Auf dieser historischen Darstellung ist Die Pflugschar und die Pflugsech gut zu erkennen. Durch die
Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Das den Boden horizontal schneidende Messer, manchmal
noch unterteilt in vorschneidenden "Meißel" und die nachschneidende eigentliche Schar. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut),
wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche.
[...] Auch wird man in Anschlag bringen müssen, daß nicht alle im nähmlichen Recht vorkommenden Rituale aus der nähmlichen Zeit stammen, wie z.B. das
Abpflügen des Kopfes nicht über die Zeit der eisernen Pflugschar zurückreichen kann, daher auch nur in räumlich beschränkter Verbreitung (Deutschland) vorkommt. [...]
[...] Wiederum gehört hierher beim Enthaupten der Gebrauch von Block, Barte und Schlegel, in bestimmten Fällen auch der Pflugschar, das aufstecken des
abgeschlagenen Hauptes, beim Ertränken die Wahl der Flurgrenze als Hinrichtungsort. [...]
(Amira, Karl von - Grundriss des germanischen Rechts, 1913, S.241-242)
• Der Pflug als Richtwaffe: siehe auch Rechts-Bräuche Kopf abpflügen
• Der Pflug als Rechtssymbol: siehe auch Darstellungen des Pfluges aus der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels
Bifang- und Hochäcker-Pflüge
Für die Figuren I und II sowie für weitere Mitteilungen über Pflüge folgende Bezeichnungen:
aa Pflugbaum (der Grindel)
b Pflugmesser (das Sech), um den Boden senkrecht zu schneiden.
c Die Pflug-Schar (Wagensen), um den Boden ziemlich waagercht zu trennen.
d Pflugsäule.
e Pflugsohle; bei II nicht sichtbar.
f Streichbrett (Malbrett), um den durch b und c abgeschnittenen Bodenstreifen auf die Seite zu legen.
gg Handhaben (der Sterz).
I. Ein alter Bifang-Pflug aus Apfeltrach (Mindelheim). Oekonom Alois Zaunberger-Apfeltrach fand denselben, sowie einen halben auf Dachböden im Orte. Er ist ganz
von Holz mit Ausnahme der Pflugschar c und des Pflugmessers b, sowie einiger Beschläge z.B. Blechstreifen am Streichbrett. Dieses 1m lang, 0,25m
breit. Die Pflugschar ist daneben abgebildet; sie ist in die Sohle gesteckt; einseitig, nur ein kleiner Ansatz links, flach
nach unten gewölbt, 0,35m im ganzen lang, 0,20m breit
II. Moderner Hochackerpflug aus der Neumarker Gegend. Hier ist das Streichbrett viel länger, die Schar c mit zwei Schrauben an das Streichbrett befestigt.
Beim alten Hochackerpflug mit hölzernem Streichbrett stak die Schar ebenfalls an der Sohle.
(Deutsche Gaue, Band IX, 1908, S.104-105)