg), am Nebengebäude des Pfarrhofes.

Größe / Material: 121:65:19-27 / Sandstein

Geschichte: Am 24.3.1937 aus dem Südgiebel der Pfarrscheune, wo es eingemauert gewesen war, durch Lehrer E. Rudolph, Hainsberg, Lehrer W. Korf, Conradsdorf, und weitere Helfer freigelegt und im Juli 1937 am heutigen Standort aufgestellt.
Man erkennt einen tief eingeritzten Spieß auf der Vorderseite. Nicht ganz sicher ist, ob die ortsgeschichtliche Überlieferung tatsächlich mit dem Kreuz in Verbindung steht:
Der abgebildete Spieß soll das Mordwerkzeug darstellen, mit dem ein gewisser Kantor Eckardt oder Eckert einen Kirchenräuber, den er auf frischer Tat ertappt hatte, zum Tode beförderte. Auch wenn ein unmittelbarer Zusammenhang dieser Tat mit dem Kreuz nicht historisch belegbar ist, so könnte es sich doch um das Sühnekreuz dieser Tat handeln. Manche gehen aber auch davon aus, daß die Einzeichnug des Spießes später in ein vorhandenes Kreuz vorgenommen wurde. (Wendt 1979)

Ein weiteres vermauertes Steinkreuz wurde erst am 14.5.2006 im nicht weit entfernten Naundorf entdeckt.

Sage:

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, S.53
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, S.21
Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.56
Rudolph, Edgar - Ein Steinkreuzfund in Conradsdorf bei Freiberg, in: Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde. 14. Jg., 1939, Heft 1, S.48



Ein Steinkreuzfund in Conradsdorf bei Freiberg
Von Edgar Rudolph, Hainsberg

1906 erwähnte Pfarrer Helbig in den "Mitteilungen des Vereins für Volkskunde S. 112" ein im Südgiebel der Pfarrscheune zu Conradsdorf bei Freiberg vermauertes Steinkreuz. 1928 schrieb Dr. Kuhfahl in seinem Steinkreuzwerk S.224, daß eine im Jahre 1913 erfolgte Nachsuche und Nachfrage vergeblich geblieben sei. Im Nachtrag zu seinem Steinkreuzwerk S.21 berichtet er aber 1936, daß ihn von einem alten Kenner des Conradsdorfer Pfarrhofes versichert worden sei, daß sich das Steinkreuz unbedingt noch dort befinden müsse, da es um 1880 als Hintergrund einer Gartenlaube sichtbar gewesen und zweifellos nicht entfernt worden sei. Diese Angabe machte mir Mut, an einem schönen Vorostertag des Jahres 1937 mein Glück auf "Kreuzfahrt" zu versuchen. Die Empfangsworte des Conradsdorfer Totenbetters, daß "ach, schon so viele gesucht und nichts gefunden hätten!", waren nicht gerade ermutigend. Aber dennoch ging ich ans Werk, und das Glück war mir hold. Kurze Zeit darauf gelang es mir, unter dem Putz das stattliche Steinkreuz aufzustöbern und freizulegen. Nachträglich stellte sich heraus, daß das Kreuz erst im Jahre 1905 bei Erneuerungsarbeiten an der Scheune leichtfertig überputzt worden war. Es bleibt unverständlich, daß selbst die ältesten Leute nicht das Geringste mehr davon wußten.
Das Steinkreuz hat die Form eines Eisernen Kreuzes. Es trägt einen Jagdspeer eingeritzt und an den Außenflächen der Kreuzarme im ganzen 11 "Rundmarken", die ähnlich den "Wetzrillen" in katholischer Zeit vermutlich bei abergläubischer Gewinnung von Steinstaub zu Heilzwecken eingerieben wurden. Das Steinkreuz ist wahrscheinlich ein Sühnekreuz für eine begangene Mordtat. Der Speer läßt auf einen Mord durch erstechen schließen. Leider soll sich von den im Conradsdorfer Kirchenbuch überlieferten Mordtaten keine auf die Steinkreuzsetzung beziehen lassen. Das wohlerhaltene Kreuz wurde im Sommer 1937 nahe dem Fundort an besser sichtbarer Stelle, am Eingang zum Kirchhof, wieder aufgestellt und gereicht nun dem Ort zur besonderen Zierde.
(Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde. 14. Jg., 1939, Heft 1, S.48)


Sühnekreuze & Mordsteine