Scheyrer-Kreuze
Man scheint geneigt zu sein, alle Kreuze mit zwei Querbalken für Scheyrerkreuze zu halten. Kreuze mit zwei
Querbalken sind zunächst Patriarchenkreuze, Kreuze mit drei Querarmen heißen päpstliche Kreuze. Das Scheyrerkreuz unterscheidet
sich von den anderen Kreuzen mit zwei Querbalken durch die Andeutung von Reliquien, bes. des Kreuzpartikels, der in dasselbe eingelassen
ist (siehe Abb.A.), dann durch die Inschrift Crux Schurensis (siehe B.) oder wenigstens C.S. (siehe C.). Sind andere Buchstaben darauf,
so hat man zu sehen, ob es nicht zunächst ein Zacharias- oder Benediktus-Kreuz ist.
Das Scheyrer-Kreuz steht im bayer. Wald noch immer in hohem Ansehen, das Volk nennt es das Schauer-Kreuz (gegen Hagelschlag).
An manchen Orten steht es auf der Feldflur und beim Feldumgang wird dort ein Evangelium gesungen (H.H. Pfarrer Poiger-Chamerau).
In d und e (Vorderseite und Rückseite) geben wir ein Kreuzchen, das nur die
Hälfte des Zachariassegens auf jeder Seite hat! Dasselbe kommt beim Benediktussegen vor.
(Frank, Christian - Kreuze, Medaillien und Amulette, in: Deutsche Gaue, Sonderheft 38, Kaufbeuren o.J., S.4)
Das im Volksmund "Femekreuz" genannte hohe hölzerne Kreuz mit zwei Querbalken, das heute auf dem Gut
Linschede bei Altenaffeln im Hönnetal aufbewahrt wird, ist ein sogenanntes "Spanisches" oder "Caravacakreuz". Die Aufstellung solcher Kreuze "vor Städten, Flecken,
Dörfern und im Felde" wurde im Jahre 1650 durch die kurfürstliche Regierung in Arnsberg angeordnet. Sie sollten zum Schutz gegen Unwetter und Hagelschlag
besonders bei den Stationen der Feldprozessionen errichtet werden.
(Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.151)
[...] Eng mit dieser visionären Handlung ist eine weitere verknüpft, die noch um 1915 in der NO-Oberpfalz
(Konnersreuth-Waldsassen-Mitterteich) sicher nachgewiesen wurde.
Während der Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag gehen die Frauen noch vor Tagesanbruch zu drei Wegkreuzen draußen auf der Flur. Sie verlassen nachts
um 2, halb 3 Uhr ihre Wohnungen schweigend, denn niemand darf sie hören oder ansprechen. Ihr Weg führt nacheinander zu drei Kreuzen, denn immer müssen drei
Stück besucht werden. Hier beten sie und bringen ihre Herzenswünsche vor, die im Laufe des Jahres dann in Erfüllung gehen sollen.
Oft treffen sich beim "Kreuz'n" bis zu zwanzig Personen, die durch ihr Schweigen einen seltsamen Eindruck hinterlassen. Führt der Heimweg dann über einen Bach,
über den Freud und Leid (Hochzeit und Leichenzug) gehen, dann werden Hände und Gesicht gewaschen, denn das Wasser besitzt eine heilende Wirkung (Abwehr von
Haut- und sonstigen Krankheiten!). Dieser seltsame Brauch dürfte eine Mischung von heidnischen und religioösen Sitten sein (Anspielung auf den Auszug der Frauen
Jerusalems am Ostermorgen zum Felsengrab Christi?).
(Schmeissner, Rainer, H. - Steinkreuze in der Oberpfalz, 1977, S.325)