Die alten Steinkreuze vor den Dörfern - Region Lausitz
Vor einigen alten Ortschaften der Lausitz findet man noch hier und da alte verwitterte und bemooste Steinkreuze. Über deren
Entstehung erzählt die Sage folgendes:
Als Kaiser Otto der Große in hiesiger Gegend mit Hilfe seines Getreuen Gero das Christentum einzuführen versuchte, fielen
nach dem Wegzuge der Missionare die Wenden immer wieder vom Christentume ab und blieben ihren alten Göttern treu. Da gab der
Kaiser Befehl, daß vor den Ortschaften, in welchen das Christentum eingeführt war, ein Kreuz gesetzt würde, und wenn er oder sein
Stellvertreter bei einer Reise durch das Land das Zeichen des Kreuzes nicht mehr fände, so werde er alles in dem betreffenden Orte
niedermetzeln lassen. Nach und nach verschwanden aber die hölzernen Kreuze. Da wurden auf Befehl des Kaisers steinerne Kreuze
errichtet, als Zeichen, daß die Bewohner des Ortes Christen waren.
(G. Paulitz - Heimatkunde des Kreises Calau für Volksschulen)
Das Kreuz am Wege zur Königsmühle - 02625 Bautzen (Budyšin)
Geht man aus Budissin zum Ziegeltore hinaus nach der Königsmühle hin, so wird man daselbst, wo
linker Hand der Weg nach Niedergurig leitet, ein großes steinernes Kreuz bemerken, von dem man
sich Folgendes erzählt: Einst habe ein Bauer aus dem Marktflecken Baruth gewettet, einen Scheffel
Hirse nach Budissin zu tragen; nach vom andern Theile angenommener Wette habe er es auch bis
zu dem Platze, wo gegenwärtig das Kreuz steht, ausgeführt, sei aber daselbst hingesunken, habe den
Blutsturz bekommen, und diesen Stein hätten seine Anverwandten ihm als Denkmal errichtet.
(Haupt, Karl - Das Sagenbuch der Lausitz, Zweiter Theil: Die Geschichte, Leipzig 1863, Nr.96, S.63)
Das Mordkreuz auf den Kälbersteinen - 02681 Crostau
An der Nordseite des Kälbersteinrückens, an dem Fußwege, welcher von Crostau durch den Wald nach
Ellersdorf herüberführt, befindet sich ein aufrecht stehender bemooster Stein, welcher an der einen
Seite ein Kreuz und die Jahreszahl 1472 trägt. Folgende Begebenheit soll sich hier zugetragen haben:
Einst wurde die Gegend von einer großen Hungersnot und Teuerung heimgesucht. Überall in den
umliegenden Dörfern herrschten Not und Elend. Nur wenige noch besaßen einen Vorrat an Getreide;
so auch der geizige Müller von Crostau. Zu ihm kam eines Tages ein Ellersdorfer Weber und bat ihn
flehentlich, ihm ein Stückchen Kleie zu verkaufen. Nach langem Widerstreben ging der Müller auf den
Kauf ein. Als der glückliche Käufer eine Weile fort war, reute dem habsüchtigen Mann der Handel.
Er nahm ein Beil zu sich und ging dem Ellersdorfer nach. An der Stelle, wo heute das Kreuz von
dunklen Bäumen beschattet wird, ereilte er den einsamen Wanderer und erschlug ihn hinterrücks
mit dem Beil.
Die Kreuzsteine zwischen Halbau und Obercunewalde (Kumwald) - 02733 Cunewalde
Einmal war eine große Hungersnot im Lande. Da machten sich zwei Jungen hungrig auf den Weg und
bettelten in Kleindehsa. Einer hatte Glück - er kriegte ein Dreierbrotel. Der andere ging leer aus. Auf
dem Heimweg gerieten die Jungen über das Brot in Streit. Von schlimmen Worten kam es zu tüchtigen
Schlägen. Doch als der eine sein Brot so tapfer verteidigte, zog der andere heimlich sein Messer und
erstach seinen Kameraden. Nach dieser Tat kriegte er solche Angst, dass er sich selber umbrachte.
Dort, wo man die Knaben fand, stehen heute die Kreuzsteine zwischen Halbau und Obercunewalde,
nicht weit von der Straße Obercunewalde - Halbau. Ein Messer und ein Brot sind in den einen gehauen.
Das Kreuz zu Dahlowitz - 02694 Dahlowitz (Dalicy)
Am westlichen Ortsrand an der Straße nach Quatitz steht ein Steinkreuz. Hier soll ein Kutscher eine
Wette abgeschlossen haben, dass er einen ganzen Käse verschlucken könne. Nachdem er dies getan,
platzte er und starb.
Der Gedenkstein bei Demitz - 01822 Demitz-Thumitz (Zemicy)
Unweit des Dorfes Demitz befindet sich ein Stein mit einem eingemeißelten Kreuze, wie man deren
mehrere an den Wegen der Bergwälder antrifft, wohl zu Andenken an einen jähen Unglücksfall errichtet,
der vor langen Jahren dort geschehen sein mag. Diesen Stein hob man einst aus und trug ihn hinweg
von seinem Standorte, um ihn zum Bau einer Brücke zu verwenden. Da aber ließ sich allabendlich an
dem Punkte, wo der Stein gestanden, ein klägliches Wimmern vernehmen. Dieses hörte nicht eher auf,
bis der Stein mit dem Kreuze wieder an seine alte Stelle gebracht und aufgerichtet worden war.
Sage zu einem Steinkreuz bei Göda - 02633 Göda
Östlich vom Kirchhofe, wo der Weg nach Seitschen abzweigt, steht in einer Hecke verborgen ein
alter Mordstein. Die Überlieferung berichtet, hier sei einst ein Brautpaar aus Rache und verschmähter
Liebe niedergestochen worden. Der Täter habe zur Sühne das Steinkreuz setzen müssen.
Das Steinkreuz an der Peterskirche - 02826 Görlitz
In Görlitz, oben am Turm der Peterskirche, hatte ein Zimmermann etwas zu tun. Dabei rutschte er ab
und hat sich beim Herunterfallen mit der Axt in einen Balken eingehauen; so hing er dort eine Zeit lang
in der Luft. Dann breiteten die Leute unten an der Kirche Betten aus, darauf sollte er springen. Aber er
sprang weiter auf das Pflaster und blieb tot liegen. Wo er heruntergefallen ist, ist noch ein Steinkreuz
zu sehen, das hat man ihm gesetzt.
Das steinerne Kreuz auf dem Markte zu Großhennersdorf - 02747 Großhennersdorf
Vor vielen Jahren stand mitten auf dem Markte ein steinernes Kreuz, welches man später, als es auf
dem Markte anfing im Wege zu sein, an die Seite setzte. An dieses Kreuz knüpft sich folgende Sage:
Im Jahre 1430, am ersten Weihnachtsfeiertage, als die Hussiten unter Wenzeslaus Liback
Dewerbeczom Ostritz bedrohten, kam ein roher Haufe Hussiten nach Großhennersdorf, um zu rauben
und zu plündern. Der Ort war aber durch die bedeutenden Truppenzüge usw. derart mitgenommen,
dass sich die Großhennersdorfer in der Angst keinen Rat wussten, diese Plünderer zu befriedigen.
Da nun dieser wilde Haufen die Absicht durchblicken ließ, dass, im Falle man nicht reichlich gewährte,
der Ort an verschiedenen Stellen in Brand gesetzt werden solle, ermannten sich die Einwohner, und
ermutigt durch den Gedanken, Familie, Haus und Hof zu schützen, gingen sie von der Verteidigung
zum Angriff über. Die Schar der Hussiten, etwa 30 an der Zahl, mussten den Gedanken dem Dorf zu
schaden, mit dem Leben büßen.
Zur Erinnerung an die Rettung des Dorfes setzte man dieses Kreuz.
Der Stein bei Jeßnitz - 02627 Jeßnitz / OT von Kubschütz (Jaseńca)
Bei Jessnitz steht westlich der Straße nach Mehltheuer ein Stein mit der Jahreszahl 1669, zwei Kindergesichter
und einer Axt. An dieser Stelle soll eine Mutter ihre beiden Kinder mit der Axt erschlagen haben. Daraufhin
ist sie in Jessnitz hingerichtet und ihr Haus in Jessnitz geschleift worden. An der Stelle, wo die Untat geschah,
setzte man den Stein.
Das Kreuz am elstraer Wege. - 01917 Kamenz
Geht man in Kamenz zum budissiner Thore hinaus den nächsten, nach Elstra führenden Weg, so erblickt man linker Hand ein, unfern des
Elstraflusses*) stehendes Kreuz, worauf eine Armbrust eingehauen ist, über deren Deutung sich mehrere Sagen verbreiten.
Manche halten es für einen Denkstein an dem im Jahre 1730 daselbst wegen Vergiftung seiner Ehefrau gesäckten**)
Gärtner, Hanns Georg Müller aus Wiesa, Andere hingegen geben es für ein Malzeichen der wegen Kindermordes am 20. August 1755 daselbst gesäckten Katharina
Lorenz aus Beerenbruch.
Allein keines davon ist richtig, denn wozu wäre eine Armbrust darauf eingehauen worden?
Mehrere Wahrscheinlichkeit hat wohl die folgende Sage für sich. Wie nämlich vor 1658, ehe das gegenwärtige Schießhaus erbaut worden,
an gedachten Orte da, wo sich der Stein befindet, mit Armbrüsten die Schieß-Vergnügungen gehalten worden sind und aus Fahrlässigkeit ein Schütze - Jahreszahl
und Name des Unglücklichen ist unbekannt - sey erschossen und dieser Denkstein daselbst errichtet worden.
(Gräve, Heinrich Gottlob - Volkssagen und volksthümliche Denkmale aus der Lausitz. 1839, S.162-163)
Anmerkungen:
*) Schwarze Elster
**) Säcken, Hinrichtungsart durch ertränken in einem Sack, wurde sehr viel bei Kindesmörderinnen angewendet.
Der einsame Stein bei Kamenz - 01917 Kamenz
Geht man aus dem Pulsnitzer Tore zu Kamenz nach dem Dorfe Lückersdorf, so findet man unfern der sogenannten roten Mühle
einen halb in der Erde versunkenen Stein von Kreuzform, der einsame Stein genannt, an dem man ehedem die Jahreszahl 1390
wahrgenommen haben will. Derselbe soll angeblich daran erinnern, daß an dieser Stelle in jenem Jahre ein Bauer, der ein heimlicher
Heide gewesen, plötzlich bei völlig heiterem Himmel vom Blitz erschlagen und daselbst auch begraben worden ist.
(Gräße, Bd. II, Nr.878; nach Gräve, S.195)
Die drei Kreuze - 01917 Kamenz
Vor dem königsbrücker Thore an der St. Jodoci (gewöhnlich St. Just genannt) Kirche, sieht man in der Gegend des Thurmes, linker Hand drei
Kreuze, von welchen die Sage meldet:
Ein wohlhabendes Bauernmädchen aus Lückersdorf habe einem Schmiedeburschen aus Brauna die Ehe versprochen, sey aber wankelmüthig geworden und habe
einem jungen Gärtner aus Liebenau ihr Herz und Hand gereicht, worüber der frühere Geliebte in solche Wuth gerathen, daß er Beiden den Tod geschworen.
Da er nun Beiden zugleich nicht beizukommen vermochte, sey der Trauungstag der Verlobten zur Ausführung dieser blutigen That von ihm
bestimmt worden, wo er ihnen in dem linker Hand daselbst befindlichen Gäßchen auflauert.
Als sie nun nach vollendeter Trauung zum Mahle bei des Burschens Vater nach Liebenau gehen wollen, sey er plötzlich, mit einem breiten
Messer bewaffnet, hervorgesprungen, habe erst die Getraute, dann ihn und endlich sich selbst - ohne das Jemand zu Hilfe habe eilen können - niedergestochen, worauf
sie denn alle Drei auf dem Platze, wo sie gefallen, begraben und zum Gedächtniß diese drei Steine aufgerichtet worden.
(Gräve, Heinrich Gottlob - Volkssagen und volksthümliche Denkmale aus der Lausitz. 1839, S.103-104)
Das Pestkreuz in Lehndorf - (Lejno)
Die Pest ist auch nach Lehndorf gekommen. Als fliegende Kugel kam sie dahergeschwebt und viele haben sie
gesehen. Die Kugel fiel in ein Sumpfloch hinein, an dem gerade ein paar junge Sorbenmädchen standen.
Die nahmen einen Stein und warfen ihn im Bogen über den Tümpel. So konnte die Pest nicht weiter. Aus
dem Stein sollen sie später ein Kreuz gemeißelt haben. Das war das Pestkreuz. Es wurde auf der Nordseite
des Dorfes zwischen dem Gasthofe und dem Dorfberge aufgestellt.
Das Kreuz unfern Liebenau bei Kamenz - 01778 Liebenau
Ueber dem 1/2 Stunde von Kamenz entfernten Dorfe Liebenau, wo der Weg nach Schönbach führt, befindet sich linker Hand in dem daselbst gelegenen Busche, ein ziemlich großes Kreuz von Granitstein, auf dem ein Schwert - welches sich jedoch wegen der Verwitterung schwer erkennen läßt - eingehauen ist. Darüber folgende Sage:
Als am 12. Mai des 1633. Jahres Kamenz von den kaiserlichen Truppen besetzt und gebrandschatzt wurde, befand sich unter einem Reiterregiment derselben ein Rittmeister, der, wenn er gleich selbst an Gestalt weder ein Melager, Antionous oder Adonis gewesen sein soll - doch eine schöne wunderliebe Frau hatte. Ob ihn nun gleich diese sittsame, Treue, ihm ins Kriegsgetümmel gefolgte Gattin keine Veranlassung zur Eifersucht gab und in Allen und Jeden das kleinste Winken seiner Augenlieder als Befehl befolgte, so war er doch - wie es die Art aller häßlichen Männer, die reizende Weiber besitzen, sein soll - so eifersüchtig wie ein Tyger. Vorzüglich fiel sein Verdacht auf einen jungen, artigen, ebenso schönen, als tapferen Kornet, von welchem er wähnte, daß er Gnade von seiner Frau´n Augen gefunden habe. Nichts vermochte er ihm, - der pünktlich in seinem Dienste war - vorwerfen oder wegen nur der geringsten Aufmerksamkeit seine Gemahlin bezüchtigen, daher er sich nur begnügen konnte, seinem vermeintlichen Rival - um sich seiner baldigst entledigen zu können - die gewagtesten Handstreiche zu übertragen oder an die bedenklichsten Posten zu stellen, zu seinem größten Aerger aber sehen mußte, wie Alles mit kluger Vorsicht entworfen und mit kühnem Muthe ausgeführt wurde und der dem Tode Geweihte stets mit frischen Lorbeeren zurückkehrte.
Diesem ungeachtet war nichts vermögend, ihm die Augen zu öffnen, eine bessere Gesinnung gegen die Schuldlosen zu erzeugen oder sein böses, tückisches Gemüth eines besseren zu belehren. Seine Augen blieben, gleich den Sodomiten, mit Blindheit geschlagen, sein Verstand wie Aegyptens Tag verfinstert und sein Herz wie Pharao´s verstockt.
Da er sich nun an dem Kornet nicht rächen konnte, beschloß er selbiges an seinem fleckenlosen Weibe zu thun, daher er denn - da, wie bemerkt, sein Regiment in Kamenz und der Umgegend garnisonirte - seine Ehehälfte eines Abends freundlich zu einem Spaziergange einlud. Gern und Willig folgte sie ihm, sich mit gewöhnlicher Zärtlichkeit an seinen Arm hangend. Ungemein freundlich und liebevoll wurde er, und sie - seit den ersten Flitterwochen ihrer Ehe einer solchen Behandlung entwöhnt, - immer liebevoller und zärtlicher. Als er aber an den, gegenwärtig mit jenem Kreuz bezeichneten Ort - welcher wahrscheinlich zu jenen Zeiten mit dichten Holz bewachsen gewesen sein mag - kam, änderte er auf einmal sein Wesen; wild rollten seine Augen, hoch sträubte sich sein Haar, des Zornes Runzeln furchten seine Stirn und plötzlich entriß er, - seiner Gattin krampfhaft die Gurgel zudrückend, - seinem Gürtel den Dolch, vor Wuth schäumend, folgende Worte heulend: "Büße mit dem, wodurch du gesündigt" und der Stahl durchbohrte der Augen Licht, dann zog er sein Schwert und fügte hämisch lachend hinzu:" Nimm, Buhlerin, aus Gnade den Tod von meiner Hand," und hieb sie trotz ihres Flehens und Bittens und der heiligen Betheuerung ihrer Unschuld, im eigentlichen Wortsinn in Stücke.
Ein paar Tage darauf verließ der wilde Haufe Stadt und Umgegend und erst im kommenden Frühjahre fand man die jämmerlich zerfleischten, vom Einfluß der Witterung und Benagen der Raubthiere, abgefaulten Reste nebst einigen Lumpen der Kleidung - denn der zu jenen Zeiten bei vornehmen Frauen üblichen Schmuck mochte der habsüchtige Wütherich sich schon selbst zugeeignet haben.
Gutmüthige Landleute übergaben die Knochen der Mutter Erde.
Die Sache machte - als Etwas in damaligen Zeiten nicht ganz Ungewöhnliches - eben kein Aufsehen, man wußte nicht, wer die Unglückliche gewesen sei und bemühete sich auch nicht Kunde von ihr zu erlangen.
Mehrere Jahre waren verflossen, während welcher der Rittmeister zum Obersten, der Kornet aber zum Rittmeister gestiegen war; allein selbst die Zeit hatte den Haß Ersterns gegen Letztern nicht geändert, denn nach wie vor suchte er ihn, unter Erhebung seines Wohlverhaltens, immer an die gefährlichen Plätze zu stellen.
Die Gefahr gleicht einer Schlange, welche, oft gereizt, endlich doch einmal verwundet. So auch hier. - In der blutigen Schlacht bei Rheinfelden (den 21. Febr. 1638) hatte der Oberst den Rittmeister wiederum an einen Platz gestellt, wo zu vermuthen war, daß der Streit am hitzigsten werden mußte.
Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte endlich der Tapfere unter den feindlichen Streichen und wurde halb entseelt dem Gemetzel entrissen; da er nun fühlte, daß sein letztes Stündlein nahe, forschte er ängstlich nach dem Obersten, dessen Grolls Grund ihm nicht unbekannt geblieben. - Obgleich selbst nicht unbedeutend verwundet, erschien selbiger nach 2 Stunden und fand den Schwachen in Gesellschaft eines Geistlichen, der ihm Worte des Trostes zusprach. Als der Oberste eintrat, wendete sich der Rittmeister, so gut es seine Kräfte gestatteten, zu ihm, mit wehmüthigem Lächeln ihm die Hand reichend und mit schwacher Stimme lallend: "Nur im Tode ist Wahrheit, also vernehmet sie auch von mir, Waffengefährte! in Gegenwart dieses geistlichen Herrn. Ich weiß gar wohl, welcher schwarze Verdacht gegen mich bei euch brütet.
Vor dem allwissenden Richter, zu dem ich bald treten werde, versichere ich, daß Euer ehelich Gespons unschuldig, rein, wie die eben scheidende Sonne ist, und daß kein unreiner, sündhafter Gedanke hinsichtlich ihrer meinem Busen jemals entstiegen ist. Nur im Tode ist Wahrheit und ich werde mit keiner Lüge das unbekannte Jenseits betreten. Schließt die unschuldig Verstoßene wieder in Eure Arme (denn allgemein wurde im Heere geglaubt, daß er sie auf eins seiner entfernten Güter geschickt habe). Lebt wohl!"
Mit diesen Worten hemmte das dem Munde entstürzende Blut seine Sprache. - Er war nicht mehr.
Von diesem Augenblick an trieb es den Obersten unstät und flüchtig umher, nirgends fand er Ruhe, denn Tag und Nacht schwebte der blutige, bleiche Schatten seiner Gattin vor der Seele des Trostlosen. Endlich führte der Dinge Wechsel sein Regiment wiederum nach Kamenz; er eilte an die Stelle, wo er die Schuldlose geopfert hatte, fiel mit den Worten: "Ewige Einung mit Dir!" in sein Schwer, wurde am Morgen entseelt gefunden und ihm zum Andenken jener Stein mit eingehauenem Schwert errichtet.
("Heimat und Fremde", Jhrg. 1842)
Die drei Steinkreuze bei Luga - 02699 Luga
Ein Sorbenjüngling, der bei einem Dresdner Reiterregiment seine Militärdienstzeit abdiente, hörte mit
Schrecken, dass ihm seine Geliebte daheim untreu geworden sei und sich am nächsten Sonntag vermählen
wollte. Da ritt er heim. Er erblickte im Dorfe Luga den Hochzeitszug. Der Reiter winkte mit einem Tuche schon
von weitem. Das Signal wurde bemerkt. Die Hochzeitsleute glaubten, es gehe etwas Wichtiges vor, und standen
deshalb still. Da kam der Reiter herangesprengt und erschlug mit seinem Pallasch zuerst die Braut und den
Bräutigam und schließlich den Hochzeitsbitter. Des letzteren Kopf war gespalten, sodass die eine Hälfte seitlich
herabhing. Zum Andenken an dies Geschehnis wurden am Tatorte drei Kreuze errichtet, die, alt und bemoost,
noch jetzt dort stehen. Dasjenige, das an den Hochzeitsbitter erinnern sollte, hat die Form wie der gespaltene
Schädel des Hochzeitsbitters. Einst hatte man diese drei Kreuze von ihrem Standorte weggenommen und
vorläufig in einem Schafstalle untergebracht. Da aber entstand ein solcher gespenstischer Rumor jede Nacht,
in jenem Raume, dass der Schäfer die Herrschaft inständig bat, die Kreuze wieder an ihre alte Stelle schaffen
zu lassen, was nach drei Tagen auch geschah. Dann kehrte sofort wieder Ruhe in der Schäferei ein.
Die Kreuze auf dem Dorfplatze in Milkel - 02699 Milkel
Auf dem Dorfplatz in Milkel stehen zwei Steine. Dazu wird erzählt, dass ein Mädchen die Treue gebrochen
habe. Als der Bursche nach längerer Abwesenheit seine Geliebte in den Armen eines anderen fand, habe
er auf dem Dorfplatze erst das Mädchen und danach sich selbst erstochen.
Der starke Lysina von Mulkwitz - 02959 Mulkwitz
In Mulkwitz lebte der riesenstarke Lysina, und in einer Höhle der Umgebung Räuber. Die kamen alle Abend in
die Schänke, der Schänker aber wollte sie nicht haben. Einmal waren auch der starke Lysina und andere
Mulkwitzer Bauern in der Schänke. Da bat der Schänker, sie sollten eines Abends bei ihm bleiben und die
Räuber vertreiben. Sie sollten sich wie Soldaten hinstellen und mit der alten Trommel, die er hatte, Lärm
machen. Wie nun die Räuber wiederkamen, trommelte ein Bauer auf der Trommel und die anderen gingen
auf die Räuber los. Und die Räuber hatten Furcht und liefen weg und die Mulkwitzer krochen in die Höhle und
nahmen ihnen alles weg und Lysina fand einen goldenen Arm in der Höhle und nahm ihn mit. Einer von den
Räubern lief dem starken Lysina nach, holte ihn ein hinter Rohno und wollte ihn fassen. Da drehte sich der
starke Lysina um und schlug den Räuber mit dem goldenen Arm so, dass er tot hinfiel. Da ist auch der Räuber
begraben worden und zur Strafe sollte Lysina ein Denkmal hinsetzen. Nun war er mit seinen Ochsen einmal
zufällig in Schleife und war daselbst zu Schnapse. So nahm er, wie er wieder zurückkehrte in Schleife, wo die
beiden anderen Steinkreuze noch jetzt stehen, "bei Gelegenheit" den dritten Stein auf den Rücken mit und trug
ihn drei viertel Stunden und setzte ihn dem Räuber als Denkmal hin. Und der Stein liegt noch heute als Bank
über dem Graben zwischen Rohno und Mulkwitz. Der goldene Arm aber soll zu Schleife in der Kirchenmauer
eingemauert sein. Ein Kirchvater erzählt es immer dem andern. Da starb der Kirchvater in Rohne zu zeitig
und konnte nicht mehr dem anderen den Fleck bezeichnen. So weiß man nicht mehr die Stelle.
Die drei Steine bei Nardt - 02979 Nardt
Am Wege zur Wassenburgmühle stehen zwei Steine und zwischen diesen ein Kreuz. An dieser Stelle soll
einst ein Mann einen Hochzeitsbitter, die Braut und den Bräutigam aus Eifersucht erschlagen haben. Zur
Sühne musste er die drei Steine setzen.
Die zwei Steinkreuze in Neustadt - 02979 Neudtadt
Im Dorfe Neustadt (an der Spree) stehen an der Dorfstraße zwei alte Steinkreuze. Da sollen in alter Zeit
Generäle oder ein Leutnant begraben worden sein. Die Kreuze sollen aber auch zur Erinnerung an drei
von Kaufleuten als Vergeltung getötete Raubritter gesetzt worden sein.
Das Kreuz mit dem Mühlrade bei Öhna - (Wownjow)
Ganz nahe bei dem romantischen Felsentale von Öhna in der Nähe von Bautzen, am Abhange eines Berges,
der sich nach dem Spreetale absenkt, ist ein steinernes Kreuz mit einem eingegrabenen Mühlrade. Die Sage
erzählt: Im nahen Spreetale lebten einst zwei Müller, von welchen der eine einen Sohn hatte, der
außerordentlich stark war. Einst saßen beide und zechten. Halb berauscht gingen sie eine Wette ein,
nach welcher der starke Müllerssohn einen Sack Getreide von der Mühle aus den Berg in die Höhe tragen
sollte, so weit, bis er die Turmspitzen von Budissin sehen könnte. Ob nun gleich der andere Müller
trüglicherweise noch einen schweren Stein heimlich in den Sack gesteckt hatte, so trug der starke
Müllerssohn den Sack gar rüstig den Berg in die Höhe. Noch drei Schritte, und er sah die Türme von
Bautzen. Siehe, da schnitt der andere mit seinem Messer das Band entzwei, das seine Hosen zusammenhielt.
Sie fuhren herab, der Jüngling stürzte und brach den Hals.
Das Steinkreuz und der schwarze Pudel am Einsiedel - 02797 Oybin
Oberhalb der alten Einsiedel- oder Teufelsmühle in Mittel-Oybin, steht dicht am Rande der Straße ein mächtiges Steinkreuz. Gradüber, wo jetzt das einsame
Wohnhaus steht, hatte im Mittelalter eine Einsiedelei ihren Platz; der dabei fließende Brunnen heißt noch heute der Einsiedlerbrunnen. Beim Eindringen der
Reformation soll man den letzten Eremiten erschlagen haben und das Steinkreuz an diese Freveltat erinnern. Die Jahreszahl 1670 ist wohl erst später daran
angebracht worden, wo wahrscheinlich das Kreuz mit als Grenzstein benützt wurde. Am Einsiedel-Kreuze ist überhaupt nicht geheuer, dort spuckt mitternachts
der erschlagene Eremit, außerdem ohnweit davon, auf den alten Mühleteich zu, ein riesengroßer, schwarzer Pudel.
(Moschkau, Alfred - Ritterburg und Kloster Oybin, Beschreibung, Geschichte und Sage. Zittau 1899)
Das Steinkreuz in Radibor - 02627 Radibor
Ungefähr vor 200 Jahren wohnte an jenem Ende des Dorfes ein Nahrungsbesitzer,
der ein großer Bienenfreund war. Dieser hatte sich in seinem Garten ein großes Bienenhaus erbaut und hielt dort viele Bienenstöcke.
Einst stand er in der Nacht auf und sah, daß ein Mann Honig aus den Stöcken stahl. Er ergriff deshalb eine Hacke und lief im vollen Zorn
auf den Dieb zu. Dieser aber, ihn erblickend und sich nichts gutes versehend, flüchtete auf die Straße nach Bautzen zu und der Imker
ihm nach. Ihn einholend, schlug dieser jenen mit der Hacke auf den Kopf, daß er sogleich tot liegen blieb. Und weil der Dieb ein fremder,
unbekannter mensch war und man in jener Zeit nicht eben weitläufige Untersuchungen anstellte, so wurde er alsbald an dieser Stelle
beerdigt und dann betreffendes Denkmal gesetzt.
(Kantor Kral in der Zeitschrift "Serbske Nowiny" am 25. Juli 1857, S.234)
Das Feldkreuz bei Radibor - 02627 Radibor
Mitten auf einem Feld bei Radibor erinnerte ein Feldkreuz an einen Knecht, der infolge einer unsinnigen Wette sein Leben verloren hatte.
An jenem Tage war das Gesinde von Radibor dort mit Feldarbeiten beschäftigt. Als man sich gerade zum Frühstück rüsten wollte, sah der Knecht einen Maulwurf, der auf ihn zugelaufen kam. Er packte den kleinen, blinden, samtenen Kerl, der sich in seiner Hand verzweifelt wand, und wettete um eine Kanne Branntwein, daß er das Tier als Zubrot verspeisen werde.
Die Wette wurde angenommen. Gespannt umstanden nun alle den Großsprecher und verfolgten, teils mit Ekel, teils mit Gelächter, das widerliche Schauspiel. Aber das Lachen sollte ihnen bald vergehen, denn der Bursche brach zusammen und verstarb unter fürchterlichen Qualen.
Zur Mahnung und zum Gedenken errichtete man ihm an jener Stelle ein Kreuz aus Stein.
Einen späteren Besitzer des Feldes, den Bauern Waurik, ärgerte das Steinmal, da es mitten auf dem Acker stand und die Pflüge- und Erntearbeiten behinderte. Er ließ es deshalb durch seine Leute entfernen.
In der folgenden Nacht konnten weder der Bauer noch sein Gesinde Ruhe finden. Es polterte und krachte im ganzen Haus. Als sich der Spuk fortan täglich wiederholte, ging der Bauer schließlich zum damaligen Pfarrer Zschorlich und bat ihn um Rat.
Der Pfarrer, der ein verständiger Mann war, fragte den Hofherrn, ob er irgendein großes Unrecht begangen habe. Dieser verneinte und beteuerte, er habe niemand bestohlen, niemand ums Leben gebracht und auch niemand hintergangen.
Doch der Geistliche drang immer weiter in ihn, bis sich Waurik an das Kreuz erinnerte. Mit Nachdruck tadelte ihn der Pfarrer wegen dieser Handlung und sagte: "Wenn dir das Kreuz im Weg war, hättest du es wenigstens an Ort und Stelle vergraben können. Es aber fortzubringen, war nicht recht. Ich kann dir nur eins raten, sieh zu, daß du den Frevel rückgängig machst."
Der Bauer befolgte unverzüglich die Worte des Pfarrers. Er stellte das Kreuz eigenhändig an Ort und Stelle wieder auf, sprach ein Gebet für den Unglücklichen und bat ihn um Verzeihung für die unbedachte Tat.
Von da an verrichteten Waurik und sein Gesinde, wenn sie auf dem Acker zu tun hatten, ein kurzes Gebet für den Verstorbenen, und von Stund an war auf dem Hof wieder Ruhe eingekehrt.
(Kumpf, Elisabeth - Jungferngrube und Teufelsschmiede, St.Benno Verlag GmbH Leipzig, 1985, 2. Auflage)
Die Steinkreuze in Riegel - 02999 Riegel
In Riegel stehen auf dem Hof des Häuslers Johann Mucha zwei alte Steinkreuze; das eine ist glatt bearbeitet,
das andere roher ausgehauen. Davon heißt es: Es waren in alten Zeiten zwei Offiziere, die gingen im
Duwel (Duell) los, einander zu hauen und zu stechen. Da hat der eine den anderen so zugerichtet, wie
die Steine jetzt noch zeigen. Der eine schön geputzt, glatt wie ein Offizier in Uniform. Der andere nicht.
Die Steinkreuze am Wege von Rohne nach Schleife - 02959 Schleife Die riesige Gestalt bei Schleife - 02959 Schleife Das Steinkreuz in Schmerlitz und das Rosenthaler Marienbild - 01920 Schmerlitz Die zwei Kreuze und der Stein in Schwarzkollm - 02991 Schwarzkollm Das Kreuz bei Schwosdorf - 01920 Schwosdorf Die zwei Kreuze auf dem Sohländer Kreuzsteinplatze - 02689 Sohland a.d. Spree (Zaom) Die Steinkreuze an der Straße von Zittau nach Gabel - 02763 Zittau (Zitawa) Sage von den Steinringen in Zittau - 02763 Zittau (Zitawa) Messer, Schwert und Kreuz an der Dreifaltigkeitskirche in Zittau - 02763 Zittau (Zitawa) Die unglückliche Wette in Zittau - 02763 Zittau (Zitawa)
Am Wege von Rohno nach Schleife stehen zwei Steinkreuze seitwärts auf dem Felde. Den dritten Stein hat ein
starker Mann bis nach Mulkwitz getragen; da liegt er noch über einem Graben. Auch diese Steine sind versetzt
worden. Es sind Generäle (drei Exzellenzen erschossen) im Kriege gefallen und sollen da begraben liegen.
Zum Andenken sind die Steinkreuze gesetzt worden. Auf einem befand sich früher eine Inschrift mit lateinischen
Buchstaben.
Als mal Horns Großeltern zwischen 11 und 12 Uhr nachts mit einer Kuh nach Schleife trieben, trafen sie unweit der beiden
Steinkreuze, etwa 150 Schritt entfernt von dem Wege zwischen Mühlrose und Schleife die Gestalt eines großen Menschen, wohl an
zehn Fuß hoch. Der hatte einen großen Quersack über die Schulter hängen, den schob er bald vorn bald hinten zur Erde, als wollte
er etwas aus einem Ende ins andere schütten. Auch die Kuh wollte nicht vorbei, aber sie trieben sie mit Gewalt weiter und sahen sich
nicht weiter um.
(Willibald von Schulenburg - Wendisches Volkstum in Sage, Brauch und Sitte)
Die Schweden raubten 1639 das Gnadenbild in Rosenthal (Rózant). Sie warfen es mit ihrer Beute auf einen
Wagen und kamen mit diesem nach dem eine halbe Stunde von Rosenthal entfernten Dorfe Schmerlitz. Hier
konnten sie nicht weiterfahren, obwohl sie zuletzt 16 Pferde vorgespannt hatten. Der Wagen rührte sich nicht.
Da machte sie jemand auf das Gnadenbild aufmerksam. Darauf schickten es die Schweden durch einen ihrer
Kriegsgefangenen, einen gewissen Donatus Schimank aus Schmerlitz, an den zuständigen Pfarrer, den von
den Schweden arg misshandelten Jakob Johannes Lebsa von Crostwitz (von 1626 - 1645) zurück mit dem
Ersuchen, er soll es in Rosenthal wieder aufstellen. Nun erst konnten die Schweden ungehindert weiterfahren.
Die Begebenheit soll sich am Steinkreuz in Schmerlitz zugetragen haben.
Zwei junge Burschen bewarben sich um ein Mädchen. Einer erstach den Nebenbuhler. Zur Strafe wurden
ihm Riemen aus der Haut geschnitten (nördliches Kreuz), das Mädchen wurde geköpft (Stein) und das
zweite Kreuz zum Angedenken an den Ermordeten gesetzt. Nach 1847 wurde ein Kreuz nach einem Brand
des Ortes als Türschwelle benutzt. Daraufhin spukte es in dem Haus, bis der Stein wieder an Ort und Stelle war.
Als im zweiten Schlesischen Kriege im Jahre 1745 ein Regiment preußischer Husaren durch die Gegend von
Kamenz und Königsbrück zog, desertierten drei Husaren dieses Regiments mit Sattel und Zeug. Einer derselben
wurde wieder zurückgebracht; die anderen beiden, deren Sättel man im Busche fand, kamen mithilfe der
Bauern glücklich davon. Der Unglückliche, ein blutjunger schmucker Bursche, wurde nach kurzem Standrecht
bei Schwosdorf an einem schnell errichteten Galgen gehenkt. Mitleidige Bauern haben ihm an der Stelle seines
Todes auf einer kleinen Erhöhung ein steinernes Kreuz errichtet, auf dem in rohen Umrissen ein Husarensäbel
und die Jahreszahl 1745 eingehauen ist.
(Haupt, Karl - Sagenbuch der Lausitz , II.Teil: Die Geschichte, Leipzig 1863, S.144-145, Nr.240)
Auf dem Sohländer Kreuzsteinplatze stehen nahe der Kirche zwei alte Steinkreuze. Der Sage nach sollen sie
wegen folgender Begebenheit aufgestellt worden sein: Auf dem freien Platz wurde in früherer Zeit alljährlich
ein Jahrmarkt abgehalten. An einem solchen Jahrmarkt geschah es, dass zwei Schusterlehrlinge wegen eines
Dreierbrotes arg in Streit gerieten. Dieser endete damit, dass sie sich gegenseitig erstachen. Zur Erinnerung
an diese Bluttat setzte man an die Stelle, wo sie stattfand, die beiden Denksteine. Dem Orte wurde darauf das
Recht des Markthaltens zur Strafe genommen und dem Dorfe Gaußig verliehen. Dasselbe hat den Markt bis
auf den heutigen Tag behalten.
Unweit der Burgruine Karlsfried liegen an der Straße von Zittau nach Gabel zwei Steinkreuze. Es kann sich
niemand mehr daran erinnern, dass sie jemals aufgerichtet waren. Über diese Kreuze wird folgende Sage
erzählt: Da ist vor langen langen Zeiten hierher ein Einsiedler gekommen aus fremdem Lande, um seine
großen Sünden in stiller Abgeschiedenheit zu büßen, denn er war ein großer Mörder. Der hat sich auf der
Wiese eine Hütte gebaut und darum seinen Garten. Darin hat er von dem Samen, den er mitgebracht, sein
Gemüse gezogen. Die Leute nun, welche um ihn in einzelnen Hütten wohnten, waren ein wildes Geschlecht,
lebten untereinander in Feindschaft und beschäftigten sich allein mit der Jagd, die ihnen den Lebensunterhalt
bot. Den Ackerbau kannten sie nicht. Da war nun der alte Einsiedler tätig und lehrte sie, den Boden urbar zu
machen. Er lehrte sie auch die Liebe zu ihren Mitmenschen, sodass sie bald fromm und gesittet wurden und
viel Getreide auf ihren Feldern bauten. Das schafften sie in die Stadt Zittau und nach Böhmen. Sie bauten auch
bald eine bessere Straße, und als der Einsiedler alt und schwach wurde, und nicht mehr seinen Garten zu
bearbeiten vermochte, da setzten ihm die Handelsleute Brot und Wein auf die Kreuze , die am Wege standen.
Eines Tages blieb das Brot unberührt und niemand holte das Geschenk, denn der Einsiedler lag in seiner
Hütte und war gestorben.
Die alte Sechsstadt Zittau war ehedem wegen der Schönheit ihrer Jungfrauen hochberühmt, wie schon ein
alter Vers besagt, der also lautet:
Allein mehrere dieser Zittauer Schönheiten nahmen ein trauriges Ende. So sollen einst zwei Brüder um eine
Zittauer Jungfrau in der Nähe der Frauenkirche auf offener Straße gekämpft haben, und der eine von ihnen
dabei gefallen sein. Zwei Ringe im Steinpflaster, etwa hundert Schritte vom Frauenkirchhofe, bezeichnen die
Stelle, wo der Kampf stattfand. Das Kreuz, das am Kirchhofstore liegt, ist das Denkmal des einen Gefallenen.
Das Frauenbild von Stein aber auswändig an der Kirchhofsmauer, einige Ellen nördlich vom Tore, soll jenes
Mädchen vorstellen, welches, da es die Veranlassung zu jenem Zweikampfe war, angeblich hier lebendig
eingemauert worden ist.
Und dann von Görlitz ungehangen,
Auch von der Zitte ungefreit,
So magst du wohl sagen von guter Zeit.
Beim Bau der heiligen Dreifaltigkeitskirche in Zittau hat unter den Maurern ein Lehrling mit seinem Meister um
die Wette gearbeitet, um zu sehen, wer einen Pfeiler der Kirche eher als der andere vollendet haben werde.
Beide haben also zur gleichen Zeit angefangen und sich tapfer dazu gehalten. Darnach aber ist der Lehrling
mit seinem Pfeiler eine ziemliche Zeit eher als der Meister fertig geworden, hat also die Wette vor dem Letzteren
gewonnen, was diesen dermaßen geärgert hat, dass er den Lehrling, ehe es dieser sich versehen, meuchlings
ermordet hat. Zum Lohne dafür ist dem Meister der Kopf mit dem Schwerte vor die Füße gelegt worden.
Seit dieser Zeit nun sind an jener Stelle, wo die Tat geschehen, sowohl Messer und Schwert als auch ein
Totenkreuz zu sehen bis auf den heutigen Tag. Auch zeigt man noch die beiden "Wettepfeiler".
Beim Bau der Kirche der heiligen Dreifaltigkeit in Zittau hat unter den Maurern ein Lehrling mit seinem Meister um die Wette
gearbeitet, um zu sehen, wer einen Pfeiler der Kirche eher als der andere vollendet haben werde. Beide haben also zur gleichen Zeit
angefangen und sich tapfer dazu gehalten, darnach aber ist der Lehrling mit seinem Pfeiler eine ziemliche Zeit eher als der Meister
fertig geworden, hat also die Wette vor dem letzteren gewonnen, was diesen dermaßen geärgert hat, daß er den Lehrling, ehe es
dieser sich versehen, meuchlings ermordet hat. Zum Lohne dafür ist dem Maurermeister der Kopf mit dem Schwerte vor die Füße
gelegt worden. Man bezeichnet noch heute zwei Pfeiler an der Westseite der Kirche mit nischenartigen Vertiefungen als die
sogenannten Wettpfeiler.
Ebenso soll ein etwa 1½ Ellen langes steinernes Kreuz von altertümlicher Form mit einem
eingemeißelten Messer, das hinter dem ersten Pfeiler links vom Eingange in die Mauer eingefügt ist, das Gedächtnis an jenen
Vorgang bewahren.
(Gräße, Bd. II, Nr.817. C.G. Moraweck, Einige Nachrichten über 100 Denksteine, wovon 32 Kreuzform
haben, welche sich in Zittau und der Umgegend an Wegen und öffentlichen Plätzen finden. Zittau, 1854, S.8; poet. Beh. v. Segnitz,
Bd. I, S.216ff. Vgl. Auch die Überarbeitung der Sage bei Gräße, Bd. II., Nr.824, nach Sachsengrün, II. Jahrg. 1861, S.22)