Deutschland Bayern Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge

Schönwald (I)


Standort Haupt- und
Nebenstein

die andere Seite

Erläuterungstafel
am Stein

Zeichnung bei
Appeltshauser u.a.
(1981)

Abbildung bei
Bucka (1969)

Abbildung bei
Wittmann (1933)

PLZ: 95173

GPS: N 50° 12.203', O 12° 04.638'

Standort: An der Alten Rehauer Straße am westlichen Ortsrand.

Größe / Material: 145:100:24 / Granit

Geschichte: Benennung: "Müllerstein"; "Mühlstein". An beiden Seiten eingeritzte Symbole und buchstabenartige Zeichen. Die Hauptseite zeigt zwei einander überlagernde Kreuze, jeweils auf einem Halbkreis stehend und mit einem Kreis um den Kreuzmittelpunkt. Die Arme des kleinen inneren Kreuzes mit kreuzförmigen Endungen. Auf der Rückseite eine ähnliche, jedoch einfachere Zeichnung.
Möglicherweise wurde der Stein (neben anderen) zur Bezeichnung der Grenzen von Klosterbesitz (Benediktbeuren oder Waldsassen) im Schönwalder Raum eingesetzt.

Auf der Anhöhe des Pfaffenberges bei Schönwald, am Ortsrand rechts der alten Straße nach Rehau (Flurname und Straßenbezeichnung "Am Kreuzstein") steht ein nach oben spitz zulaufender Stein, in der einschlägigen Literatur häufig "Scheibenkreuzstein", "Müllerstein", "Menhir" oder "Mühlstein" genannt. Er besteht aus einer ca. 21cm dicken Platte, die 123cm aus dem Boden herausragt mit einer maximalen oberen Breite von 95cm. Das Material ist Granit, es ist anzunehmen, daß es sich hier um einen aus der näheren Umgebung (Pfaffenberg, Rabenberg) stammenden Findlingsblock handelt. Auf dem ebenen Vorderfeld befindet sich ein eingehauenes Wiederkreuz, auf zwei Halbbögen (Bogensockeln) ruhend, eingelassen in ein radförmiges Gebilde. Weitere senkrechte und waagrechte Linien lassen erkennen, daß diese wiederum ein (lateinisches) Kreuz ergeben, das seinerseits in einen weiteren Kreis gefaßt ist (Ringkreuz). Die Rückseite des Steines prägt ein einfacheres Motiv, jedoch wiederkehrende Formen: Kreuz auf Halbbogen (Bogensockel), eingefaßt von einem nach vier Seiten hin unterbrochenen Kreis. Beim Ausmessen der Proportionen sind Ungenauigkeiten in der handwerklichen Ausführung nicht zu übersehen. Beide Seiten tragen überdies Einritzungen, die zu vielerlei Vermutungen Anlaß gaben. Zwei befinden sich auf der Vorder-, eine auf der Rückseite. Urkundlich wird der Kreuzstein (ebenso wie sein Nebenstein, der früher 600m entfernt stand und jetzt im Fichtelgebirgsmuseum zu Wunsiedel aufgestellt ist) nicht erwähnt. Eine Sage hat sich jedoch hartnäckig erhalten, die dem Stein auch die Bezeichnung "Müllerstein" oder "Mühlstein" eingebracht hat. Sie erzählt, daß an dieser Stelle zwei Müllerburschen aus des Grünauer Mühle, die von einem Tanzvergnügen heimgingen, wegen eines Mädchens so in Streit gerieten, daß sie sich mit ihren Messern gegenseitig töteten. Der große Stein (der Hauptstein) soll nun an die Bluttat erinnern, während der Nebenstein im Rauschenholz den Begräbnisplatz anzeigen soll (nach Döberlein).
Deutungen der Kreuzsteine und ihrer Eingravierungen wurden - je nach Auffassung - mannigfaltig versucht. Fest steht, daß der Haupt- wie auch der rudimentäre Nebenstein zu den interessantesten Steinmalen Nordostoberfrankens gezählt werden dürfen. Sie sind auch die umstrittensten. Einige Theorien sollen kurz wiedergegeben werden: Schmidt (1935) bezog den Hauptstein als Scheitelstein in ein astronomisches, nach der Sonnenwende orientiertes Sinnmal ein. Dr. Maurer aus Höchstädt deutete das Kreuz als Irminzeichen, das Rad als Sonnenzeichen und den Hagedorn als Teiler. Er meinte, der Hauptstein stehe auf dem christianisierten Pfaffenberg, der Nebenstein in dem wohl vorchristlichen Rauschenholz, das er als "Rosseholz" deutete. Baderschneider (Hof) schließlich bezeichnete den Stein als Menhir mit der Annahme, daß er ursprünglich keine Zeichen trug. Sie seien erst später als christliche Symbole eingemeißelt worden. Dr. Singer (Arzberg) nannte beide Steine "symbolhafte Grenzzeichen zur Abmarkung einer alten Thing- oder Freistätte". Weiterhin mißt er der Sage von einer alten Kapelle auf dem Pfaffenberg große Bedeutung bei und schließt nicht aus, daß die aus der Verbindung der Kreuzsteine mit den sich gegenseitig mordenden Müllergesellen entstandene Sage durch eine falsch verstandene Auslegung des Begriffs "Malsteine" zustande gekommen sein kann und schließt in diesem Zusammenhang auf einen etwaigen Standort eines Galgens auf dem Rabenberg. Eine andere Ansicht spricht von einer Grabstätte aus germanischer Zeit, die sich unter dem Stein befindet. Neuere Theorien sprachen von einem Sühnestein bzw. von einem kirchlichen Grenz- oder Besitzzeichen. Der unlängst verstorbene Schönwalder H. Wohlrab (zuletzt in München ansässig) kam zu dem Schluß, daß gewisse Parallelen zu dem Kreuzstein von Unterlauter (Kreis Coburg) bestehen und hält es für möglich, daß die Singersche Theorie von der Existenz einer Kapelle auf dem Pfaffenberg vor Errichtung der Kirche in Schönwald einen realen Hintergrund haben mag und die beiden Kreuzsteine damit irgendwie in Zusammenhang stehen. In neuester Zeit äußerte sich der bekannte Denkmalforscher Prof. Dr. F.K. Azzola zu diesem Problem: "Über den großen Schönwalder Kreuzstein ist schon viel geschrieben worden, doch man gewinnt bei einer Durchsicht der Literatur den Eindruck, daß die Bearbeiter aus überwiegend lokaler, bestenfalls begrenzter Denkmalkenntnis heraus versuchten, diesem Kreuzstein gerecht zu werden. Dies muß angesichts seiner Einmaligkeit wie auch der Tatsache, daß sich in ihm zahlreiche, voneinander sehr verschiedene Strukturen und ikonographische Elemente vereinigen, zwangsläufig zu unbefriedigenden Ergebnissen, ja Fehlurteilen führen. So zeigt die Vorderseite des Hauptsteins nicht nur ein eingerilltes Kreuz über einem Bogensockel, sondern auch in den Ecken Segmente, die sich zu einer konzentrischen Scheibe ergänzen. In dies Kreuz ist ein Wiederkreuz ebenfalls über einem Bogensockel und einem zusätzlichen konzentrischen Ring eingefügt. Dazu kommen noch Hammer und Zange als Handwerkszeichen eines Schmieds. Die Rückseite zeigt ein doppelkonturiges Scheibenkreuz mit einem darin eingerillten Wiederkreuz über einem Bogensockel und einem Hammer.
All diese Strukturen und Elemente lassen nur eine überregionale Wertung zu, weshalb sich eine erschöpfende denkmalkundliche Darbietung auf Material aus dem gesamten mitteleuropäischen Raum stützen müßte, eine Voraussetzung, wie sie die Kleindenkmalforschung bisher nicht erarbeiten konnte. Es sei deshalb hier lediglich auf zwei Denkmale verwiesen, die trotz vergleichsweise schlichter Ausführung Merkmale aufweisen, welche dem großen Schönwalder Kreuzstein nahe kommen. Es ist zum einen der Rest eines zweiten Schönwalder Flurdenkmals, der im Fichtelgebirgsmuseum zu Wunsiedel aufbewahrt wird und beiderseits die Kombination eines eingerillten Wiederkreuzes mit einem ebenfalls eingerillten Scheibenkreuz aufweist. Ähnlich ist der Kreuzstein bei Seubtendorf im Kreis Schleiz (Bezirk Gera) ausgeführt. [...] Sein Standort liegt ca. 35km nordnordwestlich von Schönwald an der Straße, die von Hof/Saale über Gefell nach Schleiz führt. Ob sich im östlich angrenzenden Raum Egerland/Westböhmen Denkmale dieses Typs erhalten haben, ist mir nicht bekannt und aus der älteren Literatur nicht ersichtlich. (Schmeissner 1980)

44. Kreuzstein (Scheibenkreuzstein, Müllerstein). Auf der Höhe des Pfaffenberges, am Ortsrand der Stadt Schönwald, steht an der alten Landstraße Schönwald - Rehau ein nach oben spitz zulaufender Stein. An der ebenen Vorderseite ist ein eingehauenes Widerkreuz, auf zwei Halbbögen stehend, in einem radförmig gestalteten Kreis sichtbar. Senkrechte und waagrechte Linien lassen erkennen, daß die innere Kreuzform von einem weiteren Kreis eingefaßt ist. An der Rückseite des Steines findet sich eine ähnliche, jedoch einfachere Zeichnung. Der Stein ist aus Granit und einschließlich des im Boden eingegrabenen Teils 1,94m hoch, 0,95m breit und 0,20m dick.
Der Kreuzstein ist wohl das älteste, umstrittenste und interesanteste Steindenkmal unseres Landkreises und gehört zu den bedeutendsten Steindenkmälern im nordfränkischen Raum. Eine Überlieferung sagt, daß an dieser Stelle zwei Müllerburschen aus der Grünauer Mühle, die von einem Tanzvergnügen heimgingen, wegen eines Mädchens in Streit gerieten und sich schließlich mit ihren Messern so zurichteten, daß beide tot liegen blieben. Der Stein, dessen eingemeißelter Kreis als Mühlstein gedeutet wird (Müllerstein), soll an die Mordtat erinnern, während ein zweiter, kleinerer Stein im Rauschenholz den Begräbnisplatz anzeigen soll. Diese Sage von den beiden Müllerburschen, die in ähnlicher Form öfters bei Steinkreuzen und Kreuzsteinen vorkommt, können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Errichtungsgrund ausschalten.
Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Meinungen über die Errichtung und Bedeutung des Kreuzsteines bekannt.
Dr. Maurer, Höchstädt sagt, daß eine Doppelsetzung bei Steinkreuzen nie vorkommt. Er deutet das Kreuz als Irminzeichen, das Rad als Sonnenzeichen und den Hagedorn als Teiler. Seiner Ansicht nach steht der eine Stein auf dem christianisierten Pfaffenberg, der andere im Rauschenholz, das er wie Rosenhof und Rauschensteig, als Rossenhof, Rossesteig, Rosseholz deutet. Diese Ansicht läßt sich leicht widerlegen. Der Name "Rauschenholz" ist nach seinem Besitzer genannt. Im Katasterblatt von 1852 gehört das Holz zum Haus Nr.8 in Schönwald. Dieses Anwesen war etliche Generationen im Besitze von Familien Rausch. Außerdem waren Irmin, dem göttlichen Ahnherrn und höchsten Gott der Herminonen, ausschließlich hölzerne Irmensäulen geweiht.
H. Baderschneider bezeichnet den Stein als einen Menhir und nimmt an, daß die christlichen Symbole erst später eingemeißelt wurden.
Weiter wurde vermutet, der Kreuzstein bezeichne den Platz einer ehemaligen Thingstätte.
Eine andere Ansicht spricht von einer Grabstätte aus germanischer Zeit, die sich unter dem Stein befindet.
Eine weitere geschichtliche Deutung gibt Dr.F.W. Singer, Arzberg, in seiner Abhandlung: "Spuren einer fränkischen Centene um Schönwald-Selb". Er zählt die beiden Kreuzsteine zu mittelalterlichen Zeugen der karolingischen Zeit und bezeichnet die Steine "mit den auf einer Kugel stehenden Widerkreuzen als symbolhafte Grenzzeichen zur Abmarkung einer alten Dingstätte oder Freistätte".
Neuerdings sind folgende Ansichten bekannt geworden, die zu einer vertretbaren Deutung der Steine führen können. Der große Kreuzstein ist ein Scheibenkreuzstein. Die noch vorhandenen Ansätze dazu sind am Stein noch deutlich sichtbar. Die Einmeißelungen sind alt. Die Aufstellung dieses Steines könnte um die Mitte des 14.Jahrhunderts erfolgt sein. Es wäre denkbar, daß der Kreuzstein ein Sühnestein war. Durch seine Einmeißelungen könnte er aber auch mit der Kirche in Verbindung gebracht werden. So könnte er die Stelle eines Platzes bezeichnen, an der christliche Gottesdienste abgehalten wurden.
Sehr gut wäre es auch möglich, daß der Stein ein kirchliches Grenz- oder Besitzzeichen war. Daß geistlicher Besitz durch Kreuze abgegrenzt wurde, ist ja bewiesen. Das einst mächtige Kloster Waldsassen war im 13. und 14.Jahrhundert sehr bemüht, in Schönwald Fuß zu fassen. Im Jahre 1316 vermachte Fritz Forster von Selb dem Kloster einen Hof in Schönwald. Der Kreuzstein könnte so als Hauptstein den Klosterbesitz, den Pfaffenberg kennzeichnen, während der kleinere Stein als Nebenstein, von denen es dann sicher mehrere gab, den Grenzverlauf des Klosterbesitzes markierte. Außerdem wäre noch zu vermerken, daß in der Nähe die Grenze zwischen den Bistümern Bamberg und Regensburg verläuft, sowie die alte Besiedelungsgrenze zwischen dem Regnitz- und Egerland. (Bucka 1969)

Droben auf unserem Pfaffenberg, an der alten Rehauer Straße, steht ein Kreuzstein aus früher Zeit. Auch die ältesten Schönwalder wissen, daß schon ihre Großeltern davon als von einem alten Stein erzählt haben. Sein Standpunkt rechts am Waldrand des Pfaffenbergholzes ist die Stelle, an der die Bergstraße, die Pfaffen- und Rabenberg trennt, die Höhe überschreitet und ihren Lauf von Schönwald über Fohrenreuth nach Rehau fortsetzt, nachdem zuvor noch über die Kleppermühle der Weg nach Pilgramsreuth abgezweigt ist. Vom Stein aus führt ein schmaler Waldweg nach rechts ab hinunter in die Waldabteilung "Sauerbrunnen" mit ihren Dammteichen, alles Flurgebiet der Sophienreuther Schloßherren, der verstorbenen Frhr. von Arnim und v.d. Borch. Der jetzige Besitzer ist Alhard Frhr. v.d. Borch, Enkel und Sohn der Genannten. Wir nennen diese Straße die "alte Rehauer Straße", denn auf ihr haben früher die Fuhrwerke ihre verschiedenen Lasten von einem Ort zum andern gebracht, haben sich Kutscher und Pferde etwa am Fuß der Berghöhe im Schönwalder "Grünen Baum" ausgeruht und für den steilen Kapf den nötigen Vorspann besorgt. Und sicher hat auch mancher Fuhrmann den Kreuzstein oder seine Umgebung nach Überwindung der Berghöhe zur Rast benutzt.
Aber diese Zeit für die alte Straße ist vorbei, nachdem seit den zwanziger Jahren drunten im Talgrund des Perlenbaches, am Schloß Sophienreuth, dem Perlenhaus und am Eulenhammer vorbei die "neue Straße" nach Rehau verläuft, die, den Bedürfnissen der neuen Zeit entsprechend, als Bundesstraße erweitert und günstiger geführt wird. Nun aber hat der viele Jahre einsame, tote Stein auf dem Pfaffenberg eine ständige, lebendige Nachbarschaft bekommen insofern, als in seiner nächsten Nähe in den letzten Jahren an den Hängen des Pfaffen- und des Rabenberges viele schöne neue Siedlungen mit ca. 300 Bewohnern gebaut wurden, der Stolz der jungen, emporstrebenden Stadt Schönwald.
Heute treiben um den Stein herum die Kinder ihre Spiele, und die älteren davon wissen aus dem Heimatkundeunterricht der Schule die in den Stein eingehauenen Zeichen zu deuten: Den Doppelkreis als Mühlrad und das Kreuz als fromme und mahnende, hier aber auch abschreckende Erinnerung an eine Mordtat. Sie nennen den Stein wie alle Schönwalder nie einen "Kreuzstein", wie ihn die Wissenschaft von den Steinmalen und ihrer Bedeutung kennzeichnet, sondern einfach "den Müllerstein".
Woher kommt diese Benennung? Dieser nach oben spitz zulaufende Granitstein von 1,20 Meter Höhe und 0,90 Meter Breite hat eine flache, ebene Vorderseite und eine ebensolche Rückseite. Mehr noch als an seiner Vorderansicht ist an seiner Rückfront die viel­leicht früher einmal vollständige, nun stark ver­witterte Grundform eines Kreuzes zu erkennen. Die auf die Spitze und nach der Seite zulaufenden runden Ausbuchtungen lassen jedenfalls darauf schließen.
Doch würde der Stein deshalb heute nur als ein stark verwittertes, sehr plumpes Steinkreuz gelten, wie wir mehrere, darunter recht gut erhaltene, in der nahen Umgebung haben, so bei Grünfleck an der Straße nach Selb, bei Oberweißenbach und bei Reichenbach. Die an dem Kreuzstein auf dem Pfaffenberg aber deutlich erkennbaren, trotz des vermutlich hohen Alters klar hervortretenden eingemeißelten Zeichen eines gleichschenkligen griechischen Kreuzes mit Wiederkreuzenden an seinen Balken machen ihn allein schon zu einem "Kreuzstein" seltenster Art. Dies um so mehr, als dieses Kreuz sich über die ganze Steinfläche erstreckt und in den Boden hinein, auf zwei Halbbögen stehend, verläuft.
Dazu zeigt der Stein noch einen inneren, nah um die Kreuzesmitte gehenden, kleineren Doppelkreis und einen größeren, nach den Rändern des Steines zu verlaufenden, durch vier Ausschnitte angedeuteten äußeren Kreis, ebenfalls in Doppellinien. Weiterhin verlaufen über den Stein senkrechte und waagrechte balkenähnliche Einhauungen, die man sehr wohl als Mühlwerk deuten könnte. Zwei weitere kleine, einzelne Zeichen dürften wohl die Steinhauerzeichen sein. Interessant ist aber nun die Tatsache, daß der Stein auch auf seiner Rückseite alle genannten Einhauungen zeigt, wenn auch in viel einfacherer Art, und daß ein zweiter Stein, ca. 600 Meter hinter dem genannten Kreuzstein, nahe der zum Schloß führenden Kirchallee in der Waldabteilung "Mühlbursch" stehend, kleiner und zum Teil zerbrochen, ebenfalls ein Kreuz mit Kreuzesenden und um dessen Mittelpunkt einen Kreis eingehauen trägt.
Was bedeuten nun die offenbar zusammengehörenden beiden Steine? Warum wurden sie einmal gesetzt? Da sich nirgends irgendwelche schriftliche Aufzeichnungen über diese Steinsetzung und den Anlaß dazu finden lassen, schließen wir uns der von einer Generation zur anderen weitergegebenen mündlichen Überlieferung an und erzählen zum Kreuzstein die Geschichte wie folgt: "Zwei Müllerburschen von der Grünauer Mühle, die eines Morgens nach einem Tanzvergnügen von Pilgramsreuth herkamen, gerieten auf der Pfaffenberghöhe, über die der Heimweg führte, wegen eines Mädchens in Streit. Dieser spitzte sich derart zu, daß die beiden Müllergesellen sich schließlich mit den Messern bearbeiteten und dabei umbrachten. Jedenfalls fand man sie am Morgen, tot in ihrem Blute liegend, im Walde auf. Der Totengräber hat daraufhin die beiden Leichen, die als Mörder nicht in der geweihten Friedhofserde begraben werden durften, auf einem Karren in den anliegenden Wald gefahren und dort verscharrt.“ Der Stein, dessen Kreise als Mühlrad zu deuten sind, soll also für immer an die Stelle einer grausigen Mordtat erinnern, während der kleinere mit den ähnlichen Zeichen im Rauschenholz den Begräbnisplatz angibt. Holzfäller haben diesen kleineren Stein bei ihrer Arbeit einmal ausgegraben und in einiger Entfernung vom früheren Standort wieder aufgestellt. Damit erscheinen also die beiden Steine zunächst als Erinnerungssteine an einen gegenseitigen Mord, mit der Absicht gesetzt, alle Vorübergehenden zu einem stillen Gedenken aufzufordern und zu mahnen an die Vergänglichkeit irdischen Strebens mit seinen oft schlimmen Leidenschaften. Wahrscheinlich gaben die vom Leid betroffenen EItern der unglücklichen Müllerburschen oder auch das umworbene Mädchen den Auftrag zum Setzen der Steine. Geht doch die Aufstellung eines Steinmales zur Erinnerung an ein bemerkenswertes Vorkommnis an einer bestimmten Stelle sogar bis in die vorchristliche Zeit zurück. (Bauta-Steine und Menhire in den nordischen Ländern).
Sicher wählte man aber erst in christlicher Zeit dafür die Kreuzform, und bestimmt mußte es sich dabei nicht immer um einen Mord als Ursache handeln. Überhaupt muß anschließend noch kurz allgemein von der Sitte des Steinkreuz-Setzens gesprochen werden. Da es in älterer, vorchristlicher Zeit noch keine staatliche Gerichtsbarkeit für Mord oder Totschlag gab, rächte sich die betroffene Familie für ein ihr angetanes schweres Unrecht durch die Blutrache: Blut konnte nur durch Blut wieder gutgemacht werden. Erst später, durch den Einfluß des Christentums, kam man von dieser mörderischen Art der Vergeltung ab und die geschädigte Familie mußte sich in gegenseitiger Vereinbarung mit einem, wenn auch oft recht hohen "Wergeld oder Manngeld" zufrieden geben. Schon Karl der Große suchte als Christ die Blutrache zu unterbinden, und bis zum 16.Jahrhundert konnte ein Mord durch friedliche Übereinkunft der Beteiligten gesühnt werden. Erst Kaiser Karl V., 1519-1556, verbot die Sühnemaßnahmen wieder als Vergeltung für Mord oder Totschlag und unterstellte diese Verbrechen durch seine "Hals- oder peinliche Gerichtsordnung" der weltlichen Gerichtsbarkeit.
Damit läßt also die obige Betrachtung für unseren "Müllerstein" den Schluß zu, daß es sich auch hier um einen Sühnestein aus der Zeit um 1500 oder früher handeln müßte. Denn bei der Wiedergutmachung durch das "Wergeld" war die Erstellung eines "Sühnekreuzes" fast immer eingeschlossen. So ist es jedenfalls in den wenigen Urkunden zu lesen, die in Kirchen- oder Gemeindebüchern von Steinkreuzsetzungen künden. (Das Steinkreuz von Marlesreuth bei Naila z.B. ist beurkundet).
Und nun noch ein Wort zur etwaigen Meinung, daß es sich bei dem Schönwalder Müllerstein um einen Vermessungsstein, einen sogenannten Triangulierungsstein handeln könnte, oder nur darum: Zwar hat man bei einer schon über hundert Jahre zurückliegenden Landesvermessung, in einer Urkunde von 1839, vermerkt, daß der Scheitelpunkt der Rehauer Straße 2148,6 alte Pariser Fuß hoch liegt d.s. heute zu je 0,325 Meter, 695 Meter Höhenlage. Wie sollte aber ein nüchterner Vermessungsstein so eine kunstvolle Bearbeitung mit Kreuz und Rad tragen? Auf eine weitere Bedeutung des Steines, die von einem Sinnmal spricht in Beziehung zu anderen Steinen und Richtpunkten der weiteren Umgebung, möchte ich hier nicht eingehen, nachdem auch der Sachverständige für Steinkreuze in der bayer. Landesstelle für Volkskunde den Schönwalder Müllerstein als einen Erinnerungs- und Sühnestein betrachtet. Und so möchte ich die Ausführungen darüber schließen mit den Worten des † Dr. Ernst Zeh, Rehau, des Schöpfers des hervorragenden Werkes der "Heimatkunde des bayerischen Bezirksamtes Rehau", der in einer Würdigung der Kreuzsteine und Steinkreuze sagt: "Er (der Stein) ist ein schlichtes Denkmal, umrankt von Sage und Dichtung. Er bringt uns freilich keine Kunde von weltgeschichtlicher Begebenheit, aber er ist ein Zeuge einer vielleicht halbtausendjährigen Vergangenheit, wert des Schutzes und der Erhaltung. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, daß diese Denkmäler sich in Zukunft weiter Kreise noch mehr wie früher erfreuen." Der Schönwalder Kreuzstein mit seinem Nebenstein ist im Verzeichnis der geschützten Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Landkreises Rehau eingetragen. (Döberlein 1961)

   Die Erinnerung an seine ehemalige Vergangenheit als Menhir hat der Kreuzstein sich bewahrt, er ist unheimlich geblieben und da er sich mit dem Totenmal in der äußeren Form gleichgeblieben ist, so wurde er als blankes Kreuz zum mittelalterlichen Sühnekreuz verwendet. Er entsprch der neuen christlichen Art in der Form und der alten Anschauung im Sinn.
   Daß der Menhir auch zeitweise als der Grenzpunkt der einzelnen Volksstämme gedient hat, glaube ich bejahen zu müssen; denn wenn er ein Kultdenkmal darstellt, dann befand er sich nach alten Gebrauch auch auf der Landesgrenze, der "Mark". Diese Marken waren Oedländerein oder Wälder, die die einzelnen Länder voneinander schieden. So kam es, daß er der christlichen Zeit entsprechend die Kreuzform annahm und dabei auch für die Klöster und deren Gebiet als Grenzstein Verwendung fand. Solch einen Grenzstein habe ich in der Nähe von Schönwald (Fichtelgebirge) gefunden. Er zeigt auf der Vorder- und Rückseite das Kreuz in einem Kreise. Diese Darstellung ist der alten heidnischen Anschauung entlehnt, dem alten Sonnenrad. Dieses Symbol, das auch desöfteren auf sächsischen Steinkreuzen wiederkehrt, hat seinen Ursprung in der Bronzezeit und versinnbildlicht den alten Sonnengott. [...] Der Stein wurde nachträglich mit christl. Symbolen geschmückt. Wahrscheinlich, um ihn der heidnischen Bedeutung zu entkleiden. (Wittmann 1933)

Sage: Zwei Müllerburschen von der Grünauer Mühle, die eines Morgens nach einem Tanzvergnügen von Pilgramsreuth herkamen, gerieten auf der Pfaffenberghöhe, über die der Heimweg führte, wegen eines Mädchens in Streit. Dieser spitzte sich derart zu, daß die beiden Müllergesellen sich schließlich mit den Messern bearbeiteten und dabei umbrachten. Jedenfalls fand man sie am Morgen, tot in ihrem Blute liegend, im Walde auf. Der Totengräber hat daraufhin die beiden Leichen, die als Mörder nicht in der geweihten Friedhofserde begraben werden durften, auf einem Karren in den anliegenden Wald gefahren und dort verscharrt.(Döberlein 1961)

Quellen und Literatur:
Wittmann, Leonhard - Die Flurdenkmäler des ehemaligen Reichsstadtgebietes Nürnberg, I. Teil: Der Ursprung des Steinkultes, 1933, S.14 u. Abb.9
Trukenbrod, Georg - Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937
Döberlein, Christian - Der Schönwalder Kreuzstein, in: Siebenstern, Sondernummer über Schönwald, 1961
Singer, Dr.F.W. - Spuren einer fränkischen Centene um Schönwald-Selb, in: Der Siebenstern, 1962, Heft 5 und 6
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.16-17, Nr.44
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2, 1980
Appeltshauser, H. / Leistner, A. / Reiter, R. - Steinkreuze und Kreuzsteine im Umkreis von Coburg, 1981, S.52 m.Abb.87
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Schönwald (II / III)
Zur Einzelansicht die Kreuzsteine anklicken.

Schönwald II Schönwald III

GPS: N 50° 12,529', O 12° 5,117'

Standort: 600 Meter hinter dem Kreuzstein, nahe der zum Schloß führenden Kirchallee in der Waldabteilung "Mühlbursch".

Geschichte: Der "Nebenstein" (li.) als Kopie neben einem Kreuzstein (re.). Die Gruppe wird als die "kleinen Kreuzsteine" bezeichnet.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale



Schönwald (II)
nach oben


der Original-Stein
im Museum

die Kopie am
alten Standort

Erläuterungstafel

Zeichnung bei
Appeltshauser u.a.
(1981)

Abbildung bei
Bucka (1969)

Standort: Der Originalstein liegt - nach Auskunft des Kassierers des Fichtelgebirgs-Museums (Frühjahr 2003) seit seiner Anlieferung - auf einem Fensterbrett in der sog. Fischhälterei im Museumshof rechts und ist nicht öffentlich zugänglich. Am alten Standort wurde ein Kopie gesetzt.

Größe / Material: 80:53:5-15

Geschichte: Genauer gesagt handelt es sich hierbei um den kleinen Schönwalder Kreuzstein (Nebenstein), der auf Antrag der Deutschen Steinkreuzforschung im August 1968 von Schönwald nach Wunsiedel gebracht und geraume Zeit später im Hof des Fichtelgebirgsmuseums am Eingang links der Treppe aufgestellt wurde. Der Stadtrat von Schönwald billigte dieses Vorhaben, da der Stein schlecht verankert in der Flur gestanden hatte und die Gefahr der Beschädigung oder gar des Verlustes groß gewesen wäre. Daß es sich hierbei nur um ein Fragment eines größeren Steines handeln müßte, wurde mehrfach bezeugt (es ist dabei auf die Ausführungen über den großen Schönwalder Stein verwiesen).
Dieser (jetzt) wesentlich kleinere Stein der Schönwalder Kreuzsteingruppe stand früher im Rauschenholz (siehe Plan). Benutzte man den Weg von Schönwald nach Sophienreuth, so gelangte man nach etwa ½ Kilometer auf einer Waldschneise an der Abzweigung des Weges nach Grünhaid zu diesem Flurmal, dessen Material roter Phyllit ist. Seine Höhe beträgt ca. 80 cm, seine maximale Breite 53 cm, die Dicke variiert beträchtlich (5-15cm).
Blickt man auf die Karte mit den ursprünglichen Standorten der beiden Kreuzsteine, so drängt sich einem unwillkürlich die Ansicht auf, daß es sich hier auch um einen Nebengrenzstein handeln könnte, der dem Hauptgrenzstein zugeordnet war und einen Grenzverlauf markierte. Wegen der einzigartigen ikonographischen Ausgestaltung der beiden Steine erscheint dies dennoch zweifelhaft. (Schmeissner 1980)

45. Kreuzstein. Ein zweiter, wesentlich kleinerer Stein, ebenfalls auf jeder Seite mit eingehauenem Kreuz im Kreis, steht im sogenannten Rauschenholz. Wir benutzen von Schönwald aus den Weg nach Sophienreuth, kommen am Friedhof vorbei und finden nach ungefähr 500 Metern auf einer Waldschneise bei der Abzweigung des Weges nach Grünhaid den Stein aus rötlichem Phylit. Seine Höhe ist 80cm. Daß dieser kleinere Stein den Begräbnisplatz der zwei Müllerburschen bezeichnen und nur der Rest eines größeren Steines sein soll, wurde ja schon berichtet.
Es wäre schon eher möglich, daß neben dem großen Kreuzstein als Hauptgrenzstein dieser kleinere Stein als Nebengrenzstein, von dem es dann sicher mehrere gab, den Grenzverlauf markierte.
Der Stadtrat von Schönwald hat dem Antrag der Deutschen Steinkreuzforschung - den kleinen Kreuzstein im Fichtelgebirgsmuseum aufzustellen - stattgegeben. Der Stein befindet sich seit August 1968 in Wunsiedel und soll im Hof des Museums zur Aufstellung kommen. (Bucka 1969)

[...] Holzfäller haben diesen kleineren Stein bei ihrer Arbeit einmal ausgegraben und in einiger Entfernung vom früheren Standort wieder aufgestellt. (Döberlein 1961)

[...] Der bereits oben erwähnte Stein liegt auf der Schneise zwischen den Waldabteilungen 21 (Pfaffenberg) und 24 (Mühlbursch) etwa 50 Meter links vom Kirchweg Sophienreuth - Schönwald. Früher soll dieser Stein etwa 20 Meter östlich davon in der Waldabteilung 21 gestanden haben. Er ist 80 Zentimeter hoch und 63 Zentimeter breit, er zeigt auf beiden Seiten ein in einen Kreis gesetztes Kreuz. (Trukenbrod 1937)

Sage: Eine Sage erzählt, daß an dieser Stelle zwei Müllerburschen aus des Grünauer Mühle, die von einem Tanzvergnügen heimgingen, wegen eines Mädchens so in Streit gerieten, daß sie sich mit ihren Messern gegenseitig töteten. Der große Stein (der Hauptstein) soll nun an die Bluttat erinnern, während der Nebenstein im Rauschenholz den Begräbnisplatz anzeigen soll

Quellen und Literatur:
Trukenbrod, Georg - Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937
Döberlein, Christian - Der Schönwalder Kreuzstein, in: Siebenstern, Sondernummer über Schönwald, 1961
Bucka, Hans - Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25.Jg., 1969, Heft 2, S.17-18, Nr.45
Schmeissner, Rainer H. - Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2 (1980)
Appeltshauser, H. / Leistner, A. / Reiter, R. - Steinkreuze und Kreuzsteine im Umkreis von Coburg, 1981, S.52 m.Abb.87



Schönwald (III)
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Fotos von
H. Bucka (1988)

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Quellen und Literatur:


Sühnekreuze & Mordsteine