Geschichte & Forschung Ikonographie Werkzeuge & bäuerliches Gerät

Pflug


 Einzeichnungen auf Steinkreuzen, Kreuzsteinen und Bildstöcken 

Altengronau
Hessen / Main-Kinzig-Kreis

Auf der Vorderseite erkennt man das Relief eines Pfluges (zur Zeit durch schwarze Farbe hervorgehoben). Parallel über der Zugstange des Pfluges ist noch eine Pflugreute abgebildet.
Foto: Pirkl (2008)


Oberflockenbach (III)
Baden-Württemberg / Rhein-Neckar-Kreis

Im Kopfbalken eine Sense, im Querbalken linksgerichteter Pflug.
Foto: Hessek (2006)


Weilbach (II)
Bayern / Lkr. Miltenberg

Steinbildstock von ca. 1500 als Fortentwicklung der Stockform. Auf dem Schaft Ritzzeichnung eines Pfluges (Stiftermarkierung).
Foto: Wild (2007)



Mönchzell
Baden-Württemberg / Rhein-Neckar-Kreis

Bemerkendwert ist die einmalige Kombination der beiden eingerillten Zeichen Baum und Pflug. Während in Übereinstimmung mit der Sage der Pflug problemlos als bäuerliches Zeichen interpretiert werden darf, bleibt der Baum rätselhaft.
Foto: Losch (1981)


Kreuzwertheim
Bayern / Landkreis Main-Spessart

Das Steinkreuz steht an der Südseite der Kirche.
Foto: Azzola (1977)


Frammersbach (I)
Bayern / Landkreis Main-Spessart

Das Steinkreuz wurde in das Pfarrhaus eingemauert.
(Foto: Friedel 2015)



 Darstellungen in anderer Verwendung 

Edenkoben: Bahnhofstraße, über der Nebenpforte Spolie mit Traube und Pflug, bez. HPF / NCF / 1721 (Jz. undeutlich)
Foto: Wild (2004)

Der Pflug auf einer Darstellung im Sachsenspiegel (1225-1235) des Eike von Repgow. Sehr gut zu erkennen die Pflugschar und der senkrecht davor stehende Sech.
Quelle: sachsenspiegel-online.de




 Der Pflug als Werkzeug und Richtwaffe 

Auf dieser historischen Darstellung ist Die Pflugschar und die Pflugsech gut zu erkennen. Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Das den Boden horizontal schneidende Messer, manchmal noch unterteilt in vorschneidenden "Meißel" und die nachschneidende eigentliche Schar. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut), wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche.

[...] Auch wird man in Anschlag bringen müssen, daß nicht alle im nähmlichen Recht vorkommenden Rituale aus der nähmlichen Zeit stammen, wie z.B. das Abpflügen des Kopfes nicht über die Zeit der eisernen Pflugschar zurückreichen kann, daher auch nur in räumlich beschränkter Verbreitung (Deutschland) vorkommt. [...]
[...] Wiederum gehört hierher beim Enthaupten der Gebrauch von Block, Barte und Schlegel, in bestimmten Fällen auch der Pflugschar, das aufstecken des abgeschlagenen Hauptes, beim Ertränken die Wahl der Flurgrenze als Hinrichtungsort. [...]
(Amira, Karl von - Grundriss des germanischen Rechts, 1913, S.241-242)

Der Pflug als Richtwaffe: siehe auch Rechts-Bräuche Kopf abpflügen
Der Pflug als Rechtssymbol: siehe auch Darstellungen des Pfluges aus der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels

Bifang- und Hochäcker-Pflüge
Für die Figuren I und II sowie für weitere Mitteilungen über Pflüge folgende Bezeichnungen:
aa Pflugbaum (der Grindel)
 b Pflugmesser (das Sech), um den Boden senkrecht zu schneiden.
 c Die Pflug-Schar (Wagensen), um den Boden ziemlich waagercht zu trennen.
 d Pflugsäule.
 e Pflugsohle; bei II nicht sichtbar.
 f Streichbrett (Malbrett), um den durch b und c abgeschnittenen Bodenstreifen auf die Seite zu legen.
gg Handhaben (der Sterz).
I. Ein alter Bifang-Pflug aus Apfeltrach (Mindelheim). Oekonom Alois Zaunberger-Apfeltrach fand denselben, sowie einen halben auf Dachböden im Orte. Er ist ganz von Holz mit Ausnahme der Pflugschar c und des Pflugmessers b, sowie einiger Beschläge z.B. Blechstreifen am Streichbrett. Dieses 1m lang, 0,25m breit. Die Pflugschar ist daneben abgebildet; sie ist in die Sohle gesteckt; einseitig, nur ein kleiner Ansatz links, flach nach unten gewölbt, 0,35m im ganzen lang, 0,20m breit
II. Moderner Hochackerpflug aus der Neumarker Gegend. Hier ist das Streichbrett viel länger, die Schar c mit zwei Schrauben an das Streichbrett befestigt. Beim alten Hochackerpflug mit hölzernem Streichbrett stak die Schar ebenfalls an der Sohle.
(Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.104-105)

Alter Hacken-Pflug in der Museumsmühle Neuhof (Lkr. Leipziger Land).
Foto: Gerth (2007)

Historischer Hacken-Pflug im Freilichtmuseum Landwüst (Vogtl.).
Foto: Gerth (2007)

Tief-Pflug. Links hinten sitzt der Pflugsterz (Pflugschwanz) zum Handhaben des Gerätes. Die Pflugschar ist an einem starken Brett, der Sohle (Zahl) befestigt; das spitzwinkelig daran sitzende Brett heißt Streichbrett.
Quelle: Sammlung Müller

Pflugdarstellung aus dem Londoner Luttrell-Psalter (vor 1340).



 Weiterführende Quellen und Literatur (speziell) 
Amira, Karl von - Grundriss des germanischen Rechts, 1913, S.241-242
Azzola, F.K. / Bormuth, H. - Der Pflug als Zeichen bäuerlichen Standes auf Steinkreuzen und anderen Kleindenkmalen, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, Bd.2, Breuberg-Neustadt 1977, S.207-213 + Tafeln
Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.104-105
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Munzel-Everling, Dr. jur. Dietlinde - Darstellungen des Pfluges aus der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, 2008


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