Deutschland Baden-Württemberg Lkr. Calw

Zavelstein (I) / OT von Bad Teinach-Zavelstein


Abbildung bei
Losch (1981)

Zeichnung bei
Hertlein (1904)

PLZ: 75385

GPS:

Standort: Links an der Böschung der "Schulstraße", ca. 100m von der oberen Friedhofsmauer, stadtauswärts.

Größe / Material: 80:72:14,5 / Buntsandstein

Geschichte: Früher in die jetzt abgetragene Straßenmauer eingelassen. Ecken am Kopf und linker Arm beschädigt. Form: Kopfhöhe betont, sonst ausgeglichen. Tiefenmaß nimmt von rechts nach links ab (16-12cm). Zeichen: Riesige, etwas asymmetrische Pflugschar mit ausgezogener Spitze. Innerhalb der Pflugschar eine schwach erkennbare Einrillung, die eine große, aufwärts gerichtete, längliche Backschaufel darstellen könnte. Datierung: ca. Ende 15./16.Jh. (Losch 1981)

Sage: 1. Ein Bauer soll mit seinem Pflug hier verunglückt sein. (Losch 1981)
2. Nach der Sage sollen sich hier zwei verfeindete Brüder erschlagen haben.

Quellen und Literatur:
Hertlein, Friedrich - Steinkreuze [Schwarzwald], in: Aus dem Schwarzwald, Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins, 12, 1904, S. 202-205 und S. 224-227
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.392a, 416b
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
aktuelle Aufnahme von Ralf Seidel, Helmstadt-Bargen (Foto von Mai 2008)



Zavelstein (II) / OT von Bad Teinach-Zavelstein


Abbildung bei
Azzola (1985)

Abbildung bei
Losch (1972/1981)

Ansichtskarte (o.J.)

Zeichnung bei
Hertlein (1904)

GPS:

Standort: Direkt am "Spinnerin Kreuz Weg".

Größe / Material: 110:70:17 / Buntsandstein

Geschichte: Benennung: "Der Spennere Kreuz“; "Spinnerin-Kreuz".
Ca. 500m nördlich von Zavelstein am alten Calwer Weg. Nach Wegerneuerung am alten Platz neu aufgestellt. Bearbeitungsspuren. Ecken leicht beschädigt, Bruchstelle am Schaftende zementiert. Form: Längsbalkenansicht betont, sonst ausgeglichen. Zeichen: Im Längsbalken, realistisch ausgeführt, Spinnrocken oder Kunkel, das Wollhaupt entlang den Kopfbalkenkonturen eingerahmt. Rechts im Schaft große Spindel. Inschrift: Im Querbalken, den Konturen entlang eingerahmt, gotisch anno dm m cccc, darunter im Schaftansatz xl VII. Querbalkeneinrahmung auch rückseitig. (Losch 1981)

   Der wirklichen wie der angeblichen Entstehungszeit des Gmündner gotischen Bußkreuzes steht nahe das Zavelsteiner mit der Jahreszahl 1447, bereits in Crusius' Schwäbischen Annalen erwähnt. [...]
Auf einem Steinkreuz bei Zavelstein ist neben der Jahreszahl 1447 eine Kunkel mit herabhängender Spindel zu sehen, wie schon Crusius in seinen Annales Suevici berichtet, der Volkssage über die Todesart einer Spinnerein dabei gedenkend, ebenso auf einem Neubulacher Kreuzstein. Als Spinnrocken wird das 42cm lange, erhöht eingemeißelte Instrument auf einem steinernen Kreuz bei Tiefenbach bei Waldmünchen gedeutet. In Bayern werden manche unserer Denkmäler die "Spinnerin" genannt, so bei Oberwimmelbach (Forchheim), Altenfurt (Nürnberg), bei Wien auch die "Betsäule". [...]
   Bei Zavelstein steht die sog. Spinnerin, Steinkreuz mit Kunkel und herabhängender Spindel und Inschrift: anno domini 1447, bei Crusius, Annales Suevici III 387, erwähnt. Es ist 1,17m hoch über dem Boden. 0,71m breit (Hauptstamm 23cm), 0,18 dick. Ein zweites mit Pflugschar sieht man in der Nähe des ersten. (Nägele 1913)

Sage: 1. Eine Frau soll dort erfroren sein.
2. In diesem 1447. Jahr hat die Kälte denen Aeckern & Weinbergen geschadet und in ganz Teutschland eine Theuerung verursacht. Zwischen Calw & Zavelstein sahen ich & 2 Magistri [...] den 3. Oktober 1594 [...] an der öffentlichen Straße auf einem Stein-Hauffen ein steinernes Kreuz auffgerichtet, auff welchem ein Kunkel, oder Sprinnrocken ausgehauen war [...] Der Wirth in Deinach, ein 70jähriger Mann, sagte uns hernach, er habe ehmalen von einem mehr als 100jährigen Mann gehört, es wäre ein arm Spinnerin gewesen, die allda im greulich tiefen Schnee erstickt. (Crusius 1595-96)
3. Zwischen Calw und Zavelstein liegt am Wege ein Stein, darauf ist eine Spinnerin mit der Kunkel abgebildet. Die wollte mit aller Gewalt am Christabend in den 'Vorsitz’ (Spinnstube), und obwohl man ihr sagte, daß das Spinnen an diesem Abend eine schwere Sünde sei, ließ sie sich doch nicht abhalten und sagte im Übermut: "Ich will hin, und wenn mich auch der Teufel holt!" Sie machte sich auch wirklich mit ihrer Kunkel auf den Weg. Einige Leute aber folgten ihr aus der Ferne und vernahmen bald ein heftiges Geschrei. Die Spinnerin wurde nicht mehr gesehen. Der Teufel hatte sie mit sich in die Luft genommen. Eine Viertelstunde weg von dem Platz, wo der Teufel sie geholt hatte, fand man ihre Spindel. An dieser Stelle hat man Spinnerin und Spindel auf einem Stein abgebildet, zum Andenken und zur Warnung für andere. Man nennt ihn heute noch die "Spinnerin". (Künzig 1930)

vgl. auch: Spinnmädchenkreuze

Quellen und Literatur:
Chronik von Martin Crusius (Annales Suevici, 3 Bände, 1595-96 [Bd.3, S.387], deutsch: Schwäbische Geschichte, 2 Bände, 1733), zitiert nach Rheinwald: Das Spinnerinnenkreuz bei Zavelstein, in: Schwäbisches Heimatbuch 1915. S.160
Hertlein, Friedrich - Steinkreuze [Schwarzwald], in: Aus dem Schwarzwald, Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins, 12, 1904, S. 202-205 und S. 224-227
Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.165
Nägele, Anton - Über Kreuzsteine in Württemberg und ihre Bedeutung, in: Württemberisches Jahrbuch für Statistik 1913, S.380a, 390a, 390b, 392b, 416b
Mönch, Wilhelm - Sühnekreuze im Bezirk Calw, in: Aus dem Schwarzwald. Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins, Ausgabe 1/1922, S.7-8
Künzig, Johannes - Schwarzwald Sagen, Jena 1930, S.331
Losch, Bernhard - Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968, S.48, 54
Losch, Bernhard - Die Flur-Steinkreuze in Baden-Württemberg. Bericht zu ihrer Bestandsaufnahme, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1.Jg. 1972, H.4, S.28-38
Losch, Bernhard - Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981
Azzola, Juliane und Friedrich Karl - Spinnrocken und Handspindel zwei steinerne Denkmale von 1447, in: Schwäbische Heimat 36, Heft 1 (Januar-März 1985), S.37-45 (Sonderdruck)
Azzola, Friedrich Karl - Kleindenkmale als ikonographische Quelle historischer Werkzeuge, in: AGAFE-Mitteilungen, 19.Jahrgang, Heft 1, S.11-14
aktuelle Aufnahme von Ralf Seidel, Helmstadt-Bargen (Foto von Mai 2008)
Ergänzungen von Thomas Schnepf, Reutlingen


Sühnekreuze & Mordsteine