Deutschland
Thüringen
Lkr. Eisenach
Eisenach (I)
|
Blick zum Standort Fotos: Beck (2013) |
Ansicht von vorn Foto: Beck (1993) |
Abbildung bei Riske (1981) |
freigelegter Sockelstein Foto: Peter (1905) Quelle: Sammlung Beck |
Bliderwurf , Gerstenberger Chronik 1520 |
PLZ:
99817
GPS:
N 50° 58,013', O 10° 18,503'
Standort:
Es führt von Eisenach eine geteerte Straße hinauf zur Wartburg bzw. zum
Wartburghotel die im obersten Abschnitt von einem Schlagbaum am Parkplatz unter der Burg abgesperrt wird. Man geht diese (gesperrte) Straße bis etwa 50m vor
der letzten Kehre ("Droschkenwendeplatz") hinauf, links steht ein Lichtmast mit Ü.-Kameras und daneben kommt ein Fußweg mit Treppen von unten von der
"Eselsstation" herauf. Ca. 50-60 Schritte vor dieser letzten Biege schaut man herab auf eine schmale Wiese in Steilhanglage, im oberen Teil der Wiese
findet man den Stein in schräggeneigter Lage.
Größe / Material:
108:31:22
Geschichte:
Beim Recherchieren bin ich auf zwei interessante Fotos aus dem Nachlass von Hugo Peter, einem bekannten
Eisenacher Heimatforscher der Zeit um 1880-1930 gestoßen. Das erstaunliche Bild vom Welsbachstein zeigt den mit Metallbändern befestigten Stein auf einem im Erdreich verborgenen "Grundstein".
Dank einem Vermerk im Heft von Erwin Riske wird das Foto sogar datierbar - es entstand im Jahr 1905. (Beck 01/2014)
Auf den beiden Ansichten kann man gut die letzten Reparaturen des Steinmetzes von der Wartburgbauhütte
sehen, der Stein wurde wohl schon öfters beschädigt, wahrscheinlich durch umstürzende Bäume. (Beck 03/2007)
Es gibt zwei Deutungen zu Entstehung des Steines.
Zur Benennung "Velsbach-Stein":
Nach dem Aussterben der Ludowinger-Dynastie als Landgrafen von Thüringen kam es zum Bürgerkrieg. Die Eisenacher Stadtpatrizier wollten die Landesherrschaft
abschütteln und Eisenach zur Reichsstadt ernennen lassen. Die Wettiner waren die nach ihrer Ansicht rechtmäßigen Erben der Landgrafen und besetzten gleich die
Wartburg, diese wurde durch Belagerungsburgen (Eisenacher Burg, Frauenburg, Metilstein und die Stadt Eisenach) fast völlig eingeschlossen. Trotzdem siegten die
Wettiner und nahmen Rache an den Anführern der Gegner. In Eisenach wurde besagter Velsbach besonders bestraft. Er war starrsinnig und wollte keinen Treueschwur
auf die Wettiner leisten, deshalb fand an ihm ein Exempel statt. An der o.g. Stelle, wo die Ü-Kamera steht war um 1263 eine Art Katapult (eine sogenannte Blide) der
Wartburg aufgebaut. Velsbach hat man mit diesem Katapult der Legende nach 3 mal durch die Luft geschleudert (jeweils ca. 100m) bis er zu Tode kam.
Zur Benennung "Heiligenstock":
Die Wohltaten der Hl. Elisabeth bestanden auch in der Stiftung von Hospitälern und Armenspeisungen. Etwa 200m oberhalb der "Eselsstation" findet man den
Elisabethplan, hier stand ein kleines Franziskanerkloster welches von der Hl. Elisabeth begründet wurde und bis Anfang. 16. Jh. bestand. Ausgrabungen (TLAD und
Wartburgstiftung) in 2006 förderten Grundmauern, diverse Funde und einige Skelette zu Tage.
Der Heiligenstock befand sich im 18. Jh. noch in Flurkarten nachweislich an der Wegkreuzung gegenüber der Eselsstation. Er war der letzte Sammelpunkt für die
in kathol. Zeit stattfindenen Prozessionen zur Klosterkapelle des Elisabethplan-Klosters und / oder Wartburg.
Der Velsbachstein ist von der Machart als Unterteil eines solchen Heiligenstocks anzusprechen, deshalb vermutet man heute, daß der Velsbachstein im 19. Jh.
als man die Wartburggeschichte wieder intensiver untersuchte und auch alle möglichen "Sehenswürdigkeiten" um die Wartburg in die Landschaft "hineinkomponierte"
diesen Heiligenstock-(Rest)-Stein an den Fleck stellte, wo vorher der Velsbachstein stand.
Der Velsbachstein ist als Flurdenkmal registriert und steht unter Denkmalschutz. Er wird von der Wartburgbauhütte in regelmäßigen Abständen überprüft. (Beck 2007)
Nr.34. Eisenach, Wartburgumgebung. "Velsbachstein".
In der Wildbannkarte von 1722 ist noch ein weiterer Heiligenstockpfeiler eingezeichnet. Dieser erscheint auch auf der Skizze von 1710 in Junckers Chronik. Er wird
"Velsbachstein" genannt, weil während des Erbfolgekrieges nach der Einnahme der Stadt durch die Truppen Heinrich des Erlauchten (1263) der Eisenacher Ratsherr
Velsbach seiner alten Herrin die Treue hielt. Er soll deshalb auf Weisung des neuen Landesherren dreimal mittels einer Blide von der Wartburg ins Tal geschleudert
worden sein, woran er starb. In der Gerstenberger Chronik ist eine Zeichnung enthalten, die allerdings besagt, daß er über die Stadtmauer geschleudert wurde. Der
spätgotische, verzierte Pfeiler, der vermutlich aus dem ehemaligen Elisabethenkloster unterhalb der Wartburg stammt und 108x31x22cm mißt, ist oben mit einer
Deckplatte versehen, die ein Ausmaß von 44x28x8 cm hat und in der Mitte eine viereckige Vertiefung aufweist. Dieser Pfeiler soll früher ein Kreuz oder Bildstockoberteil
getragen haben und ist geringfügig beschädigt. In ihm sind Steinmetzzeichen eingeritzt, u.a. ein Pfeil und ein Haken. Der Stein und die Steinplatte, in der er eingelassen
ist, wurden 1905 freigelegt. Wenige cm unter der Platte zeigte sich der gewachsene Fels. Ein Grab oder Skelett wurden nicht gefunden. (Riske 1981)
Sage:
1. Wer dreimal auf der Steinplatte um den Stein, ohne sich an ihm festzuhalten,
herumlaufen kann, darf sich beim Bürgermeister ein Paar silberne Messer und Gabeln erbitten,
2. Der Stein soll die Stelle des Rosenwunders bezeichnen.
3. Unter ihm ist Fritz Erbe, der Wiedertäufer aus Herda, begraben. Dieser starb 1548 im Burgverlies der Wartburg.
Quellen und Literatur:
• Bechstein, Ludwig - Bürgertreue, in: Thüringer Sagenbuch. Erster Band, Wien und Leipzig 1858
• Die Gartenlaube, Jahrgang 1864 (m.Abb.)
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.34
• Die heilige Elisabeth bei Wikipedia
• Helmold, H. - Der Felsbachsetin unter der Wartburg, in: Thüringer Monatsblätter, Verbandszeitschr. d. Thüringerwald-Vereins,
15.Jg. (1907/08), Nr.12, März 1908, S.155-159
• recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von Oktober 1993, November 2013)
Der Felsbachstein unter der Wartburg
Von H. Helmold
Der Felsbachstein, dieses unscheinbare Denkmal vergangener Zeiten bleibt den meisten Besuchern der Wartburg verborgen,
weil es nicht am Fußweg sondern unterhalb der Fahrstraße steht, einige Meter unter dem Droschkenhalteplatz auf der steil abfallenden Wiese. Wie altersmüde neigt es sich
steil zur Seite. Wer den Stein näher ins Auge fasst, merkt bald, dass es nicht etwa ein Grenzstein ist, sondern dass es mit ihm eine besondere Bewandtnis haben
muß. Er selbst ist stumm und gibt keine Auskunft über seine Bedeutung. Ein Steinmetzzeichen und einige eingeritzte, nach unten sich nähernde Linien auf der der
Stadt zugekehrten Fläche verraten nichts darüber, nur lässt eine Öffnung auf dem abgebrochenen Oberteil darauf schließen, dass hier einmal ein eiserner Zapfen
eingelassen war und dass der Stein ehemals ein Kreuz oder ein Heiligenbild trug.
Bestimmtes weiß die Sage von dem Stein zu erzählen, und was sie berichtet, das ist in allen neueren Beschreibungen der Wartburg
die des Males Erwähnung tun, als Tatsache hingestellt. Die Sage erzählt, im thüringischen Erbfolgekrieg habe der Eisenacher Ratsherr Heinrich von Felsbach das
Recht des "Kindes von Brabant“ auf Thüringen eifrig gegen Heinrich den Erlauchten verfochten, und als der Markgraf gewonnen habe, sei der hartnäckige Widersacher
auf des ergrimmten Fürsten Befehl mit der Blide (Wurfmaschine) dreimal von der Wartburg nach der Stadt hin geschleudert worden, aber noch während der Marter habe
er immer gerufen: "Und das Thüringer Land gehört doch dem Kinde von Brabant!“ bis er beim dritten Schleudern seinen Tod fand. An dieser Stelle aber sei ein Denkstein
gesetzt worden, vielleicht liege er auch hier begraben. Und daher heißt das Mal der Felsbachstein.
Aber wir möchten doch auch gern wissen, was an dieser Sage geschichtlich wahr ist. Da wenden wir uns nun nicht an die jüngeren Thüringer
Geschichtsschreiber, wie die in ihrer Art recht verdienstvollen Rivander und J. Michael Koch (1710), welche hier selbst erst aus getrübten Quellen geschöpft haben 1),
sondern an die Berichte der ältesten Chroniken.
Auf die ursprünglichste Form der Erzählung scheint die von Schlorf abgeschriebene, bis 1407 reichende Chronik zurückzugehen, die auch
Arsinus als Vorlage für seine Chronicon Thuringicum, aber leider wenig gewissenhaft, benutzt hat. Ich führe hier den Wortlaut nach der in der Herzogl. Bibliothek zu Gotha
befindlichen Handschrift an: "Da gewan her sie an sente vawels nacht, also her bekart wart, vnde steig daryn hinder den barfußenvnde totte etczliche, die sin recht
varworfen hatte vnde on das landt abgesaget vnde die-herczogin von brabant inngelaßenn mit orme kinde, vnder den was eyn mechtiger burger, genant von weißbeche,
der sprach dannoch, das landt czu daringen were mogelicher des kindes von hessen vanne sin vnbe ließ her legen in eyne blide vnde on dristunt werfen, das her
czwer (zwier = zweimal) lebendig blieb, vnde zu deme dritthen male starb her“.
(Da gewann Markgraf Heinrich die Stadt in St. Pauli Bekehrungsnacht und stieg hinter dem Barfüßerkloster hinein und tötete etliche, die
sein Recht verworfen hatten und ihm das Land abgesprochen und die Herzogin von Brabant eingelassen mit ihrem Kinde. Unter denen war ein mächtiger Bürger,
genannt von Welsbach, der sagte trotzdem noch, das Land zu Thüringen gehöre dem Kind von Hessen mit mehr Recht als ihm, und (den) ließ er in eine Blide legen
und dreimal schleudern, dass er zweimal lebendig blieb und zum dritten Mal starb.)
Ebenso einfach erzählt das Chronicon Thuringicum von unbekanntem Verfasser, das Schöttgen und Kreysig herausgegeben haben und
welches bis 1400 reicht 2): "Da war unter ihnen ein mächtiger Bürger, der hieß von Welchsbeche, der war
so fest in seinem Sinne, dass er, so oft man ihn fragte, wem das Thüringerland rechtmäßig gehöre, stets antwortete: Dem Kind von Hessen. Den legte man auf eine
Blide und warf ihn tot.“ In beiden Berichten ist weder gesagt, dass Felsbach während der Strafvollziehung jene Worte ausgesprochen hätte, noch dass er von der
Wartburg herunter geschleudert worden wäre. Doch ist in der eben genannten Chronik, wohl nicht von der ersten hand, noch hinzugefügt: „Einige sagen, er wurde
geschleift, und ein anderer Mann wäre es zu einer anderen Zeit, der von Wartburg mit einer Blide nach Eisenach geworfen wurde.“ Man sieht, wie unsicher man schon
damals über den wirklichen Vorgang war und dass die Geschichte in Eisenach wahrscheinlich bereits einige Jahrzehnte später in verschiedener Gestalt erzählt wurde.
Daß Felsbach während des Schleuderns jenen Ausruf getan habe, berichten die Annales Reinhardsbrunnenses (die zwar schon 1335
abgeschlossen sind, deshalb aber nicht auf älterer Quelle zu beruhen brauchen als jene beiden deutschen Chroniken) und Johann Rothe. In den A. R. lesen wir:
"Nachdem er zweimal geschleudert war, gab er, standhaft immer dasselbe ausrufend, beim dritten Wurf seinen Geist auf.“ Daß das Schleudern von der Burg herab
geschah, sagen also die A. R. nicht, dagegen heißt es bei Rothe nun am ausführlichsten und unwahrscheinlichsten: "Den ließ er in die Blide, die vor Wartburg stand,
legen und in die Stadt Eisenach (!) werfen. Dennoch rief er (Welspeche) während des Wurfes, das Land gehöre dem Kind von Hessen.“ Dreimal lässt ihn Rothe
wenigstens nicht schleudern, denn dass Felsbach zweimal aus der Stadt auf die Burg wieder hinaufgeschafft worden sei, das zu glauben, mutet er seinen Lesern
doch nicht zu.
In der Angabe der Zeit schwanken die Chroniken zwischen den Jahren 1260-1262.
Urkundliches erfahren wir über die Felsbachs in Ztschr. F. thür. Gesch. u. A. II (1856) durch W. Reins Abhandlung: Das Stadtregiment
und der Schöppenstuhl zu Eisenach. Wenn die Geschichtsbücher ihren Felsbach einen mächtigen Bürger nennen, so ist zu vermuten, dass er dem Rat der Stadt
angehört habe. Und in der Tat finden wir in den bei Rein abgedruckten Ratsverzeichnissen drei Mitglieder eines Geschlechts, einen Ludowich de Felsbeche 3)
(Felsbech, Wilsbech, Welsbach, Welsbech, Wesbech) in den Jahren 1247 4), 1251, 1256, 1258, 1259,
einen Giselerus 1258 und einen Henricus 1259. Bei diesem "Henricus de Welsbech" steht die Bemerkung: "Dieser soll geschleudert sein". Zweifellos rührt sie
von der Hand des ersten Zusammenstellers der "Ratsfasten“ her, des Eisenacher Gymnasialdirektors (1566-80) und späteren Bürgermeisters Bissander. Was diesen
bestimmt, gerade den Heinrich v. Felsbach als den Geschleuderten anzusehen und nicht etwa den öfter genannten Ludwig, das wissen wir nicht. Doch drückt er sich
vorsichtig aus: Dieser soll usw. - - Zu beachten ist ferner, dass in nächsten Verzeichnissen, so weit sie erhalten sind, kein Felsbach mehr erscheint, erst 1351 wieder
ein Ludwig von Felsbach.
Was wir aus diesen Zeugnissen demnach als wahrscheinlich hinnehmen können, ist folgendes: Als Heinrich der Erlauchte Eisenach
eingenommen hatte und unter den Führern der Gegenpartei Gericht hielt, sagte ihm ein einflussreicher Ratsherr namens von Welsbach kühn ins Gesicht, das Land
gehöre doch dem Kind von Hessen. Zornig ließ ihn der Markgraf auf grausame Weise hinrichten, indem er ihn mit einer Blide schleudern ließ, bis er tot war, oder
indem er ihn zu Tode schleifen ließ.
Eins findet sich in den Chroniken, so viel ich weiß, nirgends erwähnt: daß Felsbach an dem Ort, wo er zuletzt niedergefallen, begraben
sei oder dass man ihm hier einen Denkstein gesetzt hätte. Wäre das der Fall gewesen, so hätten die alten Geschichtsschreiber über Art und Ort der Hinrichtung
nicht im Unklaren sein können. Wie steht es nun mit dem Felsbachstein? J. Mich. Koch weiß im Jahre 1710 von einem solchen Steine nichts, und auf einer
Flurkarte von 1722 ist unser Stein ebenso wie ein ähnlicher, der seinen Stand an dem Sattel zwischen Wartburg und Metilstein hatte, als ein Heiligenstock
bezeichnet, wahrscheinlich sogar nach alter amtlicher Überlieferung. Daß man es nicht mit einem Grabstein zu tun hat, worauf allerdings die starke Steinplatte
hinweisen könnte, in der der Stein befestigt ist, hat sich im Jahre 1905 gezeigt, als die Platte auf Anregung des Herrn Dr. G.A. Müller freigelegt wurde. Wenige
Zentimeter unter derselben fand sich der gewachsene Felsboden. Allerdings macht Dr. Müller in seinem Bericht (Eisenacher Ztg. Vom 15. Nov. 1905 und Eis.
Landbote Nr.47) selbst darauf aufmerksam, dass der freigelegte Stein leicht ins rutschen kam, sodaß man einwenden kann, der Stein sei von dem weiter oben
befindlichen Grab herabgerutscht oder mit Gewalt herabgestoßen worden. Indessen liegt nach dem Ausgeführten überhaupt kein Anlaß vor, hier nach einem Grabe
zu suchen.
Den Stein als ein Gedächtnismal für Felsbach anzusehen, lag allerdings für den nahe, der die Geschichte in der üblichen Darstellungsweise
kannte. Denn die Bliden standen, wie heute noch die Kanonen, offenbar auf der Schanze, und die Entfernung des Steins von dieser konnte wohl der Wurfweite der
Blide (mit einem solch absonderlichen Geschoß!) entsprechen. Aber diese Deutung, die Storch im Jahre 1837 als Sage bezeichnet, scheint nicht viel älter als ein
Jahrhundert zu sein. Storch selbst vermutet hier das Grab eines Geistlichen aus dem darunter gelegenen Elisabethenklösterchen oder des 1548 in der Haft auf der
Wartburg gestorbenen Wiedertäufers Fritz Erbe, von dem es heiße, dass er bei dem Elisabethenkloster unter der Wartburg begraben sei. Bei beiden Annahmen fragt
man sich: Warum sollte man das Grab gerade an so abschüssiger, felsiger Stelle angelegt haben, warum nicht auf dem geebneten Platze beim Klösterchen selbst?
Auf den richtigen Weg zur Deutung führt uns jene Flurkarte von 1722 5). Wir
haben es ohne Zweifel mit einem zerstörten Bildstock zu tun. Aber er hat noch etwas Besonderes vor seinem auf jener Karte bezeichneten ehemaligen Genossen vorraus,
den wir oben erwähnten. Denn er galt, was im Laufe der Jahrhunderte ganz in Vergessenheit geraten ist, als Zeuge des
Rosenwunders! Die spätere Sage verlegt es an den Elisabethenbrunnen oder an die Armenruhe (Elisabethenruhe) unterm
Breitengescheide. Hören wir aber den, der das Rosenwunder zum ersten Mal 6) erzählt, Johannes Rothe in
seinem gereimten Leben der heiligen Elisabeth (zwischen 1421 und 1434 verfaßt).
Es wird nicht unwillkommen sein, wenn ich zunächst den betreffenden Teil der Dichtung nach der mir vorliegenden gothaischen
Handschrift (von Schlorf) genau anführe, da der Text in Menckens Sammlung Bd. II sehr mangelhaft ist. Die Übersetzung schließe ich daran in Prosa, denn an
poetischer Wirkung hat das Gedicht nichts zu verlieren.
Czu eyner czit tath sie das
Alzo or herre zu ysenache was
Vnde solde uff das huß wartpurg gehen
Da sunst her sie vnderwegen stehin
Mit eyner yrer libisten jungfrawen
Da wolde her auch beschawen
Was sie da beide trugen
Vnder oren menteln vnde in krugen
Wannen sie worenn beide wol geladen
Mit fleische eyernn vnde mit fladen
Her sprach lasst sehen was traget yr
Vnde dackte uff ore mentilo schire
Da wurden die sturcke da alzo roßen
Vnde alzo her mit or begunde koßen
Da erschragk sie das sie om nicht zusprach
Czuhant her sie da ansach
Guttlich or erschrecken was om leyth
Vnde wolde or zusprechen anderweyt
Da erschein um zu den gecziten
Eyn bilde nach christus lyden
Bss orem houpte alzo balde
Da wolde her sie nicht lenger halde
Vnde sprach das sie vor sich ginge
Vnde keyne forchte des empfinge
Vnde warte fort der krangken
Vnde bette uff on keyne gedancken
Alzo ging her vort zu wartpurg
Vnde margkte da ditz gotts wergk
Was got wunders mit or trebe
Vnde begunde sich des in iyme hertzen vorgehen
Vnde wartperg alzuhant
Abir der czelle Sente elizabethen gnant
Nahe an der knye brechenn
Alzo die luthe gemeiniclich sprechen
Dae stunt eyn bawm in den was gehawen
Eyn crucze das mochte man schawen
An der selben atat geschach das
Czeichen da ich ytzunt vone laß
Daß landtgraue kaddewig ein crucze sach
Vff orem houpte da he or zusprach
Der bawm der wart abgehawen
Das man das warczeichen beschawn
Mochte byß an disse zcyt
Darvmbe hat man bysyt
Eyn hilde gesatzt die dem wege
Das es warczeichen besage
Vff dass man die stadt moge gewisse
Vnde blibe auch in gedechtnisse. |
"Einstmals tat sie dies: Als ihr Herr zu Eisenach war und im Begriff war auf Schloß Wartburg zu gehen, da fand er sie unterwegs stehen
mit einer ihrer liebsten Jungfrauen. Da wollte er auch sehen, was sie da beide trugen unter ihren Mänteln und in Krügen, denn sie waren beide wohl beladen mit
Fleisch, Eiern und Fladen. Er sprach: "Laßt sehen, was ihr tragt!“ und deckte schnell ihre Mäntel auf. Da wurden die Stücke gleichwie Rosen. Und als er mit ihr zu
reden begann, da erschrak sie, dass sie ihm nicht antworten konnte. Alsbals sah er sie freundlich an, denn ihr Erschrecken war ihm leid. Und er wollte sie noch
einmal anreden, da erschien sogleich auf ihrem Haupt ein Bild nach Christi Leiden (das Bild des Gekreuzigten). Da wollte er sie nicht länger halten und sagte,
sie möge nur weiter gehen und keine Furcht haben, sie solle weiter der Kranken warten und sich durch Gedanken an ihn nicht abhalten lassen. So ging er fort auf
die Wartburg und merkte da dieses Gotteswerk, was Gott für Wunder an ihr zeige, und er begann in seinem Herzen stolz auf sie zu sein (?). -
Unter der Wartburg gleich über der Zelle St. Elisabethen, nahe an der Kniebreche, wie die
Leute gewöhnlich sagen, da stand ein Baum, in den war ein Kreuz gehauen, das man sehen konnte. An derselben Stelle geschah das Zeichen, wovon ich jetzt
berichtete, daß Landgraf Ludwig auf ihrem Haupt ein Kreuz sah, als er sie anredete. Der Baum wurde abgehauen;
damit man aber das Wahrzeichen schauen konnte bis in diese Zeit, darum hat man zur Seite an dem Wege ein Bild
gesetzt, daß es das Wahrzeichen besage, damit man die Stätte wissen könne und es im Andenken bliebe."
Als ich kürzlich diese Stelle des Elisabethenlebens las, war mir sofort klar, dass es sich um unsern sogenannten Felsbachstein
handle. Er steht unter der Wartburg und gleich über der Stätte des ehemaligen Minoritenklösterchens oder der Elisabethenzelle, deren über dem Elisabethenbrunnen
gelegener Platz man von dort sehr gut überschaut. Die Wege sind freilich nicht mehr ganz dieselben wie zu Rothes Zeit, doch führte der Hauptweg schon damals
naturgemäß vom Schlossberg her in der Richtung des vor der Droschkenhaltestelle befindlichen Stückes Chaussee, um hier, wie heute die Chaussee, in den
Felsenweg unter der Schanze einzubiegen. Vom Klösterchen (1331 gegründet) und wohl schon von dem von Elisabeth selbst hier gegründeten Spital führte
jedenfalls ein steiler Weg aufwärts, der in den Hauptweg einmündete. Denn der bequemere Felsenweg rechts vom Kloster ist nach urkundlichem Ausweis
erst 1441 gebrochen. Nach Rothe sollen wir uns nun die Sache so vorstellen: Der Landgraf stieg den Hauptweg von der Stadt her nach der Burg, da begegnete
er da, wo der steile Pfad nach dem Siechenhaus herunterging, also an der Kniebreche, seiner Gemahlin, die auf dem Wege von der Burg zu ihren Kranken war.
Die Sage ist wahrscheinlich vor Rothe schon gebildet worden, denn wir haben keine Ursache zu glauben, dass seine Angaben über das vorher in den Baum
eingehauene Kreuz aus der Luft gegriffen sei. Daß nun das Kreuz (jedenfalls ein Kruzifix), nachdem der Baum abgehauen, an derselben Stelle gesetzt worden ist,
kann wohl darauf hinweisen, dass man dem gerade an dieser Stelle befindlichem Kruzifix Bedeutung beilegte. Es wäre dann nicht unwahrscheinlich, daß die
Brüder des Klösterchens in maiorem gloriam ihrer Zelle das Rosenwunder – wenn nicht erdacht, so doch an die Stelle jenes Kruzifixes verlegt hätten.
Die ursprüngliche Stelle des Bildes mag man etwas weiter oben annehmen, denn natürlich wird es nicht von Anfang an schräg
gestanden haben. Es wird im Laufe der Zeit aus seiner ersten Lage verrutscht sein, vielleicht auch gewaltsam herabgestoßen sein zu derselben Zeit, als man
das Kruzifix zertrümmerte.
Jedenfalls ergibt sich aus unserer Untersuchung, wie ich glaube, mit hoher Wahrscheinlichkeit, daß der sogenannte Felsbachstein
nicht ein Gedenkstein für den hingerichteten Eisenacher Bürger war, sondern der Träger eines Kruzifixes aus der Zeit des Elisabethen-Klösterchens und daß
er die Stelle bezeichnen sollte, wo nach frommem Glauben das Rosenwunder geschah.
Anmerkungen:
1) Z.B. nennt Koch unsern Helden Wolff Beer (!). Dieser name geht zurück auf den bei Ursinus sich findenden Namen von Wolffbeche. Ursinus aber
hat den in seiner Handschrift stehenden falsch gelesen; da heißt es von welßbeche. In Klammern bringt dann Koch noch den Namen Wolff Welsbach und dann erst
Henrich Welsbach.
2) Die drei nächsten Zeugnisse gebe ich in der Übersetzung.
3) Diese Namensform berechtigt uns, den üblichen Namen Felsbach (oder Velsbach) beizubehalten
4) Mit diesem Jahre beginnen erst die Aufzeichnungen
5) Die Einsicht in dieselbe verdanke ich Herrn Hugo Peter, der den Stein bereits in seinen "Hausmarken und Steinmetzzeichen" als Überrest eines Kreuzes
oder Heiligenbildstocks gedeutet hat.
6) Vorangegangen ist ihm allerdings Hermann von Fritzlar, der aber den Vorgang in die Kindheit der Heiligen verlegt und das Verbot des Schenkens von
Landgrafen Hermann ausgehen läßt. (Siehe Ztschr. f. thür. G. u. A. VII, Abh. von Witzschel S.303). Das Rosenwunder soll auch von der hl. Rosa in Bilerbo erzählt
werden, eine Angabe Limbergs, die ich nicht nachprüfen konnte.
(aus: Thüringer Monatsblätter, Verbandszeitschr. d. Thüringerwald-Vereins, 15.Jg. (1907/08), Nr.12, März 1908, S.155-159)
Eisenach (II)
Tourismusorientierte Standortgestaltung Nicht zu Nachahmung! |
Aufnahme von 1961 VÖ bei Riske (1981) |
Oberteil mit Jahreszahl und Name Riske (1981) |
Schaft mit Jagdszene Riske (1981) |
Abbildung bei Köber (1960) |
Thüringer Monatsblätter Titelbild von 1937 |
Wildschwein-Jagd Codex Manesse (um 1300-1340) |
GPS:
N 50° 56,739', O 10° 17,485'
Standort:
Der Stein steht auf einer kleinen Anhöhe ca. 50m nordöstlich des
Rennsteig an einer Hohlwegetrasse. Die Altstraße kommt von Süden (Wolfsburg-Unkeroda) und führt dann nach Nordwesten ein Stück auf die Wartburg
zu, dann über den "Roten Weg“ zum Georgental oder "Kniebreche“ zum Waldhaus Sängerwiese und weiter zur Wartburg oder Mariental. Die Königsteiche
(richtig) Knöpfelsteiche liegen unterhalb - aber nicht an dieser Altstraße!
Größe / Material:
160:83:26 / Sandstein
Geschichte:
Benennung: "Wilde Sau". Der Stein steht in der Gemarkung der Stadt Eisenach - seit 1919 gehört das
betreffende Waldgebiet zur Stadt, vorher im Privatbesitz des Großherzogs (Jagdrevier). Der Stein ist für einen Jagdunfall gesetzt worden, die Umstände sind rätselhaft.
Es könnte auch eine Mordgeschichte sein, aber bei einer Wildschweinjagd läuft oft was schief.
Der Stein ist eines der schönsten Sühnekreuze und Flurdenkmale in Thüringen. Er braucht keine "Verschönerung“ - trotzdem hat man im Jahr 2002,
als man den Pumpälzweg von Salzungen zur Wartburg angelegte, etwa 3m neben das Steinkreuz
eine grob behauene Planke mit primitiv wirkender eingeschnitzter Szene dieser Jagd und eine große Info-Tafel vom Pumpälzprojekt gesetzt. Diese neu geschaffene
Szene zerstört den Gesamteindruck, den ein solch beachtliches historisches Denkmal in unverfälschter Umgebung hinterlässt.
Der - nicht zu unrecht - im Denkmalschutzgesetz verankerte Umgebungsschutz eines Kulturdenkmals wurde hier in keinster Weise berücksichtigt.
Vergleicht man die jüngeren Abbildungen mit dem Titelbild der Thüringer Monatsblätter von 1937, so kann man bei diesem Bild ziemlich gut die Gesichtszüge der
Männer und die Körperkonturen vom Schwein erkennen. Das Steinkreuz war damals noch nicht so verwittert. Auf der Detailaufnahme von Riske (1981)
sieht man Buchstaben als Einritzungen, die wären demnach als "jüngere Zutat" von nach 1937 zu bewerten.
Immer wenn ein Jahr mit gerader Jahreszahl ist, kann man mit etwas Glück als Zuschauer dabei sein, wenn bei der in Richtung
Hörschel an der Werra vorbei ziehenden Runst des Rennsteigvereins die Jungrenner nach fast sechs Tagen anstrengender
Wanderung zu Altrennern erhoben werden.
Der Wanderführer heißt den Jungrenner vor dem Steinkreuz niederknien und den Stein mit der rechten Hand berühren.
Während er seine Schulter mit dem Wanderwimpel berührt, verkündet er ihm seinen Rennernamen, mit dem er fortan in
Rennerkreisen angeredet werden darf; der frischgebackene Altrenner darf sich sodann erheben.
Benennung: "Wilde Sau". Malteser-Kreuzform. Schaft nach unten plattenartig verbreitert und verstärkt. Stattlich.
Südostseite (Schauseite), auf dem Kopf plastisch herausgearbeitet: Jahreszahl 1483 in gotischen Ziffern, dicht darüber und
darunter als Einfassung je ein horizontal verlaufender Steg. In voller Breite auf dem Querbalken plastisch heraus gearbeitet: Balthaßer
Rodechr, dicht darüber und darunter als Einfassung je ein horizontal verlaufender Steg. Auf dem Schaft ist eine Jagdszene plastisch
herausgearbeitet: Ein Wilschwein, auf dem ein Mann sitzt, wird von einem zweiten Mann mit einem Jagdspieß (Saufeder) abgefangen bzw. erstochen.
Mehrere alte Abschläge und zahlreiche neuzeitliche Kritzelein. Gefährdet durch große Popularität. Beträchtliche Schräglage. [...] (Störzner 1984)
Das schönste und bedeutsamste Steinkreuz des Kreises steht auf einer kleinen, nördlich vom Rennsteig etwa 80m entfernten Anhöhe
und ist auf den gut markierten Wanderwegen leicht erreichbar. Es ist aus Sandstein angefertigt und 156cm an der Schauseite (Rückseite infolge der Schräglage
136cm) hoch, die Armbreite beträgt 83cm und die Stärke etwa 25cm. Es ist beschädigt, durch "Verewigungen" verunziert und durch abgeschlagene Teile, z.B.
am linken Arm, verunstaltet.
Wichtig und interessant sind für den Forscher und Betrachter drei Punkte, die sich in diesem Kreuz vereinen:
die in gotischer Schrift ausgeführte Jahreszahl "1483", der ebenfalls in gotischen Buchstaben plastisch herausgearbeitete Namenszug "Balthaßer Rodccher"
und die plastische Darstellung einer Jagdszene. Es ist nicht sicher, ob es sich hier um ein Sühne-, Erinnerungs- oder Unfallmal handelt.
Die Eisenacher Forstakten von 1557 erwähnen u.a. auch den Forstort "Saukreuz". Im handschriftlichen Manuskript des Joh. Mich. Koch von 1720 ist im
9. Kapitel des 4. Buches eine grobe Rötelzeichnung mit einer Beschreibung des möglichen Vorfalls enthalten. Eine Reproduktion des Originals, das sich im
Stadtarchiv befindet, wird hier veröffentlicht. Der nächste urkundliche Hinweis findet sich in den Befragungen von 1744, wo u.a. das "Steinern Creutz" erwähnt ist,
einschließlich des Vorganges als Jagdunfall. 1754 wurde in der Eisenacher Amtsbeschreibung der Vorfall bereits etwas erweitert und fehlerhaft dargestellt.
Der Forstort wird "beym wilden Sau Creutz" genannt. Zum Vergleich eine Reproduktion. Beide Beschreibungen besagen folgendes:
1720
Anno 1483 im Jahr der Geburth Luthers ist ein Weimarischer Bedienter bey Eisenach auf dem Wald auf der Jagd mit einem fangspieß erstoch word von s. diener,
am steinern stehet:
1483. Balthaßer Rodecher. dran steht die Sau u dabey der Mann u d Knecht.
1754
Das wilde Sau Creutz ist ein steinernes Crcuz vom Jahre 1498, worauf der Nahme Balthaßer Rodcher und 2. Personen in alter Kleidung eingehauen, davon
einer auf einer wilden Sau reutet, der andere solche anlaufen läßet. Man sagt, es habe ehemals Einer ein Hauptschwein aufgefordert, das Schwein aber ihn so
unterlaufen daß er auf dem Schwein zu sitzen gekommen. Wie nun sein Diener ihm helfen und zu dem Ende das Schwein anlaufen lassen wollen, sey derselbe
unglücklich gewesen, daß er mit dem von dem Schwein ausparirten Fang Eisen seinen Herrn durchbohret.
In allen folgenden Chroniken und heimatkundlichen Büchern wird diese Beschreibung mit eigenen Zutaten und Fehlern, die leider von den
nächsten Autoren bedenkenlos übernommen wurden, eingearbeitet. Hierbei leistete sich Frau Spiering in ihrem 1921 herausgegebenen Büchlein den tollsten
Streich; denn sie verlegt die Jagd in die Zeit um 1280 und läßt das Schwein durch Landgraf Albrecht den Unartigen mit einem Pfeil erlegen. Dabei wurde der Name
falsch wiedergegeben, die Jahreszahl mit der Lebenszeit des Landgrafen (geb. um 1240, gest. 1314) nicht in Einklang gebracht.
Eine ganz andere Deutung der Szene auf dem Steinkreuz stammt von Dr. Taeger (1957 gest.). Er erklärte, daß es im Mittelalter üblich war, besondere Vorfälle
drastisch darzustellen. Er vermutet, daß hier ein Mann seine Ehefrau beim Ehebruch ertappte und ihren Partner tötete. Der Steinmetz stellte diese Tat durch den
"reitenden Mann" auf einer "Sau" dar.
Da uns keine Urkunden aus der Zeit um 1500 überliefert sind, die den Tod von Rodecher erwähnen, und auch andere Geschichtsquellen nichts darüber aussagen,
wird die wirkliche Ursache dieses Steinkreuzsetzens wohl immer ungeklärt bleiben. (Riske 1981)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Thüringer Monatsblätter, Verbandszeitschr. d. Thüringerwald-Vereins, 45.Jg. 1937, Heft 12 als Titelbild
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.44, Nr.157
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.13
• Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, S.29-30
• Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.38-40
• fam-m-wagner.de
• 228r: Herr Heinrich Hetzbold von Weißensee, aus: Codex Manesse, Große Heidelberger Liederhandschrift, die
zwischen 1300 und 1340 in Zürich enstand.
• recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda
Eisenach (III)
Abbildung bei Riske (1981) |
GPS:
N 50° 58,490', O 10° 19,159'
Standort:
Am Turm der Georgenkirche , Nordseite, ca. 2m über Grund eingefügt.
Größe / Material:
40:31:? / Sandstein
Geschichte:
Benennung: "Bäckerstein". An der Nordseite des 62m hohen Georgenkirchturmes,
der erst 1902 angebaut wurde, befindet sich in etwa 2m Höhe unter dem Kriegerdenkmal ein 40x31 cm großes Sandsteinrelief, auf dem ein kniender Mann mit erhobenen
Händen und einer Geldkatze um den Leib in der damals üblichen bürgerlichen Kleidung zu sehen ist. Vor ihm befindet sich noch ein Schild, in dem eine Krämer- oder
Kaufmannswaage, eine Wolfsangel und ein Malteserkreuz eingeritzt sind. Darunter wurde ein Teil des alten Steines weggeschlagen und in diese Fläche das Datum
6.7.1902 eingeritzt. Die Jahreszahl ist durch das vermutliche Namenszeichen des Baumeisters JH oder HH getrennt. Es kann sein, daß
dieser Stein früher etwas größer war. Zwischen Mann und Schild ist ein kleines, etwa 2cm großes Viereck eingehauen, dessen Bedeutung und Zweck unbekannt sind
und das hier störend wirkt. Der Stein müßte im 15.Jh. angefertigt worden sein und soll bis 1898 am Westeingang vor der Kirche gelegen haben. Von dort wurde er wegen
der Bauarbeiten herausgenommen und dann in den Kirchturm eingemauert. (Riske 1981)
Sage:
Ein Bäcker hat aus Geldgier während einer Hungersnot zu kleine Brote gebacken und
sie zu teuer verkauft. Auf dem Totenbett verlangte er, daß sein Grabstein vor der Kirche niedergelegt werden soll, damit ihn alle Kirchgänger für seine Habsucht mit Füßen
treten können.
Quellen und Literatur:
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.38
• Müller, Frank-Bernhard - Der Creuzburger Amtsphysikus Dr. Urban und der sog. Bäckerstein an der Eisenacher Georgenkirche. Einblicke 1815 - 1915 - 2015, in: Werratal-Bote, Nr.48 vom 7.12.2015 (Teil 3 von 9)
• recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Foto von 2007)
Eisenach (IV)
Zustand 2016 |
Abbildung bei Riske (1981) |
GPS:
N 50° 58,465', O 10° 19,122'
Standort:
Zwischen Georgskirche und Post im Pflaster der Fahrstraße Markt an der Ecke
"Obere Predigergasse".
Größe / Material:
9 Pflastersteine in Kreuzform verlegt
Geschichte:
Im Verlauf der Bauarbeiten am Marktplatz westlich der Georgenkirche wurde auch das historische Pflaster ersetzt.
Nun gibt es eine neue Gestaltung (Granitpflaster) und auch das Pflasterkreuz wurde mit neuen Basalt-Steinen an der bezeichneten Stelle neu "aufgebaut". (Beck 06/2016)
Seit März wird der südliche Marktbereich um die Georgenkirche saniert. Dort befindert sich das Pflasterkreuz für die dort
1525 hingerichteten Anführer des Werra-Haufens.
Nachdem die Pflasterarbeiten am Markt zwischen Post und Georgenkirche zum großen Teil abgeschlossen sind, häufen sich die Nachfragen nach dem Gedenkkreuz im Pflaster. Bisher ist es noch nicht
eingearbeitet. Die Stadtverwaltung teilt mit, dass das Gedenkkreuz aus technischen Gründen erst kurz vor der Fertigstellung der gesamten Pflasterfläche eingesetzt wird. Dann allerdings mit dunklen Steinen, da
das neue Pflaster hell ist. Das im Pflaster eingearbeitete Gedenkkreuz in der Kurve vor der Georgenkirche bezeichnet einen denkwürdigen Platz. An dieser Stelle wurden am 11.Mai 1525 fünf Anführer des so
genannten Werrahaufens - ein Heerhaufen aufständischer Bauern - hingerichtet. Zuvor kamen die aufständischen Bauern nach Eisenach und wollten mit der Obrigkeit verhandeln. Man lockte die Anführer in die
Stadt, nahm sie sofort gefangen und machte ihnen den Prozess, in dem sie zum Tode verurteilt wurden. Die Richtstatt befand sich zwischen dem Brunnenkeller und der Georgenkirche. Das Kreuz im Pflaster
erinnert an die Enthauptung von Hans Sippel aus Vacha, Jakob Töpfer aus Berka/Werra, Jörg Hain aus Witzelroda, Herrmann Stork aus Eisenach und Heinz Bittemer aus Nesselröden. (Stadtverwaltung Eisenach)
Es ist ein Kreuz aus Pflastersteinen am Marktplatz und erinnert an den
dortigen Richtplatz für den öffentlichen Vollzug von "Schauprozessen". Die Pflastersteine haben etwa eine Größe von etwa jeweils 10x10cm. Auf dem Markt wurden,
wie in vielen anderen Residenzstädten, politische Urteile vollstreckt, so die Todesstrafe an den Bauernführern, welche wärend des Bauernkrieges bei Eisenach gefangen
gesetzt wurden und, nachdem die Unruhen abgeebt waren, hier rasch zum Tode verurteilt worden waren.
Die betreffende Stelle findet sich etwa 30m westlich vor der Georgenkirche auf Höhe des einstigen "Steinhof" - der einstigen landgräflichen Stadtburg, die dann
durch das herzogliche Schloß ersetzt wurde. Man wollte ja bei diesem Spektakel in der ersten Reihe sitzen ...
Das Steinkreuz hat alle Straßensanierungen der letzten 100 Jahre überdauert - anders gesagt, hier hat es noch ziemlich abgewetztes Katzenkopfsteinpflaster, wo
sonst bereits der Asphalt liegt. (Beck 2007)
Nr. 36. Eisenach, Marktplatz - "Pflasterkreuz"
In der "Illustrierten Geschichte der deutschen frühbürgerlichen Revolution" finden sich auf den Seiten 271 bis 272 einige Absätze, die die Eisenacher Ereignisse in
dieser Zeit des Bauernkrieges treffend darstellen. Mit freundlicher Genehmigung des Dietz-Verlages sollen sie dem Leser zur Kenntnis gebracht werden:
Dem Werrahaufen fiel die Aufgabe zu, Phillipp von Hessen den Weg nach Thüringen zu verlegen. Kostbare Zeit war bereits durch den Zug nach Meiningen
verlorengegangen; jetzt kam es darauf an, den Haufen schnellstens nach Westen zu dirigieren, um Eisenach für den Anschluß an dem Aufstand zu gewinnen. Aber
von den 8000 Bauern des Haufens kamen nur 2000 vor der Stadt an, deren Besitz in diesen Tagen entscheidend wurde. Viele hielten ihre Ziele für erreicht und zogen
nach Hause; andere wollten nicht außerhalb der Grafschaft Henneberg kämpfen. Das kam einer weitgehenden Auflösung des Haufens gleich, in dem lokalbornierte
Kräfte die Überhand gewannen.
Inzwischen waren Rat und Bürgerschaft Eisenachs auf das Eintreffen des Landgrafen eingestellt, der sich in Berka mit den Truppen Heinrichs von
Braunschweig-Wolfenbüttel vereinigt hatte. Dem geschwächten Werrahaufen traten die Eisenacher entschlossen entgegen. "Do sie für die Stadt Eisenach kamen, wolt
der Schultes doselbst den Haufen nit gar in die Stadt lassen, sondern den Hauptman mit den Reten. Do dieselben hinein kamen, name er den Hauptman mit den
Reten und leget sie in die Gefangnus und machet das Geschrei under den andern Bauern, der Landgraf kerne. Do was er von Fulda derselben Zeit gein Vach gezogen,
vier Meil von Eisenach; do liefen sie alle von einander; also wurd der Häuf zerstöret und wurd der Hauptman sampt seinen Reten selb siebend die Kopfe abgehauen."
Das war am 10. Mai 1525. Am 22. Mai zog der Landgraf in die Stadt ein.
Die Nachgiebigkeit gegenüber den lokalbornierten Kräften im Werrahaufen, verbunden mit einer Fehleinschätzung der Lage, hatte zum Verlust Eisenachs geführt
und dem Landgrafen den Weg nach Thüringen geöffnet. Während größere Kontingente des Werrahaufens Müntzer zuzogen, rückte der vereinigte Salzaer und
Wangenheimer Haufen vor Weißensee, mußte sich aber ergebnislos zurückziehen, da ihm keine Verständigung mit der bürgerlichen Opposition in der Stadt gelang." |
Zur Erinnerung an diese Hinrichtung wurden 9 hellere Steine in die dunkle Pflasterung des Marktplatzes eingelegt, die bereits 1928 vorhanden waren. Man findet
dieses "Pflasterkreuz", wenn man in Verlängerung der Unteren Predigergasse über die Fahrbahn auf den Marktbrunnen zugeht. Bei Neupflasterungen wurden dieses
Erinnerungszeichen immer wieder eingefügt. Im Mai 1975 wurde am "Brunnenkeller" eine Gedenktafel enthüllt, die die Namen der 5 Bauernführer, ihre Heimatorte und
eine kurze Schilderung der Bluttat beinhaltet. Diese Tafel soll uns eine stete Mahnung sein und uns daran erinnern, daß in unserem Staat das Vermächtnis der für ihre
Freiheit kämpfenden und sterbenden Bauern des Mittelalters erfüllt ist. (Riske 1981)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.36
• Pressemitteilung Stadtverwaltung Eisenach
• recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Foto von 2007 un vom 4.06.2016)
Eisenach (V)
Blick zum Standort |
Ostseite |
Abbildung bei Riske (1981) |
GPS:
Standort:
Am Fußweg vom Mariental zur "Hohen Sonne", am Westhang der Aschburg.
Größe / Material:
134:?:?
Geschichte:
Benennung: "Cläs-Kley-Stein". Gedenkstein von 1620 für den 1617
getorbenen fürstlichen Verwalter Nicolaus Kley.
[...] Das ungewöhnlich und in geradezu poetischer Weise ausführlich beschriftete Flurdenkmal aus Sandstein erinnert an eben diesen Verwalter Nicolaus Kley, der während der Fahrt an dieser Stelle
"von der Hand des Herrn gnedig gerühret worden und in Christo sanft und selig verschieden" ist. Um einen Schlaganfall oder Herzschlag ranken sich die Erzählungen; jedenfalls ging es "unvermutet und
schnell". Begraben wurde er zwei Tage danach in Eisenach unter dem Geläut aller Kirchenglocken der Stadt.
Über zwei Jahre später, am 6.Juli 1620, stellten Freunde den Stein auf und verewigten sich darauf mit den Kürzeln ihrer Namen.
Möglicherweise beteiligte sich daran sogar der Herzog, denn auch J.[ohann] E.[mst] H.[erzog] Z.[u] S.[achsen] .ist aufgeführt. Allerdings ist die Rückseite des Steines mit diesen
Mitteilungen und einer Kreuzigungsdarstellung so stark verwittert und beschädigt, dass hier auf die Abschrift des Eisenacher Heimatforschers und Stadtarchivars Hugo Peter (1852-1928) zurückgegriffen werden
muss.
Die dem Weg zugewandte Sichtseite mit dem herausgearbeiteten Text zu Todesumständen und Lebensdaten ist indes noch recht gut lesbar.
Sie endet mit dem Bibelzitat aus dem Buch Sirach (38,23): "Gestern war's an mir, heute ist's an dir", das um die Mahnung: "MEMENTO MaRI" (im Sinne von: Bedenke, dass auch
Du sterblich bist) ergänzt wird. (Störzner 2013)
Nr.41. Eisenach, Westhang der Aschburg. "Cläs-Kley-Stein".
Benutzt man den Fußweg vom Mariental am Königstein vorbei zur "Hohen Sonne", dann erreicht man nach etwa 1km (etwa 20min) diesen Gedenkstein. 1617
starb hier der fürstliche Verwalter Nicolaus Kley in einer fürstlichen Kutsche und wurde auf dem Eisenacher Friedhof begraben. Der Stein wurde erst 1620 aufgestellt,
ist aus gelbem Sandstein hergestellt und erhebt sich 134cm über dem Erdboden. Die Vorderseite (zur Straße) ist durch eine mutwillige Beschädigung verunstaltet. Die
Rückseite mit einer Kreuzigungsdarstellung ist ebenfalls beschädigt, aber auch stark verwittert. Auf der Vorderseite sind schriftmäßig die Todesumstände dargestellt, auf
der Rückseite befindet sich außerdem eine Art Nachruf seiner Freunde.
Der Gedenkstein ist im Stil der damaligen Zeit gestaltet: auf einem mit einem Diamantquader verzierten Sockel befindet sich eine große Platte mit der Darstellung
einer Kreuzigungsszene, die dachförmig abgeschlossen wird, Auf der Vorderseite ist ein ovales Schild im Sockel enthalten.
Für uns ist dieser Stein wegen seiner verschiedenen Darstellungen in der Gestaltung wichtig. Er übermittelt uns das Können der damaligen Handwerker, speziell
der Steinmetze. (Riske 1981)
Sage:
Gespenster fahren mit der Kutsche auf dem nicht geheueren Fahrweg herum.
Quellen und Literatur:
• Peter, Hugo - Der Cläs-Kley-Stein, in: Eisenacher Zeitung vom 19.09.1892
• Nebe, Hermann - Ueber das mittelalterliche Zeichen der 4, in: Thüringer Monatsblätter, Heft 12 (Dezember), 1939, S.20-22
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.36
• Störzner, Frank - Memento mori: "Bedenke, dass Du sterben musst", in: Thüringer Allgemeine vom 2.11.2013
• recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von 2007)
Der Cläs-Kley-Stein
von Hugo Peter
Zwischen Eisenach und der Hohensonne, in der Nähe des Kilometersteines 4.0, steht am Fußweg ein altersgraues Denkmal. Im Volksmund
heißt es der Cläs-Kley-Stein.
Viele wissen über dessen Bedeutung zu erzählen, wenige aber nur berichten die Wahrheit, trotzdem die Inschrift des Steines genaue Auskunft bietet. Die
Schnörkel der gotischen Buchstaben schlingen sich ineinander und die erhabenen Schriftzeichen sind schon etwas verwittert. Leider haben auch rohe Hände den
Stein arg beschädigt. Die Inschrift lautet:
Der Achtbare vnd fuersichtige //
Herr Nicolas Kley der Elter, //
furstl. Sechs. Verwalter, ist //
auf Mitwochen den VIII. Janv- //
arii anno MDCXVII morgens //
vmb VIII vhr alhie auf fürstlich: Leib- //
Kutschen farend von der hand des //
Herrn gnedig gerühret worden vnd //
in Christo sanft vnd selig vorschieden, //
seines alters LXIII Jahre VIII. monat III. Wochen. //
Sein Cörper liegt zu Eissenach auf dem Gottesacker be- //
graben, dem Gott am jüngsten tag //
ein fröhliche Auferstehung verleihen wolle. //
Sirac. XXXVIII. //
Gestern wars an mir, heute ists an dir. //
Memento mori. // |
Ein ovales Schild am Fuße des Denkmals trägt eine Hausmarke, zweifelsohne diejenige Kleys. Auf der dem Wege abgewendeten Seite des Steins ist Jesus am Kreuze
dargestellt. Links daneben eine betende Frauengestalt. Leider ist der Kopf derselben ganz verstümmelt. Auch einige Teile der hier angebrachten Inschrift hat der Mutwille
zerstört. Die Ergänzung des Fehlenden in der folgenden Wiedergabe ist der Güte des Herren Professor Dr. Oesterheld in Eisenach zu danken.
Im Halbkreis über dem Bildwerk liest man die Worte:
In monitione Nicolai Kleien senioris.
(Zur Erinnerung an Nikolaus Kley den Älteren.) |
Auf der Fläche zu beiden Seiten des Gekreuzigten stehen die Disticheni*)
Ehev, mortali qvam nvlli constat in orbe
Qvo sibi sint tandem fata obevnda loco
Nicoleis Klei hoc monstrat migrabat in urbem
Isthoc qvem rapvit mors inopina loco
Spectat et expectat lethvm sic vndique natos
Expectemus idem nos vbicvnque svmus
Mnemeion qvi defvncti fveramus amici
Hoc svadet pietas vt faciamus ei.
Ach kein Einziger weiß auf der Welt von den Sterblichen allen,
wo er schließlich wird von dem Schicksal ereilt.
Dies zeigt uns Nikolaus Kley, der, als er herein in die Stadt zog,
Hier wo wir stehen, verschied, unvermutet und schnell.
Ganz so schaut auch nach uns der Tod und jederzeit droht er.
Seien darum auch wir überall auf ihn gefasst.
Zum Gedächnis an den, der verstarb, ist der Stein hier errichtet
Von uns, die ihn geliebt, die ihn Freund einst genannt. |
Die beiden Formen ostat und Mnhmeion, welche sich auf dem Denkmal vorfinden, sind zweifellos der Unachtsamkeit des Steinmetzen zur Last zu
legen. Das Bildwerk ist erhaben, die Schrift vertieft gearbeitet. Unter der linken Hälfte der letzen Zeile ist das Steinmetzzeichen
angebracht.
Noch sind einige Zeichen zu erwähnen, die sich auf dem Kreuzesstamm eingegraben finden. Es dürfen wohl die Anfangsbuchstaben der Namen derer sein, die den
Denkstein errichten ließen, sowie die Zeitangabe seiner Aufstellung. Die obersten, von einem Kranze umrahmten Initialen sind ohne Frage zu ergänzen in Johann Ernst,
Herzog zu Sachsen; für die übrigen darunter folgenden fehlt die Deutung. Das Datum lautet VI. Jul. 1620.
Dass Eisenacher Kirchenbuch bietet zu der vorstehenden Mitteilung noch die Ergänzung:
1617. Veneris 10. jan. Begraben: Herr Nikolaus Kley senior. Die Knaben (des
Singchores) alle und das gantze geleut gehabt. |
Anmerkung:
*) Distichon: aus griechisch dis ‘doppelt’ und stichos ‘Vers’
(Eisenacher Zeitung vom 19.09.1892)
Eisenach (VI)
Abbildung bei Störzner (1988) |
Abbildung bei Riske (1981) |
GPS:
Standort:
Im Fundus des Thüringer Museum (nicht der Öffentlichkeit zugänglich).
Größe / Material:
107:80:18 / Sandstein
Geschichte:
Steinkreuz mit leicht malteserhaftem Aussehen. Schaft gerade. Abschläge an
Kopf und Armen, sowie im Gesamten starke Oberflächenverwitterung. Wie aus den Bestandsangaben des Museums zu entnehmen war wurde das Steinkreuz 1907
dem Museum geschenkt. Sein vorheriger Standort sei an der Ostseite des Metilsteines, eine Burgstelle nördlich der Wartburg, gewesen. Die Erfassung dieses
Steinkreuzes und seiner bildlichen Darstellung ist dem freundliche Entgegenkommen des Museums, insbesondere Hr. Kunze (Restaurator), zu verdanken.
In dar Stadt, westlich des Marktplatzes, im Thüringer Museum, Prdeigerplatz Nr.2. Das Steinkreuz stammt von der Ostseite des Metilsteines, einer Burgstelle
nördlich der Wartburg, etwa 700m südwestlich des jetzigen Standortes. Leicht malteser-kreuzförmig. Schaft gerade. Gesamtlänge: 105cm, Breite: 81cm, Stärke: 18cm.
Einzelne kleine Abschläge. Stärkere oberflächliche Verwitterung. Das Steinkreuz ging als Geschenk am 15.2.1907 in den Besitz des Thüringer Museums über.
Inv.-Nr.1675. Bei Köber (1960) und Langlotz (1970) Verwechslung mit dem gleichfalls im Thüringer Museum befindlichen Steinkreuz aus Bischofroda. (Störzner 1988)
Nr.12. Eisenach, Thüringer Museum, Predigerplatz. Steinkreuz.
An der Ostseite des Metilsteins (mittelalterliche Burgstelle nördlich der Wartburg) in 2/3 der Höhe befand sich dieses lateinische Kreuz, das der Major a.D. A. Roese
am 15.2.1907 dem Thüringer Museum schenkte. Im Inventarverzeichnis ist es unter der Nr.1675 eingetragen. Die Abmessungen betragen 105x81x18cm. Es ist aus
Sandstein gefertigt. Da bei ihm die Arme leicht angewinkelt sind, kann man es als eine Übergangsdarstellung zum Malteserkreuz ansprechen. Das Oberteil und der
linke Kreuzarm sind beschädigt.
Über seine Bedeutung ist nichts bekannt. In der Wildbahnkarte von 1722 ist es nicht eingezeichnet, es sei denn, daß es vom damaligen Zeichner mit dem
Begriff "Heiligenstock" bei der heutigen Eselstation eingezeichnet wurde. (Riske 1981)
Sage:
Quellen und Literatur:
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.44, Nr.159
• Langlotz, K. - Steinkreuze in der Umgebung von Eisenach, in: Thüringer Heimatkalender, 1970, S.57-58
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.12
• Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.39
• recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Foto von April 2009)
Eisenach (VII)
Abbildung bei Störzner (1984) |
Abbildung bei Riske (1981) |
Foto: Peter (um 1905) Quelle: Sammlung Beck |
GPS:
Standort:
Im Fundus des Thüringer Museum (nicht der Öffentlichkeit zugänglich).
Größe / Material:
126:85:24 / Sandstein
Geschichte:
Beim Recherchieren bin ich auf zwei interessante Fotos aus dem Nachlass von Hugo Peter, einem bekannten
Eisenacher Heimatforscher der Zeit um 1880-1930 gestoßen.
Um 1905 muss die Innenaufnahme vom Ausstellungsraum im Thüringer Museum entstanden sein, das an der Mauer im Bildhintergrund lehnende Steinkreuz ist zweifelsohne das aus Bischofroda (WAK)
im Jahr 1901 erhaltene Steinkreuz. (Beck 01/2014)
Gotisches Kreuz mit einem im unteren Bereich auf 44cm verbreitertem Schaft.
Die Höhe ist gleich der Gesamtlänge. Kopf durch Abschläge beschädigt. Die linke Schaftseite mit Nase versehen. Die Nase der rechten Schaftseite nicht mehr vorhanden.
Ebenfalls Abschläge an den Enden der Arme. Das auch als "Bonifatiuskreuz" bezeichnete Kreuz
stand bis 1901 am südlichen Ortsrand Bischofroda bei Eisenach in einem dortigen Grundstück. Es wurde 1901 dem Museum für 5 Mark verkauft. Die Erfassung dieses
Steinkreuzes und seiner bildlichen Darstellung ist dem freundliche Entgegenkommen des Museums, insbesondere Hr. Kunze (Restaurator), zu verdanken. (Häffner 04/2009)
Benennung: "Bonifatiuskreuz". Bis 1901 am südlichen Ortsrand von Bischofroda, Kr. Eisenach, im
Garten des Grundstückes Eisenacher Straße Nr.104. Gotische Kreuzform. Seitlich nasenbesetzt. Schaft gegenüber dem vierten Arm zurückgesetzt. Schaft als Fuß
ungleich ausgearbeitet. Gesamtlänge: 127cm, Breite: 85cm, Stärke: 22cm. Mehrere querverlaufende Rillen auf dem Scheitel des Kopfes. Einzelne kleine Abschläge,
sonst gut erhalten. Stärkere oberflächliche Verwitterung. Das Steinkreuz wurde am 15.121901 für 5 Mark an das Thüringer Museum verkauft, Inv.-Nr.936.
Bei Köber (1960) und Langlotz (1970) Verwechslung mit dem gleichfalls im Thüringer Museum befindlichen Steinkreuz vom Metilstein. (Störzner 1988)
Nr.11. Eisenach, Thüringer Museum, Predigerplatz. Bonifatiuskreuz.
Bis 1901 stand dieses gotische Kreuz in Bischofroda am südlichen Ortsausgang an der alten Eisenacher Straße im Garten des Grundstückes Haus Nr.104.
Es wurde lt. Inventarverzeichnis Nr.936 am 15.12.1901 an das Thüringer Museum für 5 Mark verkauft und nach Eisenach übergeführt. Das gesamte Kreuz mißt
127x85x22cm. Es ist aus Sandstein hergestellt, der vom Lauterbacher Steinbruch stammt. Auffällig sind die "Wetzrillen"
am Kopfstück. Sie entstanden, ähnlich wie die "Näpfchen", durch Wetzen der Schwerter, Messer, Sensen und
Sicheln am Kreuz. Sie werden auch "Teufelskrallen" genannt und befinden sich nur in Sandsteinobjekten.
Es ist das einzige gotische Steinkreuz, das im Original im Kreis Eisenach ist. Die vorhandenen, leider stark verwitterten "Nasen" sind als Schmuckelemente zu
werten.
Sehr wichtig ist die deutlich sichtbare Verbreiterung des Schaftes, die dem Kreuz eine bessere Standfestigkeit im Boden geben soll. Vermutlich wurde es im
14. bis 15.Jh. angefertigt. (Riske 1981)
Sage:
Bezogen auf den Standort Bischofroda:
1. Es bezeichnet ein Massengrab der Gefallenen einer Kriegshandlung, die hier ausgetragen wurde. Welcher Krieg es sein soll, kann nicht gesagt werden. Das sei auch unwichtig!
2. Das Kreuz soll aus der Zeit der Kreuzzüge stammen und stellt kein Mordkreuz, sondern einen Bonifatiusstein dar. (Riske 1981)
Quellen und Literatur:
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.44, Nr.158
• Langlotz, K. - Steinkreuze in der Umgebung von Eisenach, in: Thüringer Heimatkalender, 1970, S.57-58
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.11
• Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.40
• recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Foto von April 2009)
• Ergänzungen von Manfred Beck, Wutha-Farnroda
Eisenach (VIII)
Foto: Häffner (2009) |
Abbildung bei Riske (1981) |
Zeichnung bei Lehfeldt (1897) |
GPS:
Standort:
Im Fundus des Thüringer Museum (nicht der Öffentlichkeit zugänglich).
Größe / Material:
151:33:? / Sandstein
Geschichte:
Im Thüringen Museums Eisenach befindet sich ein Bildstock der im Bestand als
Sakramentshäuschen geführt wird. Die Schaftbreite beträgt 36cm, das Gehäuse hat eine Höhe von 82cm und eine Breite von 63cm. Eerzeit ist er nicht im
Ausstellungsbereich zu sehen. Sein ursprünglicher Standort war die Kirche von Burkersdorf bei Weida. Lt. der zugehörigen Karteikarte wurde er dem 9.-10.Jahrh.
zugeordnet. Der auf einem Pfeiler stehende Schrein endet in einer rechtwinkligen Spitze. Sowohl an der vorderen Pfeilerseite wie auch an beiden Seiten verläuft eine
doppelte Reihe von erhabenen Symbolen die sowohl als Räder aber auch als Sterne (Lehfeldt 1897) angesehen werden können. Das Gehäuse dagegen weißt an seiner
Ansichtsseite nur eine Reihe dieser Symbole auf. Am Schrein selber sind die Scharnierbolzen für ein einst vorhandenes Gitter noch vorhanden. Ein Sockel existiert
nicht mehr. Der gesamte Erhaltungszustand ist auffallend gut. P. Lehfeldt beschreibt es in den Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, 1897 Heft XXV unter Burkersdorf
bei Weida wie folgt: "Sacramentshäuschen aus der Kirche, jetzt aussen an der Westfront nahe der Nord-Ecke aufgestellt,
spätgothisch. Auf einem Pfeiler [dessen Fuss fehlt] ruht der vierseitige, giebelförmige, mit ebensolcher Blende geöffnete, nach dem Pfeiler hin abgeschrägte Schrein,
an den Flächen mit Sternen in Kreisen gemustert. Sandstein."
Lehfeldt ordnet es als spätgotisches Werk somit der 2.Hälfte des 15.Jh. zu. Ebenfalls liegt eine Beschreibung in den Eisenacher Schriften zur Heimatkunde
Heft 14, 1981 von Erwin Riske vor.:
Nr.15. Eisenach, Thüringer -Museum, Predigerplatz. Sakramentshäuscben.
Sakramentshäuschen stehen im Innern einer Kirche, Kapelle oder anderer kirchlicher Gebäude. Sie dienen zur Aufnahme geweihter Geräte, wie Kelch oder der
Monstranz, und sind durch ein Gitter verschließbar. Laut Karteikarte des Thüringer Museums stammt das Sakramentshäuschen aus dem 10.Jh. und stand ursprünglich
in der Ostthüringer Kirche von Burkersdorf. Es ist 152,5cm hoch, 32cm tief, aus Sandstein hergestellt und gut erhalten. Der sogenannte Schrein ist hausförmig gestaltet,
82cm hoch und 65cm breit. Der Sockel ist oben 36und am Fuß 47cm breit. Am Schrein und Sockel sind Schmuckbänder mit radförmigen Darstellungen, sog.
Hagalrunen, plastisch herausgearbeitet.
Bei näherem Ansehen der oben angeführten Beschreibungen stellen sich dem Betrachter einige Fragen zur zeitlichen Einordnung sowie seiner eventuellen
ursprünglich anderen Nutzung. Sakramentshäuschen in evangelischen Dorfkirchen in Thüringen stammen in der Regel aus der vorreformatorischen Zeit. Sie sind in den
meisten Fällen an der Nordseite des Chores in das Mauerwerk eingefügt und nicht freistehend. Das heißt allerdings nicht, dass er nicht über einen längeren Zeitraum
als Sakramentshäuschen genutzt wurde. Es ist allerdings, wenn auch hierzu keine Nachweise vorhanden sind, die Vermutung nicht unbegründet, das es sich ursprünglich
um einen Bildstock gehandelt haben dürfte, der aus einem heute nicht mehr bekannten Grund zu einem Sakramentshäuschen gewandelt wurde und in das Innere der
Kirche versetzt wurde. Bei der im Dehio, Thüringen, 1998 angegebenen Restaurierung im 1.V.des 18.Jh. dürfte er seinen damaligen, von Lehfeldt (1897) beschriebenen
Standort an der Kirchenauswand erhalten haben, bis er in der Folge an das Thüringer Museum Eisenach abgegeben wurde. Deutet sein Erhaltungszustand und sein
Aussehen eher auf eine Entstehungszeit wie sie auch von Lehfeldt (1897) angenommen wurde hin, sprechen die als von Erwin Riske (1981) als den Hagalrunen ähnlich
aussehenden Symbole doch für ein weit aus höheres Alter. Zum Begriff der Hagalrunen findet man folgende Erklärung: (HAGAL-Rune = Hege das All. Die allumspannende,
allumfassende Rune - Göttlichkeit, Weisheit - Heilsrune - Schutz- und Brandrune. Sie ist eine bewahrende Rune und führt zum Einklang, zur Harmonie. Runenmutter
Symbol des Weltenbaumes, des Lebensbaumes, der Weltesche Yggdrasil. Sie ist eine dienende Rune). Es ist die Annahme erlaubt, dass bei seiner Anfertigung
vorchristliches Gedankengut und dessen bildlichen Ausdrucksformen mit zur Anwendung kamen, diese aber inzwischen bereits eine christliche Aussage erhalten hatten.
Ebenfalls erlaubt ist ein Vergleich mit dem Radkreuz welches bei den Germanen als Licht und Sonnensymbol galt. In der christlichen Kunst ist es ein versinnbildliches
Zeichen der Leben- und Lichtbringenden Herrschaft von Christus über die Welt. Auch fällt auf, dass das geschilderte äußere Erscheinungsbild dieses Bildstockes im
Vergleich zu den meisten bekannten Bildstöcken recht ungewöhnlich ist. Wir haben es also hier mit einem Kunstwerk zu tun, das noch Fragen zu seiner Entstehung
und seiner Aussage offen lässt, die allerdings wohl eher im Dunkel der Geschichte verbleiben werden, da ihre Klärung eher als unwahrscheinlich anzunehmen ist.
Die Einzeichnung des Sechsstern finden wir auch am Kreuzstein in Wöhle.
Sage:
Quellen und Literatur:
• Lehfeldt, Prof. Dr. Paul - Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Grossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, III. [5.] Band, Verwaltungsbezirk Neustadt, Jena 1897, S.262 unter Burkersdorf bei Weida
• Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.15
• recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Fotos von April 2009)