Deutschland Thüringen Ilm-Kreis

Ilmenau (I)


Zustand 2012
Foto: Häffner

die andere Seite
Foto: Häffner (2012)

Draufsicht
Foto: Häffner (2012)

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

Abbildung bei
Köber (1960)

Abbildung bei
Bürner (1915)
am alten Standort

PLZ: 98693

GPS: N 50° 41,253', O 10° 54,850'

Standort: Auf einer kleiner Grünfläche im Hof des "Amtshauses".

Größe / Material: 123:63:25 / Sandstein

Geschichte: Bei der Neugestaltung des Museum wurde vermutlich auch die Fläche im Hof, auf dem das Steinkreuz seinen Standort hat, neu gestaltet. Das aus Sandstein gearbeitete Malteserkreuz ist von allen Seiten gut sichtbar, auch ist der Bereich selbst frei zugängig. Das Kreuz weißt auf der Vorderseite Einritzungen als auch Näpfchenbildungen vor. Sein gesamtes Aussehen ist von Abschlägen oder auch Verwitterungserscheinungen gekennzeichnet. Auch die Rückseite weißt verschiedene Beschädigungen auf. Auf der Oberseite des rechten Armes sind zwei parallel laufende Rillen zu sehen.
Das Steinkreuz ist Bestandteil eines dort vorzufindenden Lapidarium. (Häffner 04/2012)

Stadtmitte, im Hof des Heimatmuseums am Markt.
Bis 1945 etwa 2000m nw. des jetzigen Standortes, am Bahndamm in Roda. Nachdem das Steinkreuz dort ausgegraben und umgeworfen worden war, gelangte es auf den Ilmenauer Friedhof und 1957 auf Veranlassung von K. Thiele, Ilmenau, an die jetzige Stelle. Bleisch (1910) verweist darauf, daß das Kreuz ursprünglich an der alten Straße von Ilmenau nach Erfurt stand, so daß eine noch frühere Umsetzung anzunehmen ist.
Benennung: "Rodaer Straßenkreuz".
Malteser-Kreuz form. Andeutung eines vierten Kreuzarmes durch deutlich vom Schaft abgesetzte Nasen. Unregelmäßig.
Sandstein. H 123; Br 63; St 25cm.
Auf dem Scheitel des n. Armes zwei tiefe querlaufende Rillen. - Thiele (1933) deutet eine zweifellos natürliche Furche als "Peitsche". Auch die zahlreichen näpfchenartigen Aushöhlungen am gesamten Steinkreuz sind natürlichen Ursprunges. Zahlreiche alte Abschläge, besonders am Kopf. Kantenabschläge. Stärkere oberflächige Verwitterung
Bleisch (1910) und Rein (1957) erwähnen die Eintragung des Kreuzes in einer Karte von 1788.
Datierung: "Vermutlich 1. Hälfte 14.Jh." (Saal 1970). Im Schrifttum auch unter Roda geführt. (Störzner / Möbes 1988)

Ilmenau, im Museumshof, früher Roda am Bahndamm m. Schleifrillen und Näpfchen. Malth., 125x62x40, Sandstein. (Köber 1960)

[...] Gut dagegen ist dagegen das Steinkreuz, das man bei der Eisenbahnfahrt zwischen Roda und Ilmenau, etwa 100m hinter der Holzbrücke bei Roda, oben auf dem Eisenbahndamm rechter Hand erblickt. Es hat die Form des Tatzen- oder mantuanischen Kreuzes, nämlich eine Ausschweifung der Balkenenden, wie am besten an dem linken Teil des Querbalkens zu sehen ist. Der Längsbalken zeigt eine starke Verlängerung, die ursprünglich wohl im Boden stak, vor einigen Jahren aber durch einen Baumeister, der in dem Dorfe Roda beschäftigt war, gehoben sein soll. (Bürner 1915/16)

Sage:

Quellen und Literatur:
Bleisch, P. - Bilder aus Ilmenaus Vergangenheit, Ilmenau 1910
Thiele, K. - Steinkreuze - mittelalterliche Sühnezeichen, in: Thüringer Monatsblätter, Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins e.V., Jg. 41, Nr.10, 1933, S.161
Thiele, K. - Steinkreuze am Wegesrand. Sühnezeichen in Mittel- und Ost-Thüringen, in: Thüringer Monatsblätter, Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins e.V., Jg. 44, Nr.10, 1936, S.181
Bürner, Dr. R. - Sühnesteine. Thüringer Monatsblätter, Verbands-Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins, 23.Jg., 1915/16, Nr.6 vom 1. September 1915, S.77-78
Rein, F. - Das Steinkreuz bei Roda, in: Ilmenauer Blätter für Kultur und Geschichte des Kreises, 4.Jg., 1957, S.20
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.32, Nr.35
Saal, Walter - Zur Entwicklungsgeschichte der mitteldeutschen Steinkreuze. Forschungen und Fortschritt, in: Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik, 1967, Nr.5, S.143
Saal, Walter - Zum Stand der Steinkreuzforschung und -erfassung auf dem Gebiete der Deutschen Demokratischen Republik, in: Ausgrabungen und Funde, Berlin 1970, Nr.6, S.291-295, Tafel 42a
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.39
aktuelle Aufnahme von Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V. (Foto vom 16.9.2007)
Ergänzungen von Jost Häffner, Erfurt (Fotos vom 10.04.2012)



Ilmenau (II)


Zustand 1979
Veröffentlicht bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Bürner (1915)
am alten Standort

GPS:

Standort: Im Amtshaus, in den sog. Historischen Münzkeller ("Wallgraben 6"). Besichtigung ist nur nach Tel. Anmeldung möglich.

Größe / Material: 110:?:? / Sandstein

Geschichte: Der Stein war durch mehrfache Beschädigungen ein wirkliches Sorgenkind; ich habe seinerzeit selbst die Bruchstücke gesehen, bevor die Säule wieder einmal zusammengesetzt wurde und schließlich den geschützten Standort fand.
Es ist in der Tat so, dass der "Russenstein" im Zusammenhang mit dem Umbau bzw. der Neugestaltung des Museums im Amtshaus in den sog. Historischen Münzkeller ("Wallgraben 6" in Ilmenau) verbracht wurde. Ausschlaggebend war der schlechte, poröse Gesamtzustand des Steines, dessen alte Bruchstellen im Freien wieder aufzuplatzen drohen bzw. Feuchtigkeit hereinlassen. Der Münzkeller ist ein bemerkenswertes, weil doppelstöckiges Kellergebäude, das sich im städtischen Besitz befindet und nun dem Museum angegliedert wurde. Dort ist ein kleines Lapidarium entstanden; ansonsten finden hier museumspädagogische Veranstaltungen statt. Die Umsetzung erfolgte in Absprache und mit Billigung der Bodendenkmalpfleger. Ohne weiteres zugänglich ist der neue Platz freilich nicht, aber in diesem Fall sicher doch die beste Lösung für den Stein und ein Ende seiner Odysseen. (Störzner 02/2013)

Etwa 4000m nö. des Stadtzentrums, 100m ö. der Straße nach Bücheloh, 30m ö. des Waldweges, der 400m vor Erreichen des Waldrandes im spitzen Winkel in s. Richtung von der Straße abzweigt. Ursprünglich verlief hier die alte Straße von Ilmenau nach Weimar (Fischer 1931).
Flurnamen: Im Eichicht; an der alten Weinstraße.
Benennung: Russenkreuz, Russenstein. - Nach Bürner (1915) "Franzosen- oder Schwedenkreuz".
Längsbalken eines ursprünglich lateinischen Steinkreuzes. Gerade verlaufend; alle Seitenkanten 11-14cm abgefast, so daß der Querschnitt achteckig ist. Die Ansatzstellen der Arme sind erkennbar.
H 110cm, Sandstein. (Köber 1960)
Im ehemaligen Kreuzungsfeld: kreisrunde Eintiefung mit einem darin plastisch herausgearbeiteten, gleicharmigen, schräggestellten Balkenkreuz (Andreaskreuz).
Beide Arme fehlen alt. - Um 1972 galt der Stein als verschollen. Ilmenauer Bodendenkmalpfleger unter Leitung von R. Irmer, Ilmenau, fanden ihn später am Fuß abgebrochen vor und stellten ihn 1979 auf das noch vorhandene Bodenstück. 1981 wurde der Stein bei Holzarbeiten beschädigt, und im Winter 1982/83 zerschlugen Unbekannten das Denkmal mutwillig in mehrere Teile. Die Restaurierung und Neuaufstellung - möglicherweise im Ilmenauer Museumshof - sind vorgesehen (Mitt. R. Irmer, Ilmenau). (Störzner / Möbes 1988)

Steinkreuz "Russenstein"
Das etwa 1,5m hohe Kreuz, dessen Arme abgeschlagen sind, stand im Eichicht, hinter dem neuen Betrieb des VEB Henneberg-Porzellan Ilmenau. Es befand sich in unmittelbarer Nähe einer alten Handelsstraße, der sogenannten Weinstraße, deren Spuren im Wald noch deutlich sichtbar sind. Auffallend sind der achteckige Querschnitt sowie das eingemeißelte schrägstehende Kreuz im Kreis (Titelbild). Über den Anlaß zur Errichtung des Russensteins ist bisher nichts bekannt. Die Chronikvon Unterpörlitz berichtet, daß 1708 im Nordischen Krieg ein Bauer die Leiche eines russischen Soldaten in einer hohlen Eiche im Eichicht fand. Wurde das Kreuz aus diesem Anlaß errichtet oder stand es einfach in der Nähe und wurde spät er mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht?
Nach mehrmaliger Beschädigung soll die Säule nun restauriert und im Hofd es Amtshauses aufgestellt werden. (Huneck / Irmer 1987)

[...] Auch in Thüringen finden sich die steinernen Sühnezeichen vor. Nur der Rest eines ist allerdings die achteckige Säule, die in dem Staatsforst "Eichicht" zwischen Ilmenau und Bücheloh steht. Sie ragt nur noch etwa 1,25m aus dem Erdboden heraus und stellt den Längsbalken eines Steinkreuzes dar, denn, wie die Bruchstellen an beiden Seiten beweisen, ist der Querbalken abgeschlagen worden. An dem Kreuzungspunkt der Balken ist eine Art Andreaskreuz durch Vertiefung der umliegenden Stellen geschaffen worden. Über die Entstehung des Denkzeichens ist in der Gegend nichts bekannt, wenn auch, wie öfters anderwärts, zuweilen die Bezeichnung "Franzosen-" oder "Schwedenkreuz" gebraucht wird. (Bürner 1915/16)

Sage: Es soll das Grabdenkmal eines hier auf dem Durchmarsch bestatteten russischen Offiziers sein. (Erinnerungssteine 1931)

Quellen und Literatur:
Bürner, Dr. R. - Sühnesteine. Thüringer Monatsblätter, Verbands-Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins, 23.Jg., 1915/16, Nr.6 vom 1. September 1915
Fischer, H. - Der Russenstein im Eichicht, in: Rund um den Kickelhahn, Wochenend-Beilage zum Ilmenauer Nachrichtenblatt "Die Henne", Ilmenau 1931
Erinnerungssteine in Thüringen, in: Unsere Heimat, Unterhaltungsbeilage zum "Neustädter Kreisboten", 1931, S.199-200
Huneck, Dr. M. / Irmer, Dr. R.- Steinkreuze, in: Natur- und Bodendenkmale im Kreis Ilmenau, Herausgeber: Kulturbund der DDR, Kreisleitung Ilmenau, 1987, S.23
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.33, Nr.46
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.40
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel und Uwe Stößel, Saalfeld
Ergänzungen von Frank Störzner, Kleinmölsen


Sühnekreuze & Mordsteine