Deutschland Sachsen Lkr. Bautzen

Jeßnitz / OT von Kubschütz


Blick zum Standort

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Abbildung bei
Naumann (1909)

PLZ: 02627

GPS: N 51° 8,902', O 14° 28,002'

Standort: Südlich vom Ort Jeßnitz, ca. 50m westlich der Straße nach Mehltheuer, am Feldrand auf Unland stehend.

Größe / Material: 105:44:18 / Granit

Geschichte: Im oberen Teil steht die Jahreszahl 1669, darunter zwei Kreise nebeneinander angeordnet und darunter ein Beil.

Südsüdöstlich vom Ort, westlich der Straße nach Mehlteuer in Höhe des dortigen Höhenpunktes 255,3, etwa 100m nördlich des Weges bei seiner Einmündung in eine aufgelassene Kiesgrube, der westlich von der Straße abführt, auf Unland (früher Waldstück). Platte, deren Schmalseiten sich im oberen Teil verjüngen, rechteckiger Querschnitt. Breitseite OSO-WNW-Erstreckung, Schmalseite NNO-SSW-Erstreckung. NNO-Seite eingeritzt: 1669, (darunter:) zwei Kindergesichter, nebeneinander, (darunter:) Axt. Höhe: NNO-Seite 107cm, SSW-Seite 92cm, Breite: 44cm, Stärke: 18cm. Granit.
Allgemeine oberflächliche Verwitterung. Unland vor dem Feld, Anhäufung von Lesesteinen. Brauchtum: Steine davor angehäuft: Toter Mann.
In der Literatur häufig unter Sokulahora = Falkenberg. (Müller / Quietzsch 1977)

Jeßnitz bei Bautzen
Am südlichen Rand des Weges nach Mehltheuer. Ein Beil und zwei Gesichter 1669. [...]
Im Dorfe, an der Stelle, wo 1670 das Haus einer hingerichteten Kindesmörderin niedergerissen wurde. (Kuhfahl 1928)

   Im Walde zwischen Jeßnitz und Mehltheuer steht ein Stein mit der Jahreszahl 1669, zwei Gesichtern und einem Beil. Eine im Privatbesitz befindliche geschriebene Chronik berichtet:
1669. Den 9.Decembris. Ein Viertel Meile wegs Budißin, Ein Dorff Jeßnitz genannt, Morgens früh ist ein Paur Martin Tauch, in die Stadt allhier dreschen gegangen, welcher mit Seiner Frauen hat 6 Kinder gehabt, davon aber 4 zu Diensten, die eine Tochter von 9 Jahren und ein Sohn von 5 Jahren, so Jacob geheißen, noch bey sich in Hauße gehabt, aber durch Antrieb des Teuffels, die Mutter solche beyde Ihre Kinder mit einer Holz Axt, Jämmerlich Ermordet, den Kopf abgehauen, den Sohn mit 5 hieben, vom Leben zum Todte bracht, Uhrsach Sie könnte die Kinder nicht Ernehren, das Haus wurde geschleifft, und zum Gedächtnüs an die Stelle ein Stein aufgerichtet.
1670. Dieses jahr, am Abendt Aller Heylichen 3 Königstag, Erfrohr Martin Stephan, hinter dem Dörffel Strahla, hat wollen auf die Wache gehen zu Jeßnitz, die Kinder-Mörderin zu Bewachen, weil aber große Kälte, und Schnee gewesen ist, ist Er in einer Windwehe verfallen, und umbkommen.
Den 6.February. Ist die Kinder Mörderin zu Jeßnitz mit dem Schwert vom Leben zum Todte bracht worden, mit großer Gnade, denn gespüret das Sie Melancholisch gewest, kurz vor dem zweyen Mordthäte, ist Sie in das Waßer Gesprungen bis unter die Arme, davon ist sie Errettet worden. (Naumann 1909)

Sage: 1669 ermordete hier eine Mutter ihre beiden Kinder. Sie wurde in Jessnitz hingerichtet. Ihr Haus im Ort wurde geschleift und an der Mordstelle der Denkstein gesetzt. (Müller / Quietzsch 1977)

Quellen und Literatur:
Moschkau, A. - Die alten Steinkreuze in Löbau, Bautzen, Camenz und deren Umgebung, in: Neues Lausitzisches Magazin, Bd.57, Görlitz 1882, S.429
Mutschink, J.T. - Der Denkstein hinter Sokulahora bei Bautzen, in: Gebirgsfreund. Illustrierte Zeitschrift für Topographie, Geschichte und Touristik des Riesen- und Isergebirges, des Eulen- und Glatzer Gebirges, Nordböhmens und des Spreewaldes, 10.Jg.,Zittau 1898, Nr.18, S.212
Moschkau, A. - Blätter für herimatliche Geschichte. Beiblatt zu den Zittauer Stimmen, 3.Jg., 1909, Nr.22
Naumann, Johanna - Steinkreuze und Kreuzsteine von Bautzen und Umgegend, S.13-14, Abb.21
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, S. 45 und Verz. II, Nr. 29, S.226
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, Nr.23, S.46-48
recherchiert und bebildert von Uwe Mosig, Kurort Oybin (Fotos vom 03.04.2010)


Sühnekreuze & Mordsteine