Deutschland Baden-Württemberg Kreisfreie Stadt Heidelberg

Ziegelhausen / OT von Heidelberg


Zeichnung bei
Mößinger (1962)

PLZ: 69118

GPS: N 49° 25,091', O 8° 45,438'

Standort: Kleingemünder Straße, Ecke Moselbrunnenweg, vor einer Stützmauer.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Der 1478 datierte Bildstock wurde 1774 renoviert.
Seitlich am Gehäuse befindet sich in Höhe der Kreuzarme eine Inschrift Wasserhöhe den 30. October 1824; am Schaft eine weitere Inschrift Wasserhöhe 1817 den 28. Mai.
Carl Christ (1925) interpretiert die am Baum liegende Gestalt am Sockel als die Wurzel Jesse der Bibel: "Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen" (Jesaja 11, 1)

Nach dem schönen alten Steinkreuz von 1416 finden wir als nächstes einen voll ausgebildeten gotischen Bildstock vom weit verbreiteten Häuschentyp in Ziegelhausen am Neckar an der Stelle, wo früher ein alter Weg und heute etwa die neue Straße nach Schönau abgeht (Abb.11). Er trägt oben unter der Bildnische die altertümliche Jahreszahl 1478 und unten auf dem Schaft die Bemerkung: Reno(viert) 1724. Das ziemlich hohe Kreuz über dem Häuschen zeigt klein die Zahl 1784. In der Rückwand des Hauses sieht man unter dem leicht geschwungenen Dach ein Kruzifix, unter dem Maria und Johannes stehen. Alle Figuren sind freilich stark verwittert. Auf dem Schaft des Bildstocks ist in flachem Relief ein Baum ausgehauen, unter dem ein mit einem Stab versehener Mann liegt. Christ denkt bei der Deutung dieser Darstellung an den biblischen Baum Jesse, der aus Isai emporwächst; man wird aber die volkstümliche Auslegung der Szene vorziehen, zumal der Mann mit dem Kopf nach unten daliegt. Die Leute erzählen, ein Mann habe sonntags auf diesem Baume Nüsse gebengelt, sei zur Strafe heruntergefallen und habe den Tod gefunden. Damit wäre dieser Bildstock nicht nur ein Unglücksmal wie das Kreuz an der Itter, sondern auch zugleich eine Warnung vor der Sohntagsentheiligung und eine deutliche Mahnung für alle Vorübergehenden. Wir sehen also hier in Ziegelhausen verschiedene Züge der Bildstockfrömmigkeit schon deutlich ausgebildet. Bemerkenswert ist auch für uns die betonte und fast feierlich zu nennende Darstellung des Heilandes am Kreuz, die hier im Bildhäuschen an wichtigster Stelle steht. Gerade an unseren alten Bildstöcken finden wir dieses Leidensbild recht häufig, so schon an einem Bildstock in Heidingsfeld von 1428, an dem schon genannten von Külsheim von 1483, bei uns in Groß-Ostheim und Pflaumheim von 1584, ferner in Erbach, am Bernhardskreuz, an der Rockenmagd, an einem Bildstockoberteil in Trösel und an der Beichtmarter in Wörth. Auch auf Steinkreuzen kommen Kruzifixe vor, so auf dem von Sulzheim in Rheinhessen, das unsere Abbildung zeigt, auch in Flomborn und Waldlaubersheim und in Schlesien mehrfach.
Erfreulicherweise hat der Ziegelhäuser Bildstock eine gute Ummauerung und im Sommer eine freundliche Blumenschmückung gefunden, so daß ihm die Ehre widerfährt, die er wegen seines Alters und seiner Bedeutung verdient. (Mößinger 1962)

Sage:

Quellen und Literatur:
Christ, Carl - Denkmäler aus der Gegend von Heidelberg und vom Odenwald, In: Kurpfälzer Jahrbuch, 1.Jg., 1925
Mößinger, Friedrich - Bildstöcke im Odenwald, 1962, S.16-17
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine