FAQ's - häufig gestellte Fragen |
• Wie hat das alles angefangen?
• Das anfängliche Steinkreuz-Inventar entwickelt sich mehr und zu einem Kleindenkmal-Inventar, dass vermehrt andere Denkmalformen
aufnimmt. Die allein auf Steinkreuze bzw. Sühnekreuze fixierten Nutzer bedauern das.
• Neben der Öffnung für andere Denkmalgruppen wird auch verstärkt der rechtsgeschichtliche und volkskundliche Aspekt beleuchtet.
Warum wird darauf so hoher Wert gelegt?
• Überregionale Vergleiche. Wo liegen die Vorteile?
• Neben den meist verkürzt wiedergegebenen Sagen auf den Dokumentationsseiten gibt es auf suehnekreuz.de auch eine sehr
umfangreiche Sammlung von Denkmalsagen. Wie ist es dazu gekommen?
• Zur Einteilung der Denkmale werden Ordnungsgruppen verwendet. Was ist dazu zu sagen?
• Was bleibt abschließend zu sagen?
Wie hat das alles angefangen?
Im Jahr 2005 hatte ich begonnen die Steinkreuze meiner Region (Westsachsen und angrenzende Gebiete) ins Internet zu stellen. Das resultierte einfach aus
der Tatsache, dass ich nicht mehr weiter kam. Alles was ich mit Tagestouren bereisen konnte war besucht, alles was an Literatur beschaffbar war hatte ich gelesen.
Durch die Internetpräsenz erhoffte ich mir weitere Hinweise auf unbekannte Standorte und einen "Blick über den Tellerrand". Recht schnell meldeten sich zwei
Gleichgesinnte bei mir, die vor einem ähnlichen Problem standen und es entstand die Idee alles Wissen in einen Topf bzw. auf eine Internetseite zu werfen. Daraus hat
sich nun eine lange fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Zudem brachte Robert Ache die Idee und Umsetzung einer Datenbank und der GPS-Vermessung ein, was
letztlich zu den interaktiven Karten und zu einer modernen Form der Standortangaben führte. Uwe Stößel bereicherte das Projekt mit seinem unerschöpflichen Eifer in
der Literatur-Beschaffung und seinen Kenntnissen zu polnischen und tschechischen Standorten. Was dann Anfangs ein übersehbares Inventar für Ostdeutschland wurde
erweiterte sich später durch steigendes Interesse auf die Altbundesländer und über die Grenzen in die Gebiete der Nachbarländer. Und viele der neuen Nutzer und
Mitarbeiter brachten neue Ideen ein und führten letztlich zu dem Umfang den wir heute vor uns haben.
Mehr und mehr reifte dann auch der Gedanke ein Inventarwerk zu schaffen, dass für jeden einsehbar ist und welches zeitnah über Veränderungen an den Standorten
berichten kann. Man muß sich leider eingestehen, dass in unserer kurzlebigen Zeit die Buch-Inventare, die sich einem ganzen Bundesland widmen, wie wir sie aus den 1960er
bis 1990er Jahre kennen, kaum noch realisierbar sind. Das liegt zum einen an der ständigen Veränderung der geographischen Situation (Stichworte: Straßenbau,
Gewerbegebiete, Flurbereinigung usw.) und der politischen Landschaften (Stichworte: Kreisgebietsreformen, Eingemeindungen usw.), zum anderen an der Finanzierung.
Umso wichtiger sind die Arbeiten von Heimat- und Geschichtsvereinen, die zwar in kleiner Auflage, aber dafür ausführlich und mit Leidenschaft ihre Denkmäler beschreiben.
Aber weil die älteren Inventarwerke, wie auch die modernen Veröffentlichungen der Ortsvereine den meisten Nutzern nicht zugänglich sind, versuchen wir eine Alternative
zu bieten.
Als große Ehre und Bestätigung unserer (ehrenamtlichen) Arbeit empfinden wir es deshalb immer wieder, wenn uns Autoren ihr Material zur Verfügung stellen.
Früher hatten wir das Problem zu wenig Material zu haben. Mittlerweile stehen uns mehr Quellen zur Verfügung als wir bewältigen bzw. einarbeiten können. Eine
große Hilfe ist dabei natürlich google-Books und viele Digitalisierungsprojekte einzelner Universitäten, was nicht nur Zugriff auf alte, wichtige Literatur möglich macht,
sondern uns nach und nach auch Kartenmaterial und Stadtansichten des 17.-19.Jahrhunderts zugänglich macht.
An dieser Stelle muß auch ganz klar gesagt werden: Das ist ein Hobby-Projekt mit einem begrenzten Zeitkontingent.
Das anfängliche Steinkreuz-Inventar entwickelt sich mehr und zu einem Kleindenkmal-Inventar, dass vermehrt andere Denkmalformen
aufnimmt. Die allein auf Steinkreuze bzw. Sühnekreuze fixierten Nutzer bedauern das.
Das ist so weit richtig und man sollte die Bezeichnung suehnekreuz.de nicht als Beschränkung betrachten, sondern als Ausgangspunkt. Anfangs haben
wir den Bildstöcken und anderen Denkmalgruppen kaum Beachtung geschenkt. Aber es ist nun mal so, dass die Grenzen fließend sind und die Bildstöcke anderswo
dieselbe Funktion hatten wie die Steinkreuze / Kreuzsteine und so auch in der Literatur mit geführt wurden.
Sich allein auf Sühnekreuze zu beschränken wäre kurzsichtig und würde das Konzept und die Arbeitsmöglichkeiten von suehnekreuz.de stark einschränken.
Zudem bleibt die Frage: Was ist tatsächlich (ursächlich) ein Sühnekreuz? Nur in den allerwenigsten Fällen ist das eindeutig zu beantworten bzw. nachweisbar. Aus der
Auswertung von aus der Literatur bekannten Totschlagssühne-Verträgen, die nach und nach in einer speziellen
Datenbank erfasst werden, wissen wir, dass nur ein
verschwindend geringer Prozentsatz der Verträge einem noch vorhandenem Denkmal zugeordnet werden können. Zudem verlangen viele Totschlagssühneurkunden auch
andere Sühnemale wie Altare, Kapellen oder Bildstöcke. Es ist auch nicht immer das Material Stein vorgeschrieben.
Also resultiert die Bezeichnung Sühnekreuz eindeutig und unzweifelhaft nur für ein noch vorhandenes Denkmal, dem ein Totschlagssühne-Vertrag zugeordnet werden
kann und welches ein aus Stein gehauenes Kreuz ist.
Für alle anderen, als Sühnekreuz bezeichneten Denkmäler sprechen zwar Indizien, aber keine Fakten.
Natürlich versuchen wir nun vorrangig die kultur- und regionalgeschichtlich interessanten Exemplare in das Inventar zu bringen und es finden sich dann auch reichlich
interessante Denkmale wie Totenleuchten, Pestmartern
usw., die sicherlich einer Erwähnung wert sind, nicht nur weil sie regional- und rechtsgeschichtlich aber auch volkskundlich von großer Bedeutung sind, sondern auch,
weil die Nutzer das Bedürfnis haben diese Denkmale zu dokumentieren und somit auch den Umfang des Inventars mitbestimmen. Zudem liegt, bei entsprechender
Nachforschung, meistens auch alte Literatur zu diesen Denkmalen vor, was im Resultat zu interessanten Dokumentationen und Ausgangspunkten überregionaler
Vergleiche führt.
Die Übersichtlichkeit (Unterscheidung Steinkreuz / Kreuzstein und andere Denkmalformen) leidet meiner Meinung nach nicht darunter, denn an Hand der Icons auf
den Landkarten (unsere angepassten google-maps-Karten) und mit Hilfe der Eingrenzung der Datenbank-Suche,
kann ja gut nach Typen sortiert werden.
Dasselbe Problem trifft aber auch auf die mittelalterlichen Grabkreuze zu. Die gehören, streng genommen auch nicht rein. Sie werden in der Inventar-Literatur aber auch
mit geführt (Frank Störzner hat einige mit drin, z.B Untermaßfeld, Walter Saal
auch, z.B. Magdeburg-Crakau usw.). Was will man machen. Irgendwie gehört alles zusammen. Sich an
bestehenden Inventarwerken und Fachliteratur in Druckform zu orientieren bedeutet den jetzigen Zustand und Umfang zu akzeptieren.
Der Oberbegriff und Leitfaden war und ist immer noch "mittelalterliche Sühne- und Totengedenkmale". Aber das davor, daneben und danach soll eben auch Beachtung
finden. Nur so kann man die ganze Thematik verstehen und erfassen. Und solange wir es bewältigen können und es die Nutzer interessiert, wollen wir Beschränkungen
nach Möglichkeit vermeiden.
Neben der Öffnung für andere Denkmalgruppen wird auch verstärkt der rechtsgeschichtliche und volkskundliche Aspekt beleuchtet. Warum wird darauf so hoher
Wert gelegt?
Die volkskundliche Verankerung war für die Steinkreuzforschung schon immer eine der frühesten und ergiebigsten Quellen. Stichwort: Steinkreuzsagen. Lange vor
den ersten Steinkreuz-Inventaren gab es Sagensammlungen und heute noch erfragbare mündliche Überlieferungen zu den Denkmälern.
Unter die Volkskunde fällt auch das Brauchtum (das teilweise bis heute fortlebt und sich an einzelne Denkmäler bindet). Wir denken hier nicht nur an Tote
Männer und Blumenopfer sondern auch an Nagelungen
an Denkmälern. Und wenn man solche Erscheinungen erklären will, lässt es sich nicht vermeiden, ein solches Denkmal genauer zu betrachten (z.B. Tote Männer
oder Nagelsteine) und zu dokumentieren. Und wenn erstmal eines dokumentiert ist, dann kommen automatisch weitere hinzu, was letztlich auch zu einer überregionalen
Betrachtung der Problematik führt.
Genauso verhält es sich mit den rechtsgeschichtlichen Aspekten. Echte Sühnekreuze sind Rechtsdenkmäler. Um die Entstehung der Sühneverträge zu verstehen
sollte man nicht nur die rechtliche Entwicklung bis zum Mittelalter kennen, sondern auch die Besonderheiten des rechtlichen- und religiösen Empfindens dieser Zeit.
Ein echtes Verständnis für diese Denkmäler kann man nur entwickeln, wenn man dieses Umfeld kennt und berücksichtigt. Eine alleinige kunsthistorische
Betrachtung der einzelnen Denkmäler kann nicht befriedigen.
Auch sind wir mittlerweile in der glücklichen Lage, dass uns namenhafte Rechtshistoriker ihre Forschungsergebnisse (soweit sie unsere Thematik anschneiden) zur
Verfügung stellen. Das ist eine große Bereicherung und diese Quellen nicht zu nutzen wäre unverzeihlich.
Es ist als Weiterentwicklung zu bewerten, dass der Rechtsgeschichte und Rechtsarchäologie mehr Raum eingeräumt wird, nicht als Abweichen vom Thema. Diesen
Entwicklungsweg haben viele Steinkreuzforscher eingeschlagen, um ein paar Beispiele zu nennen:
Heinrich Riebeling widmete sich nach dem hessischen Steinkreuzinventar von 1977 den "Hessischen
Rechtsmalen" (1988), Max Hellmich schrieb 1909 über "Schlesische Steinkreuze" und widmete sich 1923
den "Steinerenen Zeugen mittelalterlichen Rechts in Schlesien" und 1926 dem "Strafrecht und dem Strafvollzug in der Vergangenheit Schlesiens". Abschließend soll
noch Franz Wilhelm als Beispiel benannt sein, der 1899 "Zur Kreuzsteinforschung im allgemeinen und dem
Egerlande im besonderen" schrieb, 1900 über "Die Bedeutung der Steinkreuze" und 1906 über "Ruhsteine - Dorfsteine - Gerichtssteine".
Überregionale Vergleiche. Wo liegen die Vorteile?
Ein Beispiel. Jeder hat an der Thematik interessierte hat schon mal die Bezeichnung "Bubenstein", "Spinnerin" oder "Glockenstein" für ein mittelalterliches
Flurdenkmal gehört, vielleicht ist ihm ein so benannter Stein aus seiner unmittelbaren Umgebung bekannt. Wenn man sich dann die Region näher betrachtet findet man
zumeist in der unmittelbaren Umgebung (z.B. einem Landkreis) kein weiteres Denkmal mit dieser Bezeichnung. Durchsucht man aber unsere Datenbank nach diesen
Bezeichnungen bemerkt man schnell, dass diese volkstümlichen Bezeichnungen öfter auftreten als man Anfangs meinte. Beim Vergleich der Sagen erkennt man dann
erstaunliche Parallelen und kann teilweise sogar auf die Verbreitung einer bestimmten Wandersage Rückschlüsse ziehen. Natürlich beschränken sich die Möglichkeiten
der überregionalen Vergleiche nicht auf Sagen allein, man kann auch Gestaltungsformen, Brauchtum und vieles andere vergleichend Auswerten.
Neben den meist verkürzt wiedergegebenen Sagen auf den Dokumentationsseiten gibt es auf suehnekreuz.de auch eine sehr umfangreiche Sammlung von
Denkmalsagen. Wie ist es dazu gekommen?
Eine Sage kann manchmal mehr Aufschluss über die Geschichte eines Denkmals geben, als ein in der Literatur ständig weitergegebene Fehlinterpretation. Schon
F.A. Muth schrieb 1888: "Wir können sagen, daß im Grunde genommen zwischen der Sage und beglaubigten Geschichte Beziehungen wohl sicher sind, doch liegen
diese nicht so nahe, daß eine Ableitung aus der Geschichte greifbar ist, aber auch nicht so fern, daß man sie von vornherein ablehnen muß."
Es gibt nicht wenige Denkmale von denen sich nur die Sage erhalten hat und die Erinnerung an das Denkmal und die zu seiner Errichtung ausschlaggebende Tat
nur noch in sagenhafter Form vorliegt. Dass diese Erhalten werden muß, erklärt sich von selbst. Es gibt auch immer die Hoffnung, dass das verschwundene Denkmal
nicht endgültig verloren ist und eines Tages wieder auftaucht. Und dann hat man mit dieser Sage den ersten Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen.
Zur Einteilung der Denkmale werden Ordnungsgruppen verwendet. Was ist dazu zu sagen?
Bei der systematischen Zuordnung der Vielzahl der Denkmale bedient man sich zwei verschiedener Ansatzpunkte. So sind bei der Erforschung eines Objektes
immer zu berücksichtigen: Der Errichtungsgrund und die Gestaltungsform.
Eine Nomenklatur, wie sie Heinrich Riebeling eingeführt hat, und wie wir sie auch für die Datenbank und
als Denkmaleinzeichnungen auf den interaktiven Karten verwenden, unterscheidet nur nach Gestaltungsform und nicht nach Errichtungsgrund.
Die Klassifizierung über die Gestaltungsform berücksichtigt nur die künstlerische Ausführung des Denkmals in einer bestimmten Kulturepoche. Sie kann nur bei
den frühesten Denkmalen einen Anhaltspunkt auf die Entstehungszeit geben.
Dem gegenüber steht der Errichtungsgrund. Dieser ist aber bei mittelalterlichen Denkmälern ohne Texteinzeichnung oder Urkundenbeleg nur in den seltensten
Fällen zweifelsfrei feststellbar. Deshalb ordnet man lieber nach äußerlichen Merkmalen.
Aber auch hier ist wieder Vorsicht geboten, diese Bezeichnungen sind eher "amtlich" nicht "volkstümlich".
Jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass es nichts nützt vor Ort nach einem Scheibenkreuzstein zu fragen, es sind fast immer die Ortsüblichen, volkstümlichen
Bezeichnungen wie "Schwedenkreuz", "Pestkreuz", "Tetzelstein" etc. die zum Denkmal führen. Deshalb ist es auch wichtig, diese Bezeichnungen zu kennen, zu
Erfassen und bei der Forschung zu berücksichtigen.
Viele volkstümliche Begriffe vereinen Errichtungsgrund und Gestaltungsform, wenn auch nicht immer geschichtlich belegbar. So sind zum Beispiel, bei richtiger
Auslegung, die Begriffe Sühnekreuzstein, Hagelmarter oder Peststeinkreuz eindeutig und erklären die Gestaltungsform ebenso wie den Errichtungsgrund. Leider treffen
wir derartige Bezeichnungen kaum an. Die Nomenklatur bleibt also auch weiterhin eine eigene Problematik die es zu lösen gilt.
Was bleibt abschließend zu sagen?
Es gäbe noch vieles zu berichten, was in den letzten vier Jahren durch unsere Nutzer und Mitarbeiter erarbeitet wurde. Ich denke da an die Ikonographie-Seiten,
die Literaturdatenbank, die Biographischen Seiten zu wichtigen Steinkreuzforschern, das
Forscher-Wiki und vieles mehr.
An dieser Stelle ein besonderer Dank an alle Mitarbeiter und Förderer die diese Seite zu dem gemacht haben was sie heute ist.
Sven Gerth
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