Geschichte & Forschung Ikonographie

Kriegswaffen, Jagdwaffen und Richtwerkzeuge


 Aufsätze zum Thema 
Kalliefe, Hilmar - Rad, Hammer und Schwert auf Sachsens Steinkreuzen, 1920
Ost, Gerhard - Die Armbrust auf Steinkreuzen, 1982
Marek, Lech / Wojtucki, Daniel - The Goedendag, a fourteenth-century weapon of the flemish infantry in slesia, 2008


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 Einzelne Deutungen 
Buch (BY) - Das Steinkreuz am alten Kirchweg von Buch nach Kirchzell aus dem Jahr 1535... - Friedrich Karl Azzola (2006)
Gersdorf (SN) - Auszug aus: Die alten Steinkreuze in Sachsen - Dr. G.A. Kuhfahl (1936)



 ikonografische Vergleiche 

Armbrust

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Säbel, Degen
und Krummschwert.
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Schwert und Zweihänder.

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Messer und Dolche.

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Pistolen und Arkebusen.

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Lanzen, Speere,
Piken und Spieße.
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 Weitere Hinweise und Deutungsversuche 

Verhältnismäßig zahlreich finden sich einfache Strichzeichnungen von allerhand Kriegs- und Jagdwaffen oder von bäuerlichem Gerät, dagegen sind plastische Darstellungen, wie z.B. das Messer an der Weberkirche in Zittau, der Dreschflegel in Döben usw. nur vereinzelt vertreten. Überraschenderweise zeigen diese kindlich-einfachen Darstellungen von Schwert, Säbel, Dolch und Messer oder von Axt, Beil, Lanze, Spieß, Saufeder, Armbrust und anderem Jagdgerät eine gute Beobachtung, so daß man auf den ersten Blick zu der Annahme geneigt sein wird, die abgebildeten Gegenstände müßten sich unter den altertümlichen Sammlungsstücken unserer Rüstkammern oder Waffengalreien mit Leichtigkeit feststellen lassen. In großer Deutlichkeit ist beispielsweise an den verschiedenen Schwertern der Unterschied zwischen kurzen und langen Parierstangen oder zwischen rechtechigen, kugelrunden und zwiebelförmigen Schwertknäufen zu erkennen; auch ein bestimmtes Verhältnis zwischen Länge und Breite der Klinge (Dresden) oder ihre Krümmung zur Säbelform (Böhla) kommt vielfach gut zum Ausdruck. Trotzdem führt eine genauer Vergleich mit den hundertfältigen Formen der germanischen und mittelalterlichen Museumstücke nur bei wenigen Steinkreuzzeichnungen zu erkennbaren Beziehungen und selbst dann besteht nur ein Anhalt, der sich günstigstenfalls über mehrere Jahrhunderte erstreckt. So sind die Stoßwaffen auf den Kreuzen im Großen Garten zu Dresden, im Stadtpark von Auerbach und in Milkel infolge ihrer Länge und Klingengestalt sowie wegen Ausführung von Parierstange, Griff und Knauf zweifellos als echte Ritterschwerter zu betrachten; die Vorbilder müßten demnach aus dem 12. bis 14. Jahrhundert stammen. Ferner dürften bei den gekrümmten Hiebwaffen von Klaffenbach, Böhla und Commerau vielleicht türkische Einflüsse des 15. und 16. Jahrhunderts hereinspielen. Beide Perioden fallen also mit der Entstehungszeit der Sühneurkunden zusammen.
   Wenn die Einreihung bereits bei diesem halben Dutzend langer, gut gezeichneter Klingen mehr als fragwürdig bleibt, so stößt eine ähnliche Bestimmung aller kürzeren Hieb- und Stoßwaffen auf noch größere Schwierigkeiten. Für manches Stück könnte dem alten Steinbildhauer ebensogut ein germanisches Bronzeschwert wie ein bäuerliches Haumesser aus dem Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges oder ein doppeltgeschliffener Dolch der Renaissancezeit vorgeschwebt haben. Da es sich bei diesen schlichten Strichzeichnungen sicherlich nie um modellgerechte Darstellungen, sondern immer nur um zeitlose Charakterbilder handelt, die von einfachen Handwerkern aus dem Gedächtnis geschaffen wurden, so fehlen daran auch alle einzelnen Erkennungszeichen ihrer Entstehungsjahre.
   Nur die Armbrust, deren Entwicklungsgang wir genau kennen, hat infolge ihrer perspektivischen Anforderungen gewöhnlich einiges Kopfzerbrechen gemacht. Infolgedessen findet man auf sächsischen Kreuzen, z.B. in Kamenz, Weißig, Langenhennersdorf, Wünschendorf wie auch auf den nordböhmischen Steinen von Kninitz bei Bodenbach und Bruch bei Teplitz oder dem preußischen von Förstgen bei Hoyerswerda stets den Kolben und den Drücker seitlich angedeutet, während der Bolzen ganz fehlt, auch wenn die Sehne gespannt liegt.
   Andererseits läßt sich aber gerade aus den Armbrustbildern ein Schluß auf Altersunterschiede ziehen, denn eine Waffe mit kleinem Schnapper, wie in Kamenz, stammt nachweislich aus späterer Zeit, wie die übrigen, bei denen der Drücker in altmodischer Bauart fast die ganze Kolbenlänge einnimmt. Freilich bewegt sich auch diese Altersschätzung der Kreuze innerhalb mehrerer Jahrhunderte, so daß ihr kein großer Wert innewohnt.
   Im Allgemeinen sei aber zu den Armbrustbildern, die sich nur in Sachsen und im nächsten Umkreis finden, auch noch auf eine besondere Meinungsäußerung hingewiesen, die Hilmar Kalliefe in der Zeitschrift für Ethnologie (1920, Heft 1) näher begründet hat. Er spricht die einfachen Strichzeichnungen, die der plastischen Armbrustgestalt zumeist nicht genau gleichen und mehrfach mit einem eigentümlichen Ring oder kopfartigem Ansatz am oberen Schaftende versehen sind, überhaupt nicht als Waffenbilder an, sondern erblickt darin ein Runenzeichen. Er gibt zu, daß die Schriftzüge manchmal verbildet sein können und bei Auswechselung schadhaft gewordener Steinkreuze wohl auch dem Aussehen der Armbrust absichtlich genähert worden seien. Jedenfalls komme eine solche Rune als Dreieinigkeitssymbol vor und sei auch als Werkzeichen oder Wappenbild bekannt.
   Völlig überzeugend klingen diese Ausführungen nicht, denn für das angebliche Auswechseln alter Steine, das Kallife auch anderwärts zur Erklärung seiner Ansichten heranzieht, fehlt jeder Einzelnachweis. Auch erinnern die Armbrustbilder, die ich in- und außerhalb Sachsens kenne, mit ihren großen klaren Darstellungen weit eher an die wirklichen Waffenstücke als an die kleinen stilisierten Schriftzeichen, die wir von nordischen Steinen oder Waffenstücken her kennen. Nur eines von ihnen, das Kallife aber wohl noch garnicht zu Gesicht bekommen hat, macht hiervon eine Ausnahme, indem es mit seiner Handtellergröße und seinem vier einfachen Strichen dem angelsächischen Runenzeichen des K etwas nahe kommt, obwohl diesem die Hauptsache, der Bogen fehlt. Es findet sich an dem seltsamen Kelchstein von Waltersdorf und unterscheidet sich nach Größe und Form etwas von allen anderen Armbrustbildern. Die Ansicht Kallifes ist also trotz mancher Bedenken nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, bedarf aber sicherlich noch weiterer Untersuchungen.
(Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, S.113-114)



 Weiterführende Quellen und Literatur (allgemein) 
Bergner, Heinrich (Hrg.) - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 2.Band, Leipzig 1906
Götzinger, Dr. E. - Reallexikon der Deutschen Altertümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Leipzig 1885
Mittler, Elmar / Werner, Wilfried - Codex Manesse, die Große Heidelberger Liederhandschrift. Katalog zur Ausstellung, Universitätsbibliothek Heidelberg 1988
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