Deutschland
Sachsen
Vogtlandkreis
Bad Brambach (I)
AK-Motiv aus den
1960er Jahren |
Privataufnahme
von ca. 1950 |
PLZ:
08648
GPS:
N 50° 13.740', O 12° 18.300'
Standort:
An der Straße nach Adorf, nördlich des Ortes.
Größe / Material:
115:90:28 / Granit
Geschichte:
Schaft wiederholt zerbrochen, zuletzt im
Herbst 1967 bei Straßenbauarbeiten mit einer Planierraupe umgestoßen, daraufhin 3m weiter nördlich am jetzigen Standort
aufgestellt, oberer Teil bis auf einen breiten alten Abschlag am SW-Arm gut erhalten. Im September 1968 auf Veranlassung von
Brambacher Heimatfreunden nach Anfertigung des neuen Sockels am heutigen Standort aufgestellt.
Bis ins 19.Jh. wohl etwa 30m weiter südlich. Im 19.Jh. vom damaligen Flurstücksbesitzer
G. Geipel zerschlagen und vergraben, Anfang des 20.Jh. auf Veranlassung des Postverwalters E. Renz und im Auftrag des Gebirgsvereins
Brambach von J. und A. Merz, E. Renz und R. Penzel gesucht und wieder aufgefunden.
Kreuz mit einander rechtwinklig kreuzenden Balken, Kopf und Arme gerundet, nach der letzten Beschädigung in Betonsockel
eingegossen.
Von mehreren Überlieferungen hat die von Wild mitgeteilte wohl den höchsten Wahrscheinlichkeitsgehalt: "1542 wurde ein fremder
Kaufmann mit seiner Tochter auf der Höhe bei Oberbrambach ermordet. Nach Jahren erst fand die Untat ihre Sühne. Dabei wurde
jedenfalls auch das [...] Steinkreuz gesetzt." - In dem mit dem Jahr 1723 beginnenden Brambacher Kirchenbuch ist ein tragischer
Todesfall aus dem Jahre 1728 bezeugt: Am 11. Sonntag nach Trinitatis - also im Sommer - ging die 39jährige Anna Barbara Heinrich
gegen Abend in die Obere Mühle einen Sack Mehl holen, "als sie aber damit zu dem Creuze kam, wolte sie daselbst auf einem
Schrancke (d.i. auf einer Schranke - Wendt) ruhen, da es sich denn begeben, daß der Sack über den Schranck hinab geriet
(? oder: gewichen), und weil derselbe die Graßtuchzügel, so sie umb den Halß hatte, anzog, hat sie jämmerlich ersticken müssen".
Damit ist die Existenz des Kreuzes bereits vor diesem Unglücksfall nachgewiesen (siehe auch Langer). Die Sage verknüpfte mit
diesem Geschehnis, das Mädchen sei aus Liebe zu einem jungen Burschen, dem Sohn des Richters, bei lustigen Spielen in der
Spinnstube - also im Winter - die vermessene Wette eingegangen, eine überschwere Last zu tragen (Kuhfahl, Rödiger, Bösigk,
Köhler, Gräße, Jobst u.a.). - Lediglich Köhler schrieb außerdem, das Kreuz sei gesetzt worden, "weil in der katholischen Zeit ein
Herr von Schirnding an jener Stelle einen Kaplan von Brambach erstochen hatte" (vgl. Bad Brambach II). (Wendt 1979)
Brambach. Auf dem Höhenrücken, der sich zwischen Brambach und Oberbrambach hinzieht, der Hengstberg genannt,
stand früher unfern der Plauen-Egerer Straße ein altes Wahrzeichen des oberen Vogtlandes, ein steinernes Kreuz. Dieser Punkt wurde, wie auch
heute noch, das Kreuz genannt. Seit Anfang der siebziger Jahre war dieses Kreuz verschwunden. Manchem mag in jüngsten Jahren wohl der
Gedanke gekommen sein, woher eigentlich der Name jenes Geländes rühre. Altertumsfreunde und alle, welche an der Erhaltung solcher uralter
sagenumwobener Stätten, die sich zerstreut in unserem Vaterlande vorfinden, Freude haben, werden es begrüßen, daß dieses Kreuz jetzt wieder
seinen alten Standpunkt einnimmt. Schon im vergangenen Jahre waren vom Gebirgsverein von Brambach und Umgegend auf einem Felde, dessen
Besitzer bereitwillig seine Genehmigung gegeben, Nachgrabungen nach dem Kreuz, aber erfolglos gehalten worden. Da der obere Teil des Feldes mit
Winterroggen besät war, wurden diese Nachgrabungen erst nach der Ernte wieder aufgenommen. Sie waren nunmehr von Erfolg. Alte Leute wußten,
daß das Kreuz s.Zt. in zwei Stücke zerschossen, der obere Teil aber einige Male an anderen Punkten wieder aufgestellt worden war. Beide Teile sind
nun in einer Entfernung von 15 Metern auseinander wieder aufgefunden und jetzt durch Eisenklammern und Cement wieder fest verbunden worden. Dank
der Bereitwilligkeit der drei angrenzenden Feldbesitzer konnte das Kreuz in unmittelbarer Nähe des alten Standortes wieder aufgestellt werden. Drei
Bäume sind daselbst angepflanzt. Im nächsten Frühjahr soll auch noch eine Ruhebank dorthin kommen. Sämtlichen drei Grundstücksbesitzern, welche
bei der Angelegenheit in Frage kamen, die Herren M. und A. Geipel in Brambach und Herr Tischlermeister Penzel in Oberbrambach, gereicht es gewiß
nur zur Ehre, daß sie sämtlich bei Wiederaufrichtung des alten Denkmals mit Hand angelegt haben. (Vogtländischer Anzeiger 1899)
Auf der Höhe zwischen Ober- und Unter-Brambach steht noch heute ein steinernes Kreuz zum Andenken an den Tod eines
Mädchens, der von der Sage mannichfach ausgeschmückt worden sein mag. Sie hatte sich, gleich dem obengenannten Bauer aus Baruth (vgl.
Sage von Bautzen III), vermessen, zwei Scheffel Gerste in die Mühle und zurück
zu tragen, und erfror unterwegs oder wurde erdrosselt. (Bösigk 1857)
Sage:
1. Es handelt sich um ein Sühnekreuz für einen
1542 hier geschehenen Mord an einem unbekannten Kaufmann und dessen Tochter. Erst nach Jahren wurde dieser Mord gesühnt und das Kreuz errichtet.
2. Es war mitten im kältesten Winter, als zu Ober-Brambach die Burschen und Mädels in der
Spinnstube versammelt waren. Die Mädchen spannen, die Burschen spielten Karten, bis es 9 Uhr schlug.
Dann flogen Karten und Spinnräder bei Seite und man belustigte sich mit allerhand Spielen und Scherzen.
Da begann der Sohn des Richters die kecke Frage aufzuwerfen, wer wol am meisten tragen könne?
Drei Gulden setze er zum Lohne, wenn Einer zwei Scheffel Gerste trage. Die Burschen schwiegen,
ein Mädchen aber rief: "Ich will zwei Scheffel zur Mühle tragen, sie mahlen, und dann das Mehl bringen,
um mir den verheißenen Lohn zu holen." Dem Sohne des Richters war dies ein sehr erwünschtes Anerbieten,
denn er liebte das Mädchen und wollte ihre Arbeitslust durch die Wette erproben. Ihr aber ging es mit ihm ebenso,
sie liebte ihn von ganzem Herzen, und die Last dünkte ihr nicht schwer, da sie seine Liebe dadurch zu gewinnen hoffte.
Als die Gerste gemahlen war und sie die zwei Säcke auf die Schulter nahm, kraulte sich der alte Müller hinterm Ohr und
murmelte vor sich hin: "Wer sich in Gefahr begiebt, kommt leicht darin um. Möge dir Gott und dein Glaube gnädig beistehen!"
Aber das Mädchen flog dahin, den Hügel hinan, wie wenn sie Schwingen hätte. Das Gehen im Schnee aber machte sie müde,
und sie setzte sich eine Weile auf die Schränkstangen nieder, um auszuruhen. Bald schlössen sich ihre Augenlider,
sie schlief ein, um nicht wieder zu erwachen. Am ändern Morgen fand man sie - erdrosselt. Ihr Liebster zog, wie die Sage
berichtet, in den Türkenkrieg; auf der Stelle aber, wo die Jungfrau den Tod fand, steht noch heutigen Tages ein steinernes
Kreuz, da sie auch dort begraben sein soll.
3. Im Jahre 1723 soll sich ein schauerliches Geschehen hier ereignet haben.
Die 39jährige Anna Barbara Heinrich kam an einem Sommerabend mit einem Sack Mehl von der oberen Mühle her. Sie wollte
auf einem "Schranke", einem Zaun, in der Nähe des Kreuzes Rasten, wobei ihr der schwere Sack hinabglitt und sie mit
seinen Schnüren, die sie beim Tragen um den Hals geschlungen hatte, erwürgte.
4. Früher soll man Irrlichter in der Nähe des Kreuzes gesehen haben (Mitteilung von R. Penzel, Oberbrambach, 1964).
Quellen und Literatur:
• Bösigk, F.L. - Ueber Mordkreuze, in: Mittheilungen des Königlich Sächsischen
Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer, 10. Heft, Dresden 1857, S.36
• Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt. Amtsblatt für das Königl. Landgericht Plauen die Königl. Amtshauptmannschaften Plauen und Oelsnitz, sowie für
die Königl. Amtsgerichte zu Plauen, Oelsnitz, Adorf, Elsterberg, Markneukirchen und Pausa und die Stadträte zu Plauen, Adorf, Markneukirchen, Pausa und Mühltroff.
111.Jahrgang, Nr.246, Sonnabend, 21. Oktober 1899, S.2
• Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.24
• Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.28
• Apitzsch, Paul - Wo auf hohen Tannenspitzen, 1932
• Rudau, Dr. B. - Steinkreuze am Wege, in: Kulturbote für den Musikwinkel, 1969, Heft 8-12
• Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.83-86
• Stübinger, Herbert - Die Brambacher Heimatfreunde retteten ein Steinkreuz, in: Kulturbote für den Musikwinkel, Heft 1, 1969
• aktuelle Aufnahme von Sven Gerth, Pfaffroda (Foto von August 2003)
• Ergänzungen von Uwe Stößel, Saalfeld
Die Brambacher Heimatfreunde retteten ein Steinkreuz
von Herbert Stübinger
Nach einer Sage trug ein Mädchen einen Sack Mehl von Brambach nach Oberbrambach. Auf der
Oberbrambacher Höhe setzte es die Last auf eine Schranke. Der Sack rutschte nach hinten, und das Mädchen wurde dabei von den
Tragbändern erwürgt. An dieser Stelle soll - wie uns die Sage überliefert - ein Steinkreuz errichtet worden sein.
Von Erich Stübiger wurde in diesem Zusammenhang in der Nummer 10/11 der Monatsschrift "Vogtland" (1936) folgendes
veröffentlicht:
"... Das Totenregister vom Jahre 1728 berichtet vom Tode der Anna Barbara Heinrich am Oberbrambacher Kreuz. Also stand
damals das Kreuz schon, als sich der Vorfall ereignete, den uns die Sage berichtet. Das Kreuz ist demnach aus einem anderen
Anlaß errichtet worden ..."
Der eigentliche Grund der Errichtung des Steinkreuzes dürfte wohl kaum noch festzustellen sein.
Aus dem "Heimatbuch für Bad Brambach und Umgegend" (1931) geht hervor, daß dieses Kreuz lange Zeit verschwunden und
im nahen Acker eingegraben war. Es wurde seinerzeit vom Gebirgsverein wieder aufgerichtet.
Im Herbst 1967 wurde das erwähnte Steinkreuz bei Straßenarbeiten mit der Planierungsraupe umgestoßen. Selbst eine gut erhaltene
Bank fiel dabei mit zum Opfer.
Eigentlich hätte doch in diesem Falle wirklich bekannt sein müssen, daß Steinkreuze unter staatlichem Schutz stehen.
Nachdem die Brambacher Ortsgruppe des Deutschen Kulturbundes von diesem Vorkommnis hörte, setzten sich die Natur- und
Heimatfreunde sogleich mit den entsprechenden Stellen, des Kreises in Verbindung. Von dort wurde dann das abgebrochene
Kulturdenkmal besichtigt. Nach einer Rücksprache mit der Baufirma erklärte sich diese bereit, das Kreuz wieder aufzustellen.
Es machte sich die Anfertigung eines neuen Fundaments erforderlich. Im September 1968 wurde dann der Stein wieder
aufgestellt.
Neben dem Kreuzstein befindet sich jetzt wieder eine Bank. Die Heimatfreunde Erich Prell und Otto Geipel schüfen dort eine
schöne Anlage (siehe Bild). Inzwischen dürfte auch eine Eiche gepflanzt worden sein, im kommenden Frühjahr sind noch Sträucher
vorgesehen. Es wird auch in Erwägung gezogen, ob dort noch ein Griebenherd einen neuen Platz finden soll. Die Zusage des
Besitzers Richard Penzel aus Oberbrambach liegt dazu bereits vor.
In unserer Heimat sind im Laufe der Zeit nicht nur die Postmeilensäulen und die Griebenherde, sondern auch die Steinkreuze
immer seltener geworden. Wie wir aus Albertis "Beiträgen zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes"
(Band I, Seite 159) wissen, standen allein in den Straßen der Stadt Oelsnitz sechs Steinkreuze, "die beim Wiederaufbau der Stadt
nach dem großen Brande vom Jahre 1859 verschwunden sind". Nach einem Beitrag von Manfred Pollmer ("Neues Deutschland"
vom 6. 1. 1967) sind übrigens in unserem Heimatbezirk Karl-Marx-Stadt noch 93 Steinkreuze vorhanden.
Der Vorfall von der Oberbrambacher Höhe verpflichtet uns, mehr als bisher aufklärend zu Wirken, damit nicht Zeugen der
Vergangenheit verloren gehen.
(Kulturbote für den Musikwinkel, Heft 1, 1969)
Bad Brambach (II)
Aufnahme um 1920 |
GPS:
N 50° 12.504', O 12° 16.980'
Standort:
Der Standort ist nur zu Fuß zu erreichen. Man
läuft durch die Kuranlagen Bad Brambachs, überquert kurz danach die Bahnlinie, und gelangt zu einigen Häusern (Röthenbach). Dort
entweder rechtshaltend den Grund aufwärts bis zur Landesgrenze, oder links dem Wanderweg bis zum Waldkaffee folgen. Ab da
weglos durch Hochwald dem Grenzverlauf folgen. Der Stein steht nur wenige Meter von der Landesgrenze zu Tschechien entfernt.
Größe / Material:
Sockel 42:42, Basis 32:32, Spitze 26:26, Höhe 140 / Granit
Geschichte:
Der Stein war eigentlich ein Steinkreuz, ist aber,
nachdem ein Arm abgebrochen war, zu einem Obelisken umgearbeitet worden. Er markiert die Stelle, an der am Samstag den 11.
August 1703 ein Duell zwischen dem Hochedlen Herrn Ritter Philipp Sigmund von Schirnding, Erb-, Lehns- und Gerichtsherr zu
Wohlhausen und seinem Schwager Major von Raab stattfand, bei dem von Schirnding getötet wurde. An dem Duell-Platz soll ein
Schäfer in eine große Tanne ein Kreuz mit der Jaheszahl 1703 geschnitten haben. Als der Baum (ca. 1830) gefällt wurde, ließ der
damalige Brambacher Schlossinspektor das Steinkreuz errichten. Daß der Stein die Jahreszahl 1705 trägt, obwohl das Duell 1703
stattfand ist wohl dadurch zu erklären, dass durch Verwachsung die Schnitzerei des Schäfers undeutlich geworden war.
Der um das Leben gekommene hatte einen schlechten Ruf und den Hang zu Gewalttätigkeit und Streitsucht; man sagte ihm nach,
dass er sich Jagdrechte unrechtmäßig angemaßt und Gemeindewald wegen übermäßigen Einschlagens schwer geschädigt habe.
Im März 1699 soll sich in Wohlhausen folgendes zugetragen haben:
Von Schirnding wirft dem dortigen Pfarrer Christian Friedrich Crusius vor, Bier statt von ihm in Oelsnitz gekauft zu haben. Der
Pfarrer erwiderte, dass die Fässer Mineralwasser enthalten. Zudem sei er nicht verpflichtet, Bier aus von Schirndings Brauerei zu
beziehen. Daraufhin drang von Schirnding mit bewaffneten Knechten in das Pfarrhaus ein und ließ die beiden Fässer zerschlagen:
Sie waren tatsächlich nur mit Wasser gefüllt. Wegen dieses Überfalles wurde der Gewalttäter im Jahre 1703 (lediglich) zu 30
Reichstalern Buße verurteilt.
Zu dem Duell steht bei Crasselt (Versuch einer Chronik von Markneukirchen, Schneeberg 1821):
"Hr. Philipp Sigmund zu Schirnding auf Wohlhausen, Wohlbach und Zwota war in Brambach, gerieth in Uneinigkeit
und fiel im Duell bei Wernersreuth auf Zettwitzischem Gerichte Sonnabends vor dem 10. Trinit. am 11. Augusti. Gott nehme sich
gnädigl. an der Fr. Witwe und adel. Kinder". |
Beigesetzt wurde von Schirnding in der Markneukirchener Kirche, die 1840 bei einem Brand vernichtet wurde. (Mönnig 2006)
Sage:
Im Brambacher Schloß lasse sich dann und wann
ein altes Hausgespenst sehen, der alte Grünrock genannt, dessen Erscheinen immer etwas Böses verkündet.
Einst saßen die Gäste in diesem Schloß die ganze Nacht hindurch beim Kartenspiel. Den Tag, der schon durch die Fenster
lauschte, sahen sie nicht und ein Morgenwetter, das über die Berge dahinrollte, hörten sie nicht - so sehr waren sie vertieft in ihre
Karten, als plötzlich der Wächter vor dem Schloß sein Morgenlied sang und abdankte. Er sang das Lied: "Wer weiß, wie nahe mir
mein Ende!". Als dies ein Herr von Schirnding hörte, einer der kecksten Spieler, da rief er laut: "Der meint unsere besten Goldfüchse!
Wer weiß, wie nahe deren Ende!" Ein grimmiges Lachen übertönte diesen Witz. Da blies ein starker Windstoß aus dem Vorsaal die
Lichter aus, die Türen sprangen auf und der alte Grünrock trat, in der Tracht seiner Väter, in kurzen Ritterstiefeln, gelben Lederhosen
und grünem Wamse, einen Eisenhut auf dem Kopfe und ein kurzes Jagdschwert um die Hüften, zur Türe herein. In der Hand aber
trug er eine kleine Laterne, bei deren Schein man zwei Schatten wie im Zweikampf an den Wänden ringen sah. Bald aber war der
ganze Spuk verschwunden. Man schlug Licht und wollte weiter spielen, aber o Wunder, die Karte war weg. Der Herr von Schirnding,
darüber erbost, vergaß sich in allerhand Schimpfreden und schmähte auf den alten Grünrock, den er des Teufels Genossen nannte,
als ein Herr von Rabe aufstand und den Spötter, der selbst für die Toten nur Spott hatte, zum Zweikampf forderte.
In Bärendorf kamen die beiden Kämpfer zusammen, die sich längst im stillen gehaßt hatten. Nach einem langen hitzigen Kampfe,
der zu keinem Ende zu führen schien, stellte sich der von Rabe, als sei er müde, und der von Schirnding drang nur um so ungestümer
auf ihn ein. Plötzlich aber schrieen die Sekundanten halt! Rabe hatte einen meisterhaften Stoß geführt, und hoch sprang das Blut
aus Schirndings Brust hervor, der, in eine nahe Köhlerhütte gebracht, allda sein Leben aushauchte. Ein Schäfer schnitt der Nachwelt
zur Erinnerung an den blutigen Sühnakt ein großes Kreuz in einen Baum ein, auf einem Stein steht die Jahreszahl 1705 und der alte
Stoßdegen des Herrn von Rabe hing lange Zeit unter alten Waffen im Erlbacher Schlosse. (Gräße 1855)
Quellen und Literatur:
• Crasselt - Versuch einer Chronik von Markneukirchen, Schneeberg 1821
• Gräße, Dr. Johann Theodor - Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855
• Wiechel, H. - Zur Steinkreuzforschung, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 5.Band (1909/11), Heft 12, 1911, S.357-358
• Mönnig, M. - Das Vogtlandjahrbuch 2006, Vogtl. Heimatverein Plauen
• recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach