Deutschland Bayern Lkr. Bamberg

Ebrach (I)


Perspektive

PLZ: 96157

GPS: N 49° 50,346', O 10° 29,609'

Standort: An der Straße St 2258 von Ebrach nach Großgressingen, 1800m nach Ortsausgang, rechts an einen Parkplatz.

Größe / Material: 108:75:17-10 / roter Buntsandstein

Geschichte: Gut erhaltener rechteckiger Kreuzstein, erhabener Rand und erhabenes gotisches Nasen-Kreuz. Rückseite ist glatt.
Betonsockel: 28x90x30cm, Kreuzstein: 79x75cm, die Stärke: unten 17cm und oben 10cm.
Der Kreuzsteines scheint den Kreuzzeichen nach verkehrt herum aufgestellt worden zu sein. Meiner Meinung nach gehört er 90° nach links gedreht.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos von August 2010)



Ebrach (II)

GPS: N 49° 50,856', O 10° 29,654'

Standort: Vor der Klosterkirche.

Größe / Material: 410cm hoch / Sandstein

Geschichte: Sehr schöner gotischer Bildstock. Fundament: 10x47x47cm, vierkantige Säule (162x38x38cm) mit gebrochen Kanten. Zwischenstück (77x86x22cm) links und rechts je eine stark verwitterte Figur, Aufsatz (150x90x47cm) mit zwei Reliefs: vorne Kreuzigungsgruppe, Rückseite: der Schmerzensmann mit den hl. Bernhard und den hl. Kilian.

In der Rasenanlage vor der Kirche steht ein gotischer Bildstock, der erst 1965 diesen Platz nach einer Erneuerung erhielt. Aus dem 15.Jh. stammend, war dieses Denkmal total ruinös. Höhe 405cm. Die Bildtafel zeigt vorne eine Kreuzigungsgruppe, hinten Schmerzensmann zwischen Bernhard und Kilian.
Berno (Bernhard) gründete 1127 das Kloster (Bernhardsaltar), Kilian, Bistumspatron von Würzburg. An den beiden Schmalseiten 2 unbestimmbare verwitterte Figuren, die auch bei der Renovierung nicht bestimmt werden konnten. (Seel 1968)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto von August 2010)



Ebrach (III)


Detail Kreuzaufsatz

GPS: N 49° 50,883', O 10° 29,856'

Standort: Grundstück "Hornbachweg 3" in einen Vorgarten.

Größe / Material: 355cm hoch / Sandstein

Geschichte: Hochrechteckiger Sockel (85x50x50cm) mit vier Kartuschen ohne erkennbare Inschrift. Glatte Säule (185cm) unten und oben Ringwulst, in der Mitte Bruchstelle. Gestuftes Oberteil (85x50x50cm). Aufsatz: geschmiedetes Erzbischöfliches-Kreuz mit Dreipassenden (60cm)

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 11.08.2010)



Ebrach (IV)

GPS: N 49° 50,861', O 10° 29,561'

Standort: Im Ort, am Marktplatz in einer Anlage.

Größe / Material: 66:100:23 / Sandstein

Geschichte: Immunitätsstein?.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 11.08.2010)



Ebrach (V)


Detail Kreisfeld

GPS: N 49° 50,426', O 10° 29,391'

Standort: An der St2258 von Ebrach nach Großgressingen, 1800m nach Ortsausgang, rechts an einen Parkplatz, kurz vor einem Kreuzstein (Ebrach I), rechts den Feldweg, nach 300m bei einer Baumgruppe.

Größe / Material: 310cm hoch / Sandstein

Geschichte: Kreuzschlepper auf einer Steinsäule. Hochrechteckiger Sockel (90x67x70cm) mit Kartusche, Inschrift nicht mehr lesbar. Vierkant-Säule (140x30x30cm), im oberen Teil eingeritztes Kreuz . Aufsatz: Jesus unter dem Kreuz (80x70x32cm). Bei Seel (1968) ist noch ein runde Säule vorhanden und die Jahreszahl (1834) noch zu lesen. Neben den Kreuzschlepper ein Ruhstein (26x136x70cm).

Westlich der alten Straße, an einen Feldweg, den Beerdigungsweg der Ebracher "Zivilisten" nach St. Rochus (Schleifer: Steinkreuz 1964) steht ein Kreuzschlepper in sehr ruinösen Zustand. Höhe 325cm. Im 82cm hohen Sockel als Umrandung einer ehemaligen Inschrift eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. (Pestschlange die sich selbst vernichtet). 1834 ist noch zu entziffern.
Schaft 24cm ø mit Renovierungszahl 1948. Der älteste Teil ist der Kreuz tragende Heiland (Anf. 18.Jh.). Das Kreuz ist zerstört und die ganze Figur durch Steinfraß sehr mitgenommen. Neben diesen Kreuzschlepper ein sehr großer Ruhstein, der, nach Schleifer, eine Totenraste, Abstellung des getragenen Sarges war. Der vom M. Schleicher (Steinkreuz 1964, Abs.IX) zitierte Marteracker wird sich wohlauf die "Evangelisten-Marter" als weiße Marter beziehen, da der Kreuzschlepper aus gelben Sandstein besteht. Siehe Großgressingen. (Seel 1968)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 11.08.2010)



Ebrach (VI)

GPS: N 49° 50,907', O 10° 29,841'

Standort: "Neudorferstr 4", in der Gartenmauer eingemauert.

Größe / Material: 117:80:? / Sandstein

Geschichte: Immunitätsstein mit erhabenem Rand und gotischem Nasenkreuz im Flachrelief (Wiederkreuz), verbreiterter Fuß, daneben ein Dreschflegel (60cm) erhaben gearbeitet.

In der Neudorferstraße Nr.4 in der Gartenmauer eingelassen befindet sich ein weiterer Immunitätsstein des Klosters. Größe 135x75cm. Den Stein ziert ein erhaben gearbeitetes Kreuz, daneben ein Gebilde, das man als Dreschflegel, Geiselknute, weniger als Galgen ansehen kann. Prof. Max Schleifer schreibt in Frk. Land, Mai 1962: 1362 verlieh Karl IV. dem Kloster die hohe Gerichtsbarkeit innerhalb der Klostermauern .... statiusmus sanctientes, ut nullus himimum .... infra septa et muros antedicti monasterii Ebraceneis. Selbst, wenn der Abt nicht in der Lage war, peinliche Strafen vollstrecken zu lassen, so stand ihn doch das Urteil über todeswürdige Verbrecher zu. Er konnte sie zur Hinrichtung einen benachbarten Hochgericht auszuliefern, wenn nicht nach Brauch der Zeit eine Sühne möglich war. (Seel 1968)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 2.09.2010)



Ebrach (VII)

GPS: N 49° 50,869', O 10° 29,782'

Standort: "Bamberger-Straße", im Pfarrhofgarten an der Mauer.

Größe / Material: 120:70:20 / Sandstein

Geschichte: Immunitätsstein, rechteckige Steinplatte mit Einritzungen, im oberen Teil nasenbesetztes Kreuz (Wiederkreuz oder griechisches Kreuz mit gotischen Nasen): 57x70cm, im unteren Teil: (Wappen-)Schild darin zwei gekreuzte Beile. Die Rückseite ist nicht einsehbar.

Im Pfarrhofgarten lehnt an der Innenmauer ein alter Immunitätsstein des Klosters, der 1902 bei einem Hausbau ausgegraben worden ist. Eingeritzt ist oben ein Kreuz, in der unteren Hälfte 2 gekreuzte Beile. (Seel 1968)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 2.09.2010)



Ebrach (VIII)

GPS: N 49° 50,203', O 10° 32,062'

Standort: 3km vor Ebrach an der B22, von Burgebrach kommend, links an der Straßenböschung.

Größe / Material: 250cm hoch / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Geleitmarter". Hochrechteckiger Sockel: 107x69x69cm, drei Seiten diamantiert, eine Seite mit verwittertem Relief. Glatte Säule: 115x27-24cm, nach oben verjüngt, oben ein, unten zwei Ringwulste. Kapitell: 27x39x39cm. Ampel: 42x32x32cm, vier leere Bildnischen. Gestuftes Dach: 42x60x60cm, Aufsatz: Kissenartiges Gebilde.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 2.09.2010)



Ebrach (IX)


Blick zum Standort

GPS: N 49° 50,147', O 10° 32,256'

Standort: 3,5km vor Ebrach, 80m links der B22, am Ufer der Mittelebrach.

Größe / Material: 90:70:53cm / Sandstein

Geschichte: Unförmiger Stein, eine Seite stark vermoost, die andere Seite verwittert, ohne Kennzeichen. Im Volksmund der "Hühnerstein".

Der bereits zitierte "Hünerstein" ist nur noch als verwitterter Sandsteinblock erkennbar, der nur noch in seinem unteren Teil als ehedem eckiges Gebilde erkennbar ist. Die Deutung des Namens ist, wie bei vielen anderen "Hühner- oder Hünensteinen" mystisch. Auch M. Schleifer setzt sich damit auseinander (Steinkreuz 1964). Ob der Name von "hüten" kommt und eine "Hutgrenze" war oder einen "Hühnerauslauf" kennzeichnet, kommt wegen der zu weit entfernten Siedlungen nicht in Frage. Auch ein "Hünenstein" der als Grabmal eines großen Helden angesehen werden kann, ist nicht überzeugend, war doch der Ebrachgrund niemals eine früh geschichtliche Siedlung, denn in einem, von Überschwemmungen heimgesuchten Gebiet, waren Siedlungen und noch weniger Grabstätten möglich und der Straßenverkehr mußte oft genug auf der Hochstraße stattfinden. Das Ebrachtal war eben und ist es heute noch teilweise, ein Sumpfgebiet. Sumpfiges Gelände nennt man heute noch "Hühl" oder "Hüll", was sich mit unter auch zu Hel oder Hölle abgewandelt hat. So könnte man den "Hühnerstein" in der Deutung auch als "Hüllenstein" oder "Hühlerstein" einbeziehen. Leichter mundartlich zu sprechen ist natürlich "Hühnerstein". Höhe des Steins 80cm sichtbar, Breite 70cm, Stärke 45cm.
Sage um den Hühnerstein: zur Zeit der Heuernte kam einst ein Riese nach Ebrach und erbat sich um mäßigen Lohn eine Arbeit. Er versprach, in einen halben Tag den langen Wiesengrund des Klosters in einen halben Tag allein ab zumähen. Da dies den Mönchen unmöglich erschien, schlug er folgente Wette vor: wenn er bis zur Mittagsstunde bei einmaligen wetzender Sense und einmaligen Ausruhen während des Frühstücks den Grund nicht vollständig abmähte, sei sein Kopf verloren, werde er aber fertig damit, falle ihm das Kloster mit seinen ganzen Besitz zu. Lachend gingen die Mönche auf die Wette ein. Der Morgen kam, der Riese wetzte seine Sense und machte sich an seine Arbeit. Die ging so rasch vorbei, das die Mönche gar bald ihre Wette verloren sahen. so vergifteten sie heimlich sein Frühstück, ein gebratenes Huhn und eine Flasche Wein. Ahnungslos nahm der Riese alles zu sich-fiel um und starb. An dieser Stelle steht heute der "Hühnerstein". Eingemeißelt sind darauf Flasche und Huhn, Teller uns Gabel. An der Haupt Treppe im Klosterbau aber steht lebensgroß das steinerne Bild des Riesen (Mein Oberfranken, Heft 10. Wilhelmine Vogel schreibt 1836 konnte man auf diesen Stein noch zwei Hühner erkennen, obwohl der Stein ganz vermoost und versunken ist). Die Wiese heißt die Hühnerwiese. (Seel 1968)

Sage: Zur Heuernte kam ein Riese nach Ebrach, er wettete mit den Mönchen die Wiese in einen halben Tag zu mähen, wenn er es schaffen sollte bekommt er das Kloster, wenn nicht koste ihn es seinen Kopf. Den Mönchen schien das unmöglich und gingen auf der Wette ein. Als sie sahen das er es bis Mittag es schaffen könnte, vergifteten sie seine Brotzeit. Als der Riese gegessen hatte fiel er tot um.

Quellen und Literatur:
Klarmann, J.L. / Spiegel, K. - Sagen und Skizzen aus den Steigerwald, Gerolzhofen 1912, S.20-21, 282 (Nachdruck: ISBN 3-923006-18-7)
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Foto vom 2.09.2010)



Ebrach (X)


die andere Seite

GPS: N 49° 50,254', O 10° 27,068'

Standort: 1500m westlich vom Ortsausgang Richtung Breitbach, kommt links ein Waldweg vor dem Waldrand, diesen Weg 400m bis zu einer Kreuzung folgen, den rechten Weg 1100m am Pflanzgarten vorbei bis zur Bezirksgrenze, 20 Meter rechts im Wald steht der Kreuzstein.

Größe / Material: 80:53:36 / Sandstein

Geschichte: Bemooster Kreuzstein, eine Seite (in Richtung Unterfranken) mit erhabenem nasenbesetztem lat. Kreuz, die andere Seite trägt ein erhabenes lat. Kreuz. Die oberen Kanten teilweise abgeschlagen.

In westlichen Teil des Ebracher Forstes steht in der Waldabteilung "Herrgottsschlag" ein Kreuzstein. Höhe 75cm,Breite 48cm, Stärke 28cm. Beide Seiten erhabenes lat. Kreuz. Der Kreuzstein steht unmittelbar auf der Grenze zwischen Ebrach und Schöneich, gleichzeitig auf der Grenze Oberfranken-Unterfranken. In der gleichen Richtung verlaufen die kleinen Marksteine mit "KW" Zeichen. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß dieser doppelseitig mit dem Kreuzzeichen versehen ist, also von beiden Besitzerseiten als Grenze gesehen werden kann. (Seel 1968)

Sage:

Quellen und Literatur:
Seel, Alfred - Aufnahme der Flurdenkmale um Bamberg, 1968, unveröffentlichtes Manuskript im Stadtarchiv Bamberg
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 2.09.2010)



Ebrach (XI)


seitliche Ansicht

GPS: N 49° 50,066', O 10° 32,749'

Standort: 3,8km Richtung Burgwindheim, zwischen B22 und der Mittelebrach, nur im Winter sichtbar.

Größe / Material: 82:77:20 / Sandstein

Geschichte: Im Volksmund "Die Füllerin". Stark verwittertes Steinkreuz, linker Arm und Kopf teilweise abgeschlagen. Das Kreuz ist ca. 45° nach hinten geneigt.

Sage:

Quellen und Literatur:
Schleifer, Max - Die Füllerin, in: "Das Steinkreuz", Mitteilungs-Blätter der Deutschen Steinkreuzforschung, Jahrgang 20, 1964, Heft 1/2, S.5ff.
recherchiert und bebildert von Erich Sauer, Strullendorf (Fotos vom 1.02.2012)



Die Füllerin
Steinkreuz und Flurname im Ebrachgrund, von Max Schleifer, Forchheim

   Von Burgwindheim herkommend begegnet uns im Ebrachgrund ein schrägstehendes Steinkreuz, dessen Arm beschädigt ist. Es ragt etwa 85cm aus dem Boden und ist 75cm breit, aus welchen Grund dieses Kreuz gesetzt wurde, ob es Sühnezeichen ist oder nur Erinnerungsmal, ob also vor der Halsgerichtsordnung Karls V. (1532) gesetzt oder nachher, läßt sich nicht feststellen. Die äußere Form läßt keine besonderen Schlüsse auf das Alter zu. Klarmann-Spiegel weiß in seinen "Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald" (1912) auch nichts zu berichten, keine Sage, keinen Hinweis auf spukhaftes geschehen, wie es sonst bei Steinkreuzen so oft tut. In seinen Beitrag "ein vergessenes Jubiläum Bambergs"1) erwähnt Dr. Max Freiherr v. Pölnitz im Zusammenhang mit der "Schlacht am Stertzenweg" diesen Steinkreuz. Er weist auf "ein links der Straße von Burgwindheim ach Kloster Ebrach in den Wiesen gegen das Ebrachflüßchen zu stehendes - oder doch 1867 noch gestandenes - roh gearbeitetes Steinkreuz" hin, das mit dem genannten Ereignis zusammenhänge könnte. Auf dieses Ereignis brauchen wir hier nicht einzugehen, die Steinsetzung in diesem Zusammenhang scheint uns nun aber doch sehr fraglich und unwahrscheinlich, ist ja selbst die Bezeichnung Stretzenweg oder Sterzenweg strittig und für verschiedene Wege angegeben. Zeitweilig wurde damit vielfach die Hochstraße zwischen den den Tälern der Rauhen und Mittleren Ebrach bezeichnet, während der Prior J. Agricola in seiner Klosterchronik (1618-1680) den Weg im Talgrund meint. Jedenfalls meldete einige Tage später die gleiche Zeitung als Leserzuschrift2): "das Steinkreuz steht heute noch an der gekennzeichneten Stelle, etwa 50m von der Staatsstraße und ist von ihr aus bei gemähten Wiesen gut sichtbar, insgesamt etwa 1 Meter hoch, aus rohen Stein gehauen." V. Pölnitz berichtet weiter über eine Mitteilung von Oberregierungsrat Köttnitz3): Etwa 3km, bevor man von Burgwindheim her nach Kloster Ebrach kommt, bei km 30,5 von Bamberg, mündet, von Scherb, d.i. von Norden her, das Schmerber Gründle" und sein kleines Bächlein in das Ebrachtal bzw. Flüßchen ein. In dem Winkel zwischen linken Ufer dieses Bächleins und dem linken Ebrachufer, zwischen dem Eisenbahngleise und letzteren, steht eine bescheidene Martersäule im Geschmack von etwa 1700; das von meinen Vater 1867 noch gesehene Steinkreuz fehlt, die neuere Marter hat, wie man dies mehrfach findet, wohl neben dieser alten gestanden und deren Tradition fortsetzen sollen; die alte ist seitdem verschwunden, ihre Ablösung selbst alt und wie jene Tradition, die sie vererben sollte, fast vergessen worden. Die unscheinbare Marter dort ist das einzige Wahrzeichen, das noch an jenen Sieg Bambergs am Stretzenweg gemahnen soll...". Diese Zuschrift des damaligen Vorstandes des Bezirksamts Bamberg erscheint sichtlich falsch, aber erklärlich, wenn er nämlich bei hohen Graswuchs das Kreuz von der Straße aus suchte. Dann dürfte er es genauso wenig gesehen haben, wie der Schreiber dieser Zeilen, der dann allerdings die Wiese gründlich absuchte. Die genannte Martersäule steht in einiger Entfernung.
   Wenn uns so über die Gründe, die zur Setzung des Steinkreuzes führten, nichts bekannt worden ist, so ist doch der Grund, auf dem es steht, durch seinen Namen bemerkenswert. Der Flurname lautet: die obere und untere Füllerin (Pl Nr. 197-204). Dieser Name scheint im ersten Augenblick sehr rätselhaft, doch findet sich schon unterm 19.7.1263 ein aufklärender urkundlicher Hinweis, wonach Heinrich, genannt der Vildener, und Wolvelinus, sein Bruder, auf eine Wiese, Vildener Wiese, die von ihren Vater dem Kloster Ebrach geschenkt worden ist, verzichten mit Genehmigung ihrer (Lehens)herrn Sigbert genannt v. (Burg)Windheim und seines Bruders genannt v. Windeck4) Um 1678 wird von den Untersteinachern gesagt: "Seindt die Untertanen von Understeinach ins gesambt schuldig die under Füllerin zu heuen, dürr zu machen undt nach Weyler zu führen, sowohl in der heu als gromet Erndt, darfür sie für jede fuhr 2 Pfd. broth undt 1 maß bier bekommen, dan 9 St(ück) Kuppenbroth undt ein gemüß wan sie fertig seindt."5). Im Grundsteuerkataster steht: Auf den Wiesen in der oberen und unteren Füllerin vom Weg Pl. Nr. 190-220, Pl. Nr. 187 bis zu diesem Weg zurück, steht der Ortsgemeinde Untersteinach das Weiderecht mit der Hornvieherde zur offenen Zeit zu6).
   Auf die Frage, wie es nun zu dieser Flurnamenform auf die Endsilbe -in kommt, antwortet J. Schnetz in seiner Flurnamenkunde7): "Eigentümlich ist eine Art von Flurnamen, die von den gewohnten Formen insofern abweichen, als sie in der Gestalt reiner Personennamen erscheinen. Der Flurteil wird in die Ichsphäre des Besitzers einbezogen und erhält darum den gleichen Namen den der Besitzer persönlich hat. Diese Namen sind also nicht eigentliche Namen der Objekte, sondern der Subjekte." Dabei wird im Namen Vildener mundartlich das i zu ü gerundet, und das d gleicht sich beim Sprechen an das vorausgehende l an. So wurde aus der "Vilderin" (Wiese des Vildeners) die Füllerin. Das konnte aber nur geschehen, als die Bezeichnung Vilderer keinen Inhalt mehr hatte und kein Mensch mehr wußte, worum es sich dabei handelte. Wir haben also auch einen volksetymologischen Grund. Was bedeutet aber der Name Vildener? Unter einem "veldener" verstand man eine Art Höriger, die nur das Feld zu Lehen hatten, nicht aber Haus und Scheunen8).
   Wir hätten es also mit einer Wiese zu tun die einem solchen "Veldener" gehörte. Dieser Name "Veldener" - "dictus Vildener" - war ursprünglich nur Beiname zur Unterscheidung von anderen "Heinrichen", war aber möglicherweise zur angegebener Zeit - um 1280 - bereits Familienname9).

1) Fränk. Kurier 1933, 22.8.1933, Nr.232.
2) ebda, Ausschnitt ohne Tag u. Nr.
3) wie 1).
4) Regesta boica III, 209.
5) STA. Bbg. STB 7653.
6) Frdl. Mittlg. von H.OSTR. Haas, Erlangen, für dessen vielfältigen Rat und Hinweis herzligst gedankt wird.
7) J. Schnetz, Flurnamenkunde 1952, 9.
8) Brechenmacher J.K., Etvmol. Wörterbuch der deutschen Familiennamen, 2.Aufl. 1957/60, 446.
9) vgl. Arneth, K. Fam. Nam. des ehem. Hochstifts Bamberg (Jhrb. f. frk. Landesforschung 16, 1956, 289.)
Zusatz der Schriftleitung: Der Name Sterzerweg dürfte aus Cisterzerweg gekürzt sein und mit dem Cisterzerkloster Ebrach im Zusammenhang stehen; die Bezeichnung Stretzenweg ist schon im 14.Jh. bekannt und 1694 in Ebracher Landkarten festgehalten. In der "Schlacht am Stretzenweg" lebt die Erinnerung fort an den Würzburger Überfall auf den Bamberger Dompropst Leopold v. Egloffstein und sein Gefolge im Jahre 1331 "auf jener Wiese, wo der Schmerber Talgrund östlich vom Kloster ins Ebrachtal mündet", wie die Abhandlung von Paul Glück, "Auf denm Cisterzerweg" in der Festschrift zur 800-Jahr-Feier der ehem. Abtei Ebrach (Heimatblätter hersg. v. Hist. Ver. Bamb. 6/7, 1927/28, 30ff.) andeutet.
Quelle: "Fränkisches Land" 8. Jahrgang1961

Anmerkung: in "Deutsche Gaue" 1925 S.162 weist H. Zeiß auf eine Steinkreuzsetzung hin, die 1514 erfolgte: "Am 19.März 1514 vereinbarte Hans Steiner, Probst und Richter des Klosters Ebrach zu Burgwindheim einen Sühnevertrag mit Jörg Hart, Schafknecht zu Herrnsdorf, der bei einen Auflauf zu Burgwindheim den Kunz Metzler, der "schiedshalber zugelaufen", wider Willen erstochen hatte. Der Totschläger versprach Urfede gegenüber der Herrschaft und denen, die ihn ins Gefängnis gebracht, eine Anzahl Messen, und Kerzen, sowie gebührendes Opfer, die Zahlung von 43 Gulden in bestimmten Raten an die Witwe, und dazu ein steinernes Kreuz von 6 Schuh an die Straße setzen zu lassen".
Könnte unser Steinkreuz in der Füllerin nicht dieses Sühnekreuz sein?

("Das Steinkreuz", Mitteilungs-Blätter der Deutschen Steinkreuzforschung, Jahrgang 20, 1964, Heft 1/2, S.5ff.)


Sühnekreuze & Mordsteine