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Wolfersgrün


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Privataufnahme
(A. Martin)
von 1972

Abbildung bei
Erzgräber (1927)

PLZ: 08107

GPS: N 50° 36,998', O 12° 28,434'

Standort: Am "Kreuzbühl" zwischen Hirschfeld und Wolfersgrün.

Größe / Material: 72:30:21 / Granit

Geschichte: Wird hier "Semmelkreuz", "Semmelstein", auch "Hungerstein" (Kuhfahl 1928) genannt. Das Steinkreuz ist verstümmelt, die ursprüngliche Form nicht mehr eindeutig zu erkennen, Armstumpf nur an der Westseite vorhanden. Auf der Nordseite ein Schwert oder messerähnliches Gebilde, auf der Südseite ein lanzenähnliches Gebilde eingeritzt.
Das Steinkreuz wurde 2003 ausgegraben (versuchter Diebstahl?) und danach vom Ordnungsamt Kirchberg sichergestellt. Im Jahre 2005 (genaue Angaben fehlen) wurde es unweit des alten Standortes neu gesetzt.

Verstümmelt, ursprüngliche Form nicht meht eindeutig zu erkennen, Schaft nach unten konisch verbreitert, Armstumpf nur an der westseite vorhanden. (Wendt 1979)

Sage: Die sagenhaften Überlieferungen über dieses Kreuz stehen in engem Zusammenhang mit denen über das Hirschfelder. Sie weichen zum Teil beträchtlich voneinander ab.
In der älteren Literatur (Köhler, Needon, Kuhfahl) und in Wischrobs Chronik wird berichtet:
Auf dem Kreuzbühl gerieten während einer Hungersnot zwei Frauen um ein Brot, das sie in Wolfersgrün gekauft hatten, oder um eine erbettelte Semmel in Streit. Sie erstachen einander mit ihren Messern bzw. die eine wurde so schwer verletzt, daß sie sich zwar noch bis zum Hegebach nach Hirschfeld schleppen konnte, dort jedoch verschied.
In der neueren Literatur (Erzgräber, Steinkreuze o.J., Max Weise, Schul- und Heimatfest 1956) ist vom Tode nur einer Frau die Rede. Man will sogar wissen, daß eine lange, dürre eine kleine, dicke tödlich verwundet habe. Deshalb stünden in Hirschfeld zwei Steine, die in ihren Formen die Gestalten der Frauen symbolisierten. Im Volksmund soll heute noch von einer Hutnadel (!) als Mordinstrument die Rede sein (Mitteilung von W. Riedel, Hirschfeld, 1976).
Heibig (1905) zählt das Wolfersgrüner Kreuz zu denen, die eine kirchliche Sprengelgrenze bezeichnen sollten. (Wendt 1979)

Erwähnenswert ist noch die Theorie Erzgräbers (Zwickauer Heimatbogen Nr.9, 1927, S.19), der Wolfersgrüner und Hirschfelder Stein zusammengesetz ergäben erst ein vollständiges Kreuz. Dies beweise den engen Zusammenhang beider.

Quellen und Literatur:
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1905, Heft 12, S.379-380
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.263
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.286
Steinerne Zeugen aus vergangenen Tagen, Zwickauer Heimatbogen, 1927, Nr.9, S.18-21
Wendt, Hans-Jochen - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen / Inventar Bezirk K.-M.-Stadt, 1979, S.150-152
wolfersgruen.de
Ergänzungen von Andreas Martin, Bad Oeynhausen
Ergänzungen und aktuelle Bilder von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Fotos von Mai 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine