Deutschland Sachsen Muldentalkreis

Knatewitz / OT von Meltewitz


Blick zum Standort

Abbildung bei
Quietzsch (1980)

Abbildung bei
Kuhfahl (1928)

Zeichnung bei
Helbig (1906)

PLZ: 04808

GPS:

Standort: Eingemauert in der nordöstliche Ecke der Friedhofsmauer, auf der Außenseite der Mauer.

Größe / Material: 114:60:? / Sandstein

Geschichte: Lateinisches Kreuz mit oberflächlicher Verwitterung, der Putz der Friedhofsmauer ist in dem Umriß des Kreuzes ausgespart.

Mitten im Ort, eingemauert in die nordöstliche äußere Kirchhofsmauer. Benennung: "Kirchenhammel" (zuerst bei Heibig 1906, S.129, bei Befragung 1962 im Ort nicht geläufig). Meiche (1919, S.196), leitet den Namen von mhd. "hamel" (abgehauener Stein, Klotz) her; es sei also das Steinmal an der Kirche. So auch Schott (1953), der der Meinung von Kailiefe (1921, S.65, 71, dort fälschlich unter Kittlitz) widerspricht, welcher den Namen von "heimlich" herleitet, wonach der "Kirchenheimliche" Wodan sei.
Kopf, Arme und Schaft gerade, Schaft mit deutlich abgesetztem blockartigem Fußsockel. Sichtbare Seite keine Einzeichnungen. Höhe: NO-Seite 128cm, SW-Seite nicht meßbar, Breite: 56cm, Stärke: nicht meßbar. Sandstein. Allgemein oberflächliche Verwitterung. Eingemauert, nicht allseitig sichtbar. Bei dem etwa 1970 erfolgten Mauerabputz wurde das Kreuz ausgespart; seine Umrisse sind seitdem verfälscht dargestellt, als scharfkantige lateinische Form.
Bedeutung: Grenzzeichen (Helbig 1906) - nicht haltbar. Vermutlich Giebelkreuz (Bergt 1957) - wohl nicht zutreffend, da früher freistehend.
Frühere Standorte: "Früher außerhalb der Kirchhofsmauer auf einer Hügelböschung, und zwar auf der Ostseite, die nach dem markgräflichen Gebiet hinschaut" (Helbig 1906). Bei Fuchs (1971) unter Meltewitz. Bei Kalliefe (1921) fälschlich unter Kittlitz. (Quietzsch 1980)

   Vollends rätselhaft ist die Erklärung des Wortes "Kirchenhammel" für das Kreuz an der Friedhofmauer in Knatewitz. Meiche weist hierzu auf den mittelhochdeutschen Ausdruck "hamel" für einen abgehauenen Steinblock hin, so daß man also einfach das Steinmal an der Kirche darunter zu verstehen hätte. (Kuhfahl 1928)

[...] So drollig heute die Bezeichnung "der Kirchenhammel" des Kreuzes in Kittlitz mit Stab oder Speer klingt, ist deren Bedeutung doch von ernster Wichtigkeit. Selbstverständlich hat das Wort nichts mit einem Hammel zu tun, sondern hängt mit hamelig, heimlich zusammen. Mit diesem Kirchenheimlichen ist wahrscheinlich Wodan, sicher eine Gottheit gemeint. Man kennt in Sachsen auch den Uliamel = den Unheimlichen, mit dem man Kinder schreckt. (Kalliefe 1921)

1. In Knatewitz bei Dahlen 1 Kreuz 1,78m hoch, 65cm breit, grauer Sandstein, gut erhalten, in der Kirchhofsmauer eingemauert, früher nachweislich auf einer Hügelböschung nach der ehemalig markgräflichen Seite hin, "Kirchenhammel" genannt, Malteser Form. [...]
Die Urkunde führt die Grenze des Stifts Wurzen von Thallwitz und der jetzigen Wüsten Mark Schönendorf Zeduytz (in der Siedewitzmühle a.d. Lossa noch erhalten), Collmen, Treben, wüste Mark Heinrichsdorf und Thammenhain zu den Druse genannten Hügeln, wohl der Schildauer Berg; von da nach Lamprechtswalde, Börtewitz und zu den Bergen, die Hoyghe genannt werden. Vielleicht ist die jetzige wüste Mark Krumm-Lampertswalde mit dem Stolpenberg gemeint. Bis dahin dürfte der Grenzzug mit der heutigen Landesgrenze zusammenfallen. Nun heißt es: "(Von Börtewitz-Boertunitz) zu den kleinen Bergen, die Hoyghe genannt werden, und zu den Rain- oder Grenzsteinen die zwischen dem Dorfe Rodegast (heute Radegast) und dem Dorfe, das Miltuytz genannt wird (heute Meltewitz) gesetzt sind". Meltewitz hängt mit der Filialkirchdorfe Knatewitz, in das es gehört, eng zusammen; die Kirche steht an der Grenze der beiden Dörfer; östlich davon liegt Radegast. Hier in der Gottesackermauer von Knatewitz ist ein Kreuz aus grauem Sandstein 1,78m hoch, mit den Armen 0,65m breit ohne Zeichen, eingemauert. Es trägt den seltsamen Namen "Kirchenhammel" und stand, wie ältere Kirchenvorsteher bezeugen, früher außerhalb der Kirchhofsmauer auf einer Hügelböschung und zwar auf der Ostseite, die nach dem markgräflichen Gebiete hinschaut. Ich nehme nach der ganzen Lage, die sich mit den angaben der Urkunden deckt, dieses Kreuz als einen der lapides limitares seu finales, der Rain- oder Grenzsteine in Anspruch, die, die Urkunde als hier gesetzt anführt. Wo die Übrigen stehen oder geblieben sind, mag ich zur Zeit nicht zu sagen. (Helbig 1906)

Sage:

Quellen und Literatur:
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen (Fortsetzung), in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1906, S.120, 129
Kuhfahl, G.A. - Die Mordkreuze in Sachsen, in: Sonntagsbeilage des Dresdner Anzeigers, Nr.14, 1912, S.60
Kuhfahl, G.A. - Neues zur Steinkreuzforschung, in: Sonntagsbeilage des Dresdner Anzeigers, Nr.12, 1913, S.45
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band IV, Heft 6, 1914, Nr.106, S.226
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Ein Beitrag zu ihrer Erforschung und Zweckbestimmung. Von Ursprung und Bedeutung, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band VI, Heft 11-12, 1917, S.297
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Ein Beitrag zu ihrer Erforschung und Zweckbestimmung. Dresden 1918, Nr.106, 109
Meiche, Alfred - Zur Steinkreuzforschung, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 40, 1919, S.196
Kalliefe, Hilmar - Rad, Hammer und Schwert auf Sachsens Steinkreuzen, in: Zeitschrift für Ethnologie 52/53, 1920/21, S.65, 71
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.126, S.191
Schellhorn, G. - Heimatgeschichtlicher Ausflug in die Waldschänke, in: Wurzener Erzähler. Sonntagsbeilage zum Wurzener Tageblatt und Anzeiger, Nr.17, Wurzen 1929, Nr.17
Schellhorn, G. - Von alten Steinkreuzen, in: Wurzener Heimat. Eine Sammlung heimatkundlicher Aufsätze, Dichtungen und Sagen, Wurzen 1933, S.251, 252
Bergt, K. - Die alten Steinkreuze des Wurzener Landes, in: Wurzener Erzähler. Sonntagsbeilage zum Wurzener Tageblatt und Anzeiger, Wurzen 1935
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.137
Quietzsch, Harald - Die Steinkreuze im Kreis Grimma, Manuskript im Kreismuseum Grimma, 1952, Bl.7
Schott, L. - Die mittelalterlichen Steinkreuze - ihre Bedeutung und Herkunft, Staatsexamensarbeit, Pädagogische Hochschule, Institut für Geschichte, Potsdam 1953, Bl.50
Quietzsch, Harald - Ein Beitrag zur Steinkreuzfrage, in: Der Rundblick, 3.Jg., Heft 23/24, 1956, S.761
Bergt, K. - Die alten Steinkreuze des Wurzener Landes, in: Heimatkalender des Kreises Wurzen, Wurzen 1957, S.80
Quietzsch, Harald - Steinkreuz, in: Der Rundblick, 13.Jg., Heft 7, 1966, S.340
Quietzsch, Harald - Steinkreuz, in: Heimatkundliches Lexikon, Wurzen 1970, S.70
Fuchs, H. - Steinkreuze - wo sind sie geblieben? in: Der Rundblick, 18.Jg., Heft 4, 1971, S.19
Quietzsch, Harald - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, 1980, S.136-137, Nr.76
aktuelle Aufnahmen von Uwe Eichler, Bannewitz (Fotos von Dezember 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine