Geschichte & Forschung Denkmal-Typographie

Steinkreuze


 kleinere Abhandlungen zu Steinkreuzformen 

Mößinger, Friedrich - Zwei eigenartige rheinhessische Steinkreuze, 1950
Mößinger, Friedrich - Das Steinkreuz von Eberbach, 1962



 dokumentierte Beispiele unterschiedlicher Ausformungen 

griechische Kreuzform
Niedrige Gestalt, alle vier Arme sind gleich lang. Durch Einsinken kann ein lateinisches Kreuz im Laufe der Jahre wie ein grichisches Kreuz wirken.

Schönewalde (BB)

Lateinische Kreuzform
Arme und Kopfstück haben etwa die gleiche Größe, der Schaft ist länger als die Breite der Arme. Parallelkantige, rechtwinklig gekreuzte Balken mit verlängertem Schaft.


Nischen-Steinkreuz / Bildstockkreuz
Steinkreuz mit ausgehauener Nische. Mischform Bildstock / Steinkreuz. Die Nische diente der Aufnahme eines Heiligenbildes, einer -figur oder eines Ewigen Lichtes.

Bittelbronn (BW)
Artern (TH)
Kringelsdorf (SN)
Schleusingen (TH)
Erbes-Büdesheim (RLP)
Krausenbechhofen (BY)

Malteser-Steinkreuz
Auch "Eiserne-Kreuz"-Form genannt. Kommt als lateinisches und griechisches Kreuz vor. Merkmal: nach außen verbreiterte bzw. zum Kreuzungsfeld hin eingezogene Balkenteile.

Honsolgen (BY)
Kaufbeuren II (BY)
Calau (BB)

Malteser-Kopf und quadratische Balken
Wahrscheinlich eine Mischform aus lateinischen und griechichen Grundformen mit Malteser-Einfluss.

Antdorf (BY)
Obersynderstedt (I / II) (TH)
Ingenried (BY)
Schwabniederhofen (BY)

Tatzenkreuz
Tatzenförmige Balkenenden. Kommt fast nur in Verbindung mit einer lateinischer Grundform vor. Die tatzenförmigen Armenden gehen teilweise in Malteser- und Kleeblattform über.

Haste (NS)
Rumpfen I (BW)
Unterneudorf (BW)
Himmighausen II (NRW)
Knœrsheim (F)

Kleeblatt-Form
Schmuckform mit stark abgerundeten Balkenenden. Arme und Kopf sehen aus wie ein dreiblättriges Kleeblatt.

Untermaßfeld (TH)
Stadtilm (TH)
Meißen I (SN)

Antonius-Kreuze
Original ohne Kopf angefertigte Steinkreuze.

Zschoppelshain (SN)
Schlettau (SN)
Arnstadt II (TH)
Pretschen I / II (BB)
Pappenheim I / III (BY)
Beuthen a.d. Oder I-V (PL)

Steinkreuze auf Halbkreissockel
Plastische Form der verbreiteten Kreuze auf Bogensockel, die wir von Darstellungen auf Kreuzsteinen und Sarkophagplatten kannen?

Dorgendorf (BY)
Kleinmachnow (BB)

Gotische Kreuze
Schmuckform unter gotischem Einfluß. Verzierung der Balken mit aufgesetzten Nasen, runde Übergänge von Balken zu Balken. Ausarbeitung bzw. Andeutung des vierten Armes gegenüber dem Schaft.

Stendal V (SA)
Ebersgruen (SN)
Badingen (SA)
Zaunröden (TH)
Görmar (TH)

Kruzifix
Steinkreuze mit plastisch ausgeformten Corpus Christi am Kreuz.


Lautenbach II (BW)

Kreuze mit rechteckiger Öffnung im Kreuzungsfeld
Gotische Form. Die Öffung entsteht durch den bogenförmigen Übergang der Arme ineinander.

Backleben (TH)
Rommersheim (RLP)
Hauteroda (TH)
Unterneudorf (BW)
Poppenbeck (NRW)

Steinkreuze mit Segmentstützen
Kreuze mit Sektor- oder Segmentstützen, konkave oder Dreickstützen im Kreuzwinkel.

Halsbach II (BY)
Oberkonnersreuth I (BY)
Lautenbach I (BW)
Untersontheim (BW)
Lohmen IV (SN)

Steinkreuze auf Säulen und hohen Sockeln
Häufige Form der Marktkreuze.

Perlach II (BY)
Steinfürth I (BY)
Roccamandolfi (IT)
Stio I (IT)
Echternach I / II (L)



 Literatur-Auszüge 

Wie aber der Bildstock die Funktion des Steinkreuzes übernehmen kann, mag man an dem schönen Bildstock vor dem Nikolaustor in Heidingsfeld bei Würzburg erkennen. Der über drei Meter hohe Bildstock, der in seinem Andachtsbild den Gekreuzigten mit Maria und den zwei Frauen und Johannes zeigt - Engel fangen das Blut des Gekreuzigten auf -, trägt auf dem hohen Schaft einen knienden Mann mit einem Spruchband "miserere mei deus", der den Ermordeten darstellt. Die daruntergesetzte Inschrift berichtet genau von Freveltat und Sühne im Jahre 1428. Das erhaltene Protokoll des Sühnevertrags enthält die aufschlußreiche Verfügung, daß der Mörder "eyn steyne crewtz" setzen solle nach der Art der Bildstöcke, die vor dem Klingentor und dem oberen Tor zu Heidingsfeld ständen. Da der Bildstock am oberen Tor noch erhalten ist, kann man erkennen, wie genau man sich an das Vorbild des älteren Steines, der ein Gedenkstein ist, gehalten hat. [...]
(Dünninger, Josef / Treutwein, Karl - Bildstöcke in Franken, 1960, S.20-21)



 weiterführende Literatur und Quellen 
Schnabel, Berthold / Azzola, Friedrich, Karl - Das Steinkreuz von Rommersheim. Zugleich ein Beitrag zur Raute als Auszier spätmittelalterlicher Kreuze, in: Alzeyer Geschichtsblätter, Heft 22, 1988, S.138-145


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Sühnekreuze & Mordsteine