Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus Oberfranken


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Der Radstein. - 96157 Ebrach
   Ein Bamberger Wagner war die Wette eingegangen: er wollte vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne einen Baum fällen, daraus ein Rad ohne Reif machen und es noch bis Würzburg rollen. Schon hatte er mit dem gefertigten Rade das Kloster Ebrach zurückgelegt, aber zwischen diesem und Breitbach fiel er vor Erschöpfung nieder und starb, während das Rad noch eine Strecke allein fortrollte und dann zersprang. An der Stelle, wo der Wagner umgefallen, steht ein Stein mit einem ausgehauenen Rade, welche der Radstein genannt wird.
(Baader, Bernhard - Neugesammelte Volkssagen aus dem Land Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlruhe 1859, S.114)

Der Wolfstein - Region Fichtelgebirge
1. Variante
Ein Schäfer, der in einem Tal im Fichtelgebirge seine Herde hatte, verlor immer wieder ein Lamm. Er konnte suchen solange er wollte, des öfteren war eines spurlos verschwunden. So begann er jeden Tag persönlich Wache zu halten und siehe da, eines Tages sah er einen großen Wolf aus dem Dickicht schleichen und ein Lamm holen. Mit seinem großen Knüppel griff er den Bösewicht an, doch dieser entkam mit der Beute.
Der Hirte holte einen Jäger und zusammen legten sie sich auf die Lauer. Und als der Wolf tatsächlich wieder kam, schoß der Jäger sofort. Aber, obwohl der Jäger zielsicher traf, entfloh der Wolf und sie fanden die Kugeln, als ob sie von einem Felsen abgeprallt wären. Der Jäger, wohl unterrichtet in alten Künsten, vermutete eine Zauberei und lud sein Gewehr den nächsten Tag mit Kugeln, die er aus Holundermark gemacht hatte. Diese sollten Zauberei aufdecken können. Und richtig, als der Wolf wieder kam, der Jäger schoß und wie immer sicher traf, da heulte der böse Geselle auf und floh sofort ohne Beute.
Der Schäfer begegnete am nächsten Morgen seiner alten Nachbarin, mit der er schon lange in Streit lebte. Diese hinkte an jenem Morgen. Als der Schäfer freundlich fragte, was sie denn hätte, brummte diese nur, es ginge ihn nichts an und humpelte schnell weiter. Da kam ihm ein Verdacht und er zeigte sie als Hexe an. Sie wurde nämlich schon lange des Bösen verdächtigt, viele Leute wollten sie des öfteren auf den Hexentanzplätzen gesehen haben. Man nahm die Alte fest, verhörte sie, und, als sie trotz Schlägen mit geweihtem Holz nichts gestand, steckte sie dann erst mal in den Kerker. Doch am nächsten Morgen war sie verschwunden.
Einige Tage später, der Schäfer war wieder mit seiner Herde im Tal, kam der Wolf wieder. Doch diesmal holte er sich kein Lamm, er griff sofort den Schäfer an. Dieser kämpfte zwar tapfer, aber langsam erlahmte seine Kraft gegen die Wut des Bösewichts. Doch zufällig kam gerade der Jäger dazu und eingedenk des Erlebten mit den Kugeln griff er nach seinem geweihten Dolch und stach damit zu. Kaum hatte die Klinge die Haut des Wolfes durchbohrt und das erste Blut rann heraus, da verwandelte er sich und die böse Alte lag zu Füßen der beiden Männer.
Man begrub sie dann so tief wie möglich in der Erde und legte einen großen Kreuzstein auf die Stelle, der seitdem "Wolfstein" genannt wurde.
(Falkenstein, C.v. - Buch der Kaisersagen, S.99)

2. Variante
In einem Tal des Fichtelgebirges hütete ein Schäfer auf grüner Au. Mehrmals, wenn er die Herde Heimtrieb, fehlte eines seiner Tiere; er suchte es vergebens, es war und blieb verloren. Er hält nun genauer Wache und sieht einen großen Wolf aus dem Waldesdickicht schleichen und ein Lamm ergreifen. Wütend stürzt er ihm nach, doch der Feind ist zu flink; ehe er sich's versieht, sind Wolf und Lamm verschwunden.
Nunmehr nimmt er einen geübten Schützen mit sich; der Wolf naht, doch die Kugeln des Schützen prallen an ihm ab. Da fällt dem Jäger ein, seine Waffe mit dürrem Holundermark zu laden; am nächsten Tag schießt er, und heulend läuft der Räuber waldeinwärts davon.
Am anderen Morgen begegnet dem Schäfer seine alte Nachbarin, mit der er nicht im besten Einverständnis lebt; er fragt sie, da sie vorüberhinkt: "Ei, Frau Nachbarin, was habt Ihr am Bein, das nicht mit Euch will?"
"Was geht das Euch an?" antwortet sie und macht, dass sie wegkommt.
Der Schäfer wurde aufmerksam. Diese Frau war längst verdächtig wegen böser Zauberei. Man wollte sie auf dem Heuberg in Schwaben, auf dem Köterberg und wieder auf dem Hui bei Halberstadt gesehen haben. Er gab sie an; sie wurde eingezogen, befragt und mit einem Stab von Erlenholz gestrichen, mit dem der Zauberei verdächtige Personen, wenn sie leugneten, gezüchtigt wurden, und dann in Banden geschlossen. Plötzlich verschwand das Weib aus dem Gefängnis, und niemand wusste, wohin sie gekommen war.
Einige Zeit darauf sah der arme Hirt unvermutet den verhassten Wolf wieder aus dem Wald hervorbrechen; doch diesmal kam er nicht, um seine Herde, sondern um ihn selbst anzufallen. Der Kampf war wütend. Der Hirt nahm alle seine Kräfte zusammen gegen Zahn und Kralle des reißenden Untiers, und er wäre des Todes gewesen, wenn nicht zur rechten Zeit noch ein Jäger vorübergekommen wäre und nach vergeblichem Kugelschuss den Wolf mit einem Messer niedergestochen hätte.
In dem Augenblick, als das Blut aus seiner Seite sprang, lag das alte Dorfweib vor ihm auf dem Feld und wälzte und krümmte sich fürchterlich. Sie wurde nun vollends getötet und zwanzig Fuß tief unter die Erde verschüttet. Da, wo man das Weib vergrub, legte man einen großen Kreuzstein und nannte ihn, zum Andenken an diese Begebenheit, den Wolfstein. Es war aber nie ruhig und richtig in der Nähe des Steins, und der "Tückebote" oder der "Brennende Mann" treiben, wie das Volk sagt, noch jetzt hier ihr gefährliches Spiel.
(Schöppner, Alexander - Sagenbuch der bayerischen Lande, aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter. 2.Band, München 1852)

zum Kreuz Das Schmiedskreuz und Centstein im Wald bei Gersbach - 96479 Gersbach
Hinter dem Dorf Weitramsdorf bei Coburg liegt der Weiler Gersbach. Dort ist heute noch das Schmiedskreuz zu finden zur Erinnerung an eine grausige Tat.
Es war im Dreißigjährigen Krieg. Der Schmiedsfrieder von Gersbach war weit und breit als tüchtiger Huf- und Nagelschmied bekannt und wohl geachtet. Er konnte aber auch Flinten- und Kanonen reparieren, hatte viele Aufträge und musste nach und nach drei Gesellen einstellen.
Eines Tages fand er auf der Bank neben der großen Hofbuche ein etwa achtjähriges Mädchen sitzen, zerlumpt, abgemagert und frierend. Nur mit Mühe konnte der Schmied erfahren, dass die Schweden die Eltern des Kindes erschlagen und den Hof niedergebrannt hatten. Das Mädchen irrte seitdem hungernd umher. Da der Schmied im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mann war, nahm er das Waisenkind in sein Haus auf und blieb entschlossen, das Kind immer bei sich zu behalten.
Nach zehn Jahren war der grausame Krieg endlich zu Ende gegangen. Die Gesellen hatten sich in Ummerstadt, Tambach und Weitramsdorf eigene Werkstätten eingerichtet und waren tüchtig beschäftigt, die Pflüge, Eggen und Ackerwagen der Bauern wieder herzurichten. Das Findelmädchen des Schmiedsfrieders war zu einer blühenden Jungfrau herangewachsen und mancher Bursch hätte sie gerne zur Frau gehabt. Auch die drei Gesellen warben um ihre Gunst, und der Gersbacher Schmied hätte gerne gesehen, wenn einer der drei als sein Schwiegersohn in die Schmiede nach Gersbach zurückgekehrt wäre. Aber das Mädchen ließ sich von allen dreien den Hof machen.
Schließlich verlangten die Burschen, dass sich das Mädchen für einen entscheiden sollte, darum bestellte es die Gesellen an einen Ort im Wald und erklärte, sie wolle dem angehören, der sich im Kampf untereinander als der Stärkste erweise.
Wutentbrannt stürzten die drei Burschen aufeinander los, zuletzt griffen sie ihre Messer und stachen wild um sich, bis alle drei tot am Boden lagen. Ihr Blut färbte den Rasen rot. Seelenruhig ging das Mädchen daraufhin nach Hause und erzählte dem Meister die Begebenheit. Über solch leichtfertiges Tun geriet der Schmiedsfrieder in solchem Zorn, dass er eine Eisenstange packte und damit das Mädchen totschlug.
Unter der Buche schaufelte er das Grab und legte sie in die kühle Erde. Dann zündete er Haus und Hof an, dass die Flammen zum Dach hinaus schlugen.
Von dieser Zeit an wurde der Schmiedsfrieder nie mehr gesehen. Die Buche unter der das erschlagene Mädchen ruhte, ist bald verdorrt.
Tief im Wald steht heute noch das Steinkreuz, das die Freunde der drei Gesellen zum Gedenken setzten.
(Quelle: Andreas Stubenrauch / aufgeschrieben, bearbeitet und bebildert von Ulrich Göpfert)

zum Kreuz Das steinerne Kreuz im Gersbächer Hain - 96479 Gersbach

Es steht ein Kreuz von Steine,
Von Eichen überdeckt,
Bei Gersbäch in dem Haine,
Das Nachts die Wand`rer schreckt.

Da hallt vom ersten Dämmern
Der stillen Abendpracht
Ein Wimmern und ein Hämmern
Bis in die Mitternacht.

Es blühte eine Schmiede
Im Thal vor grauer Zeit,
Von trotzigem Gemüthe
Darin die schöne Maid.

Und drei Gesellen rangen
Nach ihrer Lieb' und Gunst,
Doch alle drei bezwangen
Nicht ihre List und Kunst.

Bald war sie dem ergeben,
Bald war sie jenem hold
Und hat doch keinem eben
Von Herzen wohlgewollt.

Sie machte einem Jeden
Die andern Zwei' verhaßt
Und hielt mit argen Reden
Zu hetzen keine Rast.

Einst lud im Mondenscheine
Sie in den nahen Hain
Die Einzelnen alleine
Zum trauten Stelldichein -

Und sah im Geist die Schwielen
Schon von dem heißen Strauß,
Doch ihre Ränke fielen
Zum ew'gen Fluche aus.

Am andern Morgen ruh'te,
Mit Wunden überdeckt,
In reich vergoss' nem Blute
Das Kleeblatt hingestreckt.

Das brachte sie von Sinnen,
Und Wuth ergriff ihr Herz,
Die Sünd'rin schied von hinnen
In ärgstem Todesschmerz.

Gar mancher Jagdgeselle
Hat mit den Drei'n bei Nacht
An der verwünschten Stelle
Bekanntschaft wohl gemacht -

Zwei Mädchenarme ringen
Am Boden sich im Kampf,
Drei blut'ge Männer schwingen
Die Hämmer hoch im Kampf.

Das ist, folgst du dem Klange,
Das schreckliche Gesicht:
Hörst du den Klang so bange,
Geh' heim und folg' ihm nicht!
(August Köhler in: Günther, J. - Großes poetisches Sagenbuch des deutschen Volkes, Jena 1844)

zum Kreuz Vom Steinkreuz in der Kreuzsteinstrasse - 95028 Hof
Die Kreuzsteinstrasse in Hof führt ihren Namen von einem Steinkreuz, das früher da stand, wo jetzt die Gartenmauerecke der Freimaurerloge „Zum Morgenstern“ in die Wilhelmstraße hinein reicht. Ein Bauer aus Osseck hatte das Kreuz aus Dankbarkeit gegen Gott errichten lassen. Dies ist schon lange her, damals waren an dieser Straße, die nach Osseck führte, noch Felder und Wiesen und die Neustadt Hof war mit Mauern und Gräben umgürtet.
Der Bauer hatte an einem Wintersonntag taufen lassen. Nach der kirchlichen Handlung waren die Festteilnehmer in einer Hofer Gaststätte eingekehrt um sich Bier und eine kräftige Mahlzeit munden zu lassen. Man war bald in gehobener Stimmung und hätte es gar nicht bemerkt, das bereits der Abend hereingebrochen war und ein Schneesturm eingesetzt hatte, wenn nicht die Hebamme zum Aufbruch gedrängt hätte. Mit dem Pferdeschlitten wurde die Heimfahrt angetreten. Doch wie erschraken die Taufgäste als sie ankamen und das Wickelkissen samt dem Kind fehlte. Hatte man es bei der raschen Fahrt oder infolge des reichlich genossenen Bieres verloren?
In höchster Eile ging es zurück. Vorsichtshalber wurde auch der Hofhund mitgenommen. Das treue Tier entdeckte, dem Schlitten vorauseilend, als erster das Kind, das zum Erbarmen schrie. Gleich darauf war der Bauer zur Stelle, das laute Bellen seines Hundes hatte ihm den richtigen Weg gewiesen. So schnell wie möglich steuerte der überglückliche Vater dem häuslichen Herd zu. Warme Milch und ein gesunder Schlaf machten das unliebsame Vorkommnis rasch wieder gut.
(Reichold, Andreas - Sagen)

zum Kreuz Der Einarm bei Priesendorf - 96170 Priesendorf
Ein Bauer aus Lembach war beim Pflügen auf seinem Feld. Als die Pflugschar allmählich stumpf wurde, schickte er seine Sohn nach Lembach um sie schärfen zu lassen. Der Junge jedoch hatte es überhaupt nicht eilig, zu seinem Vater zurückzukehren, worüber der Bauer sehr erbost war. Voller Zorn warf er die Pflugschar nach seinem Sohn. Der arme Junge wurde von der frisch geschärften Schar so unglücklich getroffen, daß ihm ein Arm abgeschlagen wurde. Hilflos musste der Bauer zusehen, wie sein Sohn verblutete und letztlich starb.
Zur Sühne ließ er an der Stelle den Stein errichten. Noch heute kann man um Mitternacht das Wehklagen des Bauers um seinen toten Sohn hören.

zum Kreuz Der Kreuzstein von Schlettach - 96479 Schlettach
In der Nähe Schlettachs, am Wege nach Weitramsdorf, liegt das Schmiedsseelein. Vor langer Zeit stand dort eine Schmiede. Der Schmied verstand sein Handwerk und galt als wohlhabender Mann. Er hatte jedoch eine liederliche und putzsüchtige Frau, die sich nicht um den Haushalt kümmerte: Der Schmied, der seiner Frau aufrichtig zugetan war, sah ihr treiben ohne Murren lange Zeit zu. Eines Tages war seine Geduld erschöpft. Er jagte sie aus dem haus. Die Frau aber fühlte sich ungerecht behandelt und beschimpfte ihren Mann. Doch nun packte den Schmied die Wut, er ergriff einen Hammer und verfolgte die Frau, die heulend in den Wald lief. Am Waldweg im Callenberger Forst erreichte er sie und erschlug sie mit dem Hammer. Am Ort der unheilvollen Tat ließ er einen Kreuzstein setzen. Der Hammer soll an das Mordwerkzeug erinnern.
(Leistner, Armin - Aus Stein gehauen ... Flurdenkmäler des Coburger Landes. Das Steinkreuz, 25.Jg., Heft1)

zum Kreuz Das Steinkreuz von Häusellohe - 95100 Selb
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, besonders in den Jahren 1632 und 1633, hatte auch unsere Heimat schwer unter den Drangsalen der vielen Kämpfe zwischen Kaiserlichen und Schweden zu leiden. Oft kamen größere oder kleinere Soldatenhaufen der kaiserlichen Regimenter von der Stadt Eger aus, wo sie im Winterquartier lagen, nach SeIb. Ihr nächster Weg war dabei der über Franzensbad und über die Häusellohe. In Selb holten sie sich Heu, Hafer und Stroh für ihre Pferde und Schlachtvieh zur Verpflegung der Soldaten. Die Futter- und Lebensmittel mußten die Bauern der Gegend aufbringen und in Selb bereithalten. Die Schweden aber, welche damals die Oberpfalz besetzt hatten, erfuhren von den Streifzügen der Kaiserlichen und lauerten ihnen im dichten Walde bei der Häusellohe auf. Gar zu gerne hätten sie einmal einige der reich beladenen Proviantwagen der Kaiserlichen erbeutet.
Wieder einmal, es ging schon auf Mitternacht, kamen die Kaiserlichen auf dem vom Monde beschienenen Waldwege daher. Plötzlich sprengten die Schweden, die mit Harnischen, Schwertern und Schilden schwer bewaffnet und von einem Obersten geführt waren, aus dem dunklen Wald heraus und hieben auf die Kaiserlichen ein. Doch diese setzten sich gar heftig zur Wehr. Weithin schallte da das Geklirre der Rüstungen und Schwerter, mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen! Die Pferde wieherten und schnaubten unter ihren Reitern, die sie immer wieder anspornten. Bald lagen Verwundete und Sterbende auf dem Waldboden hingestreckt, darunter auch der schwedische Oberst. Er war durch einen Schwerthieb schwer getroffen worden und starb auf der Stelle. Auf beiden Seiten gab es große Verluste und nur wenige kaiserliche Soldaten überlebten das mörderische Gefecht.
Sie begruben die Toten auf dem Kampfplatz. Später hat man an der Stelle ein Steinkreuz errichtet, das heute noch Zeugnis gibt von der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Als vor vielen Jahren zur Aufforstung dort gegraben wurde, fanden die Waldarbeiter allerlei Überreste aus dem Kampf zwischen Kaiserlichen und Schweden. Damit ist aber bewiesen, daß das Steinkreuz bei der Häusellohe ein Gedenkkreuz ist an eine schwere Zeit, und wir können verstehen, daß manche es "Schwedenkreuz" nennen. Um dieses Kreuz wob sich nun in den über 300 Jahren, die seit dem Dreißigjährigen Kriege vergangen sind, eine Sage. Sie geht immer von den Eltern auf die Kinder weiter und berichtet:
An jedem Jahrestag der Schlacht entsteigen nachts zwölf Uhr die damals im Kampf Gefallenen in ihrer alten Kleidung und Rüstung wieder ihren Grabstätten. Von neuem entbrennt dann der Kampf zwischen den Gegnern. Besonders heftig wird er geführt von den Schweden, die ihren gefallenen Oberst rächen wollen. Wieder schlagen sie mit ihren Schwertern aufeinander ein und wieder stöhnen und ächzen die Verwundeten und Sterbenden. Doch wenn die Glocke vom Selber Kirchturm ein Uhr schlägt, ist der Geisterspuk zu Ende.
Unheimlich ist es dort am Steinernen Kreuz in der Häusellohe um die mitternächtliche Stunde und niemand ist gern um diese Zeit draußen im Wald.

zum Kreuz Die Steinkreuze zwischen Tremersdorf und Rottenbach - 96486 Tremersdorf
Kurz nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1620, zogen acht Soldaten mit drei Weibern und zwei Jungen durch den Lautergrund. Sie wollten auf eigene Weise Krieg führen und raubten und plünderten, was ihnen unter die Finger kam. Im Schloss zu Unterlauter begannen sie ihr Werk. Dabei hatte einer ihrer Kameraden in einem Versteck silberne Löffel, einen goldenen Anhänger und einen Ring mit einem wertvollen Stein gefunden.
Die "Kameraden" wollten teilen, aber der Finder war der Meinung, der Fund sei allein sein Eigentum. Kurzerhand lief er mit der Beute davon. Inzwischen hatten die anderen einige Flaschen Schnaps gefunden, und bald waren ihre Sinne benebelt. Kurz hinter Rottenbach holten sie ihren Kameraden wieder ein. Nun forderten sie ihren Anteil, aber der hatte seinen Schatz bereits im Wald vergraben. Er schwindelte ihnen vor, die Bauern hätten ihm alles wieder abgenommen.
Bald kam es zu einer Rauferei, die rohen Gesellen griffen zum Messer, und der Soldat sank, von mehreren Stichen tödlich getroffen, zu Boden. Sie ließen ihn, nachdem sie in seinen Taschen nichts gefunden hatten, liegen und zogen weiter. Die Bauern von Rottenbach beobachteten dieses traurige Schauspiel von weitem, trauten sich aber nicht, helfend einzugreifen. Als sie schließlich hinzukamen, war der Soldat schon tot.
Einer der Bauern machte sich auf und lief auf versteckten Pfaden nach Eisfeld zur Stadtwache und berichtete den Vorfall. Die lauerten den Strolchen auf, sperrten sie ein und schafften sie anschließend nach Coburg. Da der Herzog Johann Casimir befohlen hatte, gegen solch Gesindel streng vorzugehen, fackelten die Räte nicht lange und ließen sechs von ihnen mit dem Schwert richten und danach auf das Rad legen, zwei lebendig rädern und die drei Weiber und 2 Jungen, die sich dem räuberischen Troß angeschlossen hatten, zum Land hinausjagen.
Die Rottenbacher Bauern scharrten den Erstochenen neben dem Weg im Wald ein und setzten einen Stein auf sein Grab.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Heinz Oppel aus Tremersdorf (Foto), der mir bei meiner Reportage und dem Auffinden der Kreuzsteine sehr behilflich war.
(Quelle: Andreas Stubenrauch / aufgeschrieben, bearbeitet und bebildert von Ulrich Göpfert)

zum Kreuz Der Kreuzstein von Unterlauter - 96486 Unterlauter
Die Sage von den drei Handwerksburschen Vor langer Zeit sind drei Handwerksburschen im Straßenwirtshaus in Unterlauter eingekehrt und hatten bis in den Morgen gezecht. Recht angetrunken gerieten sie in Streit und schlugen aufeinander ein. Der Wirt beförderte sie an die Luft; doch die machte sie auch nicht nüchterner. Im Gegenteil! Der Streit ging nun auf Leben und Tod; denn sie stachen mit Messern zu. Erst als zwei sterbend in ihrem Blute lagen, sei der dritte zu Vernunft gekommen. Doch konnte ihn der herbeigerufene Bader nicht mehr retten, er starb am nächsten Tag an seinen Verletzungen.
Wenn man diese schauerliche Geschichte hört, könnte man meinen, dass so eine Untat nie aus dem Gedächtnis verschwinde, und aus diesem Grund sei von irgendwelchen Hinterbliebenen der Stein gesetzt worden.
(Quelle: Dr. Richard Teufel / aufgeschrieben und bearbeitet von Ulrich Göpfert)


zum Kreuz Die "Spinnera" - 96274 Welsberg
Elsa, der Magd in dem kleinen Weiler Sorgenhof, wurde es an den langen Winterabenden zu einsam. Bei der Bäuerin sitzen, Strümpfe stopfen, Linnen flicken und endlos das Spinnrad drehen, war wohl für das fleißige und folgsame Mädchen eine liebe Beschäftigung, doch sehnte sich das lebenslustige Ding nach Kameradinnen, nach Kurzweil und Freude.
Wie schön war es da in Watzendorf, wo allabendlich das junge Volk in der Spinnstube zusammenkam. Da wurde gesungen und erzählt, geneckt und getanzt, wenn die Strickarbeit beendet oder der aufgesetzte Rocken abgesponnen war. Dorthin wollte sie auch gehen und lustig sein.

Ein Blick auf das Dorf Watzendorf. Dorthin gin die "Spinera" in die Spinnstube.

Als sie einmal nach dem Abendbrot der Bäuerin den Wunsch vortrug, nach dem Dorfe zu gehen, um teilzuhaben an der Freude und Geselligkeit der dortigen Jungen und Mädchen, runzelte die gute alte Frau die Stirn und verwies sie an den Bauern. Nur er als der Dienstherr könne die Einwilligung dazu geben.
Der Bauer war ein strenger Mann. Er war zwar sehr zufrieden mit seiner fleißigen und willigen Magd, gönnte ihr auch Lust und Freude, aber in der Nacht das kleine Ding durch den dunklen Wald allein nach Watzendorf gehen zu lassen, konnte er nicht übers Herz bringen. Zudem befürchtete er, dass die Spinnstube in der Nacht zu lange ausgedehnt werde und der verlorene Schlaf der Gesundheit der Magd nicht dienlich sei. Vielleicht meinte er noch, seien dort auch böse Spießgesellen. Er habe schon gehört, dass in manchen Dörfern in den Spinnstuben Unartigkeiten vorgekommen seien. Da sei es schon besser, sie bleibe schön bei der Bäuerin.
Elsa sah ein, dass der Bauern in vielem recht hatte, doch lockte die Spinnstube und ihre Freude so gewaltig, dass sie nicht aufhören konnte zu bitten, bis endlich der gestrenge Dienstherr nachgab und ihr gestattete, öfters nach Watzendorf zu laufen, wenn sie hoch und heilig beschwor, jedes Mal vor Mitternacht wieder zu Hause zu sein. Schnell verrannen die Stunden in den Bauernhäusern in Watzendorf, in denen gerade die Lichtstube abgehalten wurde. Da klapperten die Stricknadeln, surrten die Spulen der Spinnräder und knarrten die Wafn. Da lachten und kicherten die Mädchen, wenn der Jörgl die drollige Geschichte von der Marie erzählte, die oben auf der Tiereller einen Korb Gras holte und vor dem Hofbauernhund ausgerissen ist, weil sie glaubte, es sei ein verwunschener Räuberhauptmann. Sie saßen alle still und aufmerksam, wenn die Rede von der Otternkönigin und den Krötenschatz zu Obersiemau kam. Manchmal kamen auch einigen Mädchen die Tränen, wenn neben vielen alten Volksweisen das Lied von den beiden Königskindem angestimmt wurde.
Kurz vor 11 Uhr packte Elsa ihre Siebensachen zusammen und eilte heimwärts. Der Weg war eng und schmal durch die Felder und dunkel durch den Wald. Man braucht eine Stunde wenn man gemächlich ging. Elsa war jung und stramm. Sie schaffte ihn in einer halben. Schnell kroch sie unter die Decke, schlief ruhig und fest und war am nächsten Morgen beim Hahnenschrei schon wieder wach und bei der Arbeit. Der Bauer lobte seine Magd wegen ihrer Sittsamkeit, vergaß aber nicht, dann und wann eindringlich darauf hinzuweisen, dass er unnachsichtig strafe, wenn auch nur einmal die Zeit der Heimkehr überschritten würde. Er sei nicht nur gesonnen, das Spinnstubenlaufen zu verbieten, er würde sie sogar schimpflich von Haus und Hof jagen. Das sei dann eine große Schande und weit und breit würde sie kein ehrbarer Bauer mehr in Dienst nehmen. Ja, noch mehr, kein achtbarer Bursch würde sie dann zum Weibe nehmen.
Wieder war es Winter geworden, die Zeit der langen Nächte gekommen. Elsa ging nach Watzendorf in die Spinnstube, lief rechtzeitig heim, freute sich der lustigen Possen des Jörgl und tanzte auch tüchtig mit den Jungen, wenn ihre aufgetragene Arbeit weit vor Aufbruch beendet war. Die Jungen rissen sich um die flotte und schöne Tänzerin und sahen es ungern, wenn sie so bald schon nach Hause eilte. Da beschlossen sie insgeheim, das nächste Mal dem schönen Mädchen ein Schnippchen zu schlagen. Sie wollten die große Standuhr eine Stunde zurückstellen und sie so zum längeren Verweilen zwingen. Der nächste Tag war grausig. Früh schon lag ein dichter Nebel über Feld und Flur. Mittags kam ein Westwind auf, brachte leichten Regenschauer und gegen Abend sagte die Bäuerin, es würde wohl in der Nacht ein Wetter sein, bei dem man einen Hund hinausjagen würde. Das Beste sei, man verkröche sich beizeiten in sein warmes Bett. Elsa verkroch sich aber nicht in ihr warmes Bett. Kaum hatte sie den Vespertisch abgeräumt, das Geschirr gespült, den Riesenknorz in den Kachelofen geschoben und das Katzentröglein mit Milch gefüllt, erwischte sie die Wafn und den Wollbeutel und eilte nach Watzendorf Das bisschen Regen, was konnte es schon schaden? Zwar waren das Kopftuch und der Umhang nass zum Auswinden, der Kachelofen in der Lichtstube trocknete sie schnell.
Heute war es anfangs recht still bei den Jungen und Mädchen. Einige waren des Wetters wegen nicht gekommen, einige saßen auf der Ofenbank und schoben den kalten Rücken gegen die warmen Kacheln. Als aber die Gesellschaft warm geworden war, fing der Kaspar an, auf seiner Mundharmonika kleine Tanzweisen zu spielen und bald drehten sich die ersten Paare im Reigen. Als Elsa die Wolle abgehaspelt hatte, tanzte sich natürlich auch mit. Es war ja noch lange Zeit bis 11 Uhr. Wie schön das war: der Walzer, der Schottisch, der wilde Dreher! Es war ihr gerade so, als ob der heutige Tanz der schönste seit langer Zeit wäre. Verstohlen schaute sie nach der Uhr. Noch ein paar Minuten! Noch ein paar Minuten! Als aber der Zeiger sich der elften Stunde näherte, riss sie sich los, legte den Umhang um und band das Kopftuch fest. Dann sagte sie allen eine Gute Nacht, nahm Wafn und Wollbeutel und verließ das Haus. Was schadete es, dass der Wind mittlerweile zum Sturm geworden, der Regen ihr ins Gesicht peitschte. Sie würde schon den Weg finden und wie alle Nächte pünktlich und wohlbehalten nach Hause kommen. Als sie gerade um die Kirche bog, fing die kleine Glocke an zu schlagen: eins, zwei, drei, vier... „0“, schon elf Uhr? Dann schlug die große Glocke die Stunden. Leise zählte sie mit: eins, zwei ? elf, zwölf! Um Gottes willen! Mitternacht! War das möglich? Nun aber schnell, so schnell dich die Beine tragen. Wenn der strenge Dienstherr das merkt! Dann ist es aus mit der Lichtstube, aus mit dem Dienst, aus mit der Heirat!

Das Repro zeigt den Sühnestein der für die "Spinera" aufgestellt wurde

Nun ein wenig bergauf Der Weg war ja zum Bach geworden, so schoss das Wasser daher. Nur immer zu! Jetzt muss der Wald bald kommen. Ich sehe doch gar keine Bäume. Ja richtig, das große Loch im Feldweg fehlt ja noch. Es kommt ja gar nicht. Ich werde doch nicht den Weg nach links gegangen sein? Nur nicht aufhalten! Schneller, noch schneller musst du laufen." Aus, aus, aus", heulte der Wind jetzt noch lauter. 0, diese Angst! "Der Dienstherr, der Dienstherr", peitschte der Regen. Jetzt stolpert sie über einen Stein, fällt in ein Wasserloch, rafft sich auf und rennt weiter. Jetzt stolpert sie über eine Wurzel, die Wafn entgleitet der klammen Hand und der Wollbeutel fehlt. Auf den Knien rutscht sie hin und her, tastet mit den Händen den schmierigen Boden ab. Nichts ist zu finden. Da wird die Angst noch größer. Der Kopf wird heiß, aber die Kälte kriecht von den Füßen die Beine hoch. Die Hände sind so klamm, dass sie kaum noch das Kopftuch halten kann, das der Sturm immer herunterreißen will. Der Umhang ist auch nicht mehr da. Die Nässe hat längst das Kleid durchweicht und Rücken und Schulter werden kalt. Die Kälte schüttelt den ganzen Körper, nur der Kopf brennt vor lauter Angst. Weiter schleift sich die Elsa. Als sie wieder stolpert, kann sie nicht mehr aufstehen, sie hat keine Kraft mehr. "Mutter, Mutter", haucht sie noch einmal, dann nimmt sie der Tod in seine grausamen kalten Arme. Aus, aus, aus", heulte der Wind. "Aus, aus, aus", peitschte der Regen. Wie war doch die Nacht heute finster. Kaum fand sie sich durch die letzten Häuser.
In Sorghof heulte auch der Wind und peitschte der Regen. Selbst das Vieh im Stall wurde unruhig und riss an den Ketten. Da stand der Bauer auf und ging in den Stall. Als er, mit der alten Sturmlaterne in der Hand, über den Flur schlurfte, fiel ihm auf, dass die Wafn nicht an ihrem gewohnten Platz stand. Er sah nach der Uhr. Drei Uhr in der Frühe zeigte sie an. Und die Elsa ist noch nicht zu Hause? Das war ihm so ungewöhnlich, dass er gleich in die Kammer zurückging, die Bäuerin weckte. "Die wird wohl bei diesem Sturm in Watzendorf geblieben sein", meinte die gute Alte, ich hätte sie in diesem Wetter auch nicht nach Hause gelassen".
Das beruhigte den besorgten Dienstherrn. Er ging in den Stall, redete dem Vieh gut zu und legte sich wieder zu Bett. Am nächsten Morgen fütterte der Bauer selbst das Vieh und die Bäuerin melkte die Kühe. Schweigend setzten sie sich an den Tisch und bringen nur mit Mühe die Hafergrütze hinunter. Unruhig geht der Bauer durch Stall und Scheune, mit zitternden Händen spült die Bäuerin das Geschirr. Unglücksdrohend peitscht der Regen auf Dach und Haus, rüttelt der Wind an Türen und Fenstern. Da hält es den Dienstherrn nicht mehr zu Hause.
Als er am Kreuzweg links nach Watzendorf abbiegen will, sieht er neben dem Weg die Elsa liegen, steif, still und tot. Er faltet die Hände, betet ein Vaterunser und nimmt das Mädchen auf den Arm wie sein eigenes Kind und trägt es heim. Als man sie in Watzendorf zu Grub trug, folgten viele Leute den Sarg und das junge Volk trug viele Kränze herbei zu Ehren von Elsa.
Der Bauer hatte aber keine ruhige Stunde mehr. Er fühlte sich schuldig am Tod seiner Magd, die nur aus Angst vor seiner Strenge in diesem Sturm nach Hause geflüchtet war. Er ließ sechs Seelenmessen lesen, gab den gebeugten Eltern eine große Summe Geld und stiftete alljährlich zum Dreikönigstag eine Kerze am Altar. An dem Kreuzweg aber, an der Stelle, wo er die tote Elsa gefunden hatte, ließ er einen Sühnestein aufrichten zum Gedächtnis seiner treuen Magd. Der Stein wird heute noch die „Spinnera" genannt.
(Quelle: Andreas Stubenrauch / aufgeschrieben und bearbeitet von Ulrich Göpfert)

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