Polná / Hirschfeld (I)
seitliche Ansicht |
Zustand 2002 Foto: Liebetrau |
Zeichnung bei Wilhelm (1906) |
PLZ:
GPS:
Standort:
Polná ist ein Dorf in der südwestlichen Ecke des Ascher Zipfels, etwa 2,5km
westlich der kleinen Stadt Hazlov (Haslau).
Das Steinkreuz steht etwa 800m westlich des Dorfes am Weg zum ehemaligen Gasthaus Waldfrieden, auf der linken Wegseite am Waldrand, gegenüber eines
einzelnen Hauses, vermutlich die von Wilhelm (1906) angeführte Försterei. Man verlässt den Ort auf der Straße die zum Ortsteil Halbgebäu (Podílná) in
südwestliche Richtung führt. Kurz hinter dem Ort Hirschfeld zweigt ein befestigter Weg nach Westen ab und diesem ist zu folgen.
Größe / Material:
129:76:27 / Granit
Geschichte:
Ein Arm abgebrochen, sonst gute Erhaltung mit der Einzeichnung einer langstieligen
Axt, oder Hacke oder eines Hirtenstabes. Die Einzeichnung
hat eine Höhe von 80cm, die ursprüngliche Breite des Kreuzes dürfte ca. 97cm betragen haben.
Auf dem Wege von Hirschfeld zum Gasthause "Waldfrieden" steht ein sechzehntes Steinkreuz, das deutlich die Abbildung eines Stechscheites zeigt. (Alberti 1934)
In der zweiten Auflage dieses Buches schreibt er aber: ...das deutlich die Abbildung von zwei Vorhauen zeigt. (Alberti 1938)
Dreyhausen übernimmt diese Deutung mit dem Stechscheit 1940 in seinem Buch.
31. Hirschfeld, Ortsteil Halbgebäu, in der Nähe der Försterei, an einem alten, tief eingefahrenen Hohlwege. Das Beil
darauf ist vollkommen deutlich zu erkennen. (Wilhelm 1906)
Sage:
1.Der Sage nach hätte hier ein Schäfer - der Stiel des Beiles ist nämlich sehr lang und
kann als Hirtenstab gedeutet werden - seinen Buben erschlagen. (Wilhelm 1906)
2. Der Sage nach soll an dieser Stelle ein Hirschfelder Bauer einen Schäfer erschlagen haben. (Alberti 1934)
Quellen und Literatur:
• Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhestein u. Marterln, in:
Erzgebirgs-Zeitung, 27.Jahrgang 1906, Teplitz-Schönau, Heft Nr.6 (Abbildung 31), Heft 9, S.206 (Text).
• Alberti, Karl - Wo stehen im Ascher Bezirk steinerne Kreuze? in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes, Band I, Vom
Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, Verlag des Bezirkslehrervereins, Asch 1934, S.157, 16. Steinkreuz und Foto
• Alberti, Karl - Wo stehen im Ascher Bezirk steinerne Kreuze? in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes, Band I, Vom
Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Verlag des Bezirkslehrervereins, Asch 1938, S.157, 16. Steinkreuz
• Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.77, laufende Nr.10
• Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, , S.128, Nr.0653
• recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (aktuelle Aufnahmen vom Juni 2006) und Uwe Stößel, Saalfeld
• Ergänzungen von Thomas Liebetrau (Foto von 2002) und Paul Basler, Schwarzenbach / Saale
Polná / Hirschfeld (II)
Reste einer Schwerteinzeichnung? |
Einzeichnung auf der anderen Seite |
Zustand 2005 Foto: Basler |
Zustand 2002 Foto: Liebetrau |
Abbildung bei Alberti (1934) |
GPS:
Standort:
Das Steinkreuz steht ca. 200m westlich vom Dorf an der Straße nach Haslau, kurz
vor dem Abzweig nach Taáborská (Seichenreuth), am rechten Fahrbahnrand, neben einer verfallenen Martelsäule (Pallnicklmarterl).
Größe / Material:
110:92:18 / Granit
Geschichte:
Auf dem Kreuz befinden sich zwei Einrillungen: Nordseitig zwei ca. 40cm lange,
4cm voneinander entfernte Linien, die nach unten etwas zueinander laufen. Südseitig in Kreuzmitte ein lateinisches Kreuz 17x10cm .
Dreyhausen (1940) übernimmt im Wessentlichen unter der Nr.9 die Angaben von Alberti (1934), schreibt aber als Anhang zu Nr.10 (Polná I): "Wilhelm führt
hier noch zwei weitere Kreuze auf Hirschfelder Gemeindegrund an", ohne den Zusammenhang mit den Kreuzen Polná II und III zu erkennen.
In Hirschfeld liegt schon seit langem ein grobes Granitkreuz an einem Feldweg in der Nähe des "Pallnicklmarterls". Es wurde angeblich umgelegt, weil es beim Ackern
hinderlich war. Am Schnittpunkt der Balken zeigt es ein eingemeißeltes Kreuz, auf der anderen Seite ein Schwert. (Alberti 1934)
Das lateinische Kreuz ist jetzt wieder aufgerichtet.
31, 31 b. Beim Ort Hirschfeld selbst fand ich noch zwei alte Steinkreuze, deren Kenntnis ich, wie die meisten anderen der hiesigen Gegend, gleichfalls Herrn
Fachlehrer Al. Sandner danke. Auf dem einen ist noch eine sehr spitz zulaufende Schwertklinge zu erkennen, dem zweiten am Straßenbord liegenden, fehlen bereits
beide Arme. (Wilhelm 1906)
Sage:
Sage von den beiden Mägden, "die einander mit ihren Sicheln töteten." (Wilhelm 1906)
Quellen und Literatur:
• Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhestein u. Marterln, in:
Erzgebirgs-Zeitung, 27.Jahrgang 1906, Teplitz-Schönau, Heft 9, S.206 Nr.31a und b (Text).
• Alberti, Karl - Wo stehen im Ascher Bezirk steinerne Kreuze? in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes, Band I, Vom
Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, Verlag des Bezirkslehrervereins, Asch 1934, S.157, 15. Steinkreuz
• Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.76-77, laufende Nr. 9 und 10
• Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.127, Nr.0025
• recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (aktuelle Aufnahmen vom Juni 2006) und Uwe Stößel, Saalfeld
• Ergänzungen von Thomas Liebetrau (Foto von 2002) und Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Foto von 2005)
Polná / Hirschfeld (III)
GPS:
Standort:
Der Steinkreuzstumpf steht wenige Meter westlich von Steinkreuz Polná (II).
Größe / Material:
63:36:22 / Granit
Geschichte:
Dieser Steinkreuzstumpf wurde erst 2001 wieder aufgefunden. Es ist das von
Wilhelm (1906) unter der Nr.31 b beschriebene armlose Steinkreuz. Siehe Polná (II).
Alberti (1934) hat den Steinkreuzrest überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.
Steidl (1941) hingegen führt das Kreuz in dem Nachtrag zum Buch von Dreyhausen (1940) an: Das armlose Kreuz aus Granit. ...Solche einstige Kreuze sind leicht
zu übersehen, meist ist die Bruchstelle der Querarme noch gut zu erkennen. [...] So auch an dem Stein bei der Pallnickelmarter bei Hirschfeld, aus Granit. Maße:
96:33:21 Zentimeter.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhestein u. Marterln, in:
Erzgebirgs-Zeitung, 27.Jahrgang 1906, Teplitz-Schönau, Heft 9, S.206 Nr.31b (Text).
• Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.77, Anmerkung zur Nr.10
• Steidl, Oskar - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, in: Unser Egerland,
45. Jahrgang 1941, II.Teil (Schluß), S.74
• Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.128, Nr.0956
• recherchiert und bebildert von Uwe Stößel, Saalfeld und Thomas Liebetrau (Foto von 2002)
• Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale
Polná / Hirschfeld (IV)
Foto: Mai (2008) |
Blick zum Standort Foto: Basler (2003) |
Zeichnung bei Schmeissner (1981) |
GPS:
Standort:
Das Steinkreuz steht auf der Staatsgrenze zu Deutschland bei der Flur "Zankwinkel"
und ist am besten aus Bayern vom OT Buchwald, des nach Selb eingemeindeten Ortes Längenau zu erreichen. Es steht an der Altstraße Hof - Reichsstadt Eger.
Nähere Beschreibung zum Standort in den unteren Artikeln.
Größe / Material:
103:112-120:30-40 / Granit
Geschichte:
Im Bereich des Steines verläuft die deutsch-tschechische Grenze in
Ost-West-Richtung nicht in einer Linie, sondern auf ca. 370 Metern Länge besteht die Grenze aus 2 nahezu parallel laufenden Linien, die zwischen 3,60 und 4,20 Meter
voneinander entfernt sind. Die nördliche dieser beiden Linien ist durch Grenzsteine markiert, die ein "C" für Tschechien tragen, die südliche Linie beinhaltet Grenzsteine
mit einem "D" für Deutschland. Dabei sind die tschechischen und deutschen Grenzsteine jeweils paarweise einander gegenüber so aufgestellt, daß die Markierungen
"C" und "D" zueinander weisen, also vom jeweiligen Staatsgebiet weg. Östlich und westlich außerhalb dieses Bereichs verläuft die Grenze wieder auf einer Linie, wobei
die Grenzsteine wieder gemeinsam verwendet werden, jeweils mit einem "D" auf deutscher und einem "C" auf tschechischer Seite.
Die eigentliche Staatsgrenze verläuft hier in der Mittellinie des Grenzweges (dies gilt genauso bei Grenzstraßen und Grenzgräben). Der genaue Grenzpunkt der
Landesgrenze ist der streckenhalbierende Punkt zwischen dem auf deutscher und dem auf tschechischer Seite stehenden Grenzstein. Nachdem die Anbringung eines
Landesgrenzsteins, der ja sichtbar sein soll und damit vielleicht einen halben Meter aus dem Boden ragt, in der Mittellinie eines Weges die Befahrbarkeit einschränken
und außerdem ständig zu Beschädigungen an Fahrzeugen und am Grenzstein führen würde, wurde auf die Form der "Indirekten Markierung" des eigentlichen
Grenzpunkts zurückgegriffen, indem man 2 Grenzsteine auf einer Linie und im gleichen Abstand zum eigentlich richtigen Grenzpunkt an weniger gefährdeten Stellen
anbringt, z.B. beidseitig von einem Weg. Die Altstrasse Eger-Hof verläuft exakt auf diesem Grenzstreifen und wird heute noch als Wirtschaftsweg genutzt.
Das Steinmal steht allerdings näher zur tschechischen als zur deutschen Grenzlinie. (Mai 01/2009)
Dieses unregelmäßige wuchtige liegende Steinkreuz wurde erst 1975 durch Herrn Heinrich entdeckt und war bis dahin vollständig unbekannt. Jetzt ist es genau
auf der Grenze aufgerichtet. In der Literatur wird es auch unter Buchwald (Lkr. Wunsidel im Fichtelgebirge / Bayern) geführt.
An der Grenze in nördliche Richtung stehen auch noch sehenswerte historische Grenzsteine von 1754 mit dem Zedtwitzer Wappen und das der Herrn von Lindenfels
zu Erkersreuth. (Basler 2008)
[...] Interessant sind in diesem Zusammenhang die Flurbezeichnungen "Zankspitze"
und "Mordbach", die auf einen außergewöhnlichen Vorfall in damaliger Zeit hinweisen. In einem kürzlich erschienenen Beitrag von Richard Heinrich finden in Verbindung
mit den alten Wappensteinen auch die "Zankspitze" und das Steinkreuz Erwähnung. Dort heißt es u.Z.: "Hier wird erzählt, dass es im Jahre 1783 am 'Höllrangen' zu
einem 'Kleinkrieg' zwischen den Dienstmannen der Liebensteiner und der Erkersreuther kam, weil die Liebensteiner angeblich an der vorhin erwähnten 'Zankspitze' laufend
Holzfrevel begangen haben sollen. Die Erkersreuther sollen mit 80 Mann aufmarschiert sein, mussten aber dann den Rückzug antreten, weil die Liebensteiner stärker
waren. Allerdings soll es einen Toten auf Seiten der Liebensteiner gegeben haben, nämlich einen Forstmann. Es kam zur Klage bei der böhmischen Landesregierung in
Prag, die nach einem Jahr mit einem Vergleich geendet haben soll..."
Ob nun dieses historisch belegbare und datierbare Ereignis etwas mit dem steinernen Kreuz an der Landesgrenze zu tun hat, mag dahingestellt sein;
auszuschließen ist es aber nicht. Dieser "Kleinkrieg" muss damals stark im Gedächtnis der Bevölkerung haften geblieben sein, denn eine Darstellung dieses
Ereignisses kann als Gemälde im Gasthaus "Zum Wartberg" im wenige Kilometer entfernten Selber Ortsteil Längenau betrachtet werden. (Schmeissner 2008)
Auf der Landesgrenze Bayern - Tschechische Republik, im Ortsteil Buchwald (östlich von Selb) steht seit kurzer Zeit ein 1975 gefundenes Steinmal, das das
Aussehen eines (wenn auch stark beschädigten) Steinkreuzes hat. Ob es sich wirklich um ein solches handelt, erscheint zweifelhaft, jedoch kann dies nicht gänzlich
ausgeschlossen werden. Der Standort des "Kreuzes" - wohl auch identisch mit dem Fundort - ist etwa 150m bergwärts (nordöstlich) des Doppelhofes
Grießhammer/Hollering und des Einzelhofes Beck. Die Grenze entpuppt sich hier überdies auf einer Länge von ca. 400m mit der sog. "Heerstraße" und "Egerstraße",
eine Altstraße also, die einst die freie Reichsstadt Eger mit Hof verband.
Das ominöse Steinmal, gefunden und zuerst beschrieben von dem Selber Helmut Heinrich, zeigt Spuren von Bearbeitung: am linken Armansatz erkennt man
3 rillenförmige, nahezu parallel verlaufende Linien, und im Kreuzstamm (falls man ihn als solchen annehmen darf) ist eine Einritzung, die als 4 oder, gedreht,
als F gedeutet werden kann. Ob dies eine Grenzbezeichnung darstellt, muß offen bleiben. Der Selber Chronist Paul Reinel (1574-1661) hat allem Anschein
nach dieses Kreuz nicht gekannt, er erwähnt es jedenfalls nicht in seinem kleinen Inventar über die "steinernen Kreuze im Amt Selb". (Schmeissner 1980)
Sage:
Der Sage nach soll hier im Bereich Zankspitze-Mordbach bei Grenzstreitigkeiten einmal ein Förster erschossen worden sein. Die Sage läßt sich
durchaus in Zusammenhang mit dem Steinkreuzfund bringen, doch kann der "Förster" auch ein Bauer oder Fuhrmann gewesen sein, der hier sein Leben angeblich verlor. (Heinrich 1977 / Schmeissner 1980)
Quellen und Literatur:
• Heinrich, Helmut - Steinkreuz in Buchwald gefunden, in: Der Siebenstern, Heft 2, 1978, S.62-64
• Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts-
und Landeskunde des Fichtelgebirges 2 (1980), Nr.2, S.8-9
• Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.127, Nr.0652
• Schmeissner, Rainer H. - Ein Steinkreuz am alten "Egerer Herrweg" soll an einen "Kleinkrieg" im Jahre 1783 erinnern, in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.33 (NF 18), 2008, S.49-52
• bayern-fichtelgebirge.de - Steinkreuz Buchwald
• recherchiert und bebildert von Uwe Stößel, Saalfeld und Thomas Liebetrau (Foto von 2002)
• Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Foto von 2003)
• Ergänzungen von Dr. Norbert Mai, Rehau (Foto vom 16.03.2008)
Steinkreuz in Buchwald gefunden
von Helmut Heinrich
Auf der Suche nach den ältesten Grenzsteinen und -zeichen fiel mir im Jahre 1975 eine auf der Landesgrenze liegende flache Steinplatte auf.
Da auf der Sichtfläche der Granitplatte 2 verschiedene Zeichen - wenn auch schlecht - erkennbar waren, hielt ich den mit seiner Oberfläche ebenerdig abschließenden
Stein zunächst für ein sehr altes Grenzzeichen. Doch schon bald, nachdem ich die allseitig eingewachsene Grasnarbe vom Stein entfernt hatte, wurde ein Steinkreuz
sichtbar.
Unmittelbar auf der Landesgrenze zur CSSR liegt ca. 15m vom Hauptstein Nr.41 und Läuferstein 9/8 dieses alte Steinkreuz. Die Grenzlinie identifiziert sich an
dieser Stelle auf eine Länge von ca. 400m mit der Altstraße, die einst die freie Reichsstadt Eger mit Hof verband. Diese Straße, die in der näheren Umgebung
stellenweise die Heerstraße und Egerstraße genannt wird, grenzt den Ortsteil Buchwald in der Steuergemeinde Silberbach zur CSSR hin ab und liegt bergwärts des
Doppelhofes Grießhammer / HoIlering und östlich des Einzelhofes Beck entfernt, jeweils ca. 150m.
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Steinkreuz bei Buchwald |
Das inzwischen freigelegte Steinkreuzfragment, das offensichtlich von seiner Knolle abgeschlagen worden ist, liegt mit seiner oberen Hälfte auf dem Boden der
CSSR und mit dem Fuß auf deutschem Gebiet. Die Hauptabmessungen des Kreuzes sind 146cm lang und 120cm breit, wobei der linke Arm ca. 40cm vom 72cm
breiten Kreuzstamm wegragt und der rechte Arm teils abgeschlagen oder durch Verwitterung verkürzt worden ist. Die Dicke des gesamten Kreuzes schwankt zwischen
30 und 40cm. Am Fußende ist eine zur Hauptachse des Kreuzes etwa 30° schräge Bruchkante feststellbar - der Fuß selbst steckt wahrscheinlich noch in unmittelbarer
Nähe des Fundplatzes im Boden und konnte bis jetzt leider noch nicht ermittelt werden. Auf der Oberfläche des Steinkreuzes lassen sich noch zwei verschiedene
Bearbeitungsspuren recht deutlich wahrnehmen. Am linken Armansatz sind 3 rillenförmige, fast parallele Vertiefungen und auf der unteren linken Kreuzstammhälfte
ist ein Zeichen eingemeißelt, das der Zahl 4 gleicht. Möglicherweise stellt dies ein altes Grenzzeichen dar, das erst nach dem Umlegen auf das Kreuz geschlagen
wurde. Sonderbarerweise liegt diese 4 genau auf der heutigen Grenzlinie. Aller Wahrscheinlichkeit nach käme als Entstehungszeitraum dieser Markierung etwa die
Mitte des 16. Jahrhunderts in Frage. Vorher, und teilweise sogar noch bis in die Zeit um 1750 hat man in hiesiger Gegend u.a. markante Bäume als von beiden Seiten
anerkannte Grenzzeichen benützt, z.B. Buchenstämme, einzeln stehende große Fichten oder "zwiefache Föhrling", wie noch in alten Forstkarten zu lesen ist. Um 1540
wurde dieses jahrhundertelang umstrittene Gebiet um die Zankspitze neu "verraint und versteint". In der Tat finden sich in unmittelbarer Nähe des Steinkreuzes etliche
sonderbar anmutende Grenzsteine und -zeichen. Abgesehen von den normalen Haupt-, Läufer- und Feldsteinen, welche die bäuerlichen Fluren abgrenzen, finden sich
hier noch Wappengrenzsteine, die zwischen 1718 und 1754 gesetzt worden sind. Außerdem gibt es noch Felsen mit eingehauenen Haken- und Kreuzzeichen in
verschiedener Größe auf der Grenzlinie.
Zu einer exakten Altersbestimmung und Eindatierung des Steinkreuzes möchte ich noch die im Laufe der Jahrhunderte geprägten und größtenteils nach heute
gebräuchlichen Flurnamen aus der unmittelbaren Umgebung des Fundes anführen: Herrlesacker und Rauschenacker sind Bezeichnungen, die nicht mit dem neuen
Flurdenkmal des erst 1668 erstmals erwähnten Ortes Buchwald in Zusammenhang zu bringen sind. Anders ist dies jedoch beim Flurnamen Zankspitze. Bereits um 1500,
als sich das Erkersreuther Ländchen - es gehörte damals der Familie von Raithenbach - zum autonomen Gebiet entwickelte, sind Zank und Streit um ein
Bergwerksgebiet an der gemeinsamen Grenze zum von Zedtwitz-Liebensteinischen Gebiet nachweisbar. (Ganze Bände über diese Flur füllen die Regale im
Staatsarchiv Bamberg). Die Zankspitze reicht bis hinab zum Mordbach, der zeitweise auch als „Orttbach“, d.h. Grenzbach bezeichnet worden ist. Auch heute nach ist
der Mordbach ein Grenzbächlein.
Der Sage nach soll hier im Bereich Zankspitze-Mordbach bei Grenzstreitigkeiten einmal ein Förster erschossen worden sein. Die Sage läßt sich
durchaus in Zusammenhang mit dem Steinkreuzfund bringen, doch kann der "Förster" auch ein Bauer oder Fuhrmann gewesen sein, der hier sein Leben angeblich verlor.
Wahrscheinlich der früheste Nachweis des Mordbaches ist in einer Urkunde vom 2 Juni 1386 festgehalten, in der Erhard Forster seinem Oheim Ludwig Jur die Erlwiese
"oben im Mordbach beim Tännich" verkaufte.
Bei einem eventuellen Zusammenhang des Flurnamens und des wiedergefundenen Flurdenkmals wäre die Entstehung des Steinkreuzes noch vor Mitte des
14. Jahrhunderts einzuordnen. Höchst interessant und aufschlußreich war schließlich das Auffinden einer weiteren alten Forstkarte aus der Zeit um 1550, in der das
"Strittig Gebiet" exakt verzeichnet ist. Als Flurnamen finden sich u.a. darin das "Hirschfelder Tor", die "Straße nach Eger", "Mordbach", "Schürpff" und "Creutz Dann".
Zunächst glaubte ich den "Creutz Dann" mit der heutigen Steinkreuzlohe, und "Schürpff" mit dem Bergwerk am benachbarten Ladenbrunnen identifizieren zu
müssen. Ein Bergwerk am Ladenbrunnen ist 1472 erwähnt und beschrieben. Tatsächlich aber zeigt erwähnte alte Forstkarte die Buchwalder Gegend um die Zankspitze
bis zum Mordbach und genau an der Bezeichnung "Creutz Dann" und an der Altstraße Eger - Hirschfeld - Buchwald - Längenau fand sich unser Steinkreuz, von dem
bisher noch nichts in der Literatur verzeichnet war. Selbst der aufmerksame 1. Selber Chronist M. Paul Reinel (1574-1661) kannte mit Sicherheit nicht mehr das
Buchwalder Steinkreuz, denn ansonsten hätte er es in seinem Kurzinventar der "Steinkreuze im ehemaligen Amt Selb" aufgenommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach
wurde dieses Flurdenkmal zwischen 1529 (Einführung der Reformation im Sechsämterland) und etwa 1550 (Entstehung der genannten Forstkarte) umgeschlagen.
Eine exakte Altersbestimmung scheint zur Zeit noch nicht möglich zu sein.
Zunächst gilt es, das aufgefundene Steinkreuz zu sichern, in die Denkmalschutzliste aufzunehmen und evtl. erneut aufzurichten. Es wäre gewiß eine lohnenswerte,
ehrenvolle Aufgabe, die unsere Heimat um ein Flurdenkmal bereichern würde.
(Der Siebenstern, Heft 2, 1978, S. 62-64)