Beiträge zur Geschichte der Steinkreuze


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Wetzzeichen an Kirchen. Grabsteinen, Kreuzen und
Profanbauten in Thüringen

Von Schuldirektor Karl Kohlstock in Gotha

   An manchen alten Kirchen sind, besonders an den Pfosten der Portale und Türen, eigenartige "Einschürfungen" oder "Kratzer" zu beobachten, deren Entstehung bis vor Jahrzehnten völlig in geheimnisvolles Dunkel gehüllt war. Erst neuerdings hat die Heimatforschung diesen steinernen Wahrzeichen aus früheren Jahrhunderten ihre Aufmerksamkeit zugewandt und deren Deutung zu ergründen versucht. Diese "Hohlschliffe", die auch an Bildstöcken, Burgen und anderen Profanbauten anzutreffen sind, können auf keinen Fall als Zerstörungsversuche von Bubenhänden angesehen werden, sondern sind sicher Ergebnisse von bewußter, beabsichtigter, wenn auch geheimer Kulturarbeit, die in die Zeit mittelalterlichen Aberglaubens zurückreicht.
   Da bisher weder in alten Chroniken, noch in Heimatwerken etwas darüber zu finden war, liegt die Vermutung nahe, daß die Erzeugung jener eigenartigen Kulturzeichen absichtlich heimlich zur Geisterstunde vorgenommen wurde, um Zeugen, die die Wirkung des frommen Glaubens hätten beeinträchtigen können, auszuschließen. Die "Auswetzungen" lassen sich ihrer Form nach leicht in 3 Gruppen einteilen:

1. lange, schmale Ritzen, "Schwerterrillen" auch "Schwedenhiebe" genannt;
2. kurze, breite Rillen und Rundnäpfchen und
3. mehrere nebeneinander liegende, einer Tatzenspur ähnelnde Kratzer, im Volksmund "Teufelkrallen" bezeichnet.

Diese Wahrzeichen finden sich nur an Sandsteinen, die ihrer Struktur nach senkrecht stehen; deshalb wurden auch die Türgewandungen bevorzugt. Die bei den wagerecht eingesetzten Sand- und Kalksteinen sichtbaren Ausschürfungen sind unschwer als Verwitterungserscheinungen zu erkennen und können gar nicht mit den erwähnten, von Menschenhand erzeugten Schliffen verwechselt werden, obwohl sogar Gelehrte diese unwahrscheinliche Deutung vertraten. An Backsteinbauten sind derartige Zeichen selbstverständlich unmöglich gewesen. Vielfach wurden auch gerade die Kirchenportale zuerst ausgebessert, wobei aus Unkenntnis die als Verschandelung angesehnen Löcher und Ritzen sorgsam mit Zementputz ausgeglichen wurden.

“Schwerter-Rillen“ an einem Pfeiler des Kreuzganges im Augustinerkloster zu Gotha.
(Aufnahme von Bräunlich-Gotha.)

   Eines der besten Beispiele für "Schwerterrillen" findet sich in der Vorkapelle zum Kreuzgang des Augustinerklosters zu Gotha auf der Ostseite eines Torbogen-Pfeilers. Zwanzig ziemlich gleichlaufende, in leichter Krümmung von oben rechts nach unten links abweichende, bis 20cm tiefe Einschürfungen sind da deutlich zu erkennen; an anderen Stellen der Kapelle treten noch 6 vereinzelte Streifen auf. Prof. Dr. Lehfeld erwähnt sie in Heft VIII seines Werkes: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, aber ohne eine Erläuterung darüber beizufügen. Offenbar fehlte 1891 bei Veröffentlichung dieses Heimatwerkes noch jede nähere Kenntnis über diese Kulturmerkmale. Länge und Form weisen recht deutlich auf die Verwendung von Schwertern hin. Man mache nur den Versuch, mit einem etwa 1m langen, mit beiden Händen erfaßten Stab an einer Wand abwärts zu streichen, da wird die Spitze ganz unwillkürlich diese geschwungene Bahn beschreiben. Offenbar suchten Ritter, Kriegsmannen und bewehrte Bürger vor dem Auszug zu Fehde und Krieg im frommen Glauben erst noch das Gotteshaus auf, um die Schwerter durch Streichen an den Mauern des Heiligtums für den Kampf zu weihen und bei dieser Gelegenheit Gottes Segen für den bevorstehenden Waffengang zu erflehn. Die Absicht des Schleifens der Schwertspitze ist kaum anzunehmen; es wird sich jedenfalls nur um ein sinnbildliches Streichen an den Seiten gehandelt haben, worauf die konische Ausschweifung der Rillen hinzudeuten scheint. Solche religiösen Handlungen hatten nach dem bis in unsere Zeit reichenden Aberglauben nur dann die erhoffte Wirkung, wenn sie wie alle Hexerei zur Geisterstunde heimlich und allein vorgenommen wurden. Daraus erklärt es sich auch, daß nirgends Berichte oder auch nur Andeutungen über diese eigenartige Schwerterweihe zu finden sind. Da neben den Kirchen in den Städten oft Klosterschulen vorhanden sind, wollten Forscher die Klosterschüler als Urheber jener Rillen ansehen, die beim Spitzen der Schieferstifte entstanden wären. Diese Deutung ist aber sicher ganz abwegig, denn Kinder wetzen ihre Griffel erfahrunggemäß nur waagerecht auf Trittsteinen. Außerdem würde auch eine solche Bearbeitung der Steine seitens der Jugend an den früher stets geöffneten und dauernd von Gläubigen benutzten Portalen des Gotteshauses wohl nie von den Erwachsenen zugelassen worden sein. Am deutlichsten wird aber die jedenfalls irrige Annahme des Griffelwetzens dadurch widerlegt, daß diese langen Schmalrillen auch an Kirchen zu finden sind, wo keine Schule in der Nähe ist, ferner an Grabsteinen, Bildstöcken, Stationsbildern, Burgen usw., wo Schulkinder wohl kaum eine Wetzgelegenheit gesucht haben könnten. Ohne Zweifel würde der Schiefer blaugraue Spuren hinterlassen haben, die aber bisher nicht beachtet wurden. Außerdem ist die Griffel-Industrie auch bedeutend jünger als jene Schleifrillen. Regierungsbaumeister Volkeland, der die "Schliffe" an der Augustinerkirche zu Gotha im "Gotha-Buch" kurz erwähnt, deutet sie ebenfalls als "Schwerterrillen". Merkwürdig bleibt es, daß sie, obgleich am Haupteingang liegend, bisher fast unbemerkt geblieben sind. Besonders deutliche Schwerterrillen sind am Halberstädter Dom zu sehen. An der Kirche zu Steinheid, Sachsen-Meiningen, befinden sie sich am Chor. Der Volksmund sagt: "Daran haben, die Franzosen ihre Schwerter gewetzt." Das dürfte wohl als eine kleine Verwechslung mit den "Schwedenhieben" aus der Zeit des 30jährigen Krieges anzusehen sein. Die "Schwerterillen" an der südlichen Eingangstür zur Stadtkirche in Kahla (S.-Altenburg) geben vielleicht einen annähernden Hinweis auf die Zeit ihres Auftretens, da die Mauern des Langhauses aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen, und jene Tür früher der einzige Zugang war. In Heft 3 des Jahrganges 9 der "Hannoverschen Geschichtsblätter" befinden sich auf Seite 364 gute Abbildungen von Schwerterrillen am Portalsockel der Andreaskirche zu Hildesheim, vom Tor des Klosters Loccum, der Kirche zu Lachern bei Hameln und der Pfarrkirche zu Haynau. Für die Erforschung der Schürfungen in der Provinz Hannover hat sich der Lehrer Weterhahn besondere Verdienste erworben. Außer den Kirchen- und Klosterportalen wurden auch Bildstöcke und Grabsteine für die "Schwerterweihe" benutzt, wodurch zugleich Anhaltepunkte über die Zeit ihrer Entstehung gegeben sind. Auf dem Neustädter Friedhof zu Hannover steht der Grabstein des "Großen Christoph" (Christoph Münster). An beiden Seiten des hohen Deister Sandsteines, sogar auf der Vorderseite mit dem Bilde des verstorbenen Kriegsmannes sind "Schleifspuren" deutlich erkennbar. Das angegebene Sterbejahr 1676 kann auch als eine Zeitangabe über das erste Auftreten gewertet werden, ebenso wie ein aus dem Jahre 1570 stammender Grabstein auf dem Kirchhof zu Großenbehringen. Zwischen den Mantelfalten einer Freifrau von Wangenheim sind langgezogene Riefen zu bemerken, die offenbar nicht von der Hand des Steinmetzen stammen und daher als "Schwerterrillen" anzusehen sind. Es liegt ziemlich nahe, daß die als tapfere Kämpen bekannten Ritter von Wangenheim für sich und ihre Schwerter den Segen bei der Ahnfrau gesucht haben könnten. - In Groß-Salza steht neben der aus Ziegelstein erbauten Kirche ein Stationsbild aus Sandstein. Es zeigt ebenfalls diese langgezogenen Rillen, die am Backsteinbau des Gotteshauses nicht angebracht werden. konnten. An die Rillen am Dome zu Goslar knüpft sich die Sage, die Schieferdecker hätten allmorgendlich vor Beginn ihrer halsbrecherischen Arbeiten hier durch Streichen ihres Werkzeuges sich den "Segen der Heiligen erschliffen", also nicht erschlichen. Jedenfalls liegt in beiden Fällen, bei den Kriegern wie bei den Dachdeckern, der gleiche sinnige Grund vor, nämlich die stillschweigende Bitte an den Höchsten um göttlichen Schutz und Beistand bei der bevorstehenden Lebensgefahr. Auch ein bei Gotha auf dem Lindenhügel stehendes Sühnekreuz trägt verwitterte Rillen. Zuweilen kommen auch kurze Einschürfungen in Mannesreichhöhe vor. Sie sollen durch das Anlehnen der Speere und Hellebarden hervorgerufen worden sein, wenn bewaffnete Ritter und Bürger als Kirchenbesucher auf Grund eines besonderen Verbotes, bewaffnet zum Gottesdienst zu erscheinen, ihre Waffen vor der Kirche abgestellt und an die Mauer gelehnt hätten. Solche Schürfungen sind in Thüringen nicht beobachtet worden; die Deutung erscheint wenig einleuchtend. Auch an einem Torbogen an der Klostermauer zu Reinhardsbrunn sind Schwerterrillen zu sehen.

Grabstein der Freifrau von Wangenheim auf dem Kirchhof in Großen-Behringen. - Das Kleid zeigt deutliche "Schwerter-Rillen".
(Aufnahme von Laun in Großen-Behringen.)

"Teufelskralle" (rechts) an der Liebfrauenkirche zu Plaue in Thüringen. Links ist eine tief ausgewetzte "Schwerter-Rille" zu sehen, außerdem noch neun "Rundnäpfchen".
(Aufnahme von Lehrer Georgi in Plaue bei Arnstadt.)

33 Rundnäpfchen, etwa 7 senkrechte und 7 schiefe Wetzrillen an der Wand der Kirche zu Schönhausen a.d. Elbe.
(Aufnahme von O. Müller, Neuhaldensleben.)

   Um das Vorkommen von Rillen an den Torbogen, die zu Burg- und Klosterhöfen führen, zu erklären, wird auf die Sitte hingewiesen, daß Ritter, Einlaß begehrend, ihre Schwerter an den Torpfeüern wetzten, um durch das dabei erzeugte Geräusch die Torwache auf sich aufmerksam zu machen. Ruf oder Hornstoß wären aber wohl einfacher gewesen.
   Über die zweite Art der Schürfungen, die Rund- und Langnäpfchen, sind mehrere Deutungen im Umlauf. In Süddeutschland sind diese Zeichen viel häufiger anzutreffen (Nürnberg, Würzburg usw.) als im evangelischen Thüringen; auch an der Jacobikirche zu Goslar sind sie häufig am Südportal. Nach einer Mitteilung des Dr. theol. J. Kißling sollen diese Rundnäpfchen dadurch entstanden sein, daß bei der am Oster-Vorabend vollzogenen "Samstag-Weihe" aus der Kirchenwand Feuer geschlagen beziehungsweise erbohrt worden sei. Dazu wurde ein besonderer, gegen die Brust gestemmter Fidelbohrer benutzt; die erzeugten Funken sollen einen untergehaltenen Feuerschwamm oder Zunder ins Glimmen gebracht haben. Wenn auch diese Erklärung weniger glaubhaft erscheint, weil der Funke beim "Kippen" mit Feuer stein und Stahl erfahrungsgemäß stets nach oben springt (deshalb legt man den Zunder oben auf den Stein), deutet aber die erwähnte Zeremonie der christlichen Kirche auf die Sitte des Osterfeuers hin, die jedenfalls zur allmählichen Verdrängung des heidnischen Frühlingsfestes im achten Jahrhundert auf fränkischem Gebiet eingeführt und schließlich in die römische Liturgie übernommen wurde. Nach dem Missale (Meßbuch) sollte am Karsamstag morgens aus einem Stein außerhalb der Kirche zur Entzündung des Weihkessels Feuer geschlagen werden.Dieses Sakrament ist wohl als eine Erinnerung an das ehedem zu Ehren Wuotans entzündete Frühlingsfeuer anzusehen. - Von anderer Seite wird auch angenommen, daß die runden Löcher dadurch entstanden sein könnten, daß die bei Prozessionen verwendeten Fackeln von den Fackelträgern vor dem Eintritt ins Gotteshaus an der Kirchenwand ausgelöscht beziehungsweise "ausgedreht" worden seien, wodurch allmählich die "Rundnäpfchen" entstanden. Das Urteil über diese beiden auf Kirchenbrauch fußenden Annahmen überlasse ich dem Leser und gehe gleich zu der am nächsten liegende Erklärung, der Gewinnung von "Kirchenstaub" über. Als der Glaube an die Wunderwirkungen der Reliquien im Mittelalter noch in höchster Blüte stand, spielte in der Volksmedizin der Aberglaube an die Heilkraft des "Kirchenstaubes" eine bedeutende Rolle. Nach Dr. Brauner-Berlin wurde dieses Heilmittel besonders gegen Kulka, die sogenannte "Mutterplage", empfohlen. Dieses Medikament war zuerst nach der 1746 erfolgten Heiligsprechung des Camillus von Lellis, "Schutzpatrones der Kranken und Spitäler", hergestellt worden aus den pulverisierten Steinen seiner Einsiedlerzelle. Es mußte aber, wenn es wirken sollte, im gläubigen Vertrauen auf die Fürbitte dieses Heiligen in Wasser eingenommen oder an die kranke Stelle gelegt werden. Noch heute wird dieses heilkräftige Wunderpulver in dem Camillanerkloster zu Vaals, einem holländischen Städtchen unweit der deutschen Grenze bei Aachen, verkauft. Seine Heilkraft wurde sogar vom Papste bestätigt. Übertroffen wurde und wird noch heute dieses "Staubgeschäft" in der italienischen Wallfahrtskirche San Loretto in Ancona. In ihrer Mitte steht als Casa Santa das "Häuschen der Heiligen Jungfrau", das der Legende nach im 13. Jahrhundert durch Engel aus Nazareth herüber gebracht worden sein soll. Hier spart man sich die Mühe der Herstellung von Kirchenstaub, und verkauft den vom Dach der Zelle abgekehrten Staub für wenig Geld in kleinen Schächtelchen an die gläubigen Wallfahrer. Dieser durch den regen Verkehr in die Kirche verschleppte Straßenstaub soll "im Vertrauen auf die Fürbitte der Madonna di Loretto" Wunden heilen. Es ist gar nicht wunderlich, daß dieser aus Italien stammende "Heil-Unfug" auch schließlich bis in unsere Gegend übergriff und sorgenbeschwerte Gläubige veranlaßte, sich zur Geisterstunde solchen Kirchenstaub selbst zu holen, wodurch die Rund- und Langnäpfchen an den Kirchenmauern entstanden. Solche Vertiefungen sind an süddeutschen Kirchen und Domen sehr häufig, finden sich jedoch in unserer Gegend, z.B. an der alten Kirche zu Schönhausen an der Elbe, wo auf fünf Mauersteinschichten 33 runde Näpfchen und 12 kurze Schliffe eingekratzt sind. Auch an der Kirche des Dorfes Aminern bei Mühlhausen i. Thür., sowie an der Apsis der Kirche zu Treben, Kreis Weißenfels, an der Kirche zu Dosdorf bei Plaue, in Kronach in Oberfranken und an der Kirchtür zu Neutz im Saalekreis sind sie zu sehen. An der Augustinerkirche in Gotha sind neben kleinen Löchern für die Spitzen der Krahnkrallen noch 2-3cm große runde Zementflecken in Taler- und Fünfmarkstückgröße zu sehen, die wohl auch als zugeschmierte "Näpfchen" gedeutet werden können. Der Aberglaube von der Heilkraft des Steinstaubes wurde dann von den Kirchen auch auf Sühnekreuze, Mark- und Grabsteine übertragen. In den "Deutschen Sagen-, Heil- und Bannsprüchen" findet sich nachstehender Ratschlag: "So einer bezaubert wurde, der gehe zu einem Kreuz auf dem Felde, da einer erschlagen worden, gehe drei mahl links herum in den drei höchsten Namen, dann schlag' er ein Stück vom Kreuz, wirf dasselbe in ein fließend Wasser und sprich: "Ich wirf dich in diesen Fluß, damit mir alle Zauberei und Unglück hinwegfliße und müsse den bestahn, der mir solches angethan." - Unter Nr. 300 ist zu lesen: "Man muß Nachts 12 Uhr, solange die Glocke schlägt, mit einem weißen Tischtuch an einen Markstein gehen, welcher drei Zehnten scheidet, drei kleine Bröcklein vom Stein in den drei höchsten Namen auf das Tischtuch wegschlagen und an einen Fluß gehen, der noch nie versiegt ist. Den Urin des Kranken muß man bei sich haben, die drei Bröcklein Stein zu Mehl verklopfen und Wasser vom Fluß nehmen; alle drei Sachen in ein Glas tun und den Kranken dreimal trinken lassen. Dann sprich, solange er trinkt, dreimal: "So gewiß Jesus Christus an dem heiligen Kreutz nicht gefallen worden ist, so fällst Du gewiß auch nicht!" Auch für diesen eigenartigen Gebrauch haben wir in Thüringen ein treffliches Beispiel. An der alten Heeresstraße Leipig - Erfurt - Gotha - Frankfurt steht in der Nähe von Petriroda ein alter, halb umgesunkener Markstein, auf dem der gekreuzigte Christus erhaben dargestellt ist. Daran sind deutlich Stellen zu erkennen, an denen "Brocken herausgehauen" wurden, die nach Aussage von Ortsnachbarn zum Schleifen der Sensen und Sicheln benutzt worden sein sollen. Diese Auskunft erschien mir wenig glaubhaft, denn Wetzsteine gab es doch stets genug, so daß man deswegen kein Heiligenbild zu beschädigen brauchte. Nach Kenntnis der beiden obigen Zauberregeln ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Brocken heimlich zur Geisterstunde zur Herstellung von "geheiligtem Medizinstaub" für abergläubische Krankenbehandlung mißbraucht worden sind. Auch an einem Sühnekreuz auf dem Wege nach Mansendorf in der Nähe von Steinheid sind solche Schürfungen zu sehen. - Sogar "Mumienstaub" fand zu Heilzwecken Verwendung; die Gothaer Hofapotheke kaufte noch vor etwa 100 Jahren eine ägyptische Mumie für diese Zwecke, und es gelang mir sogar, eine alte hölzerne Original-Apothekerbüchse mit der Aufschrift Mumia pulv. für das Gothaer Heimatmuseum auf Schloß Friedenstein zu erwerben. Daß Erdarbeiter die beim Ausschachten gefundenen Menschenknochen trockneten und pulverisiert als Heilmittel gegen "den Diphtheritus" verhandelten, habe ich selbst erlebt.
   Von den kirchlichen Bauten und den ihnen als gleichwertig geachteten Bildstöcken- wurde der abergläubische Brauch allmählich auch auf Profanbauten übertragen. Den Übergang bildeten die Kirchhofsmauern; auch dafür haben wir in Thüringen ein Beispiel in Ummerstadt (Kreis Hildburghausen). Dort hält man jedoch die bewußten Rillen nach einer Mitteilung des Oberlehrers Stärker für Auswetzungen von Schlossern und Schmieden, die nachweislich früher den Friedhof bewohnten und ihre Werkzeuge an den Steinen der Mauern geschliffen haben sollen, wenn nicht vielleicht auch wieder "Staubgewinnung" die eigentliche Ursache war. Hier scheinen also tatsächlich Handwerker die Urheber gewesen zu sein. Daß aber Kirchenbauleute ihre Werkzeuge, ihre Meißel, an Kirchenportalen und Kirchenmauern geschliffen und dabei jene kurzen Längsnäpfchen hervorgerufen hätten, erscheint wirklich wenig glaubhaft, wird aber auch von Forschern angenommen. Die Handwerker würden doch wohl kaum ihr noch im Entstehen begriffenes Kunstwerk schon während des Baues eigenhändig wieder verschandelt haben. - Die Schmiede galten von alters her gleich den Henkern und mißachteten Schäfern als "Wissende" und wurden im geheimen oft als Heilkundige in Anspruch genommen. Daß auch sie "Staubkuren" vorgenommen haben werden, geht aus einem Bericht des Oberlandmessers Hellwig hervor, der von einer Schmiede in Glatz berichtet, daß an deren schönem Portal mit dem Innungszeichen der Schmiede im Schlußstein rechts und links solche kurzen Ausschürfungen zu sehen sind, die den kirchlichen "Langnäpfchen" ähneln und offenbar die gleiche Entstehungsursache haben. "Angeerbte Häuser" standen durch ihr Alter gleich den Kirchen in dem Rufe, wundertätig wirken zu können. Auch dafür haben wir in Thüringen ein Beispiel in dem am Maxktplatz zu Steinheid stehenden Lutherschen Hause mit seinen Rillen und Näpfchen. Der Volksüberlieferung nach wurde nach dem Reiben in die "Löcher hineingepustet, um eine Krankheit bannen zu können", wie dies jetzt noch im Brauche ist, wenn Warzen "versät" oder "verpustet" werden. Dieses Mittel war am wirksamsten, wenn es zur Zeit eines "Totengeläutes" vorgenommen wurde. Der Brauch des "Verbannens von Krankheiten" steht ja noch bei unzivilisierten Völkerstämmen in hohem Ansehen und ist wohl sogar in unserer aufgeklärten Zeit auch bei uns noch nicht ganz verschwunden. Nach Tacitus sollen bei den alten Germanen schon Bohrungen in Opfersteinen zu diesem Zwecke üblich gewesen sein.
   Daß sich schließlich die nimmer rastende Frau Saga auch mit der geschilderten Tatsache befaßte und ihren Schleier darüber ausspannte, ist durchaus nicht verwunderlich. So weiß jedes Braunschweiger Kind, daß die scharfen Rillen zu beiden Seiten des der Burg Dankwarderode zu liegenden Portals am Dome auf Heinrich den Löwen Bezug haben, indem diese Vertiefungen durch das Kratzen des treuen, über den Tod seines Gebieters untröstlich gewordenen Löwen entstanden sein sollen. Die schöne Legende berichtet, daß dieses edle Tier zu dem Grabe des Herzogs habe vordringen wollen; gewiß ein Loblied auf die Treue der Tiere.
   Im Volksmunde werden nun solche kurzen, nebeneinander stehenden Kratzer, besonders wenn es 4-5 sind und die Form zeigen, wie sie etwa eine in weichen Untergrund eingeschlagene Kralle zurücklassen würde, mit "Teufelskrallen" bezeichnet. Auch hierfür haben wir in Thüringen ein gutes Beispiel an der westlichen Giebelseite der Liebfrauenkirche in Plaue bei Arnstadt. An beiden Ecken des Mauerwerkes ist je ein roter Sandstein eingebaut, der diese Merkmale trägt. Lehrer Felix Georgi berichtet darüber in einer kurzen Zeitungsnotiz, in der er zu den gleichen Ergebnissen der Forschung kommt wie ich und mit dem Satze schließt: "Doch wie dem auch sei, der Gelehrtenstreit kann den Laien nicht so sehr interessieren; nicht mit Unrecht sagt ein Sprichwort: "Die Gelehrten hören nicht eher auf zu streiten, bis sie im Grabe liegen."
   Aber es führt die Äußerung verschiedener Meinungen und Ansichten schließlich doch zur Klarheit und Wahrheit. Die Legende von den "Teufelskrallen" (nicht Teufelsklauen, der volkstümlichen Bezeichnung für die Zeichnung in der Farnkrautwurzel) gehört in den Kreis mittelalterlicher Bausagen und ist in verschiedenen der Örtlichkeit entsprechenden Ausschmückungen ziemlich verbreitet. Der gemeinsame Inhalt dieser volkstümlichen Erzählungen trägt den Grundgedanken, daß der Dombaumeister angesichts der bevorstehenden Schwierigkeiten mit dem Teufel paktierte und ihm seine Seele verschrieb, wenn ihm der Böse dazu verhelfen würde, das Werk glücklich zu vollenden. Nach der Fertigstellung wurde der "dumme Teufel", wie das in Teufelssagen meistens der Fall ist, von dem frommen Baumeister um den versprochenen Lohn geprellt. In voller Wut schlug dann der Satan oder "Gottseibeiuns" seine Krallen in die Mauern des Gotteshauses. Ob die "Teufelskrallen" als eine Art Talisman vom Baumeister selbst angebracht worden oder vielleicht auch das Ergebnis von "Kirchenstaub-Schürfungen" sind, läßt sich vorläufig noch nicht feststellen, weil es an darauf bezugnehmenden urkundlichem Material fehlt. - Beide Legenden verkörpern aber religiöse Grundanschauungen: das Gute im Gegensatz zum Bösen; Liebe und Treue gegenüber von Haß und Rache. Eine ähnliche Baumeister-Sage knüpft sich an den Turmbau der Liebfrauenkirche in Arnstadt, die in Heft 17 meiner "Entdeckungsreisen in der Heimat" erwähnt ist.
(Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte Altertumskunde, N.F., 30.Band, 1933, S.269-277)

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Steinbeile, Steinmehl, Schalensteine
Von Karl Brethauer

In Frankreich heißen die Steinbeile "pierres de foudre“ oder "pierres de tonnerre“, also "Blitz- oder Donnersteine“. Im Elsaß nennt man sie Donneräxte, Donnerbeile, Donnersteine oder Strahlsteine, in England "thunderbolts“, was man mit "Donnerbolzen“ übersetzen kann, aber auch mit "Donnerblitz“, denn "bolt from the blue“ heißt "Blitz vom heitern Himmel“. Mit dem Blitz fallen sie in den Boden, so glaubt man, bis in eine Tiefe von 9 Fuß, aus dem sie dann allmählich herauswachsen. Man benutzt sie gern als Schutzmittel gegen den Blitz, indem man sie gar unter der Kleidung auf dem bloßen Leib trägt. Man mauert sie in die Grundmauern ein, etwa unter der Schwelle von Wohngebäuden oder auch Ställen. Ja, man befestigt sie gelegentlich auch auf dem Dach als Blitzableiter. Auch unter dem Herd oder in dessen unmittelbarer Nähe bringt man sie an. In Ställen findet man sie auch in Mauerlöchern, sogar in Krippen verborgen. Sie schützen das Vieh nicht bloß vorm Blizschlag, so sagt man, sondern auch vor Krankheiten. Für den alltäglichen Gebrauch sind sie äußerst gefährlich. Benutzt einer ein solches Steinbeil als Wetzstein, so ist jede Verletzung, die er sich zuzieht, sicher tödlich. Man darf sie also nicht durch profanen, nützlichen Gebrauch entweihen. Andererseits haben sie die Kraft, Blutungen zu stillen, Frauenleiden zu mildern und die Geburt zu erleichtern, wenn man den bloßen Leib damit berührt. Ein Steinbeil ins Wasser geworfen, gibt diesem Heilkraft, Steinsplitter davon einverleibt, verleihen dem Menschen übernatürliche Kräfte.

Oberlandmesser Hellmich, Stettin, erzählt 1918, er habe in Schlesien versucht, alte Steinbeile von Bauern zu erwerben. Das sei ihm regelmäßig mißlungen. Erst nach vielen Fragen und nachdem er das Vertrauen der Leute gewonnen hatte, habe er erfahren, daß die Besitzer sie außer zu anderen zauberischen Zwecken (also wohl auch als Blitzschutz) auch bei Erkrankungen ihres Viehs verwendeten. Die Kur wurde hier so vorgenommen, daß man vom Steinbeil abgeschabten Staub in den Trank gab. In der Gegend von Neiße wurde solcher Steinstaub gegen Fallsucht angewendet. Schulenburg (in: "Wendisches Volkstum") gibt an, der "Gewitterstein" (Steinbeil) werde abgeschabt oder abgefeilt, und das Steinpulver sei gut gegen Seitenstechen, gegen Wehen und, an den Hals gebracht, gegen Halsleiden. Dr. Friedrich Losch (in: "Deutsche Segen-, Heil- und Bannsprüche“) teilt für die Gegend von Ulm ein rechtes Zauber-Heilverfahren mit. Hier handelt es sich nicht um ein Steinbeil, sondern um einen Grenzstein: "Man muß nachts zwölf Uhr, solange die Glocke schlägt, mit einem weißen Tischtuch an einen Markstein gehen, welcher drei Zehnten scheidet, drei kleine Bröcklein in den drei höchsten Namen auf das Tischtuch wegschlagen und an einen Fluß gehen, der nie ausgegangen ist. Den Urin des Kranken (Fallsucht) muß man bei sich haben, die drei Bröcklein Stein zu Mehl verklopf en und Wasser vom Fluß nehmen, alle drei Sachen in ein Glas tun und dem Kranken dreimal zu trinken geben. Dann sprich, solange er trinkt, dreimal: So gewiß Jesus Christus an dem Heiligen Kreuz nicht gefallen worden ist, so gewiß fällst du, N. N., auch nicht mehr.“

Interessant ist auch, was Ortsheimatpfleger Lehrer Nethe, Meensen, erzählt. 1938 war er in Wölkau, Kreis Merseburg, darauf aus, von den dort bei Bauern aufgehobenen Steinbeilen maßgerechte Zeichnungen für sein Heimatmuseum anzufertigen. Von einem Schüler hatte er erfahren, daß dessen Vater einen Zigarrenkasten voll Steinbeile verwahrte. Der Alte war sehr schwer zu bewegen, diese Tatsache einzugestehen. Schließlich holte er die Beile doch herbei, blieb aber solange am Tisch sitzen, bis Nethe seine Zeichnungen fertig hatte, damit nichts mit den Beilen geschah. Die Bauern dort benutzten die Beile als Talisman (sie glaubten "natürlich“ nicht daran, aber "man kann ja nicht wissen ...“), auch gegen Blitzgefahr auf Stall- und Hausböden (1938!).
Viele Krankheiten entstehen durch Verhexen und Verwünschen, glaubt man auch heute noch in manchen Volksschichten, man denke nur an die modernen "Hexenprozesse“, in die beispielsweise Heidbauern verwickelt sind. Gelingt es nun, die Verwünschung oder Verhexung durch heilige, geweihte Kräfte unwirksam zu machen, so wird auch die Krankheit verschwinden. Das Unverstandene, Übersinnliche (der Donnerkeil, das Steinbeil), das Unheimliche (der Grenzstein, oft ein Steinkreuz) dienen diesem Zweck. Wir haben gesehen, wie man Steinmehl oder Steinpulver von Steinbeilen oder Grenzsteinen als Heilmittel verwendet.

Wir gehen einen Schritt weiter und vermuten mit Hellmich (s.o.), daß auch das Geweihte (die Kirche) und das Verehrte (der Bildstock), bzw. ihr Gestein Mehl oder Pulver dazu hergeben muß. Eine alte Streitfrage der Heimat- oder Volkskundler ist die Bedeutung der Ausschleifungen, Auspickungen, Ausbohrungen, der sogenannten Teufelskrallen und Elfennäpfchen an alten Bauwerken, Kirchenportalen, Schmieden, Bildstöcken u. dgl. Mögen die Rillen, die man da feststellt, dadurch entstanden sein, daß man Waffen schliff, um sie zu feien, wie soll man aber die Näpfchen erklären, die sich ebenfalls nicht selten dort finden und oft neben den Rillen? "Die Leibung des Turmeinganges der katholischen Pfarrkirche in Beuthen a.O. weist über hundert solcher Näpfchen auf, von der Größe einer Mark bis zu der eines Fünfmarkstückes...“
"An einer Kirche des Kreises Wielun, Gouvernement Kalisch (Polen) sah ich an den Leibungsquadern einer vermauerten alten, mit Rundbogen abgeschlossenen Pforte neben einzelnen Näpfchen die Außenkanten des marmorähnlichen Kalksteins in Schulterhöhe rund abgeschliffen ...", sagt Hellmich. Näpfchen finden sich auch an der Marienkirche in Greifswald. Die Näpfchen an einer Kapelle im Kanton Wallis werden immer tiefer hineingeschliffen, weil das herausgeriebene Ziegelmehl Kranken als Medizin gereicht wird, so heißt es im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (Bächtold-Sträubli), das zu dieser Zusammenstellung benutzt wurde.

Kürzlich stellte Verfasser an den Leibungen der Südpforte des Kirchturms von Hemeln an der Weser rechts, etwa 1m über dem Boden, mehrere tiefe Schleifrillen und links, etwa in Schulterhöhe, zwei ausgearbeitete Näpfchen von etwa Markstückgröße und einige Ansätze für weitere Näpfchen fest. Hemeln wird als "Hemlion" am 15. Mai 834 von Ludwig dem Frommen in Aachen an das Kloster Neu-Corbeia (Corvey) übertragen. Dessen Abt baut im 12. Jahrhundert ein der Maria geweihtes Gotteshaus mit wuchtigem (Wehr-) Turm.

Nun gibt es aber auch vorgeschichtliche Steinbeile mit Näpfchen. Die Deutung dieser Näpfchen, die allen Schwierigkeiten gemacht hat, die von den Schalen- oder Näpfchensteinen herkamen und die dortigen Vertiefungen als Opfernäpfchen hatten deuten wollen, dürfte nach dem Auseinandergesetzten nicht schwer sein: Man holte sich vom übersinnlichen, vom Himmel geschleuderten Stein das kostbare Pulver als Wunderheilmittel, ebenso wie von der geweihten Kirche oder vom verehrten steinernen Bildstock.

Hier aber kommen wir unausweichlich zu der Frage, ob auch die Vertiefungen in den alten Schalen- oder Näpfchensteinen, wie Fr. Bertram Jünemann einen bei Wiershausen ausgegraben hat, sich als Heilmittelbohrungen erklären lassen. Anders ausgedrückt: Kommt dieser im Mittelalter vielfach zu belegende Brauch, Steinmehl aus Näpfchen an Kirchen und dergleichen geweihten Bauwerken zu gewinnen, in ungebrochener Tradition aus dem Heidentum, und zwar mit dem gleichen Zweck, ein Heilmittel dabei zu gewinnen? Oder ist seitdem dabei etwas Ursprüngliches verlorengegangen? Vielleicht hat sich der ursprüngliche Glaube in Aberglauben verwandelt. Denn ursprünglich war mit der Bohrung oder Pickung der Näpfchen eine symbolische (zeichenhafte), man könnte wohl auch sagen sakramentale Anknüpfung verbunden an das Göttliche, wohl als Kraftbrücke zur Sonne. Dieser Glaube aber verlieh dem Mehl, das dabei entstand, die Wunderkräfte, so daß es auch in der Vorzeit schon zum Heilen Verwendung finden konnte. Das primäre Anliegen bei den Bohrungen war aber damals die symbolische gottesdienstliche Handlung.

Der Verfasser hofft, zunächst Jünemanns Anregung folgend, einiges über die "uralte Beziehung zwischen Steinbeil und Blitz(gott)“ beigetragen zu haben, und fürchtet nicht, durch seine laienhaften weiteren Schlüsse und Folgerungen sich gar den Zorn der Urgeschichtler vom Fach zuzuziehen, weil er nichts anderes als seine unmaßgeblichen Vermutungen aussprechen wollte, die ihm bei der häufigeren Betrachtung des Wiershäuser Näpfchensteins kamen. Er würde sich freuen, wenn der Fachmann zu seiner und unser aller Belehrung Stellung dazu nehmen würde.

Eins noch zum Schluß: Ein Hauptfehler unserer Arbeit scheint darin zu liegen, daß man gleiche oder ähnliche Tatbestände möglichst gleich zu erklären sucht. Es gibt sehr viele Flurnamen, die mit Katt- oder Katz oder ähnlich zusammengesetzt sind. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß alle bisher angebotenen Ableitungen (von den Chatten, von der Wildkatze, von der Katze als mittelalterlicher Geschützbezeichnung, von Kat = schlecht, von Katft = steiler Abhang usw.) in einer Anzahl von Fällen zutreffen. Warum aber sollen alle diese Namen zwischen Würzburg und Danzig die gleiche Bedeutung und Entstehung haben? Wenn also an einer Kirche zugleich Rillen und Näpfchen sich finden, so müssen beide Ausschleifungen bzw. Auspickungen gar nicht dem gleichen Zweck gedient haben. Es ist sehr wohl möglich, daß nebenein ander die Waffe gefeit, neues Feuer gebohrt und Heilsandmehl gewonnen wurde. Allerdings weist Hellmich wohl schlüssig nach, daß Feuerbohren an senkrechter Wand schlechterdings praktisch unmöglich ist. Dieser Nachweis war der eigentliche Zweck seiner Ausführungen.
(Das Werraland, Heft 1, 1955, 7.Jg., S.13ff.)

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Sühnekreuze & Mordsteine