Deutschland Sachsen Lkr. Mittweida

Fischheim


Einzeichnung mit
Kreide nachgezogen
Foto: Gerth (2008)

Wetzrille auf der
Oberseite des
linken Armes
Foto: Gerth (2008)

Abbildung bei
Kuhfahl (1928)

Zeichnung bei
Wiechel (1899)

PLZ: 09306

GPS: N 51° 1,201', O 12° 47,641'

Standort: An der Dorfstraße in Richtung Steudten auf der rechten Seite.

Größe / Material: 78:52:18 / Porphyrtuff

Geschichte: Bei der Einzeichnung handelt es sich um ein Messer. Das als bei Kuhfahl (1928) als Docht / Flamme angenommene "Anhängsel" müßte als Lasche zum Aufhängen des Messers interpretiert werden (wie man heute noch an großen Fleischermessern einen Ring oder ein Band zum Aufhängen hat). Die Linien sind nur im oberen Teil parallel, unten laufen sie wie eine Messerschneide aus und treffen sich spitzwinklig, wie die Nachzeichnung mit Kreide deutlich macht. Kuhfahl (1928) konnten bei seiner Interpretierung wahrscheinlich nicht die gesamte Einzeichnung betrachten, sondern nur den oberen Teil, weil das Kreuz weiter eingesunken war. Ebenso wird es Wiechel (1899) ergangen sein, der die Einzeichnung als Stab deutet. Seit der Reparatur und Neusetzung 1981 ist nun die komplette Einzeichnung erkennbar.
Auf der Oberseite des linken Armes eine deutliche Wetzrille.

Der Weg, an dem das Kreuz steht, hieß früher "Leineweberangst". Kreuz mit einander rechtwinklig kreuzenden Balken von gedrungener Gestalt, das kurze sichtbare Stück des Schaftes leicht konisch nach unten verbreitert, auch die Arme etwas konisch nach außen verbreitert, der kurze Kopfteil durch alte Abschläge verstümmelt. An der Südostseite Messer (oder Kerze?) eingeritzt. Das Kreuz wurde Anfang des Jahrhundert (nach Pfau etwa 1905, nach Kuhfahl 1911) vom Besitzer am Standort vergraben, "weil die Bauern sich nachts davor gefürchtet hatten" (Kuhfahl 1928). Im Herbst 1922 (Pfau 1922) wurde es wieder ausgegraben und aufgestellt. (Wendt 1979)

   Schließlich hat auch das Porphyrkreuz von Fischheim bei Rochlitz seine Wiederkehr zum Sonnenlicht erlebt; es stand an der sogenennten "Leineweberangst", einem Fußweg, der östlich des Dorfes hinter den Gütern hinführt und war dort im Jahre 1911 in eine besonders ausgeschachteten Grube geworfen worden, weil die Bauern sich nachts davor gefürchtet hatten. Nach mancherlei Bemühungen hat es der heutige Feldbesitzer aber wieder gesucht und am alten Platz erneut aufgestellt. So spaßhaft ein solcher ländlicher Vorgang uns heute in aufgeklärten Zeiten zunächst anmutet, so sehr gibt er als Zeugnis uralten unausrottbaren Aberglaubens doch bei ernsthafterer Betrachtung zu denken. Die Frage vergrabener und ausgegrabener Steinkreuze wird also nochmals zu berühren sein. [...]
   Eine andere seltsame Zeichnung, über deren Bedeutung man wiederum verschiedener Ansicht sein kann, zeigt sich an dem ausgegrabenen Porphyrstein von Fischheim. Ich möchte die oben und unten verbundene Doppellinie für eine Kreze halten, deren Docht und Flammenkegel gleichfalls schwach angedeutet ist. (Kuhfahl 1928)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Pfau, W.C. - Der sächsische Heimatschutz, in: Rochlitzer Tageblatt, Nr.277, 11.November 1922, S.2
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1905, Heft 12, S.379-380
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.60
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.71
Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.126-128
Köttnitz, H.-J. - Das Steinkreuz in Fischheim
aktuelle Aufnahme von Sven Gerth, Pfaffroda (Foto von 2004, ergänzende Fotos vom 18.04.2008)




Das Steinkreuz in Fischheim

Das Kreuz steht seit dem 21.7.1982 im Flurstück 44 nahe des Grundstückes Jeschke, Flurstück 43 in Fischheim 3a. Wo es einmal früher stand ist nicht bekannt. Um 1890 wird es mit einer Zeichnung von W.C.Pfau in "Bau und Kunstdenkmäler" des Königreichs Sachsen erwähnt. Hier wird der Ort Wechselburg angegeben. Vielmehr ist bekannt, daß es bei Erdarbeiten ausgegraben und Aufgestellt worden ist.
Um 1905 wurde das Kreuz vergraben, weil sich die Bauern nachts davor fürchteten. Aberglaube und Spukgeschichten sind auch an diesen Kreuz nicht vorübergegangen. Spezielle Sagen und Geschichten gibt es leider nicht. Im Herbst 1922 wurde es wieder unter Mitarbeit von Prof. Pfau ausgegraben und aufgestellt. Bis zum 15.8.1981 stand das Kreuz an dem öffentlichen Weg, der früher Leineweberangst hieß. Damals hatte man das Kreuz viel zu tief gesetzt, sodas die Zeichnung des Mordwerkzeuges zur Hälfte mit in dem Zementsockel verschwand.
Ein neuer Standort war notwendig geworden, weil am alten Standort das Kreuz durch Landschaftsfahrzeuge beschädigt worden ist. Im Sommer 1981 beschädigte ein Wasserwagen der LPG das Kreuz so erheblich das der linke Arm abfiel. Das Steinkreuz mußte in die Werkstatt des Museums Rochlitz geholt werden. Der abgebrochene Arm wurde mit Reinalitt wieder angeklebt. Auch erhielt das Kreuz einen 40cm langen Zementsockel der in der Werkstatt gleich angegossen wurde. Vier Betoneisen wurden in das Kreuz mit Blei eingelassen um den nötigen Halt zwischen Sockel und Kreuz zu gewährleisten.
Die Bergungsarbeiten und die notwendigen Arbeiten in der Werkstatt des Museums Rochlitz bis hin zur Aufstellung am neuen Standort, führte Heimatfreund Köttnitz aus. Der neue Standort ist wahrscheinlich auch das Gebiet, wo es bei Erdarbeiten gefunden wurde (nach Aussagen älterer Bürger).
Es war früher eine kleine Schlucht mit einer Quelle. Vielleicht stand es im Quellgebiet und ist im Laufe der Zeit durch das eingene Gewicht versunken. Das Kreuz, das nun sicherlich die ursprüngliche Höhe aufweist, beträgt 78cm. Die Breite ist 52cm und die Stärke 18cm.
Auf der Vorderseite ist ein Messer eingespitzt, das sicherlich auch das Mordwerkzeug darstellt. Kuhfahl sah 1928 nicht den unteren Teil Kreuzes und berichtet daher auch von einer Kerze als Einzeichnung, Wie alle unsere Steinkreuze im Kreis, ist das Material Porphyr.
(Sammlung H.-J. Köttnitz, Rochlitz)


Sühnekreuze & Mordsteine