Mossautal in Hessen
Das Wappen ist durch zwei, das Schildfeld kreuzende Diagonale geviertelt. Im ersten Wappenfeld steht das
sogenannte Iroschottenkreuz. Mit der Berücksichtigung des Iroschottenkreuzes als Symbol im Wappen ist dem Kirchspiel Güttersbach
mit seinen Filialorten und früher selbständigen politischen Gemeinden Hüttenthal und Hiltersklingen (von 1557 bis 1849 auch
Unter-Mossau) Rechnung getragen. Somit ist das Kirchspiel Güttersbach zusammen mit dem Kirchspiel Ober-Mossau durch das
Johanniterkreuz im Wappen symbolisch repräsentiert.
Die Wappenfelder zwei und drei ziert je ein sechsstrahliger, auf einem Zacken stehender Stern. Ober- und Unter-Mossau
gehörten bis zum Jahre 1806 zum Amt Erbach-Fürstenau und damit zur Grafschaft Erbach. Hiltersklingen, Güttersbach u Hüttenthal
gehörte ursprünglich zum pfälzischen Hoheitsbereich. Die kurpfälzische Herrschaft gab die genannten Besitzungen an die Erbacher
Schenken bzw. Grafen zu Lehen (Nutzungsrecht). So lassen sich auch die Erbachischen Sterne, die zudem auch dreifach im
Kreiswappen anzutreffen sind, für die Ortsteile Hiltersklingen, Güttersbach und Hüttenthai historisch begründen.
Im vierten Feld steht das Johanniter- oder Malteserkreuz symbolisch für das Kirchspiel Mossau. Die Kirche zu Ober-Mossau ist
eine Johanniterkirche. Hierher eingepfarrt waren bzw. sind noch heute Ober-Mossau (früher Kirch-Mossau) und Unter-Mossau.
Schenk Eberhard soll auf einem Kreuzzug den Johanniter-Orden kennengelernt haben. Auf Ruf eines seiner Nachfolger gründete der
Orden spätestens 1252 die Johanniterpfarrei in dem alterbach'schen Dorf Ober-Mossau Diese Schenkung wurde im Jahr 1253 durch
Erzbischof Gerhard von Mainz nach einer heute noch vorhandenen Urkunde bestätigt.
Zur gesundheitlichen Betreuung der Pilger im Heiligen Land gründeten die Kreuzritter - der 1 Kreuzzug fand von 1096 bis 1099
statt - daselbst Hospitäler, also Stätten der Krankenpflege. Da man eines der ältesten Spitäler auf dem Boden des Geburtshauses von
Johannes dem Täufer vermutete, nannten sich die Gründer "Ritterlicher Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem". So war der
Johanniterorden entstanden. Im Jahre 1154 wurde er vom Papst bestätigt.
Die Mitglieder des Johanniter-Ordens nähten sich ein achtspitziges Kreuz aus weißem Leinen auf schwarzes Tuch. Im Feld
hingegen trugen die Ritter einen roten Mantel mit weißem Kreuz. Vermutlich versinnbildlicht das achtzipflige Kreuz die acht
Seligpreisungen der Bergpredigt. Hungernde speisen, Dürstende tränken, Obdachlose beherbergen, Nackte bekleiden, Trauernde
trösten, Hilflose beschützen, Kranke pflegen, Tode begraben.
Das Patronatsrecht über die Kirchen zu Güttersbach und Ober-Mossau obliegt noch heute den Grafen von Erbach Auch diese
Tatsache wird durch die beiden Sterne - zumal auch zahlensymbolisch - im Wappen ausgedrückt. Daß das Iroschottenkreuz über
das Johanniterkreuz gestellt wurde, kann mit dem Anspruch der historischen Priorität begründet werden (Iroschottenkreuz 7. bis 8.
Jahrhundert, Johanniterkreuz 1252).
Bleibt schließlich noch etwas über die farbliche Gestaltung, über die Tinktur, wie es der Wappenkundler oder Heraldiker nennt
zu sagen. Die Farben des Mossautaler Wappens sind Rot/Weiß, wobei die beiden Kreuze auf rotem Grund, die roten Sterne
hingegen - gewechselt - auf weißem Grund erscheinen. Die heraldische Beschreibung (Blasonierung) lautet demnach: Oben in Rot
das weiße Iroschottenkreuz, unten in Rot das weiße Johanniterkreuz, links und rechts in weißem Feld je ein sechsstrahliger auf einer
Spitze stehender roter Stern der ehemaligen Grafschaft Erbach. Die Erbachischen Farben sind Rot/Weiß und im übrigen identisch
mit den Hessischen Landesfarben. Diese Farben wurden für das Wappen von Mossautal übernommen. Dadurch erreichte der
Heraldiker auch eine farbliche Übereinstimmung mit dem Wappen der Johanniter: weißes Kreuz auf rotem Grund.
Das Wappen von MOSSAUTAL erfährt mit dem Iroschottenkreuz nicht nur die notwendige und an die Gestaltung eines
Ortswappens zu stellende Forderung nach Gleichrangigkeit der Ortsteile, sondern neben der historischen Bereicherung auch eine
eindeutige Identifikation, die einmalig im Odenwald und darüberhinaus in ganz Hessen ist. Ein Symbol aus dem frühen Mittelalter als
Zeugnis aus den Anfängen der Christianisierung und iroschottischer Mission im Odenwald ist zudem ein Zeichen, das man stolz im
Wappen führen kann. Städte und Gemeinden im Odenwald gibt es genug, die die Erbacher Sterne im Wappen führen. Auch das
Johanniterkreuz findet sich da und dort in Deutschen Wappen. Ein Iroschottenkreuz hingegen wird man vergeblich ein zweites Mal in
der hessischen bzw. bundesdeutschen Wappenlandschaft suchen können.
(gekürzt nach OStR Dr. P.W. Sattler -
Was Mossautal "im Schilde führt"; Eine wappenkundliche Betrachtung. In: Darmstädter Echo, Bd. 35 (1979), 1 vom 2.1.1979)