Die steinerne Jungfrau von Großlohra - 99759 Großlohra
2. Variante
3. Variante
Schreibers Kreuz und die Mansfeldische Ecke - 06577 Heldrungen Schreibers Kreuz - 06577 Heldrungen Der Kreuzstein von Hemleben - 06577 Hemleben
2. Variante
Das Ichstedter Kalb - 06556 Ichstedt Das Magdkreuz beim Reckenbühl - 99986 Kammerforst Die tödliche Hochzeit von Kleingrabe - 99998 Kleingrabe Das Bettelkreuz an der Bergmühle zu Körner - 99998 Körner Die Steine am Hohenspiegel. - 99734 Nordhausen Der Segen der alten Zigeunerin - 99996 Obermehler Der Schlotheimer Mordstein - 99994 Schlotheim Das Udersleber Steinkreuz - 06556 Udersleben
2. Variante
Das Volkenrodaer Steinkreuz - 99998 Volckenroda
1. Variante
Vor vielen Jahren lebte einmal ein Ritter auf der Burg Lohra, der besaß eine liebliche Tochter. Das Mädchen hatte ein gutes Herz
und half den Armen, wo sie nur konnte. Nie verließ sie die Burg ohne etwas mitzunehmen; war es einmal ein Laib Brot und ein
Stück Wurst, so trug sie das andere Mal ein warmes Tuch bei sich und eine feste Mütze für die Winterszeit.
Das alles verteilte sie an Bedürftige. Bald kannte man sie weithin, und jeder lobte ihr mildes Wesen und ihre hilfreiche Hand.
Nun geschah es aber einmal, dass eine Räuberbande das Land verunsicherte und von dem Mädchen hörte. Alsbald versteckten
sich die Strolche in der Nähe von Lohra und lauerten der Ritterstochter auf. Die hatte gerade ein Körbchen mit frischen Eiern
gefüllt und kam von der Burg herab durch den Wald geschritten, um eine arme Köhlerfamilie aufzusuchen. Wie sie so nichtahnend
ihren Weg entlangging, fielen plötzlich die Räuber über sie her, nahmen ihr weg, was sie bei sich trug und erschlugen sie.
Da erhob sich lautes Wehklagen im Land über den feigen Mord, und es gab keinen, der nicht um das junge Blut trauerte.
Ihr Vater aber ließ an der Stelle, wo die Tochter Ihr Leben lassen musste, einen Stein errichten; darauf war eine
Jungfrau mir einem Eierkörbchen abgebildet.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
Der letzte Burgherr von Lohra, Graf Heinrich, hatte eine gar wohlerzogene und schöne Tochter, die er einem guten und edlen
Manne anzuvermählen gedachte. Adelheid aber, wie die Prinzessin hieß, war noch sehr jung und bekundete wenig Interesse für
die vielen Bewerber auf ihres Vaters Burg. Allein dem Ritter von dem Straußberge zeigte sie sich freundlich gegenüber.
Er durfte sie zur Jagd bekleiden und ihr beim Spiel die Bälle zuwerfen.
Da die Zeit nun verging und die Verlobung bevorstand, bekam der Burgherr eines Tages Streit mit den Mühlhäusern.
Krieg stand bevor, schon rüsteten die Ritter sich auf der Burg zum Kampfe. Voll Angst um das Leben ihres geliebten Vaters
ließ Adelheid den Ritter von dem Straußberge zu sich rufen. Ganz herzlich bat sie ihn, auf den Vater zu achten und nicht von
seiner Seite zu weichen bis zum Kampfesende.
Getreulich versprach ihr der Ritter, alles zu tun, wie es von ihm verlangte. Bei seiner Ehre, so sprach er, werde er den
Grafen heil wieder zurückbringen oder mit ihm sterben. Gleich darauf brach man auf, und die Jungfer Adelheid sah getröstet der
Reiterschar vom Turm herab nach.
Doch die Schlacht nahm für die Lohraer einen ungünstigen Verlauf. So tapfer die Männer des Grafen auch fochten, zum
Schluß wurden sie von den Mühlhäusern in die Flucht geschlagen. Viele starben, auch der Graf. Zu Tode von einer Lanze
getroffen, sank er vom Pferd. Keiner konnte ihm helfen, am wenigsten der Ritter von dem Straußberge, der weit von dem
Grafen abgedrängt focht. So blieb ihm am Abend nichts anderes übrig, als die schreckliche Nachricht Adelheid zu überbringen.
Verzweifelt hörte sie ihn an, dann wand sie sich von ihm ab, empört über seinen Wortbruch. Keine Entschuldigung ließ sie
gelten, traurig verließ der Ritter die Burg, sie aber schwur, sich nie zu vermählen. Die Trauer um ihren Vater aber war so groß,
daß sie bald danach an der Stelle, wo der Vater den Tod gefunden hatte, ein Steinkreuz setzen ließ.
Dorthin begab sie sich oft und beklagte ihr Leid, das über sie hereingebrochen war.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
Mal stritten die Herren im Hohnsteiner Wald
mit eifrifer, heftiger Rede.
Nicht kam's zur Entscheidung und wurde daraus
zuletzt eine blutige Fehde;
die Ursache war eine ad'lige Maid
ein Ritter von Thüring'n hat um sie gefreit.
Die Beut' einem Grafen von Lohra verfällt,
weil tapfer und strk seine Mannen.
Drum führet er höhnend durch dunklen Wald
bei Nacht die Dame von dannen.
Wohl sträubt sich die Aermste - nicht gab er Pardon;
es wartet ein Priester am Altare schon.
Es bittet das Fräulein und weinet und fleht:
"O lasset zur Heimat mich ziehen,
ja wisset, Herr Graf, daß Euch nimmer mein Herz
von ehrlicher Minne wird glühen.
Zerstöret den Bund nicht, vom Himmel gefügt,
auf das ihr nicht eigenen Frieden betrügt."
Was hilft es der Braut, ihre Wangen so bleich
mit heißen Tränen zu baden?
"Ach, wär ich gefühllos wie Eisen und Stein!" -
Den Ruf hört die Mutter der Gnaden:
ein rosiger Schimmer durchzittert den Wald,
den Grafen durchrieselt es eisig und kalt.
Da stutzet und scharret und bäumet das Roß;
das Fräulein sinkt klagend zur Erde.
Noch harret der Ritter mit starrendem Blick,
was doch aus dem Nachtgebild' werde. -
Als Sternenlicht just seine Schimmer zerstreut,
verwandelt in steinernes Kreuz sich die maid.
Das steht "die steinerne Jungfrah" im Wald,
so wird sie bei Lohra geheißen,
und lehret, du sollst keinen herzlichen Bund
mit trotzigem Willen zerreißen.
Versuche den Weg zu den waldigen Höh'n,
so kannst du die "steinerne Jungfrau" noch sehn.
(Pastor Frantz, Niedergebra, VÖ bei: Ehrhardt,
Karl - "Die steinerne Jungfrau" im Helbetale in der Sage, Dichtung und Geschichte, 1927, in: Der Pflüger. Monatsschrift für die Heimat. 4.Jg., Nr.1, S.14-28
Im Feld zwischen Schloßheldrungen und Oldisleben steht auf einem Berge ein altes Kreuz von ähnlicher Form, wie der Orden
vom eisernen Kreuz, das heißt Schreibers Kreuz. Das hat folgenden Ursprung. Ein Landpfleger, namens Schreiber, geriet einmal
mit den Grafen von Mansfeld in Streit wegen der Grenze der Herrschaft Heldrungen gegen das Amt Sachsenburg. Da kam es an
der Stelle, wo jetzt das Kreuz steht zum Kampf, und Schreiber wurde erschlagen. Zum Andenken daran hat man das Kreuz gesetzt,
und seitdem heißt die äußerste westliche Spitze des Amtes Heldrungen gegen das Amt Sachsenburg zu die Mansfeldische Ecke.
Andere freilich erzählen, der Landvogt Schreiber habe seine Untergebenen so unmenschlich bedrückt, daß sie sich wider
gegen ihn empört und ihren Dränger an jener Stelle erschlagen hätten.
(Größler, Hermann - Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung. Eisleben 1880, S.220-221)
Nahe des Bahnhofes Heldrungen steht unweit des rechten Unstrutufers in einem Vorgarten ein Steinkreuz, das im Volksmund nach
einem hartherzigen Vogte des Amtes Sachsenburg, namens Schreiber, benannt ist. Von ihm erzählt man sich folgendes:
An einem vom Grafen zugewiesenen Platz am Hang der Sachsenburg hatte ein junger Zimmermann für eine Witwe und ihre
Tochter, mit der er verlobt war, ein kleines Häuschen erbaut. 4 Wochen nach dem Einzug der beiden Frauen wollten die jungen Leute
heiraten. Leider war der Graf selbst viel abwesend und in den Zeiten der Abwesenheit tyrannisierte der Vogt seine Untergebene, wobei
er weder auf Kinder noch auf Greise und Kranke Rücksicht nahm. Schon deshalb befürchteten die beiden Frauen für sich Böses bei
der Rückkehr des ebenfalls abwesenden Vogtes. - Als dieser nun bei seiner Rückkehr das Häuschen sah, von dem er noch nichts
wußte, fing er an zu schelten und zu toben. Schreckensbleich mußte sich das junge Mädchen den Tobenden anhören. Als dieser
aber der Jungfrau ansichtig wurde, verlangte er von ihr, daß sie seine Liebste würde. Als diese das selbstverständlich ablehnte, ergriff
er sie und legte die sich Wehrende vor sich auf sein Pferd. Er ritt mit ihr auf seine Burg und erst hier ließ er sie auf den Boden fallen.
Da sie liegenblieb, rief er seine Knechte, die sie aufheben sollten. Sie konnten ihm aber nur berichten, daß sie tot sei. Das Mädchen
war durch den Angriff und den wilden Ritt einem Herzschlag erlegen. Der Vogt ließ seine Leute schwören, über den Vorfall zu
schweigen, nahm die Leiche wieder auf sein Pferd und ritt davon.
Am nächsten Morgen fand die Mutter die Leiche des Mädchens in einem Steinbruch nahe der Hütte. Bei der Bergung der
Leiche stellte der herbeigerufene Zimmermann fest, daß sie wohl Verletzungen, aber keine Blutspuren aufwies. Das Mädchen mußte
also tot in den Steinbruch geworfen worden sein. Bei der Suche nach weiteren Spuren fand der Bursche Abdrücke von Pferdehufen,
die zur Burg des Vogtes wiesen. Ihm schwor er Rache. - Inzwischen war die Zeit der Roggenernte herbeigekommen und alle
Dienstleute wurden zum Schneiden und Binden des Getreides aufgerufen. Der Tag war heiß, der Schweiß lief in Strömen und die
Erntearbeiter ermatteten. Da fiel auch die alte Mutter des Mädchens um, denn schon der Tod ihrer Tochter hatte sie mitgenommen.
Gerade da kam nun der Vogt Schreiber angeritten, er befahl seinen Knechten, die alte Frau durch Schläge hoch und an die Arbeit
zu treiben, aber dabei gab auch sie ihren Geist auf. Das vernahm der am anderen Ende des Feldes arbeitende junge Zimmermann.
Wutschäumend kam er angelaufen und drohte dem Vogt mit der erhobenen Sense. Ehe dieser aber zum zuschlagen kam, hatte ihn
der Vogt mit dem Schwert erstochen. - Nun aber ließen sich auch die anderen Dienstleute nicht halten und drangen auf den Vogt ein,
der sich aber mit seinem schnellen Pferd auf seine Burg retten konnte. Da ihm aber diese auch nicht mehr sicher erschien und er
seinen Dienstleuten nicht recht traute, floh er auch von hier. Auf der Flucht erkannten ihn aber Bauern und schlugen ihn da tot, wo
jetzt das Kreuz steht.
Nach einer anderen Erzählung geriet der Vogt Schreiber mit dem Grafen von Mansfeld wegen der Grenze zwischen dem Amt
Sachsenburg und der Herrschaft Heldrungen in Streit. Dabei kam es an der Stelle, wo jetzt das Kreuz steht, zum Kampf, und dabei
wurde Schreiber erschlagen. Seitdem heißt die westliche Spitze des Amtes Heldrungen gegenüber dem Amt Sachsenburg die
Mansfeldische Ecke.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.32-33)
1. Variante
Am Weg von Hemleben nach Schillingstedt steht ein kleiner Kreuzstein. Von ihm erzählt man sich:
Der große Krieg ging dem Ende zu. Seit Jahren herrschte überall Not und Elend. Kein Korn wurde mehr reif, weil es die
Kriegsvölker, vor allem die Schweden, schon vor der Ernte von ihren Pferden auffressen ließen. - An einem trüben, regenschweren
Tage zog langsam auf zerfahrenem Wege ein Troß Landsknechte von Sömmerda nach Heldrungen. Am Segelsberge bei Hemleben
überfiel ein schlimmes Gewitter die Soldaten. Höhnend und fluchend versuchten diese, den Donner und den herabströmenden Regen
zu übertönen. Am schlimmsten trieb es der Trommler. Zu jedem Donnerrollen schlug er einen Wirbel auf seiner Trommel. Dazu brüllte
er: "Kannst Du da oben wummern, so kann ich hier unten trummeln!" Da traf plötzlich den Vermessenen ein schneller Blitz des
gelästerten Gottes. Jäh verstummte das Toben der anderen, sie rannten davon und ließen ihren Toten einfach liegen. Den begruben
später die Hemlebener an dieser Stelle und setzten hier den kleinen Kreuzstein.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Der große Krieg ging dem Ende zu. Bernhard von Weimar, der siegreiche Herzog, war tot. Die Lutherischen verloren
den letzten machtvollen Freund.
Brennend zog der Schwede durchs Land. Das Feld lag brach. Seit Jahren reifte kein Korn. Not und Hunger
und bittere Armut hauste in den niederen Hütten der Beichlinger Herrschaft, wie überall von der Elbe zum Rhein.
An trübem Tage zog schwer und langsam auf zerfahrenem Wege ein Troß Landsknechte von Sömmerda nach
Heldrungen, dem festen Schlosse des Mansfelders.
Bei Hemmleben, am Segelsberge, überfiel sie ein schlimmes Gewitter. Lang vergessen war den rohen Gesellen
das Bibelbuch des Wittenberger Mönchs, um das die blau-goldenen Fahnen der Schweden über die Ostsee fuhren.
Höhnend und fluchend wollten die Söldlinge mit Lärmen die Stimme des mahnenden Gottes übertönen. Am
wildesten trieb es der breite und struppige Tambour. Zu jedem rollenden Donner schlug er auf seiner Trommel den Wirbel. Im Wahn
sich überschlagend gellte seine Stimme: "Kannst Du da oben wummern, kann ich hier unten trummeln."
Da traf den Vermessenen ein schneller Blitz des gelästerten Gottes. Jäh verstummte das Toben der anderen.
Erschrocken, verstört rannten sie davon. Am Wegrande blieb der tote Gefährte.
Die Hemmleber fanden und begruben ihn auf dem Kirchhof. Suchland, der Pfarrer des Ortes, hielt die Leichenrede
am Grabe. Dort wo der rächende Blitz den Landsknecht erschlug, setzten die Bauern ein steinernes Kreuz zum Gedächtnis.
Es steht da noch heutigen Tages.
Anmerkung: Hemleben wurde 1897 noch Hemmleben geschrieben.
(Kalender für Ortsgeschichte und Heimatskunde im Kreise Eckartsberga, 1897)
An der Straße zwischen Ichstedt und Udersleben steht ein Steinkreuz, in das ein Beil eingehauen ist und das an einen Fleischer erinnern soll. - Einst ging ein
Fleischer aus Bad Frankenhausen gegen Abend nach vollbrachtem Tagewerk von Ichstedt kommend der Heimat zu. An der Grenze zwischen Ichstedt und
Udersleben sah er ein Kalb stehen, das ihm herrenlos erschien. Von Skrupel nicht geplagt, ergriff der kräftige Mann das Tier und huckte es sich auf. Als ihm aber
beim Weitergehen das Kalb immer schwerer wurde, bekam er Gewissensbisse und versuchte daher das Tier zurückzutragen. Aber noch ehe er an die Fundstelle
kam, hatte ihm der Teufel, der die Gestalt des Kalbes angenommen hatte, das Genick umgedreht und der Fleischer sank leblos zu Boden.
Nach anderen soll hier ein Fleischer, der ein Kalb mit sich führte, hier plötzlich ums Leben gekommen sein, doch soll das Kalb mit seinen großen Augen
noch heute in der benachbarten Flur herumlaufen.
Noch andere erzählten uns, daß näher nach Ichstedt zu, früher 3 Kreuze in der Flur gestanden hätten, an denen sich drei wandernde Glockengießer den
Auftrag zum Guß einer Glocke erhalten habe. Sein erster Guß sei jedoch mißlungen. Als er nun zum zweiten Guß schritt und auch das Erz bereits in der Schmelze
war, glaubte er, daß die Menge nicht ausreichen würde. Er machte sich daher auf den Weg nach Frankenhausen, um von dort noch Erz zu holen, seinen Lehrjungen
ließ er aber an der Stelle zurück, damit dieser das Feuer unter der Schmelze unterhielt. Der verspürte aber große Lust, sich selbst einmal zu versuchen, handelte gegen
des Meisters Anordnung und Befehl und ließ die Glockenspeise in die Form laufen. Der Guß gelang. Als der Meister nun von Frankenhausen zurückkam und feststellen
mußte, daß der Lehrling gegen sein Gebot gehandelt hatte, schlug er diesen brutal zu Tode. Der ihm mit Erz nachfolgende Geselle hatte den Totschlag mit ansehen
müssen. Da er ihn ungerechtfertigt fand, empörte ihn die Tat seines Meisters und erschlug den Jähzornigen, dann aber legte er selbst Hand an sich, weil auch er
ungerecht gehandelt hatte. Für die drei Glockengießer wurden später drei unterschiedlich große Steinkreuze gesetzt, das größte für den Meister, das mittelste für den
Gesellen und das kleinste für den Lehrling standen sich beide Gespanne gegenüber. Frech behauptete nun der Trunkene, er sei im Vorrecht und der andere habe
seinen Wagen zurückzustoßen. Aber der andere lachte nur und sagte, da er dessen Zustand erkannte: "Wenn Du bis jetzt Zeit zum Trinken hattest, so kannst Du
auch wieder umkehren!" Da stieg der andere in seiner Wut ab und griff nach den Zügeln der Gespannpferde des von Querfurt Kommenden. Dieser ließ sich das natürlich
nicht gefallen und drohte mit der Peitsche. Aber da der Leimbacher nicht nachließ, knallte er schließlich diese ihm auch um die Ohren. Da griff der andere in seiner
Wut nach einem Ortscheit und schlug auf den Querfurter ein, der sich natürlich mit dem gleichen Gegenstand wehrte. So kam es, daß beide solange auf einander
einschlugen bis sie tot zu Boden sanken, Sie wurden an Ort und Stelle begraben und auf ihr Grab zum Gedenken ein Kreuzstein aufgestellt. Der verschwand leider
spurlos, als die Landwirtschaft den Weg einzog.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.29-30)
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges lebte einmal ein Förster namens Kurt Pfeffer auf dem Reckenbühl im Hainich. Doch war er
nicht der Mann, für den man ihn hielt; er war weder rechtschaffen noch brav, wie es sich für einen guten Weidmann geziemte.
Während die Bauern in den Dörfern meinten er ginge der Jagd nach und kümmere sich um die Baumhege, überfiel Pfeffer
harmlose Wanderer, die friedlich über den Rennsteig gezogen kamen. Wurde er einen gewahr, so brachte er ihn um und raubte
ihn aus. Das geraubte Gut aber schaffte er zu seiner Mutter, die Magdala hieß. Mit ihr zusammen bewohnte er das Forsthaus.
Manchmal geschah es auch, daß Pfeffers Mutter selbst bei den Untaten Hand anlegte. Wehe dem Wanderer, er kam in die
Nähe des Forsthauses. Mit dem Versprechen ihm Essen und Trinken vorzusetzen, lockte ihn die Alte in die Stube.
Hatte er sich dann hingesetzt, war es bald um ihn geschehen.
Schon munkelte man in den Dörfern, es sei im Hainich nicht mehr geheuer. Schon mancher sei da hineingegangen, aber
nie wieder herausgekommen. Doch der Verdacht, der Förster könnte sein Hand mit im Spiel haben, hatte keiner.
So vergingen die Jahre, bis eines Tages wieder einmal ein Fremder den Rennsteig passierte. Offenbar aber hatte Pfeffer
des anderen Kräfte unterschätzt; denn kaum hatte der sich vom ersten Schreck erholt, befreite er sich aus Pfeffers Mordarmen
und alarmierte im nächsten Dorf die Bauern. Als sie kamen, war Pfeffer entwischt, aber im Mordhaus fanden sie die Beweise gegen
ihn.
Da nun der Mörder verschollen blieb und das Mordhaus ausgehoben war, kehrte wieder Frieden im Hainich ein. Der Alten
setzte man bei ihrem Tode ein Steinkreuz aufs Grab, auf daß sie nach ihrem „öden und bösen Leben“ Ruhe fände.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
Dienstag nach Lichtmeß, man weiß nicht mehr in welchem Jahre, wurde einst eine Braut Kleinmehlers mit Musikanten, jungen
Burschen und Brautjungfrauen nach Grabe zur Hochzeit geleitet. Vor Kleingrabe stieß aber die fröhliche Gesellschaft auf einen
nach Schlotheim ziehenden Hochzeitszug.
Zunächst ging alles noch recht lustig zu, man spöttelte über die Trachten der Bräute und machte Witze über die zu
erwartende Hochzeitsnacht. Doch dann geriet man in Streit, keiner wollte dem anderen Platz machen. Jeder forderte sein
Gegenüber auf, auszuweichen. Da aber keiner nachgab und die Burschen schon ziemlich gezecht hatten, begannen sie derart
aufeinander einzuschlagen, daß schließlich die Mehlersche Braut mit ihrer Patin sowie der Schlotheimer Bräutigam und einer
seiner Spielleute erschlagen wurde.
Erst als die vier entseelt am Boden lagen, kehrte allmählich wieder die Besinnung bei den anderen ein. Da aber war es zu
spät, und alles Jammern half nichts mehr. Voll Trauer und Reue setzte man danach zum Gedenken an das schreckliche
Geschehen vier Steinkreuze an die Stelle vor Grabe.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
Zur Zeit, als ein schlimmer Krieg durch das Land tobte und Hunger und Elend sich breit machten, versammelten sich des öfteren
gegenüber der Bergmühle bei Körner die Allerärmsten der Gegend. Von vorbeiziehenden Reisenden erbettelten sie sich Brot.
Einmal aber war es so kalt, daß nur ein alter Mann dastand. Schon war sein Gesicht grün und blau gefroren, da trabte ein
Reiter heran. Dem hob der Alte flehend die Hand entgegen. Der Reiter aber war ein hartherziger Kerl und schlug nach ihm und
ritt weiter. Als der Bettler dennoch hinter im her rief, er möchte ihm doch um der Barmherzigkeit willen ein Stückchen Brot ablassen,
sonst müsste er verhungern, kehrte der Reiter um und erschlug ihn.
Bauern, die Tage später den erschlagenen fanden, errichteten an der Stelle ein weißes, aus Sandstein gehauenes Kreuz.
Der Tote sollte seinen Frieden finden, der Mörder aber seine gerechte Strafe.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
Auf dem Hohenspiegel bei Nordhausen liegen fünf Steine; da sind nämlich mal im Schwedenkriege zwei Brüder gewesen, die haben bei
verschiedenen Heeren gestanden und sind hier am Berge zusammengetroffen und da sie sich nicht erkannt, hat der eine den andern erschlagen. Als er aber
nachher aus der Brieftasche und den Papieren, die der Erschlagene bei sich führte, gesehen, daß er seinen Bruder getödtet, da hat er nicht länger leben mögen
und hat sich selbst erschossen. Darauf hat man den zum Andenken die Steine hier aufgerichtet.
(Kuhn, A. / Schwartz, W. - Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen, Leipzig 1848, S.229-230.)
Brände, Hungersnöte, Kriege und die Pest, das waren viele Jahrhunderte die schlimmsten Schrecken für die Menschen.
Auch die Bewohner Mehlers wußten ein Lied davon zu singen.
Doch eines Tages, man schrieb das Jahr 1795, zog eine alte Zigeunerin ins Dorf und nahm sich am Ortsrand eine kleine
Kate als Wohnung. Seit dem Augenblick aber, da sie ihren Fuß ins Dorf gesetzt hatte, brach kein Brand mehr aus. Als man sie
deshalb befragte, sagte sie:„Solange ich hier lebe und es mir gut geht, wird kein Feuer mehr Macht über Mehler haben.“
So geschah es tatsächlich. Da nun kein Haus mehr abbrannte, hieß es bald überall, die Zigeunerin habe das Dorf gesegnet,
und jeder zeigte sich froh darüber, so einen Gast bei sich zu haben. Konnte man doch beruhigt seiner Arbeit nachgehen.
Nun dauerte es aber nicht lange, da starb die Alte. Aus Dankbarkeit und wohl auch um den Segen über dem Dorf zu
bewahren begrub man sie vor dem Tor und ließ über ihrem Grabe ein Steinkreuz errichten. Fest glaubte man daran, das Kreuz
fiel um, wenn wieder ein Feuer ausbräche.
Jedoch als im Jahre 1835 ein Feuer zwei Häuser binnen weniger Stunden vernichtete, wankte weder das Kreuz noch fiel es um.
Da schlugen die aufgebrachten Dorfbewohner dem Kreuz beide Arme ab, und niemand sprach mehr von dem Segen der
Zigeunerin.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
In Schlotheim lebte einst ein Mädchen, die schöne Luise, die war einem jungen Mann aus Erfurt versprochen. So oft sie nur konnte,
trafen sich beide; dann wanderten sie durch den nahen Wald und sprachen von ihrer Hochzeit und küßten sich.
Einmal war Kirmes in Schlotheim. Was Küche und Keller hergaben, hatten die Eltern von Luise aufgetragen. Längst
drehten sich die jungen Paare im Tanze auf den Plätzen, nur des jungen Mädchens Bräutigam fehlte noch. Gar weit war auch
sein Weg von Erfurt. Endlich trat er ins Haus, da feierte man, wie es sich gehörte bei Kuchen und Wein. Doch je weiter der Tag
fortschritt, um so ernster wurde der junge Mann, und soviel Luise auch mit ihm tanzte und scherzte, er konnte nicht lachen und
froh werden. Immer mehr verfiel er einer großen Traurigkeit. Schließlich, als der Tag sich neigte, brach er auf.
Seine Braut tröstete ihn, so gut sie konnte: Bald wird man für immer beisammen und glücklich sein, so redete sie. Sie
brachte ihn auch ein Stück des Weges und gab ihm zum Abschied einen herzhaften Kuß. Er aber wanderte durchs Königsholz
und danach in die "Sonder".
Leise aber rauscht der Wind, und erschauernd hörte der Bursche, wie es im Unterholz knackte. Da wurde ihm immer
elender zumute. Plötzlich packte ihn etwas am Rock, zerrte in ihn ins Gebüsch, ein schwerer Stock sauste auf ihn nieder und tötete
ihn.
Luise aber, als sie keine Nachricht von ihrem Freund bekam, lief in die "Sonder", als müßte sie ihn dort suchen.
Sie fand ihn auch. Vor Schmerz brach ihr das Herz beim Anblick des Toten, so daß sie auch bald danach starb.
Weshalb ihr Freund sein junges Leben lassen mußte, nie hat es jemand erfahren. Zum Gedenken aber setzten die Schlotheimer
ein Steinkreuz an die Unglücksstelle.
Tief aus der "Sonder" kann man manchmal einen Menschen aus tiefem Herzen seufzen hören. Ob es die arme Luise ist oder
der unglückliche Bräutigam, der vergebens seine Mörder sucht?
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)
1. Variante
Halbwegs zwischen Udersleben und Ichstedt steht am südlichen Straßenrande ein weißgetünchtes Steinkreuz. Nach der Überlieferung
wurde an der Stelle ein Fleischer erschlagen. Das mitgeführte kalb soll heute noch in der Flur umherlaufen und die Gegend unsicher
machen.
Über die Herkunft des Kreuzsteines wird auch noch anders berichtet. Er soll vom Wendenhügel stammen, denn dort heißt ein
Flurstück noch jetzt der Kreuzplan. Die Sage erzählt: Einst kamen drei wandernde Glockengießer über das Feld und gerieten aus
irgend einem Grunde in Streit miteinander. Der wurde so heftig, daß sie sich gegenseitig erschlugen. Zum Andenken daran hat man
ihnen drei Kreuze gesetzt; zwei sind verschwunden, das dritte fand an der Straße Aufstellung, und geisterhafte Gestalten spuken in
seiner Nähe umher.
Eine Frau ging mit ihrer kleinen Tochter von Ichstedt nach Udersleben. Am Steinkreuze gesellte sich ein Tier zu ihnen, das war
so groß wie ein Kalb. Es lief neben ihnen her bis zu dem Wege, der nach Hämmling führt.
Das gleiche Tier wurde einst von einem Schäfer im Hämmerling beobachtet. Als er ihm nachlief, verschwand es plötzlich.
Zu mitternächtlicher Stunde fuhr ein Gespann auf der Ichstädter Straße nach Udersleben. Es schlug gerade 12 Uhr, da war es am
Steinkreuz angelangt. Wider ihren Willen wurden Kutscher und Pferde zum Halten gezwungen und erst um 1 Uhr löste sich der Bann.
Der Weg, der von der Ichstedter Straße nach Ringleben abzweigt, wird der "spanische Weg" genannt, und die Brücke über den Bach
heißt "spanische". Einmal ging eine Frau mit einem leeren Korbe auf dem Rücken von Ichstedt nach Udersleben. Als sie nun die
spanische Brücke hinter sich hatte, wurde ihr Korb schwerer und schwerer. Mehrmals mußte sie absetzen und sich verschnaufen.
Dabei untersuchte sie den Korb - nichts war drin. Bis zum weißen Kreuze mußte sie sich plagen, dann war ihre Last wieder so leicht wie vorher.
(Winckler, G. - Der Sagenkranz des Kyffhäusers, Querfurt 1927)
Ein Glockengießer hatte einst den Auftrag erhalten, in der Flur von Udersleben nordwestlich von dem Dorfe am Berge eine
Glocke zu gießen. Der erste Guß misslang. Während der Vorbereitung zum zweiten Guß mußte der Meister noch einmal nach
Frankenhausen gehen. Der Lehrjungebewachte einstweilen den Schmelzofen. Der Bursche konnte der Versuchung nicht wiederstehen,
den Guß zu wagen. Entgegen den Anweisungen des Meisters leitete er das Erz in die Form, und das Werk gelang.
Als der Meister zurückkam und sah, daß der Lehrling gegen seinen Befehl gehandelt hatte, erschoß er ihn. Der Geselle aber,
der Zeuge des Mordes war, tötete erst den Meister und dann sich selbst. Zum Andenken an dieses Ereignis wurden drei Steinkreuze
gesetzt.
Bis zur Flurbereinigung im 19. Jahrhundert standen in der Flur von Udersleben nordwestlich vom Dorfe am Berge ein großer
Kreuzstein, daneben ein kleiner und noch ein gewöhnlicher Stein.
(Schramm, Rudolf - So ruf ich dich zu Gottes Ehr, Berlin 1986)
Vom Kellergewölbe des Klosters Volkenroda führte einmal ein Tunnel zu den Nonnen nach Schlotheim. Die Volkenrodaer
Mönche waren die Beichtväter der heiligen Jungfrauen, und nicht immer ging es so streng und so gottesfürchtig zu, wie es das
Gelübde beider verlangte.
Manche Liebesbeziehung gab es zwischen Nonnen und Mönchen, so besagten es die Gerüchte; denn den Nonnen war nicht
nur zum Beten und Wirtschaften zumute. Anstatt das starre, kalte Kruzifix wollten sie lieber junge und warmblütige Männer küssen.
Eine dieser Liebesbeziehungen aber nahm einen tragischen Ausgang, und ein Steinkreuz erinnert noch heute daran.
Eines Tages war eine der Schlotheimer Nonnen ihm gelebten entgegengegangen, um wieder einmal mit ihm zusammen zu sein.
Da er aber nicht kam und ihr die Zeit zu lang wurde, lief sie immer weiter und kam schließlich bis Volkenroda. Über dem Kloster
hatte sich unterdessen ein schweres Gewitter zusammengezogen, schwarze Wetterwolken verdunkelten den Himmel, unaufhörlich
fuhren grelle Blitze hernieder, und harte Donnerschläge ließen die Erde erzittern. Mitbleichem Gesicht stand die Nonne unweit der
Klostermauern, noch immer auf den Geliebten wartend. Da plötzlich fuhr ein furchtbarer Blitz aus den Wolken und erschlug sie.
Als endlich der Mönch herbeigeeilt kam, fand er anstatt des ersehnten Mädchens nur noch einen schwarzen Schatten vor.
Voller Verzweiflung darüber lief er zum Abt und gestand alles. Der aber sah in dem Tod der Nonne ein himmlisches Strafgericht und
gab den Befehl, den Mönch bei lebendigem Leibe in den alten Volkenrodaer Torturm einzumauern.
Dann ließ er das Steinkreuz errichten, damit alle Sündigen sahen, welche Strafe sie erwartete.
(Die Riesen vom Burgberg, Thüringer Sagen aus der Umgebung von Mühlhausen, Erfurt 1983)