PLZ:
990XXGPS:
Standort:
In der Mitte des Brühler Garten, bei der Melanchthonstraße im Stadtteil Brühler Vorstadt.Größe / Material:
377cm hoch / SandsteinGeschichte:
Benennung: "Pestkreuz".Sage:
Quellen und Literatur:
Das Kreuz im Brühler Garten |
(Störzner, Frank - Aus Stein gehauen… Die Klein- und Flurdenkmale von Erfurt und seiner Umgebung, 1992, S.156-157)Anmerkungen:
1) Vgl. dazu und zu den sozialen Hintergründen H. Spiegier: Die Geschickte der Pest in Erfurt von den Anfängen bis zum Beginn des 17. Jhdts. Erfurt 1962. (Masch.-schr. Diss./ StAE 5/360-S 5). Bl.97-108.
2) StAE 5-100A6, S.260. - Das innere Brühler Tor, das zwischen Brühlerstraße und Mainzerhofplatz vor dem späteren Brühler Garten lag, wurde auch als 'Krummes Tor" bezeichnet.
3) C. Beyer: Erfurts Friedhöfe. Ein Beitrag zur Topographie unserer Vaterstadt. Erfurt 1825. S.2.
4.) "Jetzt erhebt sich an der Stelle, wo ehemals der Pavillon stand, ein hoher, mit grünem Rasen bekleideter Hügel, von dem ein steinernes, auf einem Würfel ruhendes Kreuz auf die Gräberreihen herabsieht". - Auch auf den anderen Erfurter Friedhöfen war "an einem schicklichen Orte" ein Kreuz aufgestellt. C. Beyer 1825 (wie Anm.3), S.2, 15.
Foto: Fredrich (2007) |
GPS:
N 50° 59.030', O 11° 02.695'Standort:
Im östlichen Stadtgebiet, an der nordwestlichen Ecke der Grünanlage des "Hanseplatzes" ("Wilhelm-Döll-Platz"), 6m südlich der Leipziger Straße.Größe / Material:
160:60:26 / SandsteinGeschichte:
An der Stelle des jetzigen Standortes befand sich die Erfurter Richtstätte "Rabenstein". Möglicherweise wurde das Steinkreuz bei deren Einebnung 1822/24 aus der näheren Umgebung hierher gebracht.Sage:
Quellen und Literatur:
GPS:
Standort:
Im Museum für Thüringer Volkskunde (Juri-Gagarin-Ring 140a), mitten auf dem Hof des Museums.Größe / Material:
175:70:22 / SandsteinGeschichte:
Stattliches Steinkreuz in lateinischer Form. Die Entstehungszeit wird in das 14. Jahrhundert datiert (vermutlich vor 1388). Es wurde um 1890 nahe der Wüstung Schmidtstedt, einem untergegangenen Dorf, nahe der Weimarischen Straße, aufgefunden. Die örtliche Überlieferung bringt das Kreuz mit den Massenbestattungen von 1315 / 1316 in Verbindung (Pest und Hungersnot).Sage:
Der Sage nach kam der Sohn eines wohlhabenden Erfurter Bürgers nachts an einer der hier befindlichen Pestleichengruben vorüber und vernahm Hilferufe. Er entdeckte ein Mädchen, das scheintot mit beerdigt worden war. Nach der Genesung heirateten beide. Zur Erinnerung an dieses glückliche Ereignis wurde das Steinkreuz errichtet.Quellen und Literatur:
(2007) |
Störzner (1984) |
GPS:
Standort:
Auf dem Gelände der Erfurter Gartenbau - Ausstellung, 150m südwestlich des Einganges am Gothaer Platz (Wirtschaftseingang), an der Zufahrt zur Cyriaksburg.Größe / Material:
100:70:23 / SandsteinGeschichte:
Bei der Anlage des damaligen Kulturparks Cyriaksburg um 1955 wurde das Steinkreuz um wenige Meter nach Osten versetzt. Vorher direkt an der Gothaer Landstraße.Sage:
1. In Verbindung mit dem nahegelegenen Sybillentürmchen, einer hohen gotischen Bildsäule aus der Zeit um 1370/80 (Wiegand 1956): Hier sollen die ersten Erfurter Benediktinermönche begraben liegen (Thürmchen 1801).Quellen und Literatur:
Schon in meinem Wiki Beitrag
aus dem Jahre 2008 behandelte ich die Frage ob es einen Nachweis gibt für die Existenz von 3 Kreuzen in der
Nähe der heute noch vorhandenen Betsäule (als Sybillentürmchen allgemein bekannt) welche am unteren Eingang zur ega (Erfurter Gartenbau Ausstellung) am Gothaer
Platz zu finden ist oder ob sie aus der Phantasie der volkstümlichen Sagenbildung entstanden sind.
Im Standartwerk der Steinkreuzerfassung für Thüringen von Frank Störzner: "Steinkreuze in Thüringen, Katalog Erfurt" ,Weimar 1984 Katalog Nr.70 beschreibt der
Autor ein Steinkreuz welches heute im ega-Gelände an der nördlichen Seite der Straße steht, die von der Einfahrt vom Gothaer Platz aufwärts führt. Es handelt sich
dabei um einen alten Teil der Straße die einst hiernach Gotha führte. Er stellt dabei fest, dass historisch immer nur 1 Kreuz nachweisbar sei, Kat. Nr.70 Abs 12. "...vorm
Brühlerthor in der spitzen bey dem steinernen Creutz unter St.Cyriaki...".
Tatsächlich sieht es bei erster Betrachtung tatsächlich so aus als entspräche diese Aussage den tatsächlichen Gegebenheiten. Alle bisherigen Veröffentlichungen
sprechen wenn überhaupt nur von verschwundenen Kreuzen (Köber, Wiegand, Artikel der Tageszeitungen, usw.). In keinem der Beiträge wird aber das Aussehen
beschrieben oder gar eine bildliche Darstellung gezeigt. Ein für die fast restlose Erfassung der Steinkreuze in Thüringen schon erstaunlicher Tatsache. Da ist die
Feststellung, daß ich im September 1950 im Gebüsch auf der Höhe des Sybillentürmchen Steinkreuze gesehen haben will nicht unbedingt der überzeugenden Nachweis
ihrer Existenz. Auch die angestellten Recherchen in den Erfurter Archiven erbrachte wie schon vorher beschrieben keinen wirklichen Nachweis über ihr einstiges
Vorhandensein.
Bei weiteren Recherchen stieß ich allerdings auf Schriftstücke, die entgegen der oben gemachten Feststellung, eine veränderte Ansicht erlaubten
Einen ersten konkreten Hinweis fand ich in der Veröffentlichung von Monika Kahl "Denkmale jüdischer Kultur in Thüringen" 1997 S.75. in dem eine Lagezeichnung
wiedergegeben ist die dass Gelände um den heutigen Gothaer Platz wiedergibt und auf der neben dem Sybillentürmchen 3 Kreuze zu sehen sind. Diese Zeichnung
stammt aus der im Stadtarchiv vorhandenen Akte zur Errichtung jüdischer Friedhöfe in Erfurt. Die Zeichnung stammt aus dem Jahre 1812 und wurde dem Antrag auf
Errichtung des Friedhofes der sich an der gegenüberliegende Seite der heutigen Cyriaksstraße befand, beigefügt. Er zeigt die Örtlichkeit noch vor der Bewilligung des
Antrages zur Errichtung eines Friedhofes. Somit kann man die auf dieser Zeichnung zu sehenden 3 Kreuze schon als einen ersten Nachweis für ihr Vorhandensein
betrachten. Es dürfte wohl kaum ernsthaft in Betracht gezogen werden, daß die Antragsteller zu einem Verwaltungsvorgang ihre Unterlagen mit den Elementen einer
Sage bereicherten.
Verstärkt wird diese Auffassung durch den sehr aufschlussreichen älterer Aufsatz in der "Gnädigst-privilegierte Thüringische Vaterlandskunde" vom 28. Oktober
1801. Mit dem Titel "Das Thürmchen vor dem Brühlerthor". In ihm wird ausführlich über das Aussehen des Sybillentürmchen und seiner vermutlichen Geschichte
berichtet. Die Ausführungen in dem ersten Teil der Abhandlung enden mit folgenden Sätzen: "Hier, ohnfern dieses Thürmchens drey alte steinerne tief eingesunkene
bemooste Kreuze - Kreuze waren in den alten Zeiten Denkmale merkwürdiger Begebenheiten, oder an der Stelle begrabener glücklicher oder unglücklicher Menschen...".
Wenn auch über den Errichtungsgrund in dieser Abhandlung nur Vermutungen angestellt werden ist ihr körperliches Vorhandensein zum Zeitpunkt der Entstehung
dieses Beitrages (Okt.1801) klar zu entnehmen.
Ebenfalls interessant ist ein weiterer Artikel zum gleichen Thema aus der “Neue allgemeine Weltbühne" für das Jahr 1819, Zwölftes Stück, Erfurt gedruckt und verlegt
vom Buchdrucker Uckermann. Hier wird die Geschichte der Gräfin Sybille von Käfernburg erzählt (von der man weiß, daß eine Gräfin Sybille von Käfernburg nicht
nachweisbar ist). Die Erzählung setzt sich wie folgt fort: "...Die unglückliche Gräfin wählte nun den Nonnenschleierund lies sich in dem vormals auf dieser Anhöhe
liegenden Kloster einkleiden, die drei Ritter wurden am Fuße des Berges begraben, da, wo man noch drei mit Schwertern bezeichnete bemooßte steinerne Kreuze sieht".
Schlussfolgernd aus diesen drei zitierten Abhandlungen bzw. Unterlagen ist festzustellen, dass es sich bei den bekannten Bildern aus dem beginnenden
19.Jahrhundert (u.a. Dornheim) bei der Darstellung von 3 Kreuzen in der Nähe des Sybillentürmchens nicht um romantische Ausschmückungen der Maler handelt sondern
um die Wiedergabe des Aussehens der Landschaft um das Sybillentürmchen, zu dem einfach die 3 Kreuze genau so dazu gehörten wie der Wasserlauf oder einzelne in
der Nähe befindliche Gebäude. Der romantisierende Malstil ist dabei lediglich als Ausdruck des Zeitgeschmackes zu werten.
Diese Feststellung ist als eindeutiger Nachweis zu werten, daß die bei Köber und Wiegand als verschollen bezeichneten Kreuze existiert haben. Dabei ist es von
geringem Belang, daß ich im September 1950 sie noch gesehen habe. Weshalb allerdings keine fotografischen Aufnahmen von ihnen bekannt sind (dies ist nicht gleich
zu setzen mit nicht vorhandenen) darüber kann nur spekuliert werden. Ebenfalls ist ihr Verschwinden weiterhin ungeklärt. Es sind lediglich Vermutungen, die zu der
Annahme neigen, dass sie zwischen 1950 und 1955 bei Bauarbeiten in diesen Terrain abhanden gekommen sind.
Es wurde bei der Behandlung des Themas auch die Theorie entwickelt, daß das heute im ega-Gelände stehende und eingangs erwähnte Kreuz eines der 3 Kreuze
gewesen sei welches an seinen heutigen Standort umgesetzt worden sei. Dies halte ich für mehr als unwahrscheinlich, da man sich hierbei gleichzeitig die Frage stellen
müßte, warum und wenn ja, warum nur das eine Kreuz. Es ergäbe keinen wirtschaftlichen oder anderweitigen Sinn eines der 3 Kreuze 200m weiter westlich neu
aufzustellen und die beiden verbliebenen am alten Standort zu belassen.
Man kann also davon ausgehen, dass das heute noch vorhanden Kreuz mit dem erwähnten "...unter der Cyriaksburg..." identisch ist. Nur das sein heutiger Standort
schon der seid Jahrhunderten sei, ist anzuzweifeln. Der Verlauf der Alten Gothaer Landstraße an dessen nördlicher Böschung das Kreuz heute zu finden ist, ist erst
1842/43 entstanden nachdem sie 1790 weiter südlich neu angelegt wurde (Robert Huth: Die Cyriaksburg bei Erfurt, Verlag Rockstuhl, Reprint 2008). Das hieße zum
Standort des Kreuzes, dass es bis dahin frei in der Landschaft gestanden hat, oder was näher liegt, einen Standort über Jahrhunderte gehabt hat von dem es entfernt
werden mußte. Betrachtet man die Merian Karte von 1620, so kann man unmittelbar unterhalb der Festungsanlagen eine Kreuzeinzeichnung feststellen, bei der es sich
um den alten Standort dieses Kreuzes gehandelt haben könnte (...bei dem Creutz unterhalb von St Cyriaki...).
1790 und 1842/43 erfolgte ein umfangreicher Ausbau der Festungsanlagen, der sogar zweimal eine Veränderung des Straßenverlaufes der alten Landstraße nach
Gotha (Via Regia) mit sich führte. Hierbei ist zu vermuten, dass bei diesen Baumaßnahmen dieses Kreuz seinen heutigen Standort erhalten hat.
Vielleicht ist dieser Beitrag ein Anstoß vorhandene Kenntnisse über den Verbleib oder sogar vorhandenes Bildmaterial zur Verfügung zu stellen.
(Jost Häffner, April 2009)
Erfurt (V)
Möncheinzeichnung |
Störzner (1984) |
GPS:
N 50° 56,373', O 11° 2,291'Standort:
Am südlichen Stadtrand von Erfurt, an der B4 zwischen den kleinen Ansiedlungen Waldschlößchen und Hubertus im Steigerwald, in Höhe der Gaststätte "Hubertus".Größe / Material:
270:78:24 / RätsandsteinGeschichte:
Es wird hier "Steigerkreuz" bzw. "Mönchskreuz" genannt. Eine in 5cm hohen Lettern eingemeißelte Inschrift gibt Auskunft über den Grund des Aufstellung des Kreuzes:GISTER hENRICVS DE SYBELEIBEN SACERDOS Hier ist der Magister von Siebleben ein Priester erschlagen worden. |
Sage:
Quellen und Literatur:
Die Strafe des Mordbrenners
"Als im Jahre 1472 am 19. Juni die Stadt Erfurt von dem schrecklichen 'großen Brande' heimgesucht wurde und Niemand wußte, aus welchen Ursachen das Unheil gekommen, ... wollte man einen verdächtig aussehenden, verkommenen Mönch gesehen haben, der durch das Löberthor flüchtend das Weite suchte. Man eilte ihm nach und sah ihn auf der Höhe des alten Steigers, wie er da saß und sich an dem gewaltigen Flammenmeere weidete. Bei Annäherung der Leute entfloh er, wurde aber ... gefangen genommen und zur Stadt gebracht, wo er später seiner geistlichen Würden entkleidet und dem Feuertode überliefert wurde. Die Hinrichtung erfolgte derselben Sage nach auf dem Platze, wo man ihn ergriff und so habe man zum immerwährenden Gedächtnis daselbst besagtes Kreuz errichtet." (H. Kruspe)
Der erstaunlich gute Erhaltungszustand lässt kaum vermuten,
dass das "Mönchskreuz" seit nunmehr 678 Jahren (!) im Waldesdunkel steht; heute freilich am Rand einer Bundesstraße GPS: Standort: Größe / Material: Geschichte: Sage: Quellen und Literatur:
Kein anderes thüringisches Flurdenkmal ist so bekannt und wird in der Heimat- und Fachliteratur so häufig
genannt und beschrieben wie das Erfurter "Mönchskreuz". Ihm kommt historisch und denkmalkundlich eine ganz überragende
Bedeutung zu, und außerdem ist es das älteste sicher datierbare Steinkreuz Thüringens.
Das "Mönchskreuz" steht am südlichen Erfurter Stadtrand, im Wald rechts der nach Arnstadt führenden Bundesstraße, etwa
250m südlich von der Waldgaststätte "Hubertus" entfernt. Es ist auf allen Steigerwanderungen von Erfurt, Rhoda oder den Gaststätten
aus bequem zu erreichen. Vom Waldweg, der zum Parkplatz gegenüber dem "Hubertus" führt, zweigt ein unscheinbarer, aber
markierter Pfad in Richtung Straße ab. Kurz vor dieser treffen wir auf das übermannshohe, insgesamt knapp 3m lange Kreuz.
Ursprünglich stand es genau 28m weiter östlich (etwa im heutigen Mittelstreifen der Fahrbahn) und wurde beim vierspurigen Ausbau
der Straße 1968 am jetzigen Platz neu aufgestellt. Hier folgt die Trasse fast genau der alten "Nürnberger Straße", in deren Mitte das
Kreuz ursprünglich stand und dort alle Vorüberkommenden zu einer stillen Fürbitte aufforderte.
Seine Gestaltung und Mächtigkeit kennzeichnen das "Mönchskreuz" als ein sogenanntes "Hochkreuz", das als Flurdenkmal in
Thüringen einmalig ist: ein annähernd gleichschenkliges Kreuz ist auf einen Pfeiler (den Schaft) aufgesetzt und nur durch die fehlende
Abschrägung (Abfasung) der Seitenkanten deutlich von ihm abgesetzt, denn es handelt sich um zwei völlig verschiedene
Strukturelemente. Hier fügt sich das Kreuz ein in eine kunsthistorische Entwicklungslinie, die auf das Stabkreuzmotiv früher
Sarkophagdeckel des 10. Jh. (z.B. in den Domen von Halberstadt und Quedlinburg) zurückgeht und deren Endpunkt das plastische,
frei stehende Steinkreuz ist. Das aus fein verkieseltem Seeberger Sandstein bestehende "Mönchskreuz" ist vorzüglich erhalten
geblieben, und recht mühelos ist auch seine in gotischen Majuskeln ausgeführte Inschrift zu lesen: "HIC EST OCCISVS MAGISTER
HENRICVS DE SYBELEIBEN SACERDOS" - Hier wurde der Priester und Magister Heinrich von Siebleben erschlagen. Wann das
geschah und wer der Täter war, ist einem Eintrag im Totenbuch des Marienstiftes zu entnehmen. Dort ist vermerkt, dass Heinrich
von Siebleben "vier Tage vor den Iden des Dezember", also am 10. Dezember, 1323 durch einen Grafen Heinrich von Schwarzburg
getötet worden ist. Der Mord an einem Geistlichen galt im späten Mittelalter als ein besonders schwerer Bruch des Gottesfriedens.
Diesem Umstand und der sozialen Stellung des Täters entsprechend fiel dann auch das Steinkreuz aus, das zum Zweck der Fürbitte
am Ort der Untat aufgestellt wurde. Der Erschlagene war als Kanoniker mit Magister-(Doktor-)Würde immerhin ein Angehöriger der
einflussreichen Erfurter Stiftsgeistlichkeit und entstammte einem angesehenen Adelsgeschlecht. Neben rein persönlichen Motiven für
die Bluttat sind auch machtpolitische Gründe denkbar: einerseits hatten die Schwarzburger bedeutende Rechte in Erfurt inne,
andererseits war der Erschlagene zuletzt auch als Schiedsrichter um die Abtwahl im Peterskloster tätig und konnte so leicht "zwischen
die Fronten" geraten. Um die schrift- und lateinunkundige Bevölkerungsmehrheit auf die Bedeutung des Males aufmerksam zu
machen, ist auf dem Schaft der "Mönch" in einem gotischen Spitzbogen im langen, faltenreichen Gewand dargestellt. Auch dieses
Bildnis bezeugt das hohe künstlerische Niveau, mit dem sich das "Mönchskreuz" von allen anderen Steinkreuzen so deutlich abhebt.
Das Ebenmaß und die Wohlausgewogenheit seiner Proportionen lassen ein hohes gestalterisches Können erkennen, mit dem der
Steinmetz seine handwerklichen Fähigkeiten zu bereichern wusste. Das Kreuz ist aus einem Stück gearbeitet.
(Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.7-9)
Erfurt (VI)
Störzner (2002)
Störzner (1984)
Der Straßenname "Am Kreuzchen" deutet es an: Hier steht ein spätmittelalterliches Steinkreuz, das vor etwa 500 bis 550 Jahren errichtet wurde und heute zu
den ältesten Denkmalen des westlichen Stadtgebietes zählt. Ein konkreter Anlass seiner Aufstellung ist nicht überliefert, so bleibt nur eine verallgemeinernde Erklärung.
Das Steinkreuz wurde für einen Menschen errichtet, der hier "unversehen", also ohne die zu jener Zeit unverzichtbaren heiligen Sterbesakramente empfangen zu haben,
ums Leben kam. Erstmals bezeugt wird das Steinkreuz als markanter Geländepunkt in den städtischen Ver-rechtsbüchern von 1620, wo Ackerland "am Binterßlebischen
wege zwischen den zweyen Creuzen" aufgeführt werden.
Der Flurname "Bei den zwei Kreuzen" ist in den Karten beständig geblieben und führte 1921 zu dem Straßennamen "Am Kreuzchen". Jenes zweite
Steinkreuz, nur 110 Meter entfernt, markierte über Jahrhunderte hinweg die Gemarkungsgrenze zwischen Erfurt und Bindersleben. Ursprünglich gut geschützt
am Zaun des Hauptfriedhofs stehend, ist es um das Steinkreuz in den letzten Tagen turbulent geworden. Für die neue Trasse zur Verlängerung der Straßenbahn nach
Bindersleben muss das Steinkreuz weichen. In Absprache zwischen dem zuständigen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege in Weimar und der EVAG hoben
es Bauarbeiter der STRABAG vorsichtig aus dem Boden. Später erhält es in der Nähe einen würdevollen neuen Platz. (Störzner 2002)
Am westlichen Stadtrand, südlich der "Binderslebener Landstraße", gegenüber dem Grundstück "Binderslebener Landstraße 111", 110m östlich
vom Steinkreuz 73. Flurname: "Bei den zwei Kreuzen", Straßenname: "Am Kreuzchen". Bei der Straßenverbreiterung 1969 geringfügig nach Süden versetzt.
Ausgeprägte malteser-Kreuzform. Umrißkanten am Kopf abgefast. Sandstein. Höhe: 78cm, Breite: 63cm, Stärke: 20cm.
1969 am Schaft zerbrochen und wieder instandgesetzt. Der untere Teil des westlichen Armes ist alt abgeschlagen. Allgemeine oberflächliche Verwitterung.
In Verbindung mit Steinkreuz Nr.73: "Bei den beiden Kreuzen handelt es sich um Pestkreuze..." (W. 1969)
Das ist eine unhaltbare Annahme! (Störzner 1984)
• Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.29, Nr.9
• W. Fr. - Es ist ein Kreuz mit den Kreuzen, in: Erfurter Wochenzeitung, 9.Jg., Nr.49 vom 10.12.1969
• Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.72
• Störzner, Frank - Nach den Bauarbeiten findet es einen neuen Platz. Spätmittelalterliches Steinkreuz geborgen, in: Thüringer Allgemeine, Ausgabe Erfurt vom 3.12.2002
• recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel
• Ergänzungen von Andreas Lehmann, Erfurt
Erfurt (VII)
Störzner (2003) |
Störzner (1984) |
Loth (1905) |
GPS:
Standort:
Ca. 25m südlich der "Binderslebener Landstraße", gegenüber der Kleingartenanlage "Am Kreuzchen", 110m westlich des Steinkreuzes Erfurt VI.Größe / Material:
90:83:33 / SandsteinGeschichte:
Lateinische Form. Grenzkerbe auf dem Scheitel des Kopfes.Sage:
Quellen und Literatur:
GPS:
Standort:
Im Erfurter Dom, in einer Seitenkapelle die an der Südseite im Chorhals zu finden ist.Größe / Material:
SandsteinGeschichte:
Auf der Informationstafel ist zu lesen:Sage:
Quellen und Literatur:
der Mutter Gottes liegende Leichnam Christi |
Christus am Ölberg Foto: Stößel |
Loth (1896) |
Tettau (1890) |
GPS:
N 50° 58.233', O 11° 0.597'Standort:
Vor dem unteren ega-Eingang auf der Fläche zwischen Gothaer Straße und Cyriaksstraße.Größe / Material:
Geschichte:
Benennung: "Sybillentürmchen". Am Zugang zum Gelände der Cyriaksburg (ega) steht eine mittelalterliche Betsäule die nicht allzu bekannt ist. Sie wird in der Beschreibung der Erfurter Kunstdenkmäler sowie auch in der Literatur, wenn überhaupt nur am Rande beschrieben. Und doch stellt sie nicht nur in ihrer Größe als auch in ihrem Aussehen ein beachtlichen Kunstwerk dar. Über den Grund ihrer Errichtung oder den Bauherrn ist nichts bekannt. Umsomehr hat sich die Sage diesem Bauwerk angenommen, meist in Verbindung mit den ehemals drei Steinkreuzen am Fuße des Sybillentürmchens, von denen noch eines erhalten ist (Erfurt IV).Sage:
1. Gräfin Sybille von Kefernburg habe es an der Stelle errichten lassen, an der ihr Bräutigam mit zwei Knappen von Räubern erschlagen wurde. Die Toten habe man in der Nähe begraben und zu ihrem Gedächtnis auch noch drei Steinkreuze gesetzt.Quellen und Literatur:
Unmittelbar vor dem Haupteingang zum Kulturpark Cyriaksburg steht eine kapellenartige Säule, die gar nicht in das lebhafte Treiben von heute
passen will: das Sybillentürmchen. Viele Besucher gehen achtlos an ihm vorüber, aber manche bleiben doch betrachtend stehen, gefesselt durch die eigenartige Form
und das offenbare Alter.
Blick vom Fuße des Cyriaksberges zur Stadt um 1825. Im Vordergrund das Sybillentürmchen. (StAE 6/III F 2) |
Sybillentürmchen Aufnahme: Stadtwerbung |
Diese vom Alterthum schier verzehrte
|
Steinkreuz am Fahrweg zur Cyriaksburg. Aufnahme : H. Peinhardt, 1956 |
(in: Der Kulturpark Cyriaksburg in Erfurt und seine Geschichte, Bd.I der Schriftenreihe "Aus der Vergangenheit der Stadt Erfurt", 3.Auflage, Erfurt 1956, S.21-25)Anmerkungen:
1) Ge(r)hart, Johann wirkte in der 2.Hälfte des 14.Jahrhunderts in Erfurt. Einige Bildwerke in der Severikirche entstammen seiner Hand.
2) Loth, Richard: Die Steinkreuze in der Umgegend von Erfurt. Erfurt 1896. S.84.
3) 1898 wurde bei Sülzenbrücken ein Steinkreuz für den dort verunglückten Bernhard Seitz aus Erfurt errichtet.
4) Man solle an Kreuzwegen oder an Orten, an denen sich sonst Leute zu begegnen pflegen, Steine in Gestalt von Kreuzen aufstellen und den heidnischen Gebräuchen, welche sich an derlei Maler hingen, Abbruch tun …"
5) Loth, a.a.0. S.85.
soll nach einer handschriftlichen Chronik, welche sich in der Magistrats-Bibliothek befindet, seine Entstehung aus dem
Folgendem ableiten: Als im Jahre 1375 Markgraf Friedrich unter Beistand des Kaisers Karl IV. 16 Wochen lang Erfurt nutzlos belagert hatten, richtete es der Kaiser
dahin, daß die Stadt dem Markgrafen eine Summe Geldes zahlt, und Friedrich zog ab.
Ehe der Kaiser abreiste, wünschte dessen Gemahlin Elisabeth die Stadt zu besuchen, und als sie eingeführt wurde, wunderte sie sich über
die große Menge Volks, und die Säcke voll Mehl, welche vor allen Backhäusern aufgestellt waren. Es war aber so angeordnet worden, einen großen Vorath Proviant zur
Schau zu stellen. Als das kaiserliche Paar abgereist war, errichtete man zum Gedächtnis an seine Anwesenheit ein kleines artiges Thürmlein im Brühlerfelde. Demnach
müßte dasselbe das Elisabeththürmchen heißen. Nach manche andere Sage knüpft sich an dieses schöne gothische Monument, auf die wir später zurückkommen.
Es soll, da von der Belagerung der Stadt die Rede ist, nach einer Kriegsthat im Vorübergehen gedacht werden, die in Barthels Lesebuch in poetischer Form mitgetheilt
wird.
Als Karl der Vierte mir großer Heeresmacht Erfurt belagerte und die tapferen Bürger kühne Ausfälle wagten, kam es zu
heißen Kämpfen. In einem derselben zeichnete sich ein Landsknecht durch ungewöhnliche Tapferkeit aus. Der Kaiser beobachtet ihn voll Freude, ritt auf ihn zu, lobte
seinen Heldenmuth und reichte ihm die Hand. Der überraschte Krieger zögerte nicht, ihm auch die seinige zu geben, aber sie blutete aus frischen Wunden über und über.
Da wischte er das Blut an seinem Harnisch ab und gab dem Kaiser die Hand. Doch schien dem Kaiser diese Anerkennung noch lange nicht ausreichend; er schlug ihn
angesichts seiner Kämpfer zum Ritter und befahl, daß er für alle Zeiten 4 purpurrothe Streifen auf Silbergrunde im Wappen führen sollte, wie ihm jetzt die vier blutigen Streifen als schönstes Zeichen seines Heldenmuthes den Harnisch schmückten. Der biedere Held war Gottsche Schoff. Er wurde der Ahnherr eines reichen Grafengeschlechts, das noch blüht und dessen Güter, Schlösser und Städte man vom Kynast nimmer zu überschauen vermag.
Die in Form eines Thürmchn aufgeführte Betsäule, von deren vier Seiten Scenerien aus der Leidensgeschichte unseres Herrn in Stein ausgehauen sind, dürften der
Volkssage nach den Ort bezeichne, wo die erste christliche Kirche in dieser Gegend gestanden haben soll.
Eine andere Sage erzählt, daß in vorchristlicher Zeit hier der Aufenthaltsort einer blutdürstigen, aber schönen Velleda oder Druidenpriesterin gewesen sei, die durch das aufblühende Christenthum verdrängt wurde und deren ruheloser Geist sich noch bisweilen zeigen soll und das Denkmal wehklagend umschwebt, da das heidnische Phantom in den geweihten Raum desselben nicht mehr eindringen kann.
Nach einer anderen Sage wurden hier in einem Gewölbe vier Nonnen aus dem darüberliegenden Cyriaxskloster, die theil aus dem Kloster
entwichen, theils auch eines der wichtigsten Ordensgelübde gebrochen hatten, lebendig eingemauert. Man gab ihnen ein Brod und einen Krug Wasser mit hinein, mit
welchem sie sich, nachdem das Brod verzehrt war, in der Verzweiflung erschlagen haben sollen.
Als Lebensstrafe kommt das Lebendig begraben 1515 und 16 vor. 1515 wird die Mutter der beiden Selbitze, die auf deren Rath ihre Weiber
umbrachten, lebendig begraben; desgl. 1516 eine Frau, wegen ähnlichen Verbrechens.
Eine dunkle Sage erzählt, daß einstens die Gräfin Sybilla von Käfernburg ihren Bräutigam, eine schönen, mannhaften Ritter erwartet habe und vom Söller ihres Schlosses herab die Blicke in das Thüringerland schweifen ließ, um den Geliebten zu erspähen. Aber vergebens. Der Erwartete blieb aus und statt seiner kam ein Bote an, der brachte die traurige Botschaft: Der Ritter sei mit zwei Knappen an der Stadt Erfurt vorbeigeritten, da hätte ihn unter dem Cyrixklösterlein seine Feinde überfallen und trotz heldenmüthiger Gegenwehr überwunden und alle drei getödtet. Als Sybilla das hörte, weinte sie sehr, hüllte sich in tiefe Trauer und eilte nach der Unglücksstätte. Da ließ sie den treuen Ritter und seine Knappen begraben, setzte dem ersterem das schöne Denkmal, welches nach ihr noch heute den Namen Sybillenthürmchen führt und den treuen Waffengefährten steinerne kreuze. Sie selbst aber nahm droben im Kloster den Schleier und beschloß ihre Tage in steter Trauer um den Geliebten.*)
*) Freilich gedenkt die Geschichte der Grafen von Schwarzburg, Käfernburg, Gleichen u. der Stadt Erfurt ihrer nirgends, weder als verwittwete Braut, noch als Nonne.
(Krupe, H. - Die Sagen der Stadt Erfurt. 1. Bändchen, Erfurt 1877, S.111-114)