Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Wittenberg

Axien (I)


Blick zum Standort

Detail Einzeichnung

Detail Inschrift

Zustand 1990
Foto: Agthe

Abbildung bei
Neuber / Wetzel
(1985)

Zustand 1975
Originalstandort
Foto: Wetzel

PLZ: 06922

GPS: N 51° 41,961', O 12° 53,245'

Standort: An der Kirche.

Größe / Material: 182:136:19 / rötlicher Sandstein

Geschichte: Das Originalkreuz wurde Ende 1989 / Anfang 1990 wieder zusammengesetzt und an der Westseite der Kirche aufgestellt. Zum Schutz vor Verwitterung erhielt es ein Dach. Das Kreuz ist auf der Vorderseite reich geschmückt. Es wurde vermutlich aus einer (Grab-)Platte gefertigt.

Bedauerlicherweise wurde im Mal 1982 das Steinkreuz von Axien, Kr. Jessen (Inv. Nr.2), obwohl es in angemessener Entfernung von der Fahrstraße stand, durch einen im Schlepp hängenden Heuwender, dessen Hinterrad durch einen Defekt ausscherte, umgeworfen und dabei sehr stark beschädigt. Es ist in Erdbodennahe abgebrochen und auf den Betonsockel des dahinterstehenden Zaunes gestürzt. Dabei erfolgte ein zweiter Bruch am Ansatz des oberen Armes. Darüber hinaus sind zahlreiche kleine Stücke abgesplittert, die nur zum Teil geborgen werden konnten. [...] (Neuber / Wetzel 1985)

Kopf und Arme zur Mitte verjüngt, Schaft gerade, Vorderseite (Westseite) reich verziert, im Unterteil des Schaftes, 149cm unter dem Kopf, ein durchgehendes Loch, Durchmesser 3cm. Kopf und Arme zur Mitte verjüngt, Schaft gerade. Im Kreuzquadrat und im anschließenden unteren Schaftteil Brustbild einer Frauenfigur (Marienfigur?) mit Haube von vorn, Hände vor der Brust zusammengelegt. Über der Figur, bis in die Kreuzarme hinein, ein dachförmiger Baldachin. Links neben dem Kopf ein Spaten (?) mit Schaft nach unten. Enden der Kreuzarme und des Kopfes durch Striche jeweils vom Innenbild abgetrennt, darauf jetzt unleserliche Buchstaben. In der Mitte oben ein Malteserkreuz. Unter der Figur ein durchgehendes Loch. Das Loch diente vermutlich für einen Lichthalter. Rechts des Kopfes eventuell eine Zeichnung flächig abgerieben. Rückseite sorgfältig behauen. Auf der Nordseite des Kopfes ein Näpfchen.
Gut erhalten, alt abgewittert. Gefährdung durch Straßenverkehr. Das Kreuz wird durch die Anlieger gepflegt. (Neuber / Wetzel 1982)

Sage: Um das Steinkreuz am Ortsausgang des zu Axien eingemeindeten ehemaligen kleinen Dorfes Kähnitzsch rankten sich noch vor über 40 Jahren allerlei Erzählungen, die sich aber meist auf die auf dem Kreuz dargestellte Frau und ihre Attribute bezogen.
1. Nach der ersten Erzählung konnte sich eine Magd eines sie bedrängenden Franzosen nur erwehren, in dem sie ihn mit der Mistgabel erstach. Ehe sie aber flüchten konnte, wurde sie von anderen Franzosen erfaßt und in eine Jauchegrube geworfen, wo sie elendiglich ertrinken mußte.
2. Nach der zweiten Erzählung soll zu den Zeiten, zu denen es noch Riesen gab, einst ein Riese eine Magd bedrängt haben, die erstach ihn aber mit einer Mistgabel und schlug ihm auch das Haupt mit einem Spaten ab. Zum Zeichen dessen wurde auf dem Kreuz die Magd abgebildet, ihr wurde zu beiden Seiten eine Gabel und ein Spaten beigegeben. Während der Spaten jetzt noch zu sehen ist, ist die Darstellung der Gabel verwittert und schließlich völlig abgeplatzt. Das Haupt des erschlagenen Riesen soll unter dem Kreuz begraben worden sein.
3. Andere wissen allerdings nur, daß hier ein Riese erschlagen wurde oder daß hier ein Riese ein Mädchen erstochen hat.
4. Die vierten aber glauben, daß an der Stelle, an der sich die Gabel befunden hat, früher einmal eine Sense zu sehen war und daß hier der Riese mit Sense und Spaten ins Jenseits befördert worden sei.

Quellen und Literatur:
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus , 1982, S.13-14, Nr.2
Saal, Walter - Das Steinkreuz von Axien, Kr. Jessen, in: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, Bd.6/1971 .Seite 147-149
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Nachtrag zu Steinkreuze und Kreuzsteine - Inventar Bezirk Cottbus, in: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, Heft 19, 1985, S.185-187
Saal, Walter - Bemerkungen zum Kleindenkmalbestand der ehemaligen Provinz Sachsen, in: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, Heft 21, 1987, S.118-119
recherchiert von Robert Ache, Cottbus
Ergänzungen und aktuelle Aufnahmen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von Dezember 2008), Günter Wetzel (Foto von 1975) und Markus Agthe (Foto von 1990)



Axien (II)


Blick zum Standort

seitliche Ansicht

Zustand 2005
Foto: Ache

Zustand 1990
Foto: Agthe

GPS: N 51° 42.179', O 12° 54.038'

Standort: Im früheren Ort Kähnitzsch am Ortsausgang nach Düßnitz, an der östlichen Straßenseite vor dem Zaun des Grundstücks 139. (Nachbildung von Kreuz I am Originalstandort)

Größe / Material: 182:136:19 / Sandstein

Geschichte: 1989 erhielt die Nachbildung zum Schutz ein Stahlkorsett. Vor dem Steinkreuz ein Blumenopfer.

Sage:

Quellen und Literatur:
Neuber, Dietrich / Wetzel, Günter - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus , 1982, Nr.2
recherchiert von Robert Ache, Cottbus (Foto von Juni 2005)
Ergänzungen und aktuelle Aufnahmen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von Dezember 2008), Günter Wetzel und Markus Agthe (Foto von 1990)



Das Steinkreuz von Axien, Kr. Jessen
von Walter Saal, Merseburg

Die Steinkreuze gehören zwar zu den jüngsten Zeugen, die dem Schutz der Bodendenkmalpflege unterstehen, geben aber trotzdem dem Forscher noch zahlreiche Rätsel auf. Das beginnt schon bei ihren verschiedenen Formen, ihren Standorten und ihrem Verbreitungsgebiet und endet bei der Festlegung ihres Alters.
Während sich in den drei thüringischen Bezirken über 500 Steinkreuze und verwandte Denkmale befinden, sind es in den drei sächsischen Bezirken 367, in den Bezirken Halle und Magdeburg 204, im Bezirk Cottbus 70, im Bezirk Potsdam sieben. Im Bezirk Frankfurt ist nur ein Sühnekreuz im Kreise Strausberg bekannt. In den drei nördlichen Bezirken sind gerade sieben Steinkreuze erfaßt, da die nur hier auftretenden verwandten Mordwangen rechteckige Steinplatten mit bearbeitetem Kopfteil aus gotischer Zeit darstellen, die regelmäßig Inschriften tragen und daher von der Denkmalpflege erfaßt worden sind. Womit diese starke Abnahme vom Süden zum Norden unserer Republik zu begründen ist, ist noch nicht völlig klar. Ein Grund dürfte im Fehlen von Vorkommen leicht bearbeitbaren Steinmaterials liegen. So wird zum Beispiel nach einer Eintragung im Stadtbuch von Wittenberg (Elbe) von 1488 die Setzung eines Holzkreuzes vor dem Eibtor als Teil einer Totschlagsühne gestattet. Von den 16 Steinkreuzen des Kreises Bad Liebenwerda sind allein 13 aus Elbsandstein gefertigt, sind also eine beträchtliche Strecke bis zu ihrem Aufstellungsort transportiert worden.
Das wohl bemerkenswerteste Steinkreuz aus dem Bereich der Potsdamer Forschungsstelle befindet sich in Axien, Kr. Jessen, und zwar steht es am nördlichen Ortsausgaaig, an der Straße von Düßnitz her in dem bereits vor dem Kriege eingemeindeten Ortsteil Kähnitzsch, auf der östlichen Straßenseite am Straßenrand. Es ist aus rötlichem, feinkörnigem Sandstein gefertigt, hat über dem Erdboden eine Höhe von 182cm, eine Breite von 134cm (über den Kreuzarmen gemessen) und eine Stärke von 21cm.
Bisher konnte beobachtet werden, daß die Setzung von Steinkreuzen frühestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einsetzt, wobei diese frühen Steinkreuze meist für oder von Angehörigen der feudalen Oberschicht gesetzt worden sind und daher eine, ihrer Bedeutung entsprechende Größe hatten. Mit der Übernahme der Steinkreuzsetzung durch die bürgerlichen und bäuerlichen Schichten werden die Steinkreuze entsprechend den finanziellen Möglichkeiten dieser Schichten niedriger und erreichen im 16. Jahrhundert kaum noch Größen über einen Meter. Größere Unterschiede bei etwa gleichaltrigen Steinkreuzen im gleichen mittelalterlichen Territorium darf man wohl auf das Konto soziologische Differenzierungen und die finanziellen Möglichkeiten der Errichter zurückfuhren.
Schon nach der Form des Axiener Kreuzes als lateinisches Kreuz muß man die Entstehung im 15. Jahrhundert als das Wahrscheinlichste annehmen. Aus der Größe muß weiter die Errichtung durch einen finanzkräftigen Spender geschlossen werden, wofür auch die Verwendung des hier nicht anstehenden Sandsteines spricht. Doch kann über die Herkunft des Materials keine genaue Angabe gemacht werden. Es wird aber aus einer elbaufwärts liegenden Landschaft (Gebiet um Meißen) herantransportiert worden sein. Das nächste Steinkreuz des Kreises Jessen zwischen Grabo und Battin dürfte aus Elbsandstein gefertigt sein.
Das Beachtenswerteste des Axiener Steinkreuzes ist jedoch das eingeritzte Bruchstück einer weiblichen Figur auf dem Kreuzquadrat und dem unteren Kreuzarm. Die Hände dieser Figur sind auf der Brust übereinander gelegt. Ein an anderer Stelle (P. Hinneburg, 1933) erwähnter Heiligenschein konnte von mir bisher nicht entdeckt werden. Vermutlich hat man Teile des zur Haube gebundenen Kopftuches, das zu beiden Seiten des Kopfes in Falten herunterfällt, hierfür gehalten. Die Figur steht unter einem satteldachförmigen Baldachin, dessen Grat durch eine runde Rippe besonders betont wird. An den Enden des Baldachindaches liegt auf beiden Seiten je eine weitere Kugelrippe auf. Der Kopf teil des oberen Kreuzarmes ist durch einen waagerechten Strich, der die Gratrippe tangiert, und die beiden Seitenarmaußenteile durch senkrechte Striche, die an die Baldachinenden anschließen, von der Figur abgetrennt. In diesen abgetrennten Teilen sind Buchstaben und Ziffern einer jetzt völlig unleserlichen Inschrift zu erkennen, wobei sich in der Mitte des oberen Kreuzarmes ein kleines Malteserkreuz befindet. Vermutlich diente es wie in den bekannten Glocken Inschriften der Worttrennung. P. Hinneburg (1933, S.54) glaubte auf dem linken Arm PAZ (= PAX) lesen zu können und rechts ein a und ein Ω. Doch scheint hierbei die Spekulation den Sieg über die Gewißheit davongetragen zu haben, wurde doch auch die Figur mit Christus als Gärtner gedeutet. Der Verfasser selbst (W. Saal, 1952, S.150) hat in der Figur eine Muttergottes vermutet, doch läßt sich diese Vermutung keineswegs beweisen, weil jegliche Attribute fehlen, und ist wohl auch nicht mit Bestimmtheit aufrecht zu erhalten, da der Marienkult in der Mitte des 15. Jahrhunderts, und in diese Zeit muß wegen der Schriftreste, der Form des Baldachins und der Bekleidung der Figur, das Kreuz gestellt werden, nicht mehr die dominierende Bedeutung hatte. Da die Hände der Figur zum Beten zusammengelegt sind, kann auch von der Anlage her nie ein Christuskind mit dargestellt gewesen sein.
Nicht als Heiligenattribut sieht der Verfasser dabei die (heraldisch) rechts der Figur befindliche Zeichnung an, die allgemein als Spaten gedeutet wird. Hinneburg wollte noch weiter rechts des Spatens eine Sense erkennen, doch gehört zu einer derartigen Festlegung wohl etwas zu viel Phantasie. Links von der Figur befindet sich im Steine eine etwas über tellergroße Vertiefung, der vermutlich das Gegenstück der Spatenzeichnung zum Opfer gefallen ist. Es wäre naheliegend, in dieser Vertiefung eine Abwitterung zu sehen, doch ist die Form dafür zu regelmäßig und entspricht auch nicht der Schichtung des Steines, so daß an ein Abschaben von Steinmehl gedacht werden muß, wie es in der Volksmedizin zur Vermeidung oder Beseitigung von Fieber verwendet wurde. Auch Hinneburg hat etwas Ähnliches vermutet, obwohl er mit seiner Bezeichnung "Sympathiekuren" einen völlig unzutreffenden Ausdruck verwandte. Etwas Unverstandlieh ist freilich dabei, daß die Abschabung auf einer verhältnismäßig großen Fläche erfolgte und nicht der Art der sonst üblich gewesenen Näpfchen und Rillen. Doch hätte das Auffangen des Steinmehles unterhalb des Kreuzarmes sehr bequem vonstatten gehen können.
Kurz unterhalb der Figur befindet sich irn Kreuzschaft eine lochartige Vertiefung. Eine Erklärung hierfür ist schwierig. An ein Entstehen durch Abschaben von Steinmehl ist nicht zu denken, dafür ist das Loch zu unregelmäßig, denkbar ist aber eine Erklärung als Dübelloch für die Befestigung einer ewigen Lampe oder eines Opferstockes. Diese Möglichkeit erhält dadurch eine gewisse Erhärtung, daß im Ort berichtet wurde, daß das Kreuz früher höher gewesen, aber dadurch auch öfters umgefallen sei. Dabei sei auch einmal ein Stück des Fußes abgebrochen, so daß das Kreuz des sicheren Stehens wegen tiefer in die Erde gekommen sei. Ein Opferstock hätte mit seiner Öffnung wohl auch kaum normale Tischhöhe überschreiten dürfen.
Vergleichsstücke zum Axiener Kreuz gibt es eigentlich auf dem Gebiet der DDR kaum. Ein kleineres Sandsteinkreuz mit einer Kreuzigungsdarstellung (Christus am Kreuz, links und rechts zu seinen Füßen Maria und Johannes) steht auf der Wernburger Höhe im Kreis Pößneck, während sich auf einem Steinkreuz in Melborn im Kreise Eisenach die Einritzung einer wohl ebenfalls weiblichen Heiligenfigur als Ganzstück findet.
Bisher wurde meist in den bildlichen Darstellungen der inschriftlosen Steinkreuze die Mordwaffe gesehen, wobei sich diese Deutung auf entsprechende Auswertungen der Steinkreuze Mitteldeutschlands stützte. B. Losch (1968, S.46 f.) hat in einer neueren Untersuchung der Steinkreuze Südwestdeutschlands jedoch auf das dortige starke Auftreten von Pflügen und Pflugteilen verwiesen und daraus auf berufsständische Angaben über die Getöteten geschlossen. In Axien würde danach aus dem Spaten auf einen Angehörigen des Bauernstandes als Erschlagenen geschlossen werden müssen. Dem steht freilich gegenüber, daß das Steinkreuz erhebliche Kosten verursacht halben muß und daher der Totschläger den finanzkräftigen Schichten angehört haben muß.
Eine Urkunde über eine Totschlagsühne, die sich auf das Kreuz von Axien-Kähnitzsch beziehen könnte, konnte bisher leider noch nicht ermittelt werden. Es bleiben daher noch viele zu klärende Fragen offen. Als unzutreffend kann aber bereits die Erklärung des Steinkreuzes als Grenzmal (E. Henze, 1935, S.52) oder der weiblichen Figur als vorchristliche Gottheit abgetan werden. Gegen die erstgenannte Auffassung spricht der Standort am Ortseingang. Sie wäre vielleicht für die versuchte Erklärung noch zu verstehen, wenn sich das Kreuz an einer Flurgrenze befinden würde, aber die Grenzzeichentheorie ist auch sonst schon längst ad absurdum geführt worden, so daß ein weiteres Eingehen darauf unnötig ist. Die zweite Theorie, noch unwissenschaftlicher als die erste, ist bereits durch die Beschreibung des Kreuzes und seiner eingeritzten Zeichen widerlegt worden.
So verbliebe abschließend nur noch ein Blick auf die Sagen, die sich an das Steinkreuz knüpfen, obwohl sie erst in einer Zeit entstanden sein dürften, als die Erinnerung an den tatsächlichen Grund der Errichtung des Steinkreuzes bereits nicht mehr bekannt war.
"Zu den Zeiten, als es noch Riesen gab, hat eine Magd einen Riesen im Schlaf mit der Mistgabel erstochen und ihm das Haupt mit einem Spaten abgeschlagen. Der Kopf des Riesen wurde unter dem Steinkreuz begraben." Die im allgemeinen ungewöhnliche Größe des Kreuzes hat wohl den Anlaß für diese Deutung als Riesenmal gegeben. Es sei in diesem Zusammenhang auch an die Bezeichnung "Hünengräber" für Hügel- oder Großsteingräber erinnert. Auch die Magd ist durch die bildliche Darstellung leicht erklärbar, denn das Bild zeigt ja nur eine Frau, keine Heilige, da der Heiligenschein fehlt. Ohne Deutung verbleibt nur die Mistgabel, und man müßte wohl schließen, daß die Zeichnung einer Mistgabel sich an der Schabestelle befunden hat.
Nach einer anderen Fassung ist die ganze Angelegenheit, mit vertauschten Rollen verlaufen, und ein Riese hat hier ein Mädchen erstochen.
Auch die dritte Version berichtet von einem Riesen, freilich nur, daß er hier erschlagen wurde.
In den beiden letzten Fassungen entfällt der Riese, und die Sagen nähern sich dem allgemeinen Sagenkreis der Steinkreuze: "Im Schwedenkriege hat hier ein Mädchen, das für seine Unschuld kämpfte, einen schwedischen Oberst mit der Mistgabel umgebracht."
Und "Eine Magd, hat einen Franzosen, der sie überfallen wollte, mit der Sense erschlagen. Sie wurde daraufhin zur Strafe in eine Jauchegrube geworfen und mußte elendiglich darin ertrinken."
Also auch die Sagen bringen keine Lösung der Unklarheiten; es ist lediglich zu vermuten, daß sich an der Schabestelle als weiteres bäuerliches Gerät eine Heuoder Mistgabel befunden hat.
Fassen wir zusammen: Das Kreuz von Axien liegt am Rande des Verbreitungsgebietes in der DDR. Es dürfte als Sühnemal für einen Totschlag im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Infolge Fehlens einer Sühneurkunde ist die tatsächliche Veranlassung zur Errichtung nicht nachweisbar. Wegen der Größe des Kreuzes muß der Errichter, der wohl auch identisch mit dem Totschläger ist, in finanzkräftigen Kreisen gesucht werden. Das Heiligenbild und das darunter befindliche Dübelloch lassen die Anbringung eines Opferstockes oder einer ewigen Lampe an dem Steinkreuz vermuten.

Literatur:
Henze, E., 1935: Steine stehen am Wege und in den Porsten. In: Nachrichtenblatt der Landeselektrlzltfit GmbH., Oberlandwerk Liebenwerda 14, H.5. Mai 1935
Hinneberg, P., 1933: Die alten Steinkreuze am Wege. In: Glaube und Heimat, 1933, Kalender für den Kirchenkreis Wittenberg, S.52 ff.
Losch, B., 1968: Steinkreuze In Südwestdeutschland, Tübingen 1968
Saal, W.. 1952: Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Teil 1: Südteil. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 36, 1952, S.149 fl.

(Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, Bd.6/1971 .Seite 147-149)



Auszug aus:
Nachrag zu Steinkreuze und Kreuzsteine - Inventar Bezirk Cottbus
Dietrich Neuber / Günter Wetzel

Steinkreuz von Axien, Kr. Jessen (Inv. Nr.2), nach der Zerstörung 1982

Rekonstruktion des Steinkreuzes Axien, Kr. Jessen, mit den Umrissen der Grabplatte

Bedauerlicherweise wurde im Mal 1982 das Steinkreuz von Axien, Kr. Jessen (Inv. Nr.2), obwohl es in angemessener Entfernung von der Fahrstraße stand, durch einen im Schlepp hängenden Heuwender, dessen Hinterrad durch einen Defekt ausscherte, umgeworfen und dabei sehr stark beschädigt. Es ist in Erdbodennahe abgebrochen und auf den Betonsockel des dahinterstehenden Zaunes gestürzt. Dabei erfolgte ein zweiter Bruch am Ansatz des oberen Armes. Darüber hinaus sind zahlreiche kleine Stücke abgesplittert, die nur zum Teil geborgen werden konnten. Zwei Schrammen am linken Kreuzarm haben zusatzlich dazu beigetragen, die Ritzzeichnung des Kreuzes zu beschädigen.
Da die beiden Hauptbruchstellen in dem leicht brüchigen Sandstein, aus dem das Kreuz gefertigt ist, schräg verlaufen und außerdem das Kreuz nur eine geringe Stärke besitzt, ist eine Wiederherstellung außerordentlich erschwert. Sie wird nur durch einen Fachmann möglich sein. Falls das gelingt, wird das Kreuz zusätzlich geschützt werden müssen, damit sich ein derartiger Unfall nicht wiederholen kann, der eine völlige Vernichtung dieses weit über unseren Bezirk hinaus bekannten Steinkreuzes zur Folge haben würde. Anläßlich der Autopsie, die am 17. Juni 1982 erfolgte, wurde auch eine Grabung durchgeführt, die der Untersuchung des Sockels diente. Es wurde festgestellt, daß das Kreuz 100cm in der Erde steckt. (30cm entfallen davon noch auf den Schaft. Der Fuß ladet seitlich etwa 20cm gerundet aus, was die Standfestigkeit erhöhen soll. Er ist grob scharriert und etwas gebogen. Die Gesamtlänge des Kreuzes beträgt somit 270cm).
Durch starken Regen wurde der Fuß des beschädigten Steinkreuzes von Axien saubergespült. Dabei kamen der Rest einer klaren Inschrift und eine eingeritzte Zeichnung vom Fußteil einer Frau im Gewand zutage, die bei der Freilegung und Bergung nicht beobachtet werden konnten. Bürgermeister Herrmann meldete diese Beobachtung im November 1984 sofort, so daß hier eine wesentliche, neue Deutung gebracht werden kann. Die zeichnerische Rekonstruktion (nach Fotos, der Zeichnung von W. Saal und dem Fußoriginal) zeigt eindeutig, daß das Kreuz aus einer ehemaligen Grabplatte gearbeitet ist. Diese Grabplatte fällt durch die ungewöhnliche Größe auf (262/270:150cm). Sie wird ursprünglich in einem Nonnenkloster gestanden haben (Mühlberg?, Nossen?) und eine Äbtissin darstellen. Aus den Wortbruchstücken im Fußteil ... ENS.NOVE ... läßt sich kein Zusammenhang ermitteln. Das Kreuz im Kopfteil ist sicher die Trennung zwischen Inschriftbeginn (nach rechts, meist mit Anno Domini beginnend) und Inschriftende. Auf dem rechten Kreuzarm erscheint dann auch logisch noch ein C von der Jahreszahl. Ein analoges Beispiel für einen derart großen Grabstein ist uns nicht bekannt, allerdings fehlte auch die Zeit, intensive Vergleichsstudien zu betreiben. In der Kirche des Klosters Mühlberg befindet sich u.a. ein Grabstein des Pleban Johannes von 1357, der im Schriftstil und in der Bildanordnung und Ausführung dem unseren sehr nahe kommt. Dieser Stein, im Koptteil leider beschädigt, zeigt aber noch die Ansätze eines Baldachins wie beim Stück von Axien. Gotische Majuskeln weist auch die Grabplatte des Frohstes Lutold von 1359 auf. (H. Bergner, H. Nebelsieck, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Liebenwerda. Halle/S, 1910, S.151 ff., Abb.132 und 139). Wir können also die Grabplatte mit gutem Gewissen in das 14. Jahrhundert, vielleicht in die erste Hälfte desselben, setzen. Wann daraus das Steinkreuz gearbeitet wurde, läßt sich natürlich schwer sagen. Walter Saal nimmt das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts an. Wir gehen sicher nicht fehl, wenn wir das 15. Jahrhundert allgemein setzen, eher das Ende desselben. Man muß schon zwischen Herstellung der Grabplatte und Umarbeitung zu einem Steinkreuz einen größeren Zeitraum annehmen. Doch scheint bei der Ausarbeitung dieses Steinkreuzes bewußt das Bild einbezogen worden zu sein, vielleicht wurde sogar auf dem rechten Kreuzarm ein nicht passendes Attribut (Kelch?) absichtlich beseitigt. Mit dieser Entdeckung dürften alle bisherigen Spekulationen über den Sinn des Bildes und der Zeichen hinfällig sein. Als einziger wies uns Herr Reinhard Kißro, Ortrand, bereits vorher auf die Möglichkeit hin, daß hier als Ausgangsmaterial eine Grabplatte vorliegen könne. Dies wurde von uns mit dem Hinweis auf die enorme Größe abgelehnt, muß nun aber revidiert werden.
Bei der Nachgrabung traten Glasscherben zutage, die auf eine jüngere Umsetzung des Kreuzes an diesen Standort schließen lauen. Nach Auskunft von Herrn Herrmann soll das Steinkreuz laut Überlieferung an der südlichen Straßenseite am Ortsausgang vom Ortsteil Axien nach Kähnitzsch gestanden haben.
(aus: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, Heft 19, 1985, S.185-187)



Steinkreuze und Kreuzsteine - Inventar Bezirk Cottbus
Bemerkungen zum Kleindenkmalbestand der ehemaligen Provinz Sachsen
von Walter Saal

In Band 19 von Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus berichten D. Neuber und G. Wetzel in einem Nachtrag über neuere Erkenntnisse zum Steinkreuzbestand im Bezirk Cottbus, und dabei vor allem über die im Zuge der Sicherungsarbeiten am Axiener Steinkreuz gewonnenen neuen Ansichten. - Wenn ich in Band 6 der Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam zum Ausdruck brachte, daß das Axiener Kreuz im 15. Jahrhundert entstanden sei, so geschah das aus typologischen Gründen wegen der parallelkantigen lateinischen Form. Nachdem aber Neuber / Wetzel in Abb.6 einen Klumpfuß des Kreuzes, der ja bisher nicht erkennbar war, erschließen, muß die Entstehung des Kreuzes in die 1. Hälfte des 16. Jahrhundert datiert werden.
Ich habe dabei bisher angenommen, daß das Kreuz aus einem verworfenen Werkstück gemacht worden ist und mich daher weniger um eine Datierung der dargestellten Frauengestatt bemüht, vor allem, weil auch die sichtbaren Schriftreste eine beweisbare zeitliche Einordnung nicht zuließen. Jetzt liegen aber vom Fuß 6 lesbare Buchstaben vor und zwar einwandfreie gotische Majuskeln. Da ich den Fuß selbst noch nicht einsehen konnte, habe ich eine Ausmessung der Größenverhältnisse der Buchstaben noch nicht vornehmen können. Da aber das "O" fast so breit wie hoch ist (nach der genannten Abbildung), bin ich geneigt, die Entstehung der Schrift auf Grund der Größenverhältnisse ins späte 13. Jahrhundert zu setzen. Dazu ist freilich zu bemerken, daß 6 Buchstaben für eine Ausmessung und Deutung des Schriftindexes (Verhältnis: Höhe zu Breite) eine zu geringe Anzahl sind, um sichere Erkenntnis haben zu können. - Ende des 14. Jahrhunderts werden die Majuskeln durch Minuskeln ersetzt, nachdem sie in der Zwischenzeit immer schmaler geworden sind und bei ihrem Auslaufen etwa nur noch halb so breit wie hoch sind.
Zur Kleidung der Frauengestalt ist zu sagen, daß die Dargestellte ein Kopftuch trägt, wie es in dieser Art zu Anfang des 14. Jahrhunderts Mode wurde und sich mit entsprechender Kanten Verzierung zum Kruseler oder Krüseler entwickelte. Die für den Krüseler typische Randverzierung des Kopftuches ist in Axien nicht erkennbar, wobei unentschieden bleiben muß, ob das an mangelnder Fertigkeit des Steinmetzen lag oder an der einfacheren Gestaltung in der Art der Ritzdarstellung, die im allgemeinen für eine frühere Zeit spricht. Eine ähnliche Frauendarstellung, aber plastisch herausgearbeitet, zeigt die Magdalena vom Heiligen Grab im Halberstftdter Dom. Auch hier fehlen am Kopftuch die für den Krüseler typischen Verzierungen. Die Darstellung wird auf 1360 datiert. - Ob die am neu entdeckten Fußteil erkennbaren Faltungen zu einem Nuschenmantel gehören, ist nicht beweisbar, allerdings gehörte diese Mantelart in der Mitte des 14. Jahrhunderts unbedingt zur Kirchentracht. Ob durch persönliche Autopsie hier noch etwas herausgeholt werden kann, ist sehr fraglich. Wenn der Stein aber ursprünglich ein Grabstein war, ist die Dargestellte sicher auch in der Kirchentracht dargestellt worden.
Der vermutete ursprüngliche Grabstein des Axiener Kreuzes dürfte nach der Darstellung spätestens in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Eine frühere Datierung auf Grund des Schriftindexes scheint mir geringer beweisbar zu sein. Die Umarbeitung zum Kreuz dürfte dann etwa 150 bis 200 Jahre später erfolgt sein.
Im Ort wurde uns 1950 auch erzählt, daß hier eine Magd einen Franzosen erschlagen hat, der sie belästigte. Zur Strafe soll sie in einer Jauchegrube ertränkt worden sein.
(aus: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, Heft 21, 1987, S.118-119)


Sühnekreuze & Mordsteine