Das Schwedenkreuz in Bad Kösen - 06628 Bad Kösen
In Bad Kosen steht unweit der Kirche ein Steinkreuz mit einem Schwert, das mit dem historisch nachweisbaren Tode eines
schwedischen Obersten, namens Ivan Wentull, vom 18. September 1706 in Verbindung gebracht wird. Dem Volksmunde nach soll
hier der sich durch eine hohe Gestalt ausgezeichnete Oberst vom Pferd zu Tode gestürzt sein. Tatsächlich ist er aber erschossen
worden. Er befehligte ein Regiment Walachen, der Volksmund weiß aber, daß es Cosacken gewesen sein sollen.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Das Balgstädter Kreuz - 06632 Balgstädt
Am alten Balgstädter Marktweg steht nahe des Rodels ein großmächtiges Steinkreuz, an dem vor langen Zeiten einmal ein Balgstädter
Schmied erschlagen worden sein soll.
An dieser Stelle aber versammelten sich die Wallfahrer, die zu dem in Balgstädt lebenden heiligen Gangolf wollten, um Ablaß zu
erbitten. Sie rutschten dabei den abschüssigen Weg auf ihren Knien bis ins Dorf. Das wurde sogar dem Heiligen mit der Zeit zu viel.
Er hielt ihnen vor, sie möchten doch lieber ihre sündhaften Herzen und Seelen blank scheuern, statt ihre Röcke und Hosen
durchzuscheuern. Da sich die Pilger aber nichts sagen ließen, verließ der Heilige Balgstädt und das ganze Unstruttal. Da die
Balgstädter und ihre Umgebung aber nicht auf den Heiligen verzichten wollten, ließen sie sich in Naumburg sein Bild aus Stein
herstellen und verrichteten nun vor diesem ihre Andachten. Als der Heilige von diesem Götzendienst erfuhr, bat er den himmlischen
Blitzebewahrer und Hüter des Himmelstores, St. Petrus, um die Zerstörung des Götzenbildes. Das geschah auch, aber die Balgstädter
setzten den zerschlagenen Kopf wieder zusammen und mauerten ihn in ihrem Gasthof ein.
Seither feiern sie nach Pfingsten ihr Ablaßfest in lustiger Buße bei kräftigem Schmaus und Trank und viel Tanz bis in die Frühe
des anderen Tages.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Das Mordkreuz im Freyburger Burgholz - 06632 Freyburg
Schon vor über 300 Jahren berichtet der alte Schulmeister und Chronist Vulpius von dem kleinen Kreuz am Ausgang des Burgholzes
zur Alten Göhle, auf dem ein Dolch oder Schwert eingeritzt ist. Hier in Freyburg haben die kaiserlichen Völker unter Holke gar über
gehaust. An einem Donnerstag zu Ende des August 1632 haben die Holkeschen Reiter alle Bürger und Bauern beiderlei
Geschlechts, die sie auf den Wegen antrafen, totgeschlagen. Am Standort des Kreuzes erwischten sie einen evangelischen
Geistlichen, den sie in Stücke hieben und diese den Hunden zum Fraß vorwarfen.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Der Radstein von Geußnitz - 06712 Geußnitz
2. Variante
Das Steinkreuz von Hackpfüffel - 06528 Hackpfüffel Der Überfall von Haynsburg - 06712 Haynsburg
2. Variante
Die drei Steinkreuze von Krössuln - 06682 Krössuln Das Steinkreuz von Löbitz - 06618 Löbitz Der Ritterstein von Meineweh - 06721 Meineweh Das Schäferkreuz von Niedermöllern - 06628 Niedermöllern Das Oechlitzer Steinkreuz - 06268 Oechlitz Die drei Steinkreuze von Pretzsch - 06667 Pretzsch Die verlorene Kirchweih von Roßbach / Saale - 06618 Roßbach Das Steinkreuz von Rossendorf - 06722 Rossendorf Wie Graf Ludwig den Pfalzgrafen Friedrich ermordete - 06632 Schönburg Das Steinkreuz von Wohlmirstedt - 06642 Wohlmirstedt Himmel und Hölle bei Zscheiplitz - 06632 Zscheiplitz
1. Variante
Ein Bauer schickte einst seine beiden Knechte zum Pflügen auf das Feld. Der Großknecht gab dem Kleinknecht den Auftrag,
den Pflug aus der Schmiede zu holen, dann spannte er an und fuhr auf das Feld hinaus. Hier angelangt, wartete er auf den
Kleinknecht, aber dieser kam und kam nicht. Der Großknecht war ein fleißiger und gewissenhafter Mensch, hatte aber den
Fehler, daß er leicht jähzornig wurde. Daß der Kleinknecht ihn so lange warten ließ, ärgerte ihn sehr. Als der Junge nun endlich
erschien, war er über das lange Ausbleiben so erbost, daß er ein Pflugrad nahm und ohne eine Erklärung abzuwarten damit auf
ihn einschlug. Der Kleinknecht sank schwer getroffen zu Boden. An der Stelle des Totschlags wurde der Radstein aufgerichtet.
Andere Ortseinwohner erzählen die Geschichte mit vertauschten Rollen. Danach wollte der Großknecht den Pflug in der
Schmiede holen, während der Kleinknecht anspannte und auf das Feld hinausfuhr. Der Pflug war aber in der Schmiede noch in
Arbeit und der Großknecht mußte warten. Als er nun auf das Feld hinauskam, erschlug ihn der jähzornige Kleinknecht mit dem
Pflugrad, nach anderen soll er ihn mit dem Pflugstöckchen, dem Raithel, erschlagen haben.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Noch vor 40 Jahren wurde uns von dem Kreuz am Rande der inzwischen abgebauten Kyffhäuserbahn von Artern nach Berga-Kelbra erzählt, daß an dieser Stelle eine Magd, die ihr Kind umgebracht hatte, in einen Sack gesteckt und im Sumpf versenkt worden war.
Vor dem Bau der Bahn soll hier das Rittergutsfeld bis zur Straße gegangen sein. Die Tochter des verstorbenen Sangerhäuser Sagensammlers Fr. Schmidt erzählte uns, daß man ihrem Vater berichtet habe, daß nach der Leipziger Völkerschlacht auf dem Zug nach dem Westen hier Russen ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Die Einwohner von Hackpfiffel hatten Angst vor ihnen und waren geflohen. Aber die Russen taten ihnen nichts, die hatten ihre eigenen Sorgen, weil ihr Oberst schwer krank war und hier im Zeltlager auch verstarb. Nach dem Abzug der Russen trauten sich die Dorfbewohner wieder aus ihren Verstecken und sahen nun an der Stelle des Lagers das hohe Kreuz stehen. Da wußten sie, daß hier der russische Oberst begraben worden war.
Der Nachtwächter des Dorfes wollte nun beobachtet haben, daß hier nachts ein Reiter ohne Kopf Wache für den Oberst halten würde. Dieser Reiter sollte aber erst um Mitternacht aus einem Tor des Kyffhäusers herausreiten und um l Uhr wieder darin verschwinden.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
1. Variante
Auf dem Roten Berge von Zeitz stand früher am Wege nach Groß-Osida ein Steinkreuz und ein einfacher Stein mit einem
eingehauenem Rost. Von beiden Seiten erzählt man sich Folgendes:
Im Dreißigjährigen Kriege kam einmal ein hoher schwedischer Offizier, es soll ein Oberst gewesen sein, zu einem Zeitzer
Ratsherrn, der in der Kramerstraße wohnte, in Quartier. An einem Sonntag machte der Offizier mit seinem Quartierwirt und dessen
Familie einen Ausflug nach Haynsburg. In einer Karosse hatte der schwedische Oberst mit dem Ratsherrn und dessen Tochter Platz
genommen. Wegen den unsicheren Zeiten folgten dem Gefährt jedoch noch zwei schwedische Reiter. Nach einer längeren Rast im
Haynsburger Schlosse besuchte die Gesellschaft noch das fünffache Echo von Haysburg und trat danach die Rückfahrt an. Plötzlich
hörten die etwas zurückgebliebenen Reiter einen Hilferuf und setzten daher eiligst der Kutsche nach. Dabei mußten sie feststellen,
daß zwei polnische Landsknechte die Kutsche überfallen hatten. Sie eilten dieser sofort zur Hilfe und konnten auch mit Hilfe des
Offiziers den einen Polen überwältigen und binden. Der Offizier und der Ratsherr waren nur leicht verletzt, aber das junge Mädchen
war so schwer verwundet worden, daß es noch auf dem Heimweg verstarb.
Schon am folgenden Tage wurde über den gefangenen Polen auf dem Zeitzer Marktplatz Gericht gehalten. Er wurde zum
Tode durch Verbrennen auf dem Rost verurteilt. Noch am gleichen Tage wurde das Urteil auf dem Roten Berge vollstreckt. Noch
vor über 50 Jahren erzählten ältere Leute interessierten Nachfragern die Geschichte von dem "gerösteten Mörder".
Andere wollen wissen, daß einmal im Dreißigjährigen Kriege kroatische Marodeure das Pfarrhaus von Haynsburg überfallen
hätten, wobei sie den alten Pfarrer banden und Schränke und Truhen nach Geld und Schmucksachen durchwühlten.
Die Hilferufe des Bedrohten hörte ein zufällig in den Ort gekommener schwedischer Fähnrich, der den einen Kroaten mit dem
Schwert niederschlug, während sich der andere mit dem Dolch auf den Fähnrich stürzte und ihn durchbohrte. Auf die Hilferufe
des Pfarrers kamen nun auch die Bauern des Ortes angestürzt und die beiden Reitknechte des Fähnrichs, die friedlich in der
Kneipe gesessen hatten. Sie überwältigten und fesselten nun den zweiten Kroaten und brachten ihn am Abend nach Zeitz, wo er
in den Fronturm der Moritzburg eingesperrt wurde. Das Kriegsgericht verurteilte ihn zum Tode durch Verbrennen auf dem Rost
und das Urteil wurde am Standort des Steines am Roten Berge vollstreckt. Für wen jedoch das Steinkreuz errichtet wurde,
konnte keiner erzählen.
Der tote Fähnrich wurde auf dem Haynsburger Kirchhof beerdigt. Auf seinem Grab pflanzte der Pfarrer eine Linde.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Einst standen in Krössuln 3 Steinkreuze nebeneinander. Sie zeichneten sich durch unterschiedliche Form und Größe aus. Bei einer
Wegeverbreiterung wurden sie geringfügig umgesetzt, wobei der Stumpf des kleinsten unbeachtet verloren ging. Der Volksmund weiß
zu berichten, daß hier 3 Franzosen begraben wurden, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts an dieser Stelle um ihr Leben kamen.
Weil es aber ein Offizier, ein Unteroffizier und ein gemeiner Soldat waren, so bekamen die Kreuze unterschiedliche Form und Größe.
Andere ältere Einwohner wußten jedoch zu berichten, daß hier außerhalb, aber unweit des Friedhofes, ein ungetreues Eheweib
begraben wurde. Seine Fehltritte hatte es mit dem Tode büßen müssen.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Vor langer, langer Zeit schickte einmal ein Osterfelder Fleischermeister seinen Gesellen nach Löbitz, damit er dort ein Kälbchen
kaufen sollte. Schon hatte dieser nahezu alle Bauerngüter abgeklappert, als er doch noch ein Mastkälbchen kaufen konnte.
Sofort machte er sich auf den Heimweg, aber kaum war er aus dem Dorf heraus, da verspürte er plötzlich einen solchen Hunger,
daß er noch vor dem nächsten Ort, Pauscha, das Kälbchen an einen Baum band und sich am Straßenrand niederließ, um sein
mitgebrachtes Vesperbrot zu verzehren.
Damals reichte der Wald auf der Nordseite der Straße noch bis zu dieser und so hatte der Fleischer, der seine
Beschäftigung mit dem Kalb hatte, gar nicht bemerkt, daß hinter einigen Bäumen ein Landstreicher lag, der schon länger keine
rechte Mahlzeit genossen hatte. Als er nun sah, wie der Fleischer Wurst und Brot aus seinem Beutel holte und herzhaft hineinbeißen
wollte, sprang er auf ihn zu und wollte dem Fleischer Brot und Wurst entreißen, aber der setzte sich zur Wehr. Da ergriff der
Landstreicher das Beil des Fleischers, das dieser am Gürtel hängen hatte, und erschlug den völlig Überraschten.
Der Bösewicht wurde bald ergriffen und hingerichtet, aber dem Fleischer setzte man an der Totschlagstelle ein Kreuz, in das
man die Mordwaffe eingeritzt hatte.
Andere wollen freilich wissen, daß sich hier zwei Fleischergesellen gegenseitig im Zweikampf umgebracht haben.
Aber warum sie das taten, wußte keiner zu berichten.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
In Meineweh ist einmal ein Ritter von Bünau vom Pferde gestürzt und dabei so unglücklich gefallen, daß er auf der Stelle tot war.
Die Erzählung entstand sehr wahrscheinlich auf Grund eines Epitaphs für Günther von Bünau in der Kirche zu Meinweh.
Günther von Bünau kehrte am 16. August 1706 in seiner Kutsche von einem Einkauf in Osterfeld zurück. An der abschüssigen
Straße kurz vor Meineweh gingen ihm die Pferde durch. Er versuchte, sich durch einen Sprung aus der Kutsche zu retten, fiel
aber dabei so unglücklich, daß er zwei Tage später an den Unfallfolgen verstarb.
Im Widerspruch zur Erzählung steht das in das Kreuz eingehauene Schwert.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Auf der Höhe zwischen Almrich und Niedermöllern steht ein hohes Steinkreuz, auf dessen der Straße zugekehrten Seite ein kräftiges
Schwert zu erkennen ist. An dieser Stelle soll sich früher das Schenkenholz befunden haben, in dem ein Schäfer ein junges Mädchen
ermordet haben soll. Manche wollen sogar wissen, daß das junge Mädchen die eigene Tochter des Schäfers war. Für diese Tat wurde
der Schäfer hingerichtet und das Schwert auf dem Kreuz soll das Richtschwert sein.
Nach anderen soll das Kreuz zum Andenken an einen im Georgenholz aufgefundenen toten französischen Offizier errichtet
worden sein. Das Georgenholz befindet sich jedoch in ziemlicher Entfernung vom Kreuz oberhalb der Saalehäuser.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
An der Straße von Oechlitz nach Schmirma steht ein hohes Kreuz, das nach der Straße zu ein langes Schwert zeigt und außerdem auf dem Kopf und den beiden
Armen je ein Kreuz. Es soll früher weiter nach dem Ort zu gestanden haben oder gar in diesem selbst, aber das kann wohl nicht gut stimmen, denn die Anhöhe, auf
dem das Kreuz steht, heißt schon immer Kreuzberg. Auf dem Kopf befinden sich drei Näpfchen.
Während die einen im Dorf erzählen, daß hier ein Herr seinen Knecht mit der Mistgabel erstochen habe, sind andere der Meinung, was wohl auch wahrscheinlicher
ist, daß der Knecht mit der Mistgabel auf den Herrn losgegangen ist und ihn umgebracht habe, der habe sich aber mit seinem Schwert gewehrt und auch der Knecht
habe sein Leben verloren. Die dritten aber wollen wissen, daß der Knecht den Herrn doch mit der Mistgabel umgebracht hat, dafür aber als Totschläger sein Leben
durch das Schwert verlor.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992, S.32)
Im Park des Moorbades Pretzsch stehen jetzt drei Steinkreuze. Ursprünglich standen nur zwei davon an den Scheunen des
Moorbades, während das dritte an der Flurgrenze mit Schmiedeberg am Weg zum Gollmer stand.
An den beiden Kreuzen am Moorbad sollen um 1200 zwei französische Ritter im Moor versunken sein. Andere wollen aber wissen,
daß das erst in den Franzosenjahren zwischen 1806 und 1813 geschehen sei, wobei sich zwei Offiziere gegenseitig im Duell
umgebracht haben. Nach dem Kirchenbuch wurde jedoch am alten Standort der Kreuze am 20. September 1598 ein hier
umgekommener fremder Reiter begraben.
Andere wissen jedoch, daß König August der Starke nach Pretzsch seine Frau Eberhardine verbannt hatte, weil sie ihn bei
seinen Liebesspielen mit der Gräfin Cosel hinderte. Schließlich soll er ihr völlig überflüssig geworden sein und gewann daher
die Zofe der Königin dazu, diese durch Gift umzubringen. Dann aber bekam er Gewissensbisse und bereute die Absprache mit
der Zofe. Er sandte daher von Dresden zwei Reiter ab, die die Zofe von seiner Planänderung unterrichten sollten. Wären die
Reiter nun direkt in das Haupttor des Pretzscher Schlosses eingeritten, wäre das sehr auffallig gewesen und sie versuchten
daher, über einen Hintereingang in das Schloß zu kommen. Dabei mußten sie aber über eine sumpfige Wiese reiten, in der sie
versanken.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Wie jedes Kirchdorf so feierten auch die Roßbacher ihre Kirmes in der Herbstzeit nach der Ernte. Das taten sie auch im Jahre 1566.
Auch aus dem benachbarten Naumburg waren junge Leute zum Mitfeiern und vor allem zum Kirmestanz gekommen. Ob sie dabei
den Dorfschönen zu schöne Augen gemacht hatten und die Roßbacher Burschen dadurch eifersüchtig geworden waren, wird nicht
überliefert, nur, daß es zu einer kräftigen Schlägerei kam, wobei ein junger, kaum 20 Jahre alter Bursch von einem Trunkenbold
erschlagen wurde. Das hohe Domstiftskonsistorium zu Naumburg verbot daher für die Zukunft das Feiern der Roßbacher Kirmes,
dem armen Opfer aber setzte man an der Totschlagstelle das Steinkreuz, an dem heutigen Tages an Sommerabenden ältere Frauen
die laue Luft genießen.
Eine dieser in der Nachbarschaft wohnenden Frauen erzählte noch 1950, daß der Totschlag erst 1866 (!) geschehen sei, und
daß das arme Opfer ein I8jähriger Bäckergeselle war, der aber nicht der Anstifter der Schlägerei gewesen sei.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Am Wege von Rossendorf nach Koßweda steht ein jetzt einarmiges Steinkreuz, auf dem ein Beil mit Stiel und Hakenöse zu sehen ist.
Auf der Rückseite glauben manche auch noch einen Säbel zu erkennen. In Rossendorf lebte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts
ein Mädchen, das von einem Fleischer und einem Soldaten umworben wurde. Der Fleischer führte Hausschlachtungen in der
Umgebung durch.
Als der Krieg gegen Napoleon siegreich zu Ende gegangen war, kehrte auch der Soldat in die Heimat zurück. Am Standort
des Kreuzes traf er dabei mit dem Fleischer zusammen, der gerade von einer Hausschlachtung mit seinem Schneidezeug nach
Hause wollte. Sie gerieten beide in Streit, der schließlich in Tätlichkeiten ausartete. Schließlich zogen sie ihre Waffen und brachten
sich gegenseitig mit Beil und Säbel zu Tode.
Das Kreuz ist aber viel älter als der Volksmund erzählt. An dieser Stelle befand sich die Grenze zwischen den Ämtern
Haynsburg und Kressen, und Missetäter wurden an dieser Stelle von dem einen Gericht dem anderen übergeben. So wurde an
der Stelle des im Übergabeprotokoll erwähnten Steinkreuzes am 23. November 1605 Michael Klingensack mit seinem Weibe vom
Haynsburger Gericht dem Krossener übergeben.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Obwohl längst zur Ruine geworden, ist der Schönburg noch immer anzusehen, welch stattliche und wehrhafte Anlage sie einst
gewesen sein muß. Doch nicht allein um Schutz und Trutz - wie sonst beim Bau der Burgen - soll es dem Herrn
der Schönburg gegangen sein. Die Sage will wissen, daß auch andere Gründe zu ihrer
Errichtung geführt hätten: Graf Ludwig, später der Springer genannt, habe sie erbauen lassen, um seiner Geliebten, der schönen
Pfalzgräfin Adelheid nahe zu sein.
Der ersten Ehe des Grafen Ludwig war kein Glück beschieden. Kurz nachdem seine Gemahlin gestorben war, lernte er auf
einem Bankett des Grafen Mezelin zu Nebra eine Frau kennen, deren Liebreiz ihn fast blendete. Es war Adelheid, die Gattin des
Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen. Blicke wurden gewechselt, immer wieder forderte er die Schöne zum Tanz auf, und Adelheid
verwehrte ihm keinen Wunsch.
Die Hofhaltung des Pfalzgrafen befand sich auf der Weißenburg bei dem Dorf Zscheiplitz. Häufiger hielten er und seine
Gemahlin sich aber auf Burg Goseck auf. Also entschloß sich Ludwig, gegenüber von Goseck ebenfalls eine Burg zu errichten -
die Schönburg. So jedenfalls konnte er seiner Geliebten stets nahe sein und sich durch heimliche Zeichen zu einem Stelldichein
verabreden. Das ging eine Weile gut; doch bald waren sie der Heimlichkeiten überdrüssig und suchten einen Weg, ihre Verbindung
durch Heirat zu krönen.
Doch dieses Ziel lag fern. Die schöne Adelheid war ja verheiratet, und Pfalzgraf Friedrich wachte eifersüchtig über sie. So
kam es, daß sie mit Ludwig verabredete, ihren Ehegatten mit Gewalt aus dem Weg zu schaffen. Eines Tages tönten unweit der Burg
Jagdhörner durch den Wald. Friedrich saß gerade im Bad. Da ging Adelheid zu ihrem Gatten und höhnte, was er doch für ein
schwächlicher Mann sei. Jeder Beliebige könne vor seiner Burg jagen, und er unternehme nichts dagegen.
Da stieg Friedrich zornig aus der Wanne, warf einen Mantel über, griff zum Schwert und sprang auf sein Pferd. Mit wütendem
Geschrei ritt er hinaus, um den fliehenden Jäger zu strafen. In einem Gehölz, die Reuse genannt, holte er ihn ein und wollte ihn zur
Rede stellen. es war aber niemand anderes als Ludwig. Der hatte auf diesen Augenblick bereits gewartet. Überraschend wandte er
sich um und durchbohrte den Pfalzgrafen mit seinem Jagdspieß, so daß er tot vom Pferd stürzte. Dies geschah im Jahre 1083.
Später errichtet man an der Mordstelle ein Steinkreuz mit der Inschrift:
Friedrich wurde auf Burg Goseck zu Grabe getagen. Seine Witwe, die schöne Adelheid trug Trauer und ließ sich von Ludwig
Trost spenden, und als das Trauerjahr verflossen war, führte er sie auf die Schauenburg, wo mit großer Pracht Hochzeit gehalten
wurde. Doch der Mord war nicht vergessen. Verwandte und Anhänger des Pfalzgrafen hatten Ludwig unterdessen beim Kaiser
verklagt. Der ließ den Grafen kurzerhand festnehmen und auf Burg Giebichenstein bei Halle gefangensetzen, wo er von sechs
Rittern scharf bewacht wurde. Über zwei Jahre saß Ludwig so auf dem Giebichenstein gefangen, ehe der Kaiser ein Urteil über
ihn fällte. Er verhängte die Todesstrafe; binnen dreimal drei Tagen sollte sie vollstreckt werden. Aber Ludwig war nicht der Mann,
sich tatenlos in sein Schicksal zu fügen. Unter dem Vorwand, sein Testament aufsetzen zu lassen, ließ er einen vertrauten Schreiber
kommen. Dem flüsterte er zu, daß sein Knecht zu einer bestimmten Stunde mit seinem Lieblingshengst Schwan unterhalb der Burg
am Saaleufer auf ihn warten solle. Er aber stellte sich fortan krank, verweigerte Speise und Trank und gab vor, schrecklich zu frieren.
Da nahm man ihm die Fesseln ab, brachte ihm mehrere wärmende Mäntel. Das alles gehörte zu seinem Plan. Zur verabredeten
Stunde ging Ludwig um frische Luft zu schöpfen, ans Fenster. Seine Wächter, die beim Würfelspiel saßen, achteten nicht auf ihn.
Da schwang sich der Gefangene mit einem kühnen Satz aus dem Turmfenster und sprang in die Tiefe. Weit blähten die Mäntel
sich im Wind und minderten die Wucht des Falls. So landete er wohlbehalten in den Wellen der Saale, streifte die Mäntel ab und
schwamm rasch ans Ufer, wo Pferd und Knecht bereits warteten. Noch ehe sich seine Wächter von dem Schrecken erholt und Alarm
geschlagen hatten, galoppierte Ludwig davon und war nicht mehr einzuholen. So konnte das kaiserliche Urteil nicht vollstreckt werden,
und Ludwig erfreute sich seiner Freiheit. Von dieser Zeit an trug er den Beinamen "der Springer".
Der phalttzgraf von Sachsen Her Frederich.
Das ted grave Ledewigk mit seym spere,
Do her jagen reid alhere.
(Hohberg, Rainer - Thüringer Burgen Sagenhaft - Weimar 1996)
In der Nähe des Gemeindegasthofes von Wohlmirstedt stehen jetzt zwei Steinkreuze, eines davon wurde erst vor etwa 20 Jahren
ausgegraben (um1970), während das andere ursprünglich an einem Häuschen am Ortseingang stand.
Vor einem aufziehenden Gewitter wollte einst ein Schäfer seine Herde durch Heimwärtstreiben retten. Am Dorfeingang wurde
er jedoch von dem Gewitter eingeholt und vom Blitz erschlagen. Zu seinem Gedächtnis setzte man an der Stelle seines Todes das
Kreuz.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
Als Graf Mezelin einstmals ein Gastmahl auf seinem Schlosse in Nebra gab, war dazu auch Pfalzgraf Friedrich der Jüngere von
Sachsen, der auf der Weißenburg in Zscheiplitz residierte, und Landgraf Ludwig von Thüringen, der sich zufällig auf der Neuenburg
oberhalb Freyburgs aufhielt, eingeladen. Pfalzgraf Friedrich wurde von seiner Gattin Adelheid, die über alle Maßen schön war, begleitet.
Ludwig verliebte sich in die schöne Adelheid und sein Herz brannte lichterloh für sie. Er forderte sie daher so oft zum Tanz auf als es
gerade noch schicklich war, da der schon etwas ältere Friedrich allerlei mit seinem Nachbarn Mezelin zu besprechen hatte. Aber auch
Adelheid gefiel der junge schöne Landgraf und sie ließ das auch Ludwig spüren.
Da die Weißenburg
und die Neuenburg nicht all zu weit von einander lagen und Friedrich öfter zu seinem Vater nach Goseck mußte, fanden die beiden auch öfter
Gelegenheit, sich zu sehen und zu sprechen. Sie trachteten nun beide danach, wie Adelheid von dem Pfalzgrafen loskommen könnte,
damit sie sich heiraten könnten. Schließlich verabredeten sie, daß Ludwig an einem bestimmten Tage in einem bei Zscheiplitz
gelegenen Walde, den Reußen, jagen sollte. Dabei sollte er bis nahe an die Weißenburg reiten und dabei auch den entsprechenden
Jagdlärm durch Hussarufen und Hifthornblasen machen. Adelheid aber wollte ihren Gatten mit entsprechenden Worten reizen und
ihn bewegen, sich des fremden Jägers zu erwehren. Dabei sollte Ludwig seinen Vorteil wahrnehmen. Landgraf Ludwig ließ sich von
der ungetreuen Frau betören und sagte zu allem Ja.
Als nun der vorbestimmte Tag gekommen war, ließ Adelheid ihrem Gatten ein Bad richten und seiner warten. Als Pfalzgraf
Friedrich nun im Bad saß, hörte er plötzlich Hussarufen, Jagdhornschall und Rüdengebell. Als er nun seine Diener fragte, was das
wohl bedeuten solle, stürzte die falsche Adelheid in das Badegemach. Sie fuhr ihren Gatten heftig mit Worten an und sagte:
"Du sitzest hier und pflegst Deines Leibes, während andere in Deinen Wäldern so nahe Deiner Burg jagen. Hast Du denn keinen
Mut und kein Herz im Leibe, um den Frevel zu wehren? Wenn ich keine Frau wäre, würde ich mich sofort aufmachen und dem
Unfug wehren!" - So trieb sie den Gemahl an, der hurtig aus dem Bade stieg, sich nur einen Mantel überwarf und ungerüstet und
ungewappnet sein Reitpferd bestieg. Nur wenige Diener und Hunde folgten ihm, aber sie blieben weit hinter ihrem losstürmenden
Herrn zurück. Allein traf Friedrich den Landgrafen im Forst unter einer besonders starken Eiche. Er schalt ihn mit harten Worten
wegen seines unrechtmäßigen Jagens ohne Erlaubnis auf fremden Gebiet. Landgraf Ludwig nahm jedoch seinen Jagdspieß, rannte
ihn dem Pfalzgrafen in den Leib und ritt davon. Die danach ankommenden Diener fanden Friedrich tot in seinem Blut neben dem Roß
liegen. Betrübt brachten sie Leiche und Pferd zurück zur Weißenburg. Auch Adelheid tat sehr betrübt, sie rang ihre weißen Hände
und zerraufte sich ihr goldblondes Haar, kurzum, sie gebärdete sich sehr kläglich, damit nicht der geringste Verdacht auf sie fallen
konnte.
Pfalzgraf Friedrich wurde im Hauskloster Goseck begraben. An der Mordstelle aber wurde ein großes, steinernes Kreuz
aufgestellt, auf dessen Ansichtsseite die Totschlagswaffe eingehauen wurde. Auf der Rückseite aber brachte man eine lateinische
Inschrift an, auf der Rang und Name des Ermordeten und sein Todesdatum zu lesen war, aber die Inschrift hat der Regen
abgewaschen und unlesbar gemacht. Böse Buben stürzten später auch das Kreuz um und schlugen das Oberteil ab.
Adelheid aber trauerte pflichtgemäß ein Jahr, danach heiratete sie ihren Buhlen, der sie in der Zwischenzeit auch über ihren
Verlust tröstete.
Durch einen Zufall aber hatte eine
Magd in Goseck von dem Plan zur Ermordung des Pfalzgrafen erfahren, leider jedoch erst früh am Tage der vorgesehenen Tötung.
Sie machte sich aber eilends auf, um Pfalzgraf Friedrich zu warnen. Da sie sich aber bei dem eilenden Lauf über die Berge zwischen
Saale und Unstrut sehr angestrengt hatte, vergingen ihr in der Maidenau, jetzt sagt man Weidenau, auf einem Fahrweg in den
Freyburgischen Weidlehden Kräfte und Sinne und sie brach tot zusammen. Diese Stelle nannte man später "Die treue Magd".
An ihr stellten die Herzöge von Sachsen später einen Stein mit dem Rautenkranzwappen auf. Der wurde aber vor über drei
Jahrhunderten von den Bauern umgeworfen und schließlich sogar als Baustein verwandt. Da aber das Steinkreuz immer wieder an
den Mord erinnerte, hat man schließlich einen Kalksteinblock zwischen dem Kreuz und der Weißenburg als die Stelle bezeichnet,
an der die Magd zusammenbrach. Da das Steinkreuz auf einer Höhe steht, der Steinblock aber in einem dunklen Einschnitt, hießen
seither beide Steine "Himmel und Hölle".
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)