Geschichte & Forschung Ikonographie

Zahlen & Schrift


 Aufsätze zum Thema 
Zahlenschreibweisen Mitte 15. bis Mitte 16. Jahrhundert, 1908
Nebe, Hermann - Ueber das mittelalterliche Zeichen der 4, 1939
Just, Ernst - Über Rechtsbräuche und Rechtssprache um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts in Obersachsen, 1936


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 Deutungen 
7BACH
Wortabkürzung für Siebenbach.
a
Amen.
A. C.
Anno Christi.
A O / ANO
ANNO = Jahr, Im Jahre des Herrn; (ohne Jahreszahl: oft fälschlich für A Ω)
A Ω
Alpha und Omega sind der erste, bzw. letzte Buchstabe des griechischen Alphabets; ihre Bedeutung ist Anfang und Ende. Anfang und Ende sind bei Gott, in diesem Sinne sind A und Ω ein Symbol Gottes
B F D A S
Bete für die arme Seele
b. g. v. d. s.
Bitt Gott vor (für) die Seel.
b. g. v. s.
Bitt Gott für sie
C M B
1. Die Anfangsbuchstaben einer lateinischen Segensformel: "Christus mansionem benedicat" - Christus segne dieses Haus.
2. Im Kölner Raum sind damit meist die hl. Drei Könige gemeint: Caspar, Melchior, Balthasar.
d. g. g. s.
dem Gott gnädig sei.
D S G G (A)
Der Seele Gott gnad, (Amen)
EL
Zwei verschiedene Bedeutungen:
a) EheLeute
b) semit./hebr. 'Gott' (Elohim), im übertragenen Sinne 'zu Gott gegangen' (= verstorben)
g. d. g.
Gott dem gnad.
G G D S
Gott Gnade Der / Deiner Seele
g. t. d. s.
Gott tröst' die Seel'
H D E A
Im Namen der Heiligen Drei Einigkeit Amen.
I G
ist gestorben
IHESUS / IESUS
Jesus-Name in der Schreibweise des 6.-15.Jahrhunderts.
I H M
Jesum
Falsch aus dem griechischen übertragener Name Jesu, dann umgedeutet in 'Jesus Hominum Salvator' ('Jesus, Erlöser der Menschen'), 'ln Hoc Signo (In diesem Zeichen [...wirst du siegen]) oder 'Jesus, Heiland, Seligmacher'.
Ihu
Jesu
Ihus
Jesus
I M I
Jesus Maria Josef (Bruderschaft seit 1560)
I N R I
lesus Nazarenus Rex ludaeorum (Jesus von Nazareth, König der Juden).
In Nomine Romani Imperii (Falls diese, in Frankreich verbreitete, Interpretation zutrifft, müsste eine solche Inschrift damals bei jedem Gekreuzigten angebracht gewesen sein und nicht nur bei Jesus. Aus klassischen römischen Texten ist diese Lesart nicht bekannt und wurde wohl nachempfunden, um den Römern die Schuld am Tod Christi zuzuschieben).
Igne Natura Renovatur Integra (Alchemistische Lesart des INRI, zu deutsch: Mit Feuer wird die ursprüngliche Natur wiederhergestellt.)
IOES
Wortabkürzung für JO(hann)ES
Marty
Genetiv zu Martius, März.
m. s. e.
miserere = erbarme dich (seiner).
OBIT
starb
R I P
Requiescat in pace (Ruhe in Frieden)
S E F
Seine Ehe-Frau
SGGA
(Der) Seele Gott gnad, Amen.
SPVRCKEL
Abwandlung aus der frühmittelalterlichen Bezeichnung spurcalia (heidnisches Fruchtbarkeitsfest) = Februar
U S H F
Und Seine Haus Frau
X BR
Monatsangaben mit den Ziffern 7, 8, 9 oder X (das römische Zahlenzeichen für 10) in Kombination mit den Buchstabengruppen BR, BER oder BRIS, bedeuten 7br, 7-ber, 7-bris Septem-ber, sinngemäß für die 8 Okto-ber, für 9 Novem-ber oder X Dezem-ber.
Diese vier Monatsnamen tragen einen Namen, der sich auf ihren Platz in der Reihenfolge der Monate bezieht - aber bezogen auf den ältesten römischen Kalender, der nur zehn Monate umfaßte! Die Kalenderreform des Jahres 153 v.u.Z. fügte die beiden Monate Januar und Februar hinzu, merkwürdigerweise an den Anfang(!) des Jahres. Eine Namenskorrektur der seit dem von ihrer inhaltlichen Bedeutung her falschen Monate ist bis heute nicht erfolgt.
X P
Durch Zusammenziehung gebildete "Nomina sacra" für Christus und Jesus. Ursprünglich wurde mit griechischen Buchstaben geschrieben: XPC und IHC, später, indem man die alte griechische Form des S durch die lateinische ersetzte: XPS und IHS. Auch in gotischer Minuskel behielt man die griechischen Buchstaben bei: xpc, xps, ihc, ihs. Dem Nominativ entsprechend werden die übrigen Fälle gebildet: Xpi, xpo, xpm. Von der Schreibweise XPS leiten sich die noch später gekürzten Formen her, wie XP, xp, XS, X = Christus, xʲ, Xti = Christi, x° usw. = Christo, xm = Christentum usw.
Xpian / Xian
Wortkürzung des Vornamens Christianus.
Xpina
Wortkürzung des Vornamens Christina.
Xpofor
Wortkürzung des Vornamens Christoforus.

Quellen:
Grun, Paul Arnold - Leseschlüssel zu unserer alten Schrift, Sippenbücherei, Band 10/11, Görlitz 1935, S.41-42
Döberlein, Christian / Döberlein, Hansgeorg - Steinkreuze / Kreuzsteine und steinerne Flurdenkmäler im Landkreis Rehau, Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Schulamtsbezirk Rehau, 1965, S.21
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.149, 155,159, 160
Amendt, Karl-Friedrich - Rheinische Wegkreuze. Geheimnisvolle Zeugen mittelalterlichen Denkens, 2010, S.90-91
Wikipedia (F) - INRI



 Beispiele von Einzeichnungen 
Wedelspang II (Runenstein) Wedelspang I (Runenstein) Busdorf (Runenstein)



 Weitere Hinweise und Deutungsversuche 

Minuskel und Majuskel

Bei Claude Jérôme (Le "quatre de chiffre" des Marchands à Wissembourg (dt. Die "Ziffer Vier" der Händler von Weißenburg), l'Outre-Fôret (IV-2006) No.136, p.31-36) wird die Vier als Kaufmannszeichen gedeutet, die aus dem Symbol des Merkurstabs abgeleitet ist. (mercator = Kaufmann). Esoterisch gesehen entspricht die vier der Zahl der Elemente und damit der Materie.
Bei der Darstellung des Kaufmanns von Jost Aman erscheint das Symbol unten auf dem Warenpacken.


Übersicht über die Entwicklung der Ziffern
a indische Anfangsbuchstaben der Zahlwörter (2.Jahrh. n. Chr.),
b Ziffern des Boethius (um 500 n.Chr.),
c Ziffern der Westaraber,
d Ziffern der Ostaraber,
e Ziffern des Gui d'Arezzo (12.Jahrh.),
f Ziffern des Hugo von Lerchenfeld (Ende des 12.Jahrh.),
g Ziffern des Maximus Planudes (erst Hälfte des 14.Jahrh.),
h Ziffern eines Baseler Algorithmus (15.Jahrh.),
i gedruckte Ziffern aus dem 16.Jahrh. (Dürer 1525).
(Nach Tropfke - Geschichte der Elementarmathematik, zit. in: Brockhaus 1935 und (ohne c-e) im dtv-Lexikon 1972, Bd.20)



 Weiterführende Quellen und Literatur 
Demandt, Karl E. - Laterculus notarum, Lateinisch-deutsche Interpretationshilfen für spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Archivalien. Marburg 1979.
Dülfer, Kurt - Gebräuchliche Abkürzungen des 16.- 20. Jahrhunderts, Marburg 1981
Schrifttafeln zur Deutschen Paläographie des 16.- 20. Jahrhunderts, Marburg 1982, Teil I = Tafeln, Teil II = Transkriptionen
Cappellei, Adrianao - Lexikon Abbreviaturarum, Leipzig 1901
Köllenberger, Heinrich - Die Inschriften der Landkreise Mosbach, Buchen und Miltenberg, in: Die deutschen Inschriften. 8.Band, Heidelberger Reihe 3.Band, 1964
Grun, Paul Arnold - Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen. Wörterbuch lateinischer und deutscher Abkürzungen des späten Mittelalters und der Neuzeit mit historischer und systematischer Einführung für Archivbenutzer, Studierende, Heimat- und Familienforscher u.a., Grundriß der Genealogie, Band 6, Limburg / Lahn 1966
Grun, Paul Arnold - Leseschlüssel zu unserer alten Schrift, Sippenbücherei, Band 10/11, Görlitz 1935



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