Das steinerne Kreuz zwischen Ober- und Unterbrambach - 08648 Bad Brambach
Es war mitten im kältesten Winter, als zu Ober-Brambach die Burschen und Mädels in der Spinnstube versammelt waren. Die Mädchen
spannen, die Burschen spielten Karten, bis es 9 Uhr schlug. Dann flogen Karten und Spinnräder bei Seite und man belustigte sich mit
allerhand Spielen und Scherzen. Da begann der Sohn des Richters die kecke Frage aufzuwerfen, wer wol am meisten tragen könne?
Drei Gulden setze er zum Lohne, wenn Einer zwei Scheffel Gerste trage. Die Burschen schwiegen, ein Mädchen aber rief: "Ich will
zwei Scheffel zur Mühle tragen,' sie mahlen, und dann das Mehl bringen, um mir den verheißenen Lohn zu holen." Dem Sohne des
Richters war dies ein sehr erwünschtes Anerbieten, denn er liebte das Mädchen und wollte ihre Arbeitslust durch die Wette erproben.
Ihr aber ging es mit ihm ebenso, sie liebte ihn von ganzem Herzen, und die Last dünkte ihr nicht schwer, da sie seine Liebe dadurch
zu gewinnen hoffte. Als die Gerste gemahlen war und sie die zwei Säcke auf die Schulter nahm, kraulte sich der alte Müller hinterm
Ohr und murmelte vor sich hin: "Wer sich in Gefahr begiebt, kommt leicht darin um. Möge dir Gott und dein Glaube gnädig beistehen!"
Aber das Mädchen flog dahin, den Hügel hinan, wie wenn sie Schwingen hätte. Das Gehen im Schnee aber machte sie müde, und sie
setzte sich eine Weile auf die Schränkstangen nieder, um auszuruhen. Bald schlössen sich ihre Augenlider, sie schlief ein, um nicht
wieder zu erwachen. Am ändern Morgen fand man sie - erdrosselt.
Ihr Liebster zog, wie die Sage berichtet, in den Türkenkrieg; auf der Stelle aber, wo die Jungfrau den Tod fand, steht noch
heutigen Tages ein steinernes Kreuz, da sie auch dort begraben sein soll.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Der Zweikampf im Brambacher Schlosse - 08648 Bad Brambach
Im Brambacher Schloß lasse sich dann und wann
ein altes Hausgespenst sehen, der alte Grünrock genannt, dessen Erscheinen immer etwas Böses verkündet.
Einst saßen die Gäste in diesem Schloß die ganze Nacht hindurch beim Kartenspiel. Den Tag, der schon durch die Fenster
lauschte, sahen sie nicht und ein Morgenwetter, das über die Berge dahinrollte, hörten sie nicht - so sehr waren sie vertieft in ihre
Karten, als plötzlich der Wächter vor dem Schloß sein Morgenlied sang und abdankte. Er sang das Lied: "Wer weiß, wie nahe mir
mein Ende!". Als dies ein Herr von Schirnding hörte, einer der kecksten Spieler, da rief er laut: "Der meint unsere besten Goldfüchse!
Wer weiß, wie nahe deren Ende!" Ein grimmiges Lachen übertönte diesen Witz. Da blies ein starker Windstoß aus dem Vorsaal die
Lichter aus, die Türen sprangen auf und der alte Grünrock trat, in der Tracht seiner Väter, in kurzen Ritterstiefeln, gelben Lederhosen
und grünem Wamse, einen Eisenhut auf dem Kopfe und ein kurzes Jagdschwert um die Hüften, zur Türe herein. In der Hand aber
trug er eine kleine Laterne, bei deren Schein man zwei Schatten wie im Zweikampf an den Wänden ringen sah. Bald aber war der
ganze Spuk verschwunden. Man schlug Licht und wollte weiter spielen, aber o Wunder, die Karte war weg. Der Herr von Schirnding,
darüber erbost, vergaß sich in allerhand Schimpfreden und schmähte auf den alten Grünrock, den er des Teufels Genossen nannte,
als ein Herr von Rabe aufstand und den Spötter, der selbst für die Toten nur Spott hatte, zum Zweikampf forderte.
In Bärendorf kamen die beiden Kämpfer zusammen, die sich längst im stillen gehaßt hatten. Nach einem langen hitzigen Kampfe,
der zu keinem Ende zu führen schien, stellte sich der von Rabe, als sei er müde, und der von Schirnding drang nur um so ungestümer
auf ihn ein. Plötzlich aber schrieen die Sekundanten halt! Rabe hatte einen meisterhaften Stoß geführt, und hoch sprang das Blut
aus Schirndings Brust hervor, der, in eine nahe Köhlerhütte gebracht, allda sein Leben aushauchte. Ein Schäfer schnitt der Nachwelt
zur Erinnerung an den blutigen Sühnakt ein großes Kreuz in einen Baum ein, auf einem Stein steht die Jahreszahl 1705 und der alte
Stoßdegen des Herrn von Rabe hing lange Zeit unter alten Waffen im Erlbacher Schlosse.
(Gräße, Dr. Johann Theodor - Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855)
Die beiden Kreuze bei und in Erlbach - 08265 Gopplasgrün
Zwischen Gopplasgrün und Erlbach und ebenso in Erlbach selbst am Gottesacker steht ein steinernes Kreuz. Diese zwei Kreuze
stammen aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Als nämlich zwei Dragoner damals mit einander ins Handgemenge gekommen
waren, hatten sie einander tödtlich verwundet, und es starb der Eine von ihnen an der Stelle des einen, der Andere an der des
zweiten Kreuzes. Diese Begebenheit soll in den Schriften des Schloßarchivs zu Erlbach untern Theils urkundlich niedergelegt sein.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Das steinerne Kreuz zwischen Hohendorf und Schönberg - 08648 Hohendorf
Der Bauer Zöf in Hohendorf zog an einem Freitage frühzeitig aufs Feld hinaus, nach alter Sitte vier Stiere vor den Pflug gespannt,
wie es im Egerland noch heute Brauch ist. Seine Tochter Brigitte begleitete ihn, denn sie sollte die vordem Stiere bejm Ackern leiten.
Sie hüpfte und sprang und lachte, daß sie fast das Lauten des Glöckleins überhörte, bei dem der Vater das Kreuz schlug. "Kind",
sprach er, "wer den Freitag mit Lachen begrüßt, muß am Sonntag weinen! Es ist der Todestag Christi. Schütze dich der liebe Herr Gott!"
Gegen Mittag sprengte ein Knappe aus dem Troß des Ritters von Reitzenstein quer übers Feld, der Brigitte liebte. Er sprang vom
Pferde, und führte an ihrer Statt die Stiere, indeß sie zusammen kos'ten und tändelten. Als dies der Knecht Daniel sah, ergrimmte er
im Herzen; denn er liebte die schöne Brigitte nicht minder. Der Bauer hieß ihn an den Pflug treten, da er einstweilen die Schlichteule
vorbereiten wollte, und dies war dem Daniel eben recht. Eifersucht und Bosheit rangen in seinem Herzen und tausend böse Wesen
umringten, ihn: er warf die Reute nach dem Knappen und die eiserne Spitze derselben traf ihn tödtlich, zum großen Herzeleid Brigittens
und ihres alten Vaters. Am Sonntag darauf wurde die Leiche begraben und Brigitte schluchzte unter Thränen: "Wer den Freitag mit
Lachen begrüßt, muß am Sonntage weinen!"
Daniel, der Mörder, entfloh ins Weite, fand aber nirgends Ruhe. Ihm zum ewigen Brandmal steht als Merkzeichen seiner
ruchlosen That ein Kreuz auf der Höhe, wo dieselbe geschah, daran die Reute bildlich eingehauen ist.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867, Nr.243)
Das steinerne Kreuz in Marienei - 08626 Marieney
Bei der Marieneier Mühle steht ein Steinkreuz. Von demselben wird erzählt, daß zu der Zeit, als noch ein Kaplan aus Oelsnitz in
Marienei die Messe lesen mußte, derselbe an dieser Stelle ermordet worden sei.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Das steinerne Kreuz am Gottesacker in Mylau - 08499 Mylau
In der Zeit, da Mylau blos aus dem Schlosse und einer Mühle bestand und keine eigene Kapelle hatte, zog man von da und der
Umgegend nach St. Adelheid, wo ein wunderthätiges Marienbild stand. Das steinerne Kreuz an dem Wege nach Ober-Mylau,
da wo der Weg nach dem Gottesacker abgeht, soll einen Stationspunkt jener Wallfahrten bezeichnen.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Der Taufstein zu Pechtelsgrün - 08485 Obercrinitz
In der südlich
vom Dorfe Pechtelsgrün bei Reichenbach gelegenen Waldung liegt rechts von dem gewöhnlichen Fußwege nach dem Dorfe in
einem Fahrweg ein 4 Ellen langer und 1¼ Elle breiter Granitstein, worauf ein Kreuz eingehauen ist.
Daneben läuft ein kleiner Bach, und mit dem Wasser desselben sollen vor langen Jahren in Kriegsnöten
einst in diese Wälder geflüchtet Bauern ihre Kinder getauft und diesen Stein als Taufstein benutzt haben.
(Meiche, Alfred - Sagenbuch des Königreichs Sachsen, Leipzig 1903)
Das steinerne Kreuz in Raun - 08648 Raun
Das Steinkreuz in dem Dorfe Raun wurde an der Stelle aufgerichtet, wo in alter Zeit ein Jäger einen
Bauer aus Unvorsichtigkeit erschossen hatte.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Der Rainstein bei Eschenbach - 08261 Schöneck
Unweit der Bockmühle, links am Wege nach Eschenbach steht heute noch ein Rainstein in Gestalt eines Pferdekopfes. Von ihm geht die Sage, dass hier Dreißigjährigen Kriege ein Reitersmann
verunglückt und begraben worden ist, und viele wollen im Mondschein deutlich einen Reiter ohne Kopf gesehen haben.
(Meiche, Alfred - Sagenbuch des Königreichs Sachsen, Leipzig 1903 / Mitgeteilt von Lehrer A. Zimmer in Raun)
Das Steinkreuz in Würschnitz - 08626 Unterwürschnitz
Der Denkstein zwischen Hauptmannsgrün und Waldkirchen - 08485 Waldkirchen Der Stein von Waldkirchen - 08485 Waldkirchen
An dem Wege, welcher von Unterwürschnitz nach Oberwürschnitz führt, gleich unterhalb des Kirchhofs, steht ein Steinkreuz,
das ungefähr drei Fuß über den Boden emporragt. In dasselbe ist das Bild eines Schwertes, dessen Handgriff zwar noch die
Form der Schwerter aus dem Mittelalter hat. dessen Spitze aber schon wie ein Reitersäbel eine Krümmung macht, eingehauen.
Es wird erzählt, daß auf dem sogenannten Husarenberge im dreißigjährigen Kriege eine Abtheilung sächsischer Husaren stand,
die von dem Feinde überfallen und in die Flucht geschlagen wurde. Es blieb jedoch nur ein Soldat in diesem Kampfe, und diesem
wurde das Kreuz gesetzt.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Vor mehreren Jahren stand am Wege von Hauptmannsgrun nach Waldkirchen ein Stein mit eingehauener Ofengabel. An dieser Stelle
soll nämlich ein Schafhirte von einigen Weibern mit einer Ofengabel erstochen worden sein. Der Hirte hatte mehr Schafe für sich
behalten, als ihm zukam und als er deswegen von den Frauen zur Rede gesetzt ward, wurde er grob; es kam zu Streit und Thätlichkeiten
und endigte mit dem gewaltsamen Tode des Hirten.
(Dr. Joh.Aug. Ernst Köhler - Sagen aus dem Voigtlande 1867)
Mitten in dem Dorfe Waldkirchen bei Reichenbach befindet sich ein kleiner Teich und auf denselben begrenzenden Damm, 16
Schritte östlich von dem Mitte des Dorfes schneidenden Fahrweg, steht ein Stein, ¾ E. hoch, oben einen Tierkopf ausgehend. Er
soll daran erinnern, dass im Dreißigjährigen Kriege ein durch das Dorf sprengender schwedischer Reiter mitten im Dorfe in einen
bodenlosen Morast geriet und nebst seinem Pferde in demselben versank und umkam.
(Fickenwirth - Chronik von Lengefeld, S. 275)