Deutschland Thüringen Saale-Holzland-Kreis

Stadtroda


Blick zum Standort
Foto: Baltes (2009)

die andere Seite
Foto: Baltes (2009)

Perspektive
Foto: Baltes (2009)

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

PLZ: 07646

GPS: N 50° 51.796', O 11° 43.463'

Standort: Im nördlichen Stadtgebiet am Rand der nach Jena stadauswärts führenden Straße, gegenüber Hausgrundstück Nr.12.

Größe / Material: 81:74:25 / Sandstein

Geschichte: Abgesehen vom nasenbesetzten Lilienkreuz wird die Allendorfer Platte auch noch durch das reich komponierte historische Handwerkszeichen eines Schuhmachers verziert. Demgegenüber begnügen sich schlichte spätmittelalterliche Male mit einfachen Zeichen. So genügt bei den zwei spätmittelalterlichen Kreuzsteinen bei Weismain im Landkreis Lichtenfels und bei Pottenstein im Landkreis Bayreuth eine Sohle. Hingegen sind es auf den beiden Steinkreuzen in Stadtroda in Thüringen sowie in Arnsdorf / Kreis Hirschberg in Niederschlesien wohl aus Gründen der Symmetrie zwei Sohlen. [...] (Azzola 1990)

Im n. Stadtgebiet, am nw. Rand der stadtauswärts nach Jena führenden Straße (Bahnhofstraße), zwischen Straße und Bach, nw. gegenüber dem Hausgrundstück Bahnhofstraße Nr.12.
"Früher stand es da, wo sich der Weg nach dem Stadtwalde abzweigt, es ist nach der gegenüberliegenden Stelle versetzt worden." (Neumann 1907).
Lateinische Kreuzform. Armhöhen unterschiedlich, leicht ungleichmäßig.
SO-Seite, auf Kreuzungsfeld und Schaft im Umriß eingeritzt: Schwert mit Parierstange (sichtbare L 65cm). Rechts und links daneben, auf beiden Armen im Umriß eingeritzt: Je eine Schuhsohle (L 20cm).
Das Steinkreuz ist in einer Grundplatte einzementiert. - Stärkere oberflächige Verwitterung, dadurch Einzeichnungen beeinträchtigt. Sonst guter Allgemeinzustand.
Nach örtlicher Überlieferung soll das Steinkreuz den Gerichtsbezirk abgegrenzt haben (Neumann 1907; Auerbach 1929 u.a.). Ein Nachweis dafür steht aus! 1937 wurde eine Umsetzung in die Klosterruine erwogen, zu der es aber nicht gekommen ist. - Im Schrifttum auch unter Roda (=Stadtroda) geführt. (Störzner / Möbes 1988)

   In der Stadtrodaer Bahnhofstraße steht am Ufer der Roda ein Steinkreuz, das zu den seltenen Flurdenkmalen gehört. Um das kreuz rankt sich die legende von zwei Handwerksburschen, die einst wegen eines Stücklein Brotes in Streit gerieten. Sie schlugen mit ihren Holzpantoffeln aufeinander ein, bis der eine tot am Boden lag. Diese Überlieferung wird mit zwei fußähnlichen Vertiefungen auf den Kreuzarmen in Verbindung gebracht, die als Pantoffeln gedeutet werden. Das eingemeißelte Schwert weist darauf hin, dass es sich um ein mittelalterliches Sühnekreuz handelt.
   Nach neueren Forschungen müssen beide fußähnliche Kennzeichen als Abbildung von Sohlen angesehen werden, die auf einen Schuster hindeuten, für den das Kreuz gesetzt wurde. Das Stadtrodaer Kreuz ist das einzige auf dem Boden der DDR mir einer solchen Kennzeichnung. Vergleichsobjekte befinden im polnischen Bezirk Jelenia Gora und in der BRD wo solche Sohlen zusammen mit Schusterwerkzeug abgebildet ist. (o.A. 1986)

Sage: Zwei Handwerksburschen seien wegen eines Stückes Brotes so in Streit geraten, dass sie sich mit ihren Holzpantoffeln schlugen und dabei einer der beiden sein leben verlor. (Ost 1962)

Quellen und Literatur:
Neumann, R. - Alte Steinkreuze in der Gegend der mittleren Saale. Programm der Oberrealschule zu Weißenfels, Nr.36, 1907, S.19
Auerbach, A. - Etwas von den alten Steinkreuzen, in: Heimat Blätter, hrg. vom Bund Heimatschutz Landesverein Reuß, dem Geraer Kunstverein e.V. und dem Geraer Museums- und Geschichtsverein, Gera 1929, S.27
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.58, Nr.348
Ost, Gerhard - Alte Steinkreuze in den Kreisen Jena, Stadtroda und Eisenberg. Wo sie stehen, was die Leute von ihnen erzählen und was die Urkunden berichten. Jena 1962, S.42
o.A. - Sohlen deuten auf den Schuster, in: Wochenendbeilage "treffo", Nr.115 der "Thüringischen Landeszeitung" vom 25.Oktober 1986
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.146 (Gera)
Azzola, F.K. - Die beiden Bruchstücke einer entwickelten, spätmittelalterlichen Kreuzplatte mit den historischen Handwerkszeichen eines Schusters in der Stadtkirche St. Crucis zu Allendorf an der Werra, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Band 95, 1990, S.21 u. Abb.21
recherchiert und bebildert von Uwe Stößel, Saalfeld (Foto von März 2006)
Bild-Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine