Deutschland
Sachsen
Lkr. Sächsische Schweiz
Heidenau (I)
Abbildung bei
Kuhfahl (1928)
Nord-Seite |
Abbildung bei
Müller / Quietzsch (1977)
Süd-Seite |
PLZ:
01809
GPS:
N 50° 57.660', O 13° 53.910'
Standort:
Südöstlich vom Ort, nördlich an der Uferstraße Heidenau - Pirna (Alte Dresdener
Straße), 11m westlich der Pumpstation.
Größe / Material:
75-80:110:29 / Sandstein
Geschichte:
Schaft alt fehlend, alte Kantenabschläge.
1922 in der Nähe, aber südlich an der Alten Dresdener Straße, im Acker gefunden und aufgestellt. Beim Bau der Industriewerke,
nach mehrfachem Wechsel, um 1960 auf heutigen Standplatz versetzt. Im Frühjahr 1972 durch Unbekannte umgebrochen, am 12.8.1972 durch die
Pirnaer Numismatiker und Harald Quietzsch wieder an derselben Stelle aufgerichtet.
Auf der S-Seite eingeritzt: vier achtfach geteilte Kreise, einer im Kopf, je einer auf den Armen, einer in der Kreuzung; lineares
kleines Kreuz, eingeritzt zwischen Kopf und Kreuzung. N-Seite eingeritzt: achtfach geteilter Kreis im Kopf und ein gleicher, besonders großer in der Kreuzung;
im Kopf, unter der Stirnkante: rechteckiges Dübelloch. (Müller / Quietzsch 1977)
Sage:
Eine französische Batterie (Einzeichnung als Wagenräder angesehen!)
soll hier im nahen sumpfigen "Egelsee" versunken sein.
Quellen und Literatur:
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.196
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.209
• Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.309-311
• Kutsche, Richard - Germanische Symbole in Pirna, in: in: Das Steinkreuz, 3.Jahrgang, 1935, Heft 1/2, S.39-40
• aktuelle Aufnahme und Ergänzungen von Joachim Herkner
Germanische Symbole in Pirna
von Richard Kutsche, Copitz (Sachsen)
Wenn man durch die Straßen, über die Plätze einer Stadt wandert, die man liebt und seit Jahren kennt,
liegt ein eigentümlicher Reiz darin, sich in ihre Vergangenheit zurückzuversetzen, sich vergegenwärtigen, wie sich die
Oertlichkeiten im Laufe der Zeiten entwickelt und welche geschichtlichen Erinnerungen sich an sie knüpfen.
Unser Pirna, das ja eine alte Stadt ist, besitzt genug an kunstgeschichtlich
wertvollen Altertümern. Doch nicht von diesen, in den käuflichen Beschreibungen aufgeführten Sehenswürdigkeiten sei hier die Rede,
sondern von unscheinbaren, wenig beachteten Zeugen germanischer Überlieferung. Denn auch solche findet man in und um Pirna.
Als erstes Beispiel sein das Krückkreuzzeichen auf dem lateinischen Steinkreuz im
Kreuzgarten genannt. Ferner: das Steinkreuz an der
"ältesten" Dresdener Landstraße zeigt sechs- und achtfach geteilte Sonnenräder. Auch eine Sandsteinplatte im Pirnaer Stadtmuseum gehört
hierher, sie trägt das Zeichen eines Sonnenrades auf einer Stange.
Kommen wir zur Erklärung dieser Zeichen, so weiß der Heimatforscher heute, daß eine Kreislinie, vierfach in gleiche
Teile geteilt, das Symbol der Sonne darstellte. Allgemein nennt man dieses Zeichen "Sonnenrad". Ein solches findet man auf dem Steinkreuz in
Breitenau bei Pirna. Das älteste Sonnenrad zählte vier Speichen, weil die Germanen den
Sonnenball mit einem rollenden Rade verglichen.
Da bei unseren Vorfahren das Rad auch aus einer Scheibe hergestellt wurde, so ist auch die mit einem Mittelpunkt versehene
Kreisscheibe, wie man sie in vierfacher Darstellung auf dem Steinkreuz in Stolpen bei Pirna eingemeißelt
sehen kann, ein altgermanisches Sonnenzeichen.
Aus dem Radkreuz (oder Radkreis) entstand der sechs- und achtfach geteilte Kreis, den man auf dem
Pirnaer Steinkreuz an der alten Dresdener Straße so schön in mehrfacher Strichzeichnung beobachten
kann.
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Sonnenräder |
Aus diesen Sonnenrädern wurde mit der Zeit das gleicharmige Kreuz, indem sich die Kreislinie von den Speichen löste.
Dieses Kreuzzeichen wandelte sich zu Anfang des Christentums in das lateinische Kreuz, mit kürzerem Ober- und längerem Unterteil.
Neben den schon genannten Symbolen, die auf die Sonne hinweisen, bestand auch noch das Krückenkreuz.
Ein solches finden wir, wie schon eingangs erwähnt, auf dem Steinkreuz im Kreuzgarten
zu Pirna. Das Krückenkreuz kommt in Mesapotamien schon im Jahre 2000 vor Christi als planetarisches Zeichen vor.
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Pirna
Krückenkreuz Ottendorf |
Zwei alte Steinplatten, die eine im Pirnaer Stadtmuseum und die andere an der Sakristei der Kirche zu Ottendorf-Friedrichswalde,
zeigen diese germanischen Sonnenräder auf einer Stange.
Diese Symbole haben sich nun bis heute auf den altersgrauen Steinmälern erhalten und beweisen, daß das größte Erlebnis der
germanischen Menschen das sterbende und wiederkehrende Jahreslicht war, ein Erlebnis, das hinweist auf das eigene Leben, auf Sterben und Werden.
Da die alte Form der kultischen Zeichen dem neuen Glauben sehr entsprach, so wurden sie von den christlichen Missionaren
auch belassen. Sinnbilder der christlichen Lehre geworden, erhielten sie sich bis in das Mittelalter. Niemand kannte mehr ihre
ursprüngliche Bedeutung, aber aus Ueberlieferung hielt man sie in Ehren.
So weisen diese stummen Zeugen aus mittelalterlicher Zeit mit ihren Wurzeln weit hinein in vergangene
Geistesströmungen und vermitteln uns heute noch einen kleinen Teil des Ideengutes unserer Altvordern.
(Kutsche, Richard, in: Das Steinkreuz, 3. Jahrgang, 1935, Heft 1/2, S.39-40)
Heidenau (II)
links / vorn |
vorn / rechts |
GPS:
Standort:
Die Steinsäule befindet sich auf einer Grünanlage an der Kreuzung "Hauptstraße"
(B 172) und "August-Bebel-Straße", am Hochufer der Müglitz.
Größe / Material:
Sandstein
Geschichte:
Benennung: "Ilsesäule". 1999 geschaffene originalgetreue Nachbildung der
Ilsesäule (in Dohna). Viereckiger Pfeiler mit gefasten Kanten; ebenso breit wie das Kopfstück.
Vorderseite: Christus am Kreuz. Die ehemals vorhandenen Gestalten der Maria und des Johannes sind wie auch Christus, gemäß dem Zustand am Original, nur
noch in geringen Resten vorhanden. Links: Lanzenspitze mit Widerhaken, drei Kreuznägel, Staupsäule, aufgesteckter Schwamm und Lanze; rechts: Stecken mit Gabel,
Zange, Hammer, Geißel. Das sind die "arma" [Waffen] Christi.
Dank gemeinsamer Bemühungen der Sparkasse Freital-Pirna, der Sächsischen Sandsteinwerke und der Heidenauer Steinmetz GmbH wurde diese Nachbildung
geschaffen und am 1.Januar 2000 vor dem Start zum Neujahrslauf von Bürgermeister Jacobs "als Mahnung gegen jegliche Form der Gewalt" enthüllt. (Eichler 2003)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, S.28, Nr.7
• recherchiert und bebildert von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von September 2008)