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Bildstöcke
Rotmarmor-Bildstöcke

aus dem Anfang des 16.Jh.

Bildstock bei Rechtmehring (Haag Obb.)

   In der Regel wurde zu steinernen Martersäulen die in der betreffenden Gegend oder in der Nähe vorkommende Gesteinsart verwendet. So ist der rote Marmor bei Bildstöcken vorzugsweise in den Voralpen, in den Bezirksämtern Traunstein, Berchtesgaden und Rosenheim, in Salzburg, vereinzelt auch in den Bezirksämtern Laufen, Erding, Altötting und Wasserburg vertreten. Es wäre wertvoll, festzustellen, ob und welche dieser rotmarmorenen Bildstöcke in den Steinmetzhütten zu Hallein (Sa.) u. Adnet (dgl.), zu Salzburg, Berchtesgaden am Haselberg im Miesenbach- oder Ruhpoldinger Tal (Traunstein Obb.), Ulrichshögl (Laufen Obb.) usw. hergestellt wurden?
   Bildstock bei Rechtmehring (Haag Obb.) an der Straße nach Haag. 2,60m hoch. Am Schaft "1523". Aufsatz dreiseitig; Hochbilder: 1.) Simon von Cyrene; misere mei (=erbarme dich meiner!); im Schild unterm Hochbild ein Kessel mit Füßen (ein Grapen). 2.) Christus am Kreuz (s. Bild links); "elspet [Elisabeth] pellawffin" [Pellauf]; im Schilde eine Hausmarke. 3.) Christus im Schoß Maria; "wolfgang pellawff"; im Schild ebenfalls Hausmarke (s. Bild rechts).
   Bernau (Prien Obb.). Bildstock an der Straße nach Weisham (Gem. Hüttenkirchen, dgl.); ebenfalls dreiseitiger Aufsatz u. roter marmor; "Got genade Cristan Seyser und Martein [Martin] seine[m] sun [Sohn] wirten zw Pernaw Erbaben [Erbauern] vnd machern des wegs Anno 1518". Hochbilder: Kreuztragung, Kreuzigung und Maria mit Kind. Höhe 2,20m.
   Steinhöring (Ebersberg Obb.) Bildstock am Weg nach Meiletskirchen (dgl.). Wie es scheint, ebenfalls von einem Wirt und zwar Koch in Steinhöring. Roter Marmor. An dem Aufsatz Hochbilder: Kreuztragung und Kreuzigung, dann Katharina und Ulrich [?]. Anfang des 16.Jh. Höhe 1,90m; Bekrönung fehlt jedoch.
   Tading (Erding Obb.) am Weg nach Reithofen (dgl.) zwei Bildstöcke:
   1.) Hochbilder am Aufsatz: Kreuzigungsgruppe - Anna Selbdritt - Georg zu Pferd. 1523. 1,84m hoch.
   2.) Am Aufsatz dieselben Bildgegenstände in etwas anderer Darstellung. 1524. 151m hoch.

Rotmarmorbildstock aus dem 17.Jh.

   Siegsdorf (Traunstein Obb.); am Dammweg nach Eisenärzt (dgl.). Rechts und links rein gotische [?] Inschriften (erhöht). Wappen aus der eingeschickten Zeichnung nicht zu bestimmen. Am Schaft Nische, vielleicht ein Armen-Seelen-Bild; bei diesem ein eiserner Stift, auf der andern Seite einst ein gleicher, jetzt Loch. Zwischen beiden wohl ein starker Draht, an dem Rosenkranzperlen angereiht waren zum Abbeten von Vaterunsern für die Armen Seelen. Die Jahreszahl 1617 könnte unrichtig erneuert worden sein. Roter Marmor. Höhe 1,50m.

   Der Standort der Bildstöcke I, III-VI ist aus der lageskizze 1:75 000 ersichtlich.

   I. bei Urfarn (Gem. Schlicht, Wasserburg Obb.). Stein. 3,30m hoch. An 2 Seiten Jahreszahl 1594. Vorn Wappenschild. Nischen und Giebel des Aufsatzes mit Kielbögen. Oben aufgesetztes eisernes Kreuz stammt aus neuerer Zeit.

   II. An der Straße von Rechtmehring (Haag Obb.) nach Haag. Bereits behandelt S.68.

   III. Oestl. Langwied (Wasserburg (Obb.). Stein. 2,50m hoch. Am Schaft vorn Wappenschild. In der Hohlkehle zwischen Schaft und Aufsatz die Jahreszahl 1510. Im Aufsatz ein geschmiedetes neueres Kruzifix.

   IV. Westl. von Weiglham (dgl.). Holz, sehr verwittert. 1,30m hoch. An den 4 Seiten Blechtafeln: Christus am Kreuz, Anbetung des Allerheiligsten und darüber Dreifaltigkeit, Maria mit Kind, Arme Seelen (gegen die Straße), darunter der Spruch:"Wer geht heraus oder herein, Der gedenk an unser große Pein, Mit einem Vat. u. Ave. M.".

   V. ¾ Kilometer südwestl. Wasserburg (Obb.), an der Straße nach Rosenheim. Stein. 1,20m hoch. Am Aufsatz 4 leere Nischen. Oben Dübelloch für ein Kreuz. An der Vorderseite "1660".

   VI. An der Straße von Wasserburg nach Neudeck (Wasserburg Obb.). Holz, abgefault. 1,10m hoch. Auf einer Blechtafel Bild und Schrift, unkenntlich. Bericht von Lehrer J. Schmid, früher in Wasserburg, Zeichnung von Köll, Wasserburg.

Bildstöcke aus der Gegend von Wasserburg a. Inn (Obb.)

   Bildstock bei Kipfenberg (Mtfr.) an der Straße nach Enkering (Kipfenberg Mtfr.). 2,25m hoch; Muschelkalk. Die Inschrift ist nur mehr zum Teil leserlich. Das Bild zeigt ein Kruzifix mit Engelsköpfchen in der Nische, davor einen knieenden Mann, den Wirt Augustin Simmon in Altdorf (wohl Greding Mtfr.) 1617. Das Kreuz ragt oben und seitlich über die Nische heraus, ebenso der Beter. Der mittlere Teil des sehr schön gegliederten Bildstocks trägt den reich umrahmten Schild mit Inschrift, der untere Teil weist eine Rechteckblende auf. Die Bekrönung des Ganzen bildet ein gewölbeartiges Dach, dessen 4 Grate in einem aufgesetzten Schlußstein zusammenlaufen. In der an Wegmalen überaus reichen Umgebung von Eichstätt stehen noch weitere aus dem 17.Jh. stammende, ganz ähnlicher Form (wie obriges Bild) hergestellte Bildstöcke; so in Grösdorf bei der Mühle am Wege nach Kipfenberg, 1622; Böhmfeld, westlich vom Dorf, 1614; Isenbrunn, am Weg nach Rieshofen, 1652; Oberemmendorf, am Fußweg nach Irfersdorf, 1625 (alle Kipfenberg Mtfr.); Oberwimpaffing, am Weg nach Ziegelhof (beide Eichstätt Mtfr.) 1622. Alle diese Bildstöcke sind aus Kalkstein.



   Bildstock an der Abzweigung des Feldweges von der Trostberger Straße zum Kiern (Burghausen Obb.), 1751 [?]. 2,30m hoch. Tuff mit Spuren von Uebertünchung. Die Nische des Aufsatzes ist vergittert. Der Sockel und das unterste Glied des Schaftes haben nischenartige Vertiefungen.
   Eingesandt von Bezirksschulrat Karl Stechele, Burghausen.


   Gotischer Bildstock aus Großlangheim (Kitzingen Utfr.), am Westende des Marktes. Rund 4,20m hoch; Sandstein. Flacher Pfeiler mit reichen spätgotischen Maßwerkblenden und Jahrzahl 1501. Darauf Bildhäuschen mit Satteldach. Hochbilder: vorn Christus am Kreuz mit Maria, Johannes u. 3 Engeln, die das Blut auffangen; auf der Rückseite Christus als Schmerzensmann; an den beiden Schmalseiten S. Jakobus u. S. Antonius der Einsiedler. Ein ganz ähnlicher Bildstock (1513) befindet sich am Nordende des Marktes.


   Schöngeising (Bruck Obb.). Bildstock "Heigensäule"; im Ort selbst
   Aus Mauerziegeln errichtet; diese verputzt. Schaft aus vier kreisrunden, zusammengekuppelten Säulen. Darüber Aufsatz (Grundriß ein Geviert) mit flachen, jetzt leeren Nischen; über diesem Aufsatz ein kleinerer, ebenfalls geviertet. Dach aus Holzziegeln. Höhe 2,80m.
   Das Wort "Heigersäule" erklärt man aus "Heiligensäule"; eine "heilige Säule" gab es um 1450 bei Kissing (Friedberg Obb.). Unsere Säule ist nicht alt. Von einem römischen Meilenstein, der zu einer mittelalterlichen Jurisdiktionssäule zugerichtet worden wäre, ist keine Rede.
   Es stehen noch weitere solcher Heiligensäulen im Ort, jedoch einfacher gehalten.

   8 Bildstöcke, eine künstlerische Entwicklung darstellend.
   1) Bethäuslein zu Breitengüßbach (Scheßlitz Obfr.). Einfacher, wandartiger Aufbau mit Satteldach u. rundbogiger Nische. Darunter Kniebankvorbau.
   2) "Immunitätsmarter" von St. Jakob in Bamberg (Obfr.). Auf breitem Sockel schmaler, rechteckiger Aufbau mit Darstellungen auf allen 4 Seiten. Der Name erinnert an die rechtliche Stellung des Kollegiatstifts S. Jakob u. dessen Untertanen.
   3) Gotischer Bildstock zu Rattelsdorf (Staffelstein Obfr.). Der rechteckige Schaft ist durch die seitlichen Einbuchtungen gegliedert. Der hohe rechteckige Aufsatz ist etwas schmäler gehalten.
   4) Galgen(fuhr)marter in Bamberg. Auf breitem Sockel viereckiger Pfeiler; Aufsatz Renaissance-Bildhäuslein mit Satteldach. Der Name stammt von dem Standort (am Wege zum Galgen, Armensünderbetstätte).
   5) Teuerstatt-Marter in Bamberg. Aehnliche Form wie 4). Die Ecken des Schaftes sind abgefast. Der Aufsatz hat ein hohes Walmdach mit aufgesetztem Eisenkreuz. Der Bildstock ist nach dem Standort, dem Stadtteil Teuerstatt, benannt.
   6) Pestsäule in Gaustadt (Bamberg Obfr.). 1652. Viereckiger Sockel. Am Säulenfuß Eckblätter an den Ecken des Sockels. Interessant ist der Uebergang von der Säule zum viereckigen Aufsatz. Jahreszahl in der Nische des Aufsatzes.
   7) Barockbildstock in Bug (dgl.). 1703. Hoher Sockel, Säulenschaft etwas ausladend und nach oben sich verjüngend. Säulenkopf mit Ring u. Voluten. Ueber der draufgesetzten hohen Platte anscheinend wieder Voluten, darüber ein laternenähnlicher Aufsatz. Diese Form ist ziehmlich häufig.
   8) Volkstümliche Stilverquickung von antiken u. gotischen Motiven im Bildsäulenkopf zu Bischberg (dgl.). Eingesandt von Gymnasialprofessor Dr. P. Schneider, Würzburg.

   Bildstock aus Fahrbichl (Prien Obb.); Lageskizze: F = Fahrbichl, H = Halfing, von hier aus Straße nach W (Wasserburg) u. E (Endorf); der Bildstock steht am Samerweg (SW.), der wieder in die Straße nach Endorf mündet. Saumer sind Leute, die mit Packpferden Waren befördern (in Halsing [dgl.] noch Hausnamen Salz-, Kasmann).
   Unser Bild zeigt den Aufsatz des Bildstockes von 2 Seiten. In den Nischen Maria und Arme Seelen; diese Bilder aus späterer Zeit, ebenso die Bedachung. Unter den Nischen:"[Christ-]an czilldorffer" und Hausmarke, darunter "1479".
(Deutsche Gaue, 33. Band 1932, 3.Lieferung, Nr.638-640, S.68-76)

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