Ikonographie


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Die Armbrust auf Steinkreuzen
von Gerhard Ost

Der Armbrustmacher
Aus dem Ständebuch von Jost Amman

Wer denkt nicht, wenn von einer Armbrust gesprochen wird, an den sagenhaften Schweizer Freiheitshelden Wilhelm Teil, der ohne sie nicht vorstellbar ist, sagt er doch in Schillers Schauspiel selbst: "Mir fehlt der Arm, wenn mir die Waffe fehlt."
Seit vorchristlicher Zeit spielte die Armbrust bei der Jagd und im Kriege eine bedeutende Rolle. Sie ist aus dem Pfeilbogen entwickelt worden. Als Geschoß diente zunächst noch der Pfeil, später der Bolzen und zuletzt auch die Kugel. Es hat in den verschiedenen Zeiten und Ländern vielerlei Armbrustarten gegeben. Die Forschung spricht von vorchristlicher, römischer, vorromanischer und romanischer Armbrust. Von der Gotik bis zum Barock wurden neue Konstruktionsarten entwickelt, so z.B. in der Gotik die mitteleuropäische Armbrust mit Zahnstangenwinde und die westeuropäische mit Seilwinde, in der Renaissance eine Jagdarmbrust, die von 1500 bis 1650 das Jagdwesen bestimmte, sowie die "Schnepper“ der Renaissance und des Barock mit einem Spannhebel. Danach wurden noch die "Kugelschnepper'' konstruiert, mit denen man Kugeln aus gebranntem Ton, Marmor oder Blei verschießen konnte, die noch auf 250 Schritt einen Brustpanzer durchschlugen.
Ihre größte Bedeutung hatte die Armbrust im Mittelalter. In Frankreich war sie seit dem 9. und in Deutschland seit dem 12, Jahrhundert in Gebrauch. Es bildete sich ein besonderer Stand der Armbrustmacher heraus, wie eine Darstellung aus "Jost Amman's Stände und Handwerker mit Versen von Hans Sachs, Frankfurt 1568“ zeigt. Nach der Erfindung der Feuerwalle setzte ihre allmähliche Verdrängung ein. Dies war jedoch ein langer Prozeß, der in den einzelnen Regionen unterschiedlich ablief. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts waren bei den Handfernwaffen Armbrust und Feuerwaffe in Deutschland noch gleichwertig, konnte man doch mit der Armbrust ein Ziel auf 125 bis 135m sicher treffen. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde der Wettstreit zwischen beiden als Kriegswaffen zugunsten der Feuerwaffe entschieden, weil deren Einsatzmöglichkeit außerhalb der Reichweite der Armbrust lag. Bei der Jagd spielte das jedoch keine Rolle, so daß die Armbrust hier noch länger ihren Zweck voll erfüllen konnte.
Überhaupt ist festzustellen, daß bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Überlegenheit der Handfeuerwaffen, gegenüber der Armbrust keine sehr große war. Erst die neue Sprengstoffchemie und die damit verbundene Ablösung des Schwarzpulvers bewirkte, daß die Armbrust im 19. Jahrhundert bis auf den sportlichen Bereich endgültig abgelegt wurde. 1)
Unsere Steinkreuze stammen, soweit sie Sühnemale sind, aus dem Mittelalter, Nach den uns bekannten Sühneurkunden wurde auf ihnen im sächsisch-thüringischen Raum und den angrenzenden Gebieten in der Regel die Warfe abgebildet, mit welcher der zu sühnende Totschlag begangen worden war. Deshalb kommen hier auf den Sühnekreuzen diejenigen Waffen am häufigsten vor, die damals bei solchen Anlässen gewöhnlich zur Hand waren, das sind Schwert (Säbel), Beil (Axt), Dolch, Lanze (Spieß, Saufeder), Winzermesser, Keule und nicht zuletzt die Armbrust. Der polnische Steinkreuzforscher J. Milka hat in der Monographie der Steinkreuze im Raum von Dolny slask [Niederschlesien] 2) diesen Tatbestand durch eine Bildfolge anschaulich zum Ausdruck gebracht. Neben Waffen sind auf Steinkreuzen auch die verschiedenartigsten Werkzeuge abgebildet worden. Allerdings ist ihre Häufigkeit territorial sehr unterschiedlich; während sie bei uns nur vereinzelt auftreten, sind sie in Süd- und Südwestdeutschland die Regel. Obwohl man einen Menschen auch mit Hammer, Schere, Ackerreute usw. töten kann, werden die meisten dieser Handwerkszeichen dort als Kennzeichnung des Berufs der Getöteten interpretiert. Unter diesem Aspekt braucht eine abgebildete Armbrust nicht in jedem Falle die Totschlagswaffe zu bezeichnen, sondern könnte auf einen Jäger oder anderen Armbrustschützen als Bezugsperson hinweisen.
Nun wollen wir die Armbrusteinzeichnungen auf Steinkreuzen näher betrachten. Neben den Hauptteilen der Armbrust (Bogen, Sehne, Schaft) zeigen sie die Rundung über der Mitte des Bogens als Abbildung der Stütze beim Aufsetzen der Waffe während des Spannens, oft auch das Kurbelgehäuse der Winde am unteren Ende des Schaftes. In "Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen" 3) sind für den Bezirk Gera das Steinkreuz von Jena-Lobeda und das Muschelkalkkreuz auf dem Spaal, Kreis Rudolstadt, unter den Nummern 21 und 83 registriert. Köber 4) hat sie unter 510 und 385 erfaßt. Das stattliche Denkmal im Garten des Schlosses zu Lobeda (Abb.2) stellt uns vor kein besonderes Problem, obwohl urkundliche Nachweise fehlen. Es ist wohl ein Sühnemal, und die gespannte Armbrust kann nach hiesigem Brauch als Totschlagswaffe angesehen werden.
Demgegenüber gibt uns das Spaaler Kreuz (Abb.3) ein Rätsel auf. Mit seinen 7 Bildzeichen an allen 4 Seiten (2 Armbrüste, Schwert, Dolchrest, Ackerreute, Kreuz, Rad) ist es ein Ausnahmefall. Da Urkunden fehlen, ist es müßig, über die Bedeutung der Abbildungen zu spekulieren. Als Vergleich möchte ich jedoch auf einen Kreuzstein mit mehreren eingezeichneten Bauernwaffen bei Rothenschirmbach, Kreis Querfurt, hinweisen, der zwar im 19. Jahrhundert zerstört wurde, über dessen Bedeutung aber mehrere Urkunden vorliegen. Er war für 70 im Bauernkriege erschlagene Bauern gesetzt worden. 5) Warum könnten auf dem Spaal nicht auch einmal mehrere Menschen gleichzeitig umgebracht worden sein?
Das unter Nr. 50 (Köber Nr.365) registrierte Steinkreuz von Wilsdorf, Kreis Jena-Land, erscheint dort ohne Kennzeichen, weil die verwaschenen Linien keine Deutung mehr zulassen. In meiner Schrift von 1962 6) hatte ich die Aussage eines Wilsdorfer Bauern aufgenommen, der mir gesagt hatte, daß die jetzt undeutliche Kennzeichnung von den Alten für eine Armbrust gehalten worden sei, eine Auskunft, die in unserem Zusammenhang von Interesse ist.
In den thüringischen Bezirken Erfurt und Suhl sind trotz des reichen Steinkreuzbestandes keine Abbildungen der Armbrust festzustellen.
Wenden wir unseren Blick nun nach Sachsen, wo wir eine gute Ausbeute zu erwarten haben, zumal in den Inventaren der Bezirke jedes Objekt abgebildet ist: In dem des Bezirkes Karl-Marx-Stadt 7) wird unter Nr.28 ein Steinkreuz mit Armbrusteinzeichnung in Kirchbach, Kreis Flöha, registriert. Hinter Punkt 8 heißt es: "Auf. der SSO-Seite Ritzzeichnung einer Armbrust und kleine 'Rundmarke'." Diese Rundung über der Bogenmitte gehört zur Armbrust. Da die gesamte Darstellung nicht präzis ist, braucht man sich über ihre kleine Entfernung vom Bogen nicht zu wundern.
Das unter Nr.15 registrierte verwitterte und beschädigte Steinkreuz von Dorfstadt, Kreis Auerbach, ist wohl wie das Kirchbacher ein echtes Sühnekreuz. Hinter Punkt 8 steht: "Auf der Südostseite geringfügige Reste einer undeutbaren Ritzzeichnung (ehemals Armbrust? - Langer)", Hier wird also wie bei dem Steinkreuz von Wilsdorf in Erinnerung an einen ehemals besseren Zustand der Einzeichnung noch von einer Armbrust gesprochen.
Das unter Nr.23 erfaßte Erinnerungsmal von Clausnitz, Kreis Brand-Erbisdorf, erinnert daran, daß 1563 der Pfarrer Uhle den Ortsrichter Bieler mit dessen eigenem Hammer erschlug. Da dies urkundlich bezeugt ist, macht die Deutung der kleineren Attribute (Hammer, Schrift, Totenkopf) keine Schwierigkeiten. Die beherrschende Einzeichnung aber halte ich im Gegensatz zum Verfasser für eine stilisierte Armbrust, da sie die Hauptmerkmale derselben aufweist. In den Urkunden fehlen Hinweise auf sie, ebenso auf das Motiv zur Tat, vielleicht hätte die Kenntnis des letzteren eine Erklärung geben können. Im Inventar des Bezirkes Leipzig 8) konnte nur ein Steinkreuz mit einer eingeritzten gespannten Armbrust registriert werden, das "Beatenkreuz" von Keiselwitz, Kreis Grimrna, Nr.46.
Das Verzeichnis des Bezirkes Dresden 9) enthält 10 Armbrustkreuze: Am markantesten ausgeprägt ist die Waffe an dem von Weißig, Kreis Dresden-Land, Nr.76.
Demgegenüber beherrschen die Armbrustdarstellungen auf 4 Steinkreuzen des Kreises Pirna ihr Denkmal nicht so dekorativ, sind aber als solche unverwechselbar zu erkennen. Es bandelt sich um Börnersdorf, Inventar 178, Langenhennersdorf, Inventar 203, Waltersdorf, Inventar 216, und Wünschendorf, Inventar 221. Bei Nr.203 ist das Kurbelgehäuse deutlich zu erkennen. Die Einzeichnungen auf dem Steinkreuz von Lohmen, Kreis Sebnitz, Inventar 238, werden zunächst als zwei kleine Kreuze mit Halbkreisbogen und Schaft interpretiert, dann heißt es "oder insgesamt Ritzzeichnung einer kleinen Armbrust, worauf auch das Fundstück (s.17.) deuten könnte". Letzteres ist sicher richtig, denn als typisch sind die Rundung oberhalb der Bogenmitte und das Kurbelgehäuse zu erkennen. Bei dem Fundstück unter dem Steinkreuz handelt es sich um einen eisernen Armbrustbolzen. Die Häufung von Armbrustabbildungen setzt sich in der Oberlausitz fort. Auf dem alten Sühnemal von Kamenz, Inventar 125, ist die einzige gespannte Armbrust im Bezirk Dresden zu sehen, wegen der starken Verwitterung jedoch nur undeutlich im Umriß. Von den beiden Kreuzsteinen bei Obercunewalde, Kreis Löbau, weist der östliche, Inventar 154, neben einem großen Längsoval mit einem Kreuz darin als Nebenattribut eine Armbrust auf. Im Kreis Niesky haben die Steinkreuze von Förstgen, Inventar 167, und Thiemendorf, Inventar 174, Anribrustabbildungen, die durch Beschädigung und Verwitterung zwar verstümmelt wurden, aber noch sicher zu erkennen sind. Als Abschluß dieses Bezirkes will ich eins mit einem Pfeil geschmückte Steinkreuz von Weifa, Kreis Bischofswerda, Inventar 53, erwähnen. Ich glaube, daß hier als Bezugsperson nur ein Armbrustschütze in Frage kommen kann.

Abb.1: Steinkreuz bei bei Jena-Lobeda
Foto: Azzola

Abb.2: Steinkreuz auf dem Spaal
Foto: Azzola

Abb.3: Steinkreuz bei Studnica
Foto: J. Milka

Abb.4: Steinkreuz bei Uniejowice
Foto: J. Milka


In den polnischen Woiwodschaften Jeleniogorskie, Legnickie, Walbrzyskie und Wroclawskie hat Josef Milka, Wrocław, die stattliche Anzahl von 431 Steinkreuzen und Kreuzsteinen registriert, darunter auch 14 Stück mit einer Armbrusteinzeichnung, Von ihm erhielt ich 8 Fotos, dazu den Ort und die Nummer, von den anderen 6 Objekten die Namen der Standorte, Im Bezirk Jeleniogorskie [Hirschberg] sind 3 Armbrustkreuze erhalten, und zwar je eins in Jelenia Gora [Hirschberg], in Brzenik [Birkenbrück] und in Milkow [Arnsdorf]. Der Bezirk Legnickie ist mit 6 Exemplaren reich versehen.
Eins steht in Slup [Schlaup], ein zweites in Kepy [Kampern]. Bei den 4 anderen geben Fotos Anlaß zur näherer Betrachtung: In Studnica [Stäudnitz] ist ein Steinkreuz, Nr.372, in eine Mauer eingelassen worden. Trotz sonstiger Beschädigung ist die sorgfältig eingemeißelte Armbrust mit Kurbelgehäuse sehr gut erhalten. (Abb.4). Auch das unter Nr. 446 registrierte Kreuz von Wagrodno [Wangten] wurde in eine Mauer eingebaut. Durch die starke Verwitterung ist die Armbrustabbildung mit dem Kurbelgehäuse nur noch verwaschen zu erkennen. Das wuchtige Steinkreuz, Nr.471, von Uniejowice [Leisersdorf] mit der tief eingehauenen Armbrust ähnelt dem von Weißig, Kreis Dresden. Im Gegensatz dazu weist das unter Nr.359 registrierte von Groble [Gräbel] eine große Ritzzeichnung einer Armbrust auf. Im Bezirk Walbrzyskie [Waldenburg] finden wir zu unserem Thema 4 Steinkreuze, von denen ich Bilder habe: In das stattliche Kreuz von Smialowice [Schmellwitz], Nr.74, ist das Oberteil einer Armbrust deutlich eingemeißelt worden, während der Schaft nur andeutungsweise zu sehen ist. Bei der Armbrustabbildung auf dem verwitterten Steinkreuz von Budzow [Schönwalde], Nr.93, fehlt das obere Stück des Schaftes, am unteren Teil ist das Kurbelgehäuse deutlich zu erkennen. Die Armbrusteinzeichnung an dem Steinkreuz von Glinno [Heinrichau], Nr.129, ist wenig sorgfältig gearbeitet worden. Ausnahmsweise wurde das Kurbelgehäuse für die Winde an der linken Seite des Schaftes angedeutet. Auffallend ist, daß diese 3 alten Bodendenkmale, wie auch 2 des vorhergehenden Bezirks, in eine Mauer eingesetzt worden sind. Das freistehende 4. Armbrustkreuz von Wierzbno [Würben], Nr.157, zeigt eine starke Verwitterung, deshalb ist auch die eingemeißelte Waffe nur noch schlecht erhalten. Der Bezirk Wroclawskie [Breslau] hat nur das Steinkreuz von Katy Wroclawskie [Kanth] mit Armbrustabbildung aufzuweisen. - Herr Milka hat für sein Inventar eine zeichnerische Übersicht der vorkommenden Waffen angefertigt und in sie neben 2 Arten von Armbrüsten einen gefiederten Pfeil, ähnlich dem von Weifa, aufgenommen, ein Beweis dafür, daß auch in seinem Bereich diese indirekte Armbrustkennzeichnung zusätzlich vorkommt. 2) In den mährischen Landesteilen der ČSSR spielte die Abbildung der Geschosse der Armbrust laut "Mitteilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale" von 1893 und 1899 eine wesentliche Holle, denn dort heißt es: "Was die durch Beiwerke dargestellten Gegenstände anbelangt, so stellen sich diese auf den 107 Steinen folgendermaßen:
a) Ausgesprochene Waffen oder Mordwerkzeuge; 13 Schwerter, 3 Lanzen, 2 Dolche, 6 Pfeile oder Armbrustbolzen, 2 Holzknüppel (?) und 2 Würgeschlingen (?), zusammen also 28."
Bis auf einen normalen Abgang wird dieser Bestand noch erhalten sein.
Zur Kennzeichnung des reichen Steinkreuzbestandes in den böhmischen Gebieten der ČSSR liegt mir kein statistisches Material vor. Daß es aber dort 1922 Sleinkreuze mit Armbrustabbildung gab und wohl auch heute noch gibt, geht aus der Schrift 10) eines Lehrers über 4 Steinkreuze seiner engeren Heimat hervor, in der er im Hinblick auf ganz Böhmen bei der Aufzählung der eingezeichneten Waffen auch die Armbrust nennt.
Im neusten Inventar der verhältnismäßig wenigen Steinkreuze Österreichs 11) werden Armbrusteinzeichnungen nicht vermerkt. Über die Steinkreuze in Ungarn, der Schweiz und Ostfrankreich liegt mir kein Material vor, und in meiner Literatur zu den zahlreichen Sühnekreuzen in Belgien finde ich keine Hinweise auf Abbildung von Waffen und Werkzeugen. 12)
Die zahlreichen Schriften und Inventare in der BRD verzeichnen nur ein Steinkreuz mit Armbrusteinzeichmmg, das im Heimatmuseum von Walldorf (Baden) untergebracht worden ist. Wegen seiner Attribute, stilisierte Armbrust und Pfeil auf der einen sowie Lanze und "Schwert mit krummen, kurzem Griff" auf der anderen Seite, ist es mit den Ungarneinfällen im 10. Jahrhundert, wohl fälschlicherweise, in Verbindung gebracht worden und wird deshalb auch "Hunnenkreuz" genannt. 13)
Wie Herr Wendt, Karl-Marx-Stadt, bei seiner Nr.23 so hat auch Herr Brockpähler 14) die Armbrust an dem Steinkreuz am Rodder Kirchweg in Bevergern, Kreis Tecklenburg/Westfalen, nicht erkannt. Beide sprechen von einem Kreuz und seiner Überdachung durch einen Bogen bzw. Rillen, aber die Rundung über der Bogenmitte bei ersterem (Abb.24) und die bügelartige Stütze bei letzterem (Abb.30) kennzeichnen beide Ritzzeichnungen als Armbrust,
Zum Schluß noch einen Blick auf die mittleren und nördlichen Gebiete der DDR, Nach Aussage von Walter Saal, Merseburg, gibt es in den Bezirken Halle und Magdeburg keine Armbrustabbildungen auf Steinkreuzen und nach Mitteilung von Dr. Günter Wetzel, Cottbus, in den Bezirken Frankfurt und Cottbus ebenfalls keine, vermutlich auch keine im Bezirk Potsdam. In den 3 Nordbezirken finden wir trotz ihres Reichtums an vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern nur wenige Steinkreuze, Armbrusteinzeichnungen sind nicht bekannt. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß eine Häufung von Steinkreuzen mit Armbrustdarstellungen von Ostthüringen über Sachsen mit der Oberlausitz bis Dolny slask festzustellen ist, dazu in den mährischen Gebieten der ČSSR eine Häufung von Abbildungen der Armbrustgeschosse, vorbehaltlich einer Klärung der Situation in den Landschaften Böhmens. Diese Tatsache kann nicht mit unterschiedlicher Verbreitung und Anwendung der Armbrust erklärt werden, sondern nur mit landschaftlich bedingter Verschiedenartigkeeit der Durchführung der Sühneverfahren. Somit ist diese Arbeit ein weiterer Beweis dafür, daß es im Mittelalter kein einheitliches, allgemein verpflichtendes Sühnerecht gab, sondern sich in jeder Gegend nach Tradition und örtlichen Gewohnheiten ein eigenes Verfahren herausgebildet hatte. Bei unserem Ballungsgebiet handelt es sich wohl um den Landstrich, in dem in Sühneverträgen die Abbildung der Totschlagswaffe gefordert wird, was den verhältnismäßig hohen Prozentsatz von Armbrusteinzeichnungen hinreichend erklären könnte.

Quellenangaben:
1) Egon Harmuth: Die Armbrust, Graz 1975
2) Josef Milka: Steinerne Denkmäler mittelalterlichen Rechts. Wroclaw 1979
3) Deubler-Künstler-Ost: Steinerne Flurdenkmale in Ostthürlngen. Gera 1977
4) Heinz Köber: Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens. Erfurt 1960
5) Walter Saal: Steinkreuze aus dem Bauernkrieg. In "Ausgrabungen und Funde". Berlin 1975
6) Gerhard Ost: Alte Steinkreuze in den Kreisen Jena, Stadtroda und Eisenberg. Jena 1962
7) Hans-Jochen Wendt: Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen - Bezirk Karl-Marx-Stadt. Berlin 1979
8) Harald Quietzsch; Stainkreuze und Kreuzsteine in Sachsen - Bezirk Leipzig. Berlin 1980
9) G. Müller und H. Quietzsch: Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen - Bezirk Dresden. Berlin 1977
10) Josef Schubert: Die Sühnekreuze im Friedländischen. 1922
11) Ada Paul; Sleinlereuze und Kreuzsteine in Österreich. Horn, NÖ. 1975
12) Valentin Plaetink: Steinkreuze in Belgien, Kortrijk
13) Karl Eichhorn; Alte Steinkreuze im Bruhrain und Kraichgau.
14) Wilhelm Brockpähler: Steinkreuze in Westfalen. Münster 1963

(Heimatgeschichtlicher Kalender des Bezirks Gera 1982, S.34-41)

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