Geschichte & Forschung Ikonographie

Werkzeuge & bäuerliches Gerät


 Aufsätze zum Thema 
Pfau, William Clemens - Sichel und Sense, 1902
Munzel-Everling, Dr. jur. Dietlinde - Darstellungen des Pfluges aus der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, 2008
Gerth, Sven - Über Pflug- oder Ackerreuten und Rindenschäler auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen, 2008
Müller, Werner - Pflugreute oder Rindenschäler? - Die Darstellungen auf den Kreuzsteinen oder Steinkreuzen bedürfen einer neuen Überprüfung, 2008


 Handwerk im Mittelalter 

Handwerksleute des 14. Jahrhunderts.
Nach einer Handschrift der Bibliothéque de Bourgogne zu Brüssel.

Adler zum Zeichen des reichsfreien Stifts Irsee.

Im ländlich orientierten frühen Mittelalter existierten nur wenige handwerkliche Berufe. In geistlichen Grundherrschaften waren dies zum Beispiel Kunsthandwerk und Glasherstellung, das Bauhandwerk etwa bestand vornehmlich aus Steinmetzen und Maurern. Weitere häufig vorkommende handwerkliche Berufe waren damals Schmied oder Müller, deren Tätigkeiten dann schon eine umfangreichere Ausrüstung erforderten. Viele Handelsgüter aber wurden von unfreien Bauern auf Fronhöfen oder von freien Bauern auf dem eigenen Land erzeugt und weiterverarbeitet.
Vom Hochmittelalter und der Städtebildung an diversifizierte sich die Handwerkskultur. Begabte Handwerker zogen in die Städte, wovon sich viele bessere Absatz- und Gewinnchancen versprachen. Die steigende Nachfrage änderte das Arbeitsverhalten von einer punktuellen Auftragsarbeit hin zu einer ständigen Produktion. Die hergestellten Waren werden auf Märkten feilgeboten oder in Werkstätten und Läden ausgestellt und verkauft. Im Zuge dessen schlossen sich die städtischen Handwerker zu Zünften zusammen.
Für unabhängige Handwerker wurde es damit praktisch unmöglich zu arbeiten. Unzünftige Handwerker wurden stattdessen ordnungspolizeilich verfolgt. In den ländlichen Gegenden zogen Handwerker dagegen lange Zeit umher - sie wurden Stöer genannt.
(Textquelle: Wikipedia / Bildquelle: Gleichen-Russwurm)

In einer Sakristeischublade des ehemaligen Klosters Irsee (Kaufbeuren) fanden wir das abgebildete Blechschild, was ehedem ein Votivkreuz zierte.
   1. Reihe links: Bäcker: Bretze.
Die Bäcker zu Würzburg 1770: Bretzel, Semmel, laib, Spitzwecken.
Die Bäcker zu Speier 1327: Schichtsemmel, Laib, Laibchen, Wecken, Ringe, Bretzel.
Die Augsburger Bäcker im 16. Jahrhundert nur eine Bretze.
Diese Wappen sind wichtig für die Erkenntnis der alten Brotformen.
   1. Reihe rechts: Müller: Dechsel.
Dechsel = Eisen, das in den obern Mühlstein eingreift und denselben in Bewegung setzt. Auch als Hausmarke der Müller vorkommend.
Die Müller und Bäcker in Wettenhausen (Günzburg) hatten Mühlrad, Dechsel, Bretzel, Schichtsemmel.
   2. Reihe links: Bader: Lanzette zum Aderlaß, Schröpfglas.
   2. Reihe rechts: Bräuer: Schaufel und Schöpfeimer.
Die Bräuer zu Landshut führten 1616: Schöpfeimer, Schaufel, Krug, Gerstenähre, Hopfendolden.
Jene zu Hohenwart (Schrobenhausen) hatten im Wappen den hl. Sebastian, der an einen Baum gebunden ist. Dieser Baum hat rechts einen belaubten, links einen dürren Ast; dazu Schöpfeimer, Schaufel und Gerstenähre.
Sie Nürnberger Bräuer 1533: Bottich, darin eine Aehre zwischen Schöpfeimer und Schaufel; die Nürnberger Rotbierbrauer hatten einen roten Drudenfuß (der sehr oft als Wirtsschild dient) in silbernem Feld und die Nürnberger Weißbierbrauer einen silbernen Drudenfuß im roten Schild.
Ein Bräuhauszeichen der gräfl. Törring'schen Brauerei zu Seefeld (Starnberg) 1731 zeigt eine Tonne zwischen zwei Aehren.
   3. Reihe: Metzger: Wiegemesser und Beil.
In Nürnberg die Rindsmetzger: Ochsen im wappen; die Schweinmetzger: Schwein, die Kutler: zwei Schweinefüße. Die Augsburger Metzger im 16.Jahrh.: Ochsen, ebenso Schweinfurter. Die Metzeler in Speier 1327: Kopf und Bug eines Ochsen, die metzger in Kaiserslautern: Beile, Kranz und Glocke, die Metzger des Gerichts Stauf (Hilpoltstein) des Gotteslamm (mit Fahne), auf dem Schild 2 Beile.
(Grabplatten und Handwerkerplatten, in: Deutsche Gaue, Jahrgang 6, 1904/05, S.62-63)



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 Einzelne Deutungen 
Büchenbronn (BW) - Das Büchenbronner Wagnerkreuz - Karl Heinz Hentschel (1992)
Schömberg (BW) - Das Schömberger Wagnerkreuz - Karl-Heinz Hentschel (1992)
Motschenbach (BY) - Der Flur-Kreuzstein bei Wüstenbuchau im Landkreis Kulmbach - Friedrich Karl Azzola (2002)
Unterhaun (HE) - Das Steinkreuz-Bruchstück von St. Crucis über Unterhaun nahe Bad Hersfeld - Friedrich Karl Azzola (2005)



 ikonografische Vergleiche 

Sesel / Rebmesser,
Gärtner- und
Handwerkermesser.
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Hammer / Schlegel
als Attribut verschiedner
Handwerke.
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Hammer und / oder Zange
als Attribute für
Schlosser und (Huf-)Schmiede
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Pflugschar.


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Pflugsech.

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Äxte und Beile.

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Die Schere als
Handwerks- oder Richtwerkzeug.
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Das Rad als Teil des
Wagens oder Richtwerkzeug.
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Reute, in senkrechter
oder waagerechter Darstellung.
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Schuhsohlen, Halbmond und
Kneipe als Schuster-Attribute.
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Brotlaib, Schießer und Brezel
als Bäcker-Zeichen.
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Spinnrocken, Weberschiffchen
und verwandte Werkzeuge
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Ruder, Bootshaken und
Landehaken / Gaff als
Schiffer- u. Fischer-Zeichen.

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Dosen, Kübel
und andere Gefäße.


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Balkenwaage als
Kaufmannszeichen.


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Haue / Dechsel und
Mühlrad / Mühlstein und
Läuferstein als
Attribute des Müllers.
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Sichel, Sense und
Spaten als weitere
bäuerliche Attribute.
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Stab und Horn als
Attribute für Hirten
und / oder Jäger.
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Die Töpferschiene als
Handwerkszeichen
der Töpfer.
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Der Rindenschäler
als bäuerliches
Werkzeug.
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Dreschflegel, Mist-
und Heugabel als
bäuerliche Attribute.
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Pflug


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 Weiterführende Quellen und Literatur (allgemein) 
Bergner, Heinrich - Handbuch der Bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland, 1. und 2.Band, Leipzig 1906
Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden, Das Ständebuch von 1568 mit Holzschnitten von Jost Amman
Götzinger, Dr. E. - Reallexikon der Deutschen Altertümer. Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Leipzig 1885
Grabplatten und Handwerkerplatten, in: Deutsche Gaue, Jahrgang 6, 1904/05, S.53-65
Grenser, Alfred - Zunft-Wappen und Handwerker-Insignien, Eine Heraldik der Zünfte und Gewerbe, 1889 (Reprint 1977)
Henne am Rhyn, Otto - Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Erster Teil, 1886
Kultur- und Sittengeschichte aller Zeiten und Völker, hrg. von Alexander von Gleichen-Russwurm und Friedrich Wencker, o.J., Band 11 u. 12: Die Welt der Gotik
Kultur- und Sittengeschichte aller Zeiten und Völker, hrg. von Alexander von Gleichen-Russwurm und Friedrich Wencker, o.J., Band 7 u. 8: Das europäische Mittelalter
Leicht-Lychdorff - Mittelalterliche Gebäcksformen in Steiermark, in: Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, NF, IX.Jg., Wien 1883, S.80
Mittler, Elmar / Werner, Wilfried - Codex Manesse, die Große Heidelberger Liederhandschrift. Katalog zur Ausstellung, Universitätsbibliothek Heidelberg 1988
Otte, Dr. Heinrich - Kunst-Archäologie des Deutschen Mittelalters, Erster Band, 1883
sachsenspiegel-online.de - Nach öffenen der Seite oben links auf "Browser" klicken um die Handschrift und Erläuterungen dazu einzusehen.
Heidelberger Sachsenspiegel - Ostmitteldeutschland, Anfang 14. Jhd.
Wild, Rudolf - Handwerkszeichen an der Südlichen Weinstraße, in: Heimat-Jahrbuch 2006 Landkreis Südliche Weinstraße, S.6-11
Munzel-Everling, Dietlinde - Der Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift, Interaktive CD-Rom, 2009
Wikipedia - Handwerk



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