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Pahlsdorf / OT von Sonnewalde


Zustand 2008
Foto: Sommer

Zustand 2005
Foto: Sommer

Perspektive
Foto: Sommer (2005)

Zustand 1976
Foto: Wetzel

Foto um 1917
veröffentlicht bei
Scharnweber (1929)

Skizze des
ursprünglichen
Standortes bei
Scharnweber ( 1929)

Skizze bei
Grosse (1903)

PLZ : 03249

GPS: N 51° 43.140', O 13° 38.890'

Standort: Am westlichen Teil des Angers, südlich der Dorfstraße, vor der Hauswand Grundstück Nr.7.

Größe / Material: 76:54:31 / Granitporphyr (Findling)

Geschichte: Orientierung: O-W, Schauseite: Nord. Der Stein hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Kreuzstein in Zescha (Sachsen).

Im Ort, im westlichen Teil des Angers, südlich der Dorfstraße, 9m nördlich der Hauswand des Grundstücks Nr.7. Länglicher Findlingsstein, brotlaibförmig. Granitporphyr (Findling). Eingertztes Kreuz, Kopf und Arme zur Mitte verjüngt, Schaft lang ausgezogen, im Fußbereich auch verbreitert, Länge: 66cm, Breite: 32cm, Schaftbreite: 7,5cm. Rechts unter dem Kreuzarm Säbel oder Schwert eingeritzt, Knauf einseitig abgeknickt, Parierstange gerade; Länge: 48cm, Breite: 5cm, Parierstange noch 13cm lang.
Höhe: 76cm, Breite: 56cm, größte Stärke: 32cm. Auf der Westseite ein Stück abgeplatzt, beim Leitungsbau umgeworfen; Kreuz und Schwert schwarz ausgemalt.
Frühere Standorte: 1. Am Dorfpfuhl. 2. Westlich des Ortes am Mühlgraben, am Fußweg Zeckerin - Pahlsdorf, auf dem Wall zwischen Mühlgraben und Grenzgraben, als Grenzstein. (Neuber / Wetzel 1982)

Aktennotiz
Betr.: Stein mit Kreuz in Pahlsdorf, Kreis Finsterwalde
   In Pahlsdorf, Kreis Finsterwalde befindet sich ein aufgerichteter Stein, auf dessen Vorderseite ein Kreuz und ein Dolch oder vielleicht auch Schwert eingeritzt sind. Beide Zeichen sind im vorigen Jahr schwarz ausgemalt worden.
Dieser Stein befindet sich nicht an seinem ursprünglichen Standort. Wie der Ortschronist Große aus Zeckerin berichtet, lag er früher an einem Fußweg von Zeckerin nach Pahlsdorf in den Wiesen zwischen zwei Gräben auf Pahlsdorfer Gemarkung hart an der Flurgrenze nach Zeckerin. Etwa um 1954/55 wurde der Stein dann ins Dorf geschafft und dort auf dem Dorfanger vor dem Gehöft Neuendorf aufgestellt.
Die Sage erzählt, daß dieser Stein an den Tod eines schwedischen Obersten im 30jährigen Kriege erinnern soll. Wie neuerlich festgestellt wurde, entspricht diese erzählung nicht den Tatsachen. Nach Große soll hier ein französicher Offizier in den Jahren 1806/07 umgebracht worden sein.
Potsdam, den 7.12.1964 (Kramer 1964)

   [...] Ueber die wiederholte Versetzung des Steines berichtete Hermann Grosse; ich will hier den ursprünglichen Standort des Steines beschreiben, wie er mir von alten Einwohnern 1914 angegeben wurde, die mir der damalige Ortsrichter Reinhard Schmidt als Zeugen brachte.
   An der Spitze, wo sich die Wege nach Dabern und nach Zeckerin teilen, lag ein Gartengrundstück, das dem Nachbesitzer von Fielitzens Wirtschaft gehörte. Dahinter befand sich der jetzt ausgetrocknete Dorfpfuhl, dessen Ränder an den Acker von Gustav Richter stießen. Da, wo Richters Acker auf den Zeckeriner Weg trifft, befand sich eine kleine Erhöhung und auf dieser stand der Stein. (Vgl. Skizze, Abbild.13).
   Wann er von dort weggenommen worden ist; um als Grenzstein zwischen Pahlsdorf und Zeckerin zu dienen, wußte keiner von den befragten Leuten anzugeben. Als ich ihn besichtigte, befand er sich bereits mitten im Dorfe an der Straße, ½m von einer Eiche entfernt, neben der damals das Schilderhaus für den Nachtwächter seinen Platz hatte.
   Die von Grosse erwähnte und auch mir mitgeteilte Sage veranlaßte mich zu Nachforschungen über die Beisetzung eines militärischen Führers oder die Kennzeichnung des Platzes als Ort einer Tötung einer bedeutenden Persönlichkeit aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, umsomehr, als auch bei dem Hohendorfer Steine die Rede ist von einem gefallenen schwedischen Obersten.
   Aber alles war umsonst; selbst die mit Hilfe der Königlich Schwedischen Gesandtschaft in Berlin angekommenen Beziehungen zur Kungl. Vitterhets Historie och Antikvits Akademien in Stockholm, deren Vorsitzender Oberstleutnant G. Silfverswärd mir mitteilte, daß vollständige Verlustlisten über während des Dreißigjährigen Krieges gefallene schwedische Offiziere leider nicht vorhanden sind, auch bei den bekannt gewordenen die Angaben fehlen, wo sie gefallen sind.
   Und trotzdem glaube ich, daß die Sagen in ihrem Kern recht haben, daß beide Kreuzsteine aufgestellt sind zur Erinnerung an im Kampfe gefallene oder hier plötzlich durch unvermuteten Tod abgeschiedene Führer aus den schrecklichen Zeiten vor 300 Jahren. Ich glaube, daß sie doch historische Denkmäler sind an die Schwedenzeit, wie sie vielfach vorhanden sind in märkischen Kirchen und märkischen Schlössern. [...] (Scharnweber 1929)

1. Der Kreuzstein von Pahlsdorf,
der im Band VII, S.138, bekannt gegeben wurde, ist jetzt von der dort genannten Stelle nach dem Dorfe gebracht und dort an der Wegscheide aufgestellt worden. Er ist hier nicht nur mehr vor Beschädigungen gesichert, sondern gleichzeitig ein Denkstein der umfassenden Fürsorge, welche Kreisbehörde und Dorfbehörde dem Nachlaß aus der Vor- und Frühgeschichte unserer Mark entgegenbringen.
   Dieser Kreuzstein wurde als Sühnekreuz aufgefasst; es darf aber nicht unberücksichtigt bleiben, dass die Meinung über diesen Steine noch sehr geteilt ist, und soll hier hervorgehoben werden, daß Virchow in der Zeitschrift für Ethnologie XXI, S.596, Fig. 5a-b, einen ähnlichen Stein nannte und abbildete aus Sobrigau im Königreich Sachsen. Dieser wurde von ihm als ein slavischer "Grabstein" bezeichnet und der ersten christlichen Zeit zugestellt. (Grosse 1925)

   Pahlsdorf. Am Fußsteig nach Zeckerin. Das Kreuz ist in einen Granitblock hineingearbeitet. Mit eingemeißeltem Schwert "könnte auch ein zweites kleines Schächerkreuz darstellen, während das dritte Kreuz links mit der abgesprungenen Ecke verlorenging. Schädelstätte?" (s. Anmerkung1)) (Schmidt 1923)
1) Kunstdenkmäler des Kreises Luckau, Berlin 1917. Kunstgesch. Übersicht XXXVI, woselbst auch Erklärungen über die wahrscheinliche Bedeutung der Steinkreuze, darunter auch folgende Lesarten: "Erinnerung an den Mätyrertod christlicher Sendboten", sodann "Grenzsteine" und schließlich "Schädelstätte". Urkundliches darüber ist nicht mitgeteilt.

   1. Steinkreuz mit Kreuz und Schwert.
   Ein Fußsteig von Zeckerin nach Pahlsdorf im Kreise Luckau führt über einen etwa 1m langen, ½m breiten Granitstein, auf dessen flacher Oberseite ein Kreuz, darüber ein lateinisches W und rechts neben dem Fuße des Kreuzes ein Kurzschwert eingemeißelt ist, wie nebenstehend schematisch dargestellt ist.
   Die Sage geht, daß zur Zeit des dreißigjährigen Krieges hier ein schwedischer Oberst begraben worden sei.
   Ein Sondiren des Erdbodens ergab, daß bis ¾m Tiefe neben und unter dem Steine keinerlei feste Gegenstände liegen; es ist darum von einem Aufnehmen des letzteren abgesehen worden.
   Vor der Separation hat der Stein als Grenzstein gedient; da jedoch in der ganzen Gegend ähnliche Steine nicht bekannt sind, so mag er wohl einst eine andere Bestimmung gehabt haben, und dürfte er vielleicht die Zahl der bisher bekannten "Sühnekreuze" der Niederlausitz um eines vermehren.1) (Grosse 1903)
1) Mittlerweile haben allerdings einige Gensdarmen, die, wie sie gesagt haben, die Sühnekreuze der Niederlausitz in höherem Auftrage aufsuchen sollten, auch diesen Stein besucht und denselben nicht für ein Sühnekreuz gehalten; sie sollen in ihrem Berichte desselben auch nicht erwähnt haben. Trotzdem dürfte es nicht ganz ausgeschlossen sein, daß hier dennoch ein Sühnekreuz vorliegt; aber selbst, wenn das nicht der Fall wäre, erscheint eine Mittheilung vom Vorhandensein obigen Steines geboten nach dem Satze: "Quod non est in actis, non es in mundo."

Sage: Ein schwedischer Offizier soll im 30jährigen Krieg hier erschlagen worden sein. (Neuber / Wetzel 1982)

Quellen und Literatur:
Grosse, Hermann - Steinkreuz mit Kreuz und Schwert, in: Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte, 7.Band, 1903, S.188
Scharnweber, Robert - Die Sühnekreuze im Kreise Luckau, in: Brandenburgia, 21.Jg., 1913, S.15
Jung, Dr. phil. Wilhelm / Spatz, Prof. Dr. Willy - Die Wegekreuze, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg; 1917, XXXVI, Abb.XVI, S.573
Mucke, E. - Bausteine zur Heimatkunde des Kreises Luckau, 1918, S.78
Schmidt, Rudolf - Märkische Sühnekreuze (2), in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, Nr.1-3, 1923, Sp.33
Lehmann, Dr. Rudolf - Steinkreuze und Wüstungen in der Niederlausitz, in: Aus der Vergangenheit der Niederlausitz, Cottbus 1925, S.186
Scharnweber, Robert - Die Kreuzsteine des Luckauer Landes, in: Niederlausitzer Mitteilungen 19.Band, 1929, S.138-142
Grosse, Hermann - Von Kreuzsteinen und Steinkreuzen, in: Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. 17.Band, Guben 1925/26, erste Hälfte 1925, S.77-82
Marschallek, K.-H. - Urgeschichte des Kreises Luckau (Niederlausitz), Kirchhain N.-L., 1944, S.197
Bericht K. Große, Zeckerin vom 16.1.1969 in OA Potsdam und Rat der Gemeinde Pahlsdorf
Saal, Walter - Geschichte der Steinkreuze im Kreis Finsterwalde, Ergänzende Bemerkungen von Walter Saal, Merseburg, in: Finsterwalder Wochenzeitung 3.Jahrg., Nr.32 vom 9.8.1963, S.4
Ortsakte BLDAM mit Aktennotiz von Dr. Sieglinde Kramer vom 7.12.1964
Neuber, Dietrich - Steinkreuze und Kreuzsteine: Inventar Bezirk Cottbus, 1982, S.52, Nr.67
Petzel, M. / Wetzel, G. - Geschützte Bodendenkmale der Bezirke Potsdam, Cottbus und Frankfurt/O, Teil 2: Bezirk Cottbus, 1987, S.38
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von April 2005)
Ergänzungen von Detlef Sommer, Wünsdorf (Fotos von März 2008 und 2005) und Günter Wetzel (Foto von 1976)


Sühnekreuze & Mordsteine