Deutschland Sachsen Lkr. Sächsische Schweiz

Stürza (I)

PLZ: 01833

GPS:

Standort: Nordöstlich vom Ort, nördlich der Kirche und des Erbgerichts, am sogenannten "Querweg", der zwischen Kirche und Erbgericht von der Dorfstraße abgeht und nach Altstadt führt, etwa 120m nördlich vom wegabzweig am Teich nördlich vom Kirchhof.

Größe / Material: 80-108:98:20 / Sandstein

Geschichte: Ehemaliges Steinkreuz am Bachufer im Ort (1840).
Pastor Oeser aus Stürza berichtet in Sachsens Kirchengalerie über einen vor langer Zeit anläßlich des Jahrmarktes erfolgten Totschlag und schreibt: "Der Platz unweit des Gerichts, wo der Todtschlag geschehen sein soll, ist mit einem sonderbar gehauenen, am Bache liegenden, jene That andeutenden, Steine bezeichnet". Dieser Stein ist seit über 100 Jahren nicht mehr vorhanden. (Torke 1990)

Kopf und Arme gerade, Schaft zur Kreuzung zu leicht verjüngend, Kanten gerundet, Arme breit, Kopf verstümmelt. Früher mit langer Inschrift in Großbuchstaben auf der ganzen SO-Seite des Kreuzes. Nach dem noch lesbaren Rest der Inschrift soll ein
Jungesel mit einem Messer [...] Hen den 19. October 1[...]
und ist auch am Hohnstein begraben
hinterm Erbgerichte
[...] de.
Name und Jahreszahl sind nicht bekannt. (Müller /Quietzsch 1977)

Eine lange verwitterte Inschrift, an der schon vor Jahrzehnten alle Entzifferungsversuche gescheitert sind, bedeckt die ganze Südseite des Kreuzes von Stürza. Nach dem lesbaren Rest soll ein "Jungesel mit einem meser erstochen und am Hohnstein begraben sein hinterm Erbgerichte". Namen und Jahreszahl fehlen. Ein Eintrag im Kirchenbuche von 1600, der damit im Zusammenhange stehen könnte, erzählt von einem Streit und Totschlag zweier Burschen um eines Mädchens willen. (Kuhfahl 1928)

Zwei andre steinerne Kreuze finden sich auch bei Stürza, einem Dorfe im Bezirke Lohmen, welches früher, wie Hohnstein, Wehlen, Lohmen, Heselicht, ein Marktflecken war. Hier sollen sich in frühester Zeit während eines Jahrmarktes zwei Schuhmacher im Streit getödtet haben, und seitdem soll der Jahrmarkt von Stürza nach Dittersbach verkauft worden sein. Der Platz, wo das Verbrechen geschehen, liegt beim Erbgericht, und ist mit einem sonderbar gehauenen Stein zur Erinnerung an jene That bezeichnet. (Bösigk 1857)

Sage: Die Sage erzählt noch von 2 Schuhmacherburschen, die um 1600 wegen eines Mädchens in tödlichen Streit geraten wären. Der stattfindende Jahrmarkt wurde strafweise nach Dittersbach verlegt (Eckardt in Bergblumen).

Quellen und Literatur:
Bösigk, F.L. - Ueber Mordkreuze, in: Mittheilungen des Königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, 10. Heft, Dresden 1857, S.39
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.245
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.265
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.380-382
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 2.Auflage 1990, Nr.105
aktuelle Aufnahme von Peter Voigt, Heidenau



Stürza (II)


Blick zum Standort

Detail Einzeichnung

GPS:

Standort: Etwa in Ortsmitte auf dem Grundstück "Hohnsteiner Straße 31" (nordöstliche Seite der Dorfhauptstraße). Schräg gegenüber dem Friseurgeschäft "Hohnsteiner Straße 68" ist die erhöht liegende Scheune mit dem Steinkreuz im Fundament gut sichtbar. Etwa 15 Meter von der Straße entfernt, rechts der Grundstückseinfahrt.

Größe / Material: 63:60:?

Geschichte: Malteserform. Das Steinkreuz wurde erst im Jahre 2004 wiederentdeckt, bis dahin galt es als verschwunden. Die undeutlichen neueren Einritzungen Anno 1904 oder Anno 1894 sollen vermutlich das Baujahr der Scheune bzw. Mauer angeben, in welche das Steinkreuz eingefügt ist. (Torke 2004)

Eine andre merkwürdige Mordthat soll das am Wege nach Altstadt (bei Stolpen) hinter dem Erbgerichte von Stürza befindliche steinerne Kreuz, dennen eingehauene, verwitterte Inschrift jetzt nicht mehr zu lesen ist, dem Andenken der Nachwelt überliefern. Vorstehende Angaben über die Kreuze Doberzeit und Stürza sind aus handschriftlichen Mittheilungen des im Jahre 1848 verstorbenen Herrn Amtscopisten Duba in Hohnstein bei Stolpen gezogen, der aus einer böhmischen Exulantenfamilie stammte (von dem im Jahre 1620 vertriebenen Adam Berka von der Duba) und in weitern Kreisen als ein namentlich in der böhmischen Geschichte sehr bewanderter Mann, als fleißiger Forscher und aufmerksamer Beobachter angesehen war. (Bösigk 1857)

Sage:

Quellen und Literatur:
Bösigk, F.L. - Ueber Mordkreuze, in: Mittheilungen des Königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, 10. Heft, Dresden 1857, S.39
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, verschw. Nr.64
Torke, Horst - Überraschung im Fundament, in: Tageszeitung von 24.04.2004
aktuelle Aufnahmen von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von Juni 2008)



Überraschung im Fundament
Ein unbekanntes Steinkreuz in Stürza wiederentdeckt
von Horst Torke

Durch eine fast 150 Jahre betriebene sächsische Steinkreuzforschung, als deren bekanntester und bedeutendster Vertreter Gustav Adolf Kuhfahl zu nennen ist, sind bisher weit über 400 Steinkreuze aufgespürt, erfasst und in Veröffentlichungen beschrieben worden. Die intensive Bearbeitung des Themas Steinkreuze ließ erwarten, daß wohl kaum noch ein Steinkreuz an versteckten Standorten aufzufinden sei. Um so erstaunlicher ist es, dass in Stürza ein kleines Steinkreuz den Blicken der Grundstücksbesitzer, der Anwohner und Vorübergehenden mehr als hundert Jahre lang verborgen geblieben war.

Im Fundament einer Stürzaer Scheune wurde das verschwundene Steinkreuz wieder entdeckt (li.). Es hat die ungewöhnliche Form eines Malteserkreuzes. Am Querweg hinter dem Erbgericht steht ein weiteres Exemplar (r.).


Sonderbar gehauener Stein
Nach einem Hinweis von Herbert Zeche aus Pirna konnte ein Steinkreuz auf dem Grundstück Hohnsteiner Straße 31, eingebunden in die Fundamentmauer einer Scheune, erfasst und damit die Liste der sächsischen Steinkreuze erweitert werden. Bei dem Kreuz handelt es sich um ein Malteserkreuz, 60cm breit und ca. 63cm hoch; die genaue Höhe war nicht festzustellen, weil die Oberkante des Steinkreuzes durch eine Verschalung verdeckt ist.
Auf der sichtbaren Seite des Kreuzes sind Einritzungen über beide Seitenarme angebracht, die, so scheint es, aus verschiedenen Zeiten stammen. Als eine deutlich ältere Einritzung ist ein Zeichen in der Kreuzmitte anzusehen. Jüngeren Ursprungs sind die vor und nach diesem Zeichen stehenden Einritzungen. Allem Anschein nach sollte damit "Anno 1904" oder "Anno 1894" zum Ausdruck gebracht und der Zeitpunkt angegeben werden, da dem Vermuten nach die Mauer und Scheune gebaut wurden.
Seit langem bekannt ist ein Steinkreuz in Stürza, welches hinter dem Erbgericht am Querweg steht. Die früheste Erwähnung stammt von Pastor Oeser, der um 1838 von einem steinernem Kreuz am Wege nach Altstadt sprach, dessen verwitterte eingehauene Schrift nicht mehr zu lesen war. Der Pastor kannte auch ein zweites Steinkreuz das damals am Bache in der Nähe des Gerichts lag. Seine Beschreibung vom "sonderbar gehauenen Stein" mag daher rühren, dass die Form der Malteserkreuze zu jener Zeit noch wenig bekannt war. Das zweite Stürzaer Kreuz blieb seitdem verschwunden, jedoch muss es seit Anfang des 20. Jh. unentdeckt in der Fundamentmauer gestanden haben.
Wenn es nach dem Bericht von Oeser 1838 am Bache unweit des Gerichts gelegen hatte, dann war dies mit Sicherheit nicht der ursprüngliche Standort, wo man das Steinkreuz errichtete. Wahrscheinlich wurde es von einem Hochwasser heraus- und fortgerissen; sicherlich später auch noch weiter verschleppt, denn bei seiner Verwendung zum Bau der Scheune wird man es in deren Nähe aufgefunden haben.
(Tageszeitung von 24.04.2004)


Sühnekreuze & Mordsteine