Deutschland Thüringen Lkr. Saalfeld-Rudolstadt

Schmieden (I)


Blick zum Standort

die andere Seite

Einzeichnung Rad
auf der Stirnseite
des westl. Armes

Einzeichnung Reute
auf dem östl. Arm

Abbildungen bei
Störzner / Möbes
(1988)

Abbildung bei
Köber (1960)

Illustration aus
Lehfeldt (1888)

PLZ: 07407

GPS: N 50° 48.121', O 11° 22.750'

Standort: Am östlichen Rand des Weges von der Hohen Straße zum Forsthaus Spaal.

Größe / Material: 95:75:21 / Muschelkalkstein

Geschichte: Das Kreuz mit der inzwischen verwitterten Darstellung von "Schwert, Dolch, Armbrüsten, Mainzer Rad und Kreuz" bezeichnet eine alte Mal- und Gerichtsstätte. Seit einigen Jahren führen Pfingstgottesdienste die Bewohner der umliegenden Dörfer an diesem geheimnisvollen Ort zusammen.

N-Seite, auf dem Längsbalken im Umriß eingeritzt: Schwert mit Parierstange und rundem Knauf (L 72; Br 20cm), leicht schrägstehend. Daneben, auf dem W-Arm, in horizontaler Lage linear eingeritzt: Kleine gespannte Armbrust (L 24; Br 13cm). S-Seite, heraldisch links im Kopf eingeritzt: Balkenkreuz (Br 13; H8 cm). Im Schrifttum - irrig - auch als Dolch gedeutet. Auf dem Kreuzungsfeld in vertikaler Lage linear eingeritzt: Kleines Kreuz (Br 6; H 4cm). Heraldisch links neben der Armbrust, auf dem O-Arm, im Umriß und in horizontaler Lage eingeritzt: Pflugreute (L 21cm). W-Seite, auf der Stirnfläche des Armes eingeritzt: Achtspeichiges Rad (ø 14cm). O-Seite, auf der Stirnfläche des Armes linear eingeritzt: Einfaches Kreuzzeichen (Br 16; H 16cm). Ursprünglich möglicherweise mit kreisrunder Einfassung (Scheibe). Das Auftreten von 7 Einzeichnungen an einem Steinkreuz stellt für das Gebiet der thüringischen Bezirke eine einmalige Besonderheit dar.
Starke Ab- und Auswitterungserscheinungen am gesamten Steinkreuz; dadurch Einzeichnungen zunehmend beeinträchtigt. Im Kopf befindet sich ein natürlicher, durchgehender Hohlraum von etwa 12cm Durchmesser. (Störzner / Möbes 1988)

Sage: 1. Einem unschuldig Verurteilten, der zum Abschlagen der Hand seinen Arm durch das Loch im Steinkreuz hindurchstecken mußte, streifte das Richtschwert nur den Stein und tötete denjenigen, der das Fehlurteil gesprochen hatte. (Deubler 1978)
2. In Verbindung mit Schmieden II sieht der Volksmund in den Kreuzen eine alte Gerichtsstätte.
3. Walter Saal hält es aufgrund von Überlegungen und Vergleichen für denkbar, daß mit dem Steinkreuz eine Begräbnisstätte aufständischer Bauern aus der Zeit des Bauernkrieges bezeichnet werden sollte.

Quellen und Literatur:
Lehfeldt, Paul - Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Herzogtum Sachsen-Altenburg, Westkreis, Amtsgerichtsbezirk Kahla, Band II, Heft 3, Jena 1888
Deubler / Künstler / Ost - Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Bezirk Gera, 1977, Nr.83
Deubler, Heinz - Waldlandsagen. Alte Erzählungen, Sage und Mär aus dem Kreis Rudolstadt und angrenzenden Gegenden, 1978
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.60, Nr.386 unter Spaal
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.98 (Gera)
Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.54-56
aktuelle Aufnahmen von Andreas Lehmann, Erfurt (Fotos von 1.06.2008)



Schmieden (II)


Blick zum Standort

die andere Seite

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

GPS: N 50° 48.121', O 11° 22.784'

Standort: Vom vorigen den Pfad 45m östlich in den Wald folgen.

Größe / Material: 135:106:28 / Buntsandstein

Geschichte: Auf der Nordseite auf Kreuzungsfeld und Schaft eingeritzt: Schwert mit Parierstange und rundem Knauf. S-Seite, im Kreuzungsfeld: Flächig eingetieftes Balkenkreuz (Br 33; H 39; Balken-St 10cm). Auf dem W-Arm: Fünf fast horizontal verlaufende (Wetz-) Rillen, bis zu 28cm lang.
Um 1960 am Schaft umgebrochen und seither mehrfach mutwillig umgeworfen und wieder aufgestellt, zuletzt 1987 durch H. und V. Deubler, Rudolstadt. Das Steinkreuz ist nicht solide mit dem im Boden steckenden Teil des Schaftes verbunden (alte Bruchstelle). Größerer, alter Abschlag am Westarm. (Störzner / Möbes 1988)

Sage:

Quellen und Literatur:
Deubler / Künstler / Ost - Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Bezirk Gera, 1977, Nr.84
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.60, Nr.385 unter Spaal
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.99 (Gera)
aktuelle Aufnahmen von Andreas Lehmann, Erfurt (Fotos von 1.06.2008)



Schmieden (III)


zusammen
mit Kreuz II

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

Standort: Wie voriges.

Größe / Material: 48:24:24 / Kalkstein

Geschichte: Wird hier "Wolfsteinkreuz" oder nur "Wolfstein" genannt. Viereckiger, bearbeiteter Steinblock, der sich nach oben verjüngt. Möglicherweise unteres Ende bzw. Fuß eines Steinkreuzschaftes.
Wenn es sich um ein Steinkreuz handelte, so ist dieses alt verstümmelt und sein Verbleib nicht bekannt.
Auf der Scheitelfläche linear eingeritzt: Kräftiges Kreuz (Br 16; H 14cm).
Im Schrifttum wird die Annahme geäußert, bei dem Stein könne es sich um den Rest des sogenannten "Wolfskreuzes" handeln, als dessen "Ersatz" dann der Gedenkstein Schmieden IV entstand. Das "Wolfskreuz" verschwand um 1850, und der Stumpf müßte dann zum jetzigen Standort gebracht worden sein (Deubler). Im Schrifttum auch unter Spaal geführt. (Störzner / Möbes 1988)

Sage: vgl. Schmieden IV

Quellen und Literatur:
Deubler / Künstler / Ost - Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Bezirk Gera, 1977, Nr.85
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.60, Nr.387 unter Spaal
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.100
aktuelle Aufnahmen von Andreas Lehmann, Erfurt (Fotos von 1.06.2008)



Schmieden (IV)


Zustand März 2014
Foto: Störzner

Zustand Juli 2014
Foto: Störzner

Abbildung bei
Störzner (2001)

GPS:

Standort: Der Stein steht am südlichen Rand des Waldweges, der - etwa 400m westlich von Wittersroda beginnend, durch den Holzgrund zur Hohen Straße hin ansteigt, etwa 1,5km nach Beginn des Weges am Fahrweg Wittersroda - Lengefeld (etwa 600m östlich vom Spaal - Haus).

Größe / Material: 48:24:24 / Kalkstein

Geschichte: Der Stein ist in im Jahr 2014 leider mit Farbe überstrichen worden (weiß mit schwarzem Wolf).

Wird hier "Wolfskreuz", auch "Wolfsstein" genannt. Im Schrifttum auch unter Spaal geführt. O-Seite, aus einem flach vertieften, stilisiert-kreuzförmigen Feld (Breite 19; Höhe 24cm) 1cm plastisch herausgearbeitet: Darstellung eines Wolfes und eines unter diesem liegenden, kleinen Kindes. Darüber eingeritzt: Lateinisches Kreuz, linear (Breite2; Höhe 3cm). Unterhalb des Feldes eingeritzt: 85 (Grenzsteinnummer). S-Seite, eingeritzt: GSW. N-Seite, eingeritzt: HSA. Auf dem Scheitel: Grenzkerbe.
Primär handelt es sich um einen Staatsgrenzstein, der nach 1815 gesetzt worden sein muß und der "als Nachbildung eines früheren gilt" (Lehfeld 1888). "Im Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde hier ein Arm des von einem Wolf geraubten Kindes des Gutsbesitzers Kolditz in Engerda gefunden" (Löbe / Löbe 1891). Ursprünglich soll hier das verschwundene "Wolfskreuz" gestanden haben (vgl. auch Schmieden III, als dessen "Ersatz" die Darstellung auf dem Grenzstein zu gelten hat. (Störzner / Möbes 1988)

Sage: Hier sollen die letzten Reste eines kleinen Kindes aus Engerda gefunden worden sein, das von einem Wolf entführt und verzehrt worden war.

Quellen und Literatur:
Lehfeldt, Paul - Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Herzogtum Sachsen-Altenburg, Westkreis, Amtsgerichtsbezirk Kahla, Band II, Heft 3, Jena 1888
Löbe, E. / Löbe, J. - Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogthums Sachsen-Altenburg mit besonderer Berücksichtigung der Ortsgeschichte, Bd.3, Altenburg 1891
Störzner, Frank - Geschichte(n) in Stein, 2001, S.57
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.101 (Gera)
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel (Foto von 2006)
Ergänzungen von Frank Störzner, Kleinmölsen (Fotos von 2014)


Sühnekreuze & Mordsteine