Deutschland Thüringen Lkr. Nordhausen

Sülzhayn (I) / OT von Ellrich


Abbildung bei
Störzner (1984)

AK um 1920

PLZ: 99755

GPS: N 51° 36,332', O 10° 40,971'

Standort: Etwa 300m südwestlich des Ortes am Rand des Weges, der südlich der Straßenkurve von der Landstraße Ellrich - Sülzhayn in nordwestlicher Richtung abzweigt.

Größe / Material: 123:92:23 / Kalkstein

Geschichte: Auf der Südseite des Kreuzes ist, offensichtlich nachträglich, die Jahreszahl 1774 eingeritzt.

Etwa 300m südwestlich des Ortes, am nordöstlichen Rand des Weges, der südlich der Straßenkurve von der Landstraße Ellrich-Sülzhayn in nordwestliche Richtung abzweigt. Von der Abzweigung 450m entfernt, weithin sichtbar, am südlichen Waldrand.
Schwach malteser-kreuzförmig. Kopf gerade. Kalkstein. Höhe: 123cm, Breite: 92cm, Stärke: 23cm.
Südseite, schwach eingeritzt im Kreuzungefeld: 1774 (zweifellos nachträglich). Auf dem Scheitel des Kopfes: Ein kreisrundes Näpfchen.
Eingefügt in einen Zementsockel. Kleinere Abschläge, besonders an den Armen und am Kopf. Sonst gut erhalten. Stärkere oberflächliche Verwitterung. (Störzner 1984)

Sage: Der Volksmund erzählt, daß auf der Hohen Straße, an der das Kreuz steht, ein Mönch aus Walkenried erschlagen wurde. Die Walkenrieder Mönche verkauften die Produkte, die sie auf dem Klostergut herstellten, in der Umgebung. Dieser Mönch befand sich bereits auf dem Heimweg. Der Mord geschah an dem Glaubensbruder, da er den Erlös seiner Waren bei sich hatte.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.49, Nr.207
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.225
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4330.2
Pientka, Wolfgang - Leserpost: Das Geheimnis um das Sülzhayner "Sühnekreuz", in: Thüringer Allgemeine vom 8.06.2015
Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld



Sülzhayn (II) / OT von Ellrich


Blick zum Standort

die andere Seite

seitliche Ansicht

Detail Inschrift

Erläuterungstafel

Zeichnung bei
Kalthammer (1990)

Oben: Inschrift
Karteneinzeichnungen
Mitte: 1841
Unten: 1696
nach Herbst (1977)

GPS: N 51° 37,528', O 10° 39,517'

Standort: Am Langenberg in der Nähe der Wendeleiche. Von Sülzhayn aus ist der Stein zu finden, wenn man am Sanatorium zunächst dem Weg mit dem grünen Dreieck (stellenweise unwegsamer Pfad) und später dem mit dem blauen Punkt folgt. Der Stein steht in der Nähe der ehemaligen Staatsgrenze DDR-BRD (heute Thüringen / Niedersachsen), wo sich offenbar schon früher eine Grenze befand. In der Nähe des Steines führt ein sich inzwischen bewachsender Panzerplattenweg vorbei (heute Wanderweg), von dem ein schmaler Pfad zu dem Stein abzweigt.

Größe / Material: 115:50-32:37-43

Geschichte: Denennung: "Schwangere Jungfrau". Die Inschrift wurde offenbar schon einmal mit roter Farbe nachgezeichnet. Der Stein ist unregelmäßig viereckig; die hintere Seite ist etwas schmaler als die vordere Seite mit der Schrift. Auf der Tafel beim Stein ist zu lesen:
D M S J
Schwangere Jungfer, ein geheimnisumwitterter Ort:
1696 erstmals in Karten erwähnt
1763 Name einer alten Grenzeiche
1780 als Stein neu errichtet
Sind es die Initialen des Försters, der hier seine Geliebte und sich, als sie schwanger wurde, umbrachte (DM/SJ)?
* heißt es: DOMINUS MEUS SALVATOR JESUS (Mein Herr und Erlöser Jesus)?
* ist es der: Dreckige Malstein (Grenzstein) Schwangere Jungfer zwischen Stolberg-Hohnstein, Ellrich und Walkenried?
* deutet er zur sagenumwobenen Schlüssel-Jungfer der Staufenburg?

Der Stein mit dem seltsamen Namen "Schwangere Jungfer" befindet sich etwa drei bis vier Meter jenseits der Grenze in der Nähe der "Wendel-Eiche" bei Zorge im Raum Benneckenstein. Es handelt sich um einen dreieckigen Stein, der sich nach oben verjüngt. Er trägt auf der Vorderseite ein Kruckenkreuz, die Buchstaben D M S J und die Jahreszahl 1780. R. Herbst vermutet, daß er ihn 1976 in einer Kuhle habe liegen sehen. Die Buchstaben werden einerseits als Anfangsbuchstaben von 'DOMINUS MEUS SALVATOR JESUS' und andererseits als die von "Dreieckiger Mahlstein Schwangere Jungfer" angesehen. Es ist unklar, ob es sich bei dem Stein um einen Kreuzstein oder einen Grenzstein handelt. (Kalthammer 1990)

Kalthammer, Seesen, berichtet von einem Kreuzstein, der "Die schwangere Jungfrau" heißt. Er soll sich unweit Zorge an einem Dreigrenzpunkt auf der Kuppe des Langen Berges befinden. Der Stein liegt etwa 200 m von der Wendel-Eiche entfernt in Richtung Benneckenstein, etwa 3-4m jenseits der Grenzlinie der DDR.
R. Herbst, Bremen, vermutet, daß er den Stein 1976 in einer Kuhle habe liegen sehen. Es handelt sich um einen dreieckigen Stein, der sich nach oben hin verjüngt. Er trägt auf der Vorderseite ein Kruckenkreuz, die Jahreszahl 1780 und die Buchstaben D M S J. Herbst deutet die Buchstaben so: Dreieckiger Mahlstein Schwangere Jungfrau. Ob es sich bei diesem Denkmal um einen Kreuzstein oder um einen Grenzstein handelt, ist nicht geklärt. (Müller / Baumann 1988)

Sage: 1. Ein Förster hat sein schönes, aber armes Mädchen erschlagen, da es schwanger geworden war.
2. Eine Zigeunerin brachte hier ihr Kind zur Welt.

Wenn man nach Silsheim [Sülzhayn] geht, ist da ein Quadratstein, worauf ein Kreuz gehauen, auf dem Wege, gerade am Tostborn. Auf dem Steine saß der Teufel mit einem Sacke voll Geld. Andere sagen, da sei das Kind einer fremden Jüdin begraben. (Pröhle 1856)

Quellen und Literatur:
Pröhle, Heinrich - Der Stein mit dem Kreuz am Tostborn, in: Unterharzische Sagen, Aschersleben 1856, S.150. Nr.380
Herbst, R. - Alte Grenzsteine quer durch den harz, in: Unser Harz, 25.Jg., Zellerfeld 1977, Nr.8, S.147-150, Nr.8
Müller / Baumann - Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, Nr.4329.1
Kalthammer, Wilhelm - Steinkreuze und Kreuzsteine im Harz, in: Steinkreuzforschung, Monographienreihe Nr.6, 1990, S.53-54
Kalzhammer, Wilhelm - Niedersachsen: Die "Schwangere Jungfer" wiederaufgefunden, in: Steinkreuzforschung, Mitteilungsblätter, Nr.2, 1990, S.22
Störzner, Frank - Die "Schwangere Jungfer" im Südharz, in: Thüringer Allgemeine vom 20.Juni 2015
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Thale (Fotos von Juni 2009)
Ergänzungen von Manfred Beck, Wutha-Farnroda



Niedersachsen: Die "Schwangere Jungfer" wiederaufgefunden
von Wilhelm Kalthammer, Seesen

   Was der Verfasser zur Zeit der Fertigstellung seines Manuskriptes "Steinkreuze und Kreuzsteine im Harz"1) noch nicht wissen konnte, das erfuhr er im August 1990: Die "Schwangere Jungfer", ein Kreuz- oder Gedenkstein oder was auch immer, wurde von Revierförster Schmidt aus Ellrien (ehem. DDR) wiederaufgefunden und vom Harzklub-Zweigverein Zorge wiederaufgestellt.
   Dieser Stein, dessen seltsamer Name im Jahre 1696 zum ersten Male urkundlich erwähnt wurde (auch eine alte "Grentz-Eiche" hatte um 1780 diesen Namen), gab und gibt immer wieder Rätsel auf. Man sah ihn als Grenzstein an, was er wohl umfunktioniert auch gewesen sein dürfte, doch ranken sich Sagen um denselben, die seine Eigenschaft als Kreuzstein vermuten lassen.
   Rudolf Herbst, der sich intensiv mit dem Stein befaßt hat, kam zu dem Ergebnis: "Die archivalischen Unterlagen lassen jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine andere Deutung als die eines dreieckigen Grenzsteines zu. Dagegen sind für die Ausdeutung als Kreuz- oder Sühnestein bis heute überhaupt keine Hinweise gefunden worden"2). Herbst erklärt die in den Stein eingehauenen Buchstaben DMSJ als Anfangsbuchstaben von "Dreieckiger Malstein Schwangere Jungfer", eine Deutung, die als einzige auch von Müller / Baumann3) übernommen wurde. In den Ortschaften um den Stein werden die Buchstaben jedoch als Anfangsbuchstaben von DOMINUS MEUS SALVATOR JESUS angesehen.
   Inzwischen konnte der Verfasser in einem 1806 erschienenen Reisehandbuch4) zu Sülzhayn die Bemerkung über eine "dem Dorfe einverleibte Colonie" finden, die "das Heiland" heißt. "Es hat diesen Namen von einer ehemaligen Capelle St. Salvator". Dieser Hinweis stellt die Forschung um den Stein vor völlig neue Gesichtspunkte. Sollte derselbe nicht am Platze oder in der Nähe der ehemaligen Kapelle zu deren Gedenken aufgestellt worden sein? Daß er später als Grenzstein benutzt wurde und daß sich in seiner Nähe auch ein Mord ereignet hat und er daher als Kreuzstein angeschen wird, darf angenommen werden. Salvator bedeutet sowohl Erretter, Erlöser wie auch Heiland. Wir können daher die von Herbst 1977 erstmals gegebene Erklärung getrost vergessen und sollten uns nur noch mit der traditionell überlieferten befassen!

Anmerkungen:
1) Kalthammer, W.: Steinkreuze und Kreuzsteine im Harz. Monographienreihe Steinkreuzforschung, Band 6, Seesen/Regensburg 1990.
2) Herbst, R.: Alte Grenzsteine quer durch den Harz, in: Unser Harz 25 (1977), Nr.8, S.147-150.
3) Müller, W. und Baumann, G.E.H.: Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Forschungen zur Denkmalpflege in Niedersachsen 5, Hameln 1988, S.230.
4) Gottschalck, F.: Taschenbuch für Reisende in den Harz. Magdeburg 1806, S.420.

(Steinkreuzforschung, Mitteilungsblätter, Nr.2, 1990, S.22)


Sühnekreuze & Mordsteine