Beiträge zur Geschichte der Steinkreuze |
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Die Mordkreuze in Sachsen
Von Dr. Kuhfahl - Dresden-A. 7
Die sächsische Landschaft ist nicht sonderlich reich an wertvolleren Bauwerken und Denkmälern,
die auf eine vielhundertjährige Geschichte zurückblicken. Profanbauten dieser Art fehlen im Lande nach dem Abbruch der Dresdner Augustusbrücke
nahezu ganz und von den alten Kirchen können nur wenige mit auswärtigen weltberühmten Baudenkmälern auf gleiche Stufe gestellt werden. Auch
die Kleinkunst der Landstraße an alten Denksteinen, Heiligenbildern, Betsäulen und ähnlichen plastischen Gebilden, durch die namentlich über
katholischen Gegenden stets eine gewisse poetische Stimmung ausgebreitet liegt, fehlt heute in Sachsen fast überall, denn die Bilderstürmerei der
Reformationszeit hat leider bis auf vereinzelte Reste auch mit den wenigen religiösen Denkzeichen der früheren Jahrhunderte aufgeräumt.
In größerer Zahl ist draußen in Wald und Flur, in Dorf und Stadt nur eine Gattung älterer Kulturdenkmäler auf unsere
Tage gekommen, die sogenannten Mordkreuze.
Wer die verschiedenen flachen und gebirgigen Gegenden unseres sächsischen Heimatlandes öfters zu Fuße oder mit
dem Fahrrade durchstreift und dabei die Augen auch für einzelne unscheinbare Erscheinungen am Wege offen hält, wird eher oder später irgendwo
vor einem meterhohen verwitterten Steinkreuz fragend haltmachen. Keine Inschrift, keine Jahreszahl, keine festen regelmäßigen Formen, nur ebenein
grobes, plumpes, unscheinbar graues Sandsteinkreuz mir Rissen, abgestoßenen Kanten, rauher Oberfläche und einigen Rillen oder Furchen an der
Vorderseite. Betrachtet man diese Einkerbungen näher und gegebenenfalls bei seitlichen Sonnenbeleuchtung, so formen sie sich offenbar zu kindlich
einfachen Strichzeichnungen, aus dem Schwert, Dolch, Rad, Spieß, Beil, Lanze, Wolfsangel, Armbrust, Knüttel oder irgendein anderes Mordinstrument
zu erkennen ist; auch kleine Kreuzbilder entweder erhaben herausgemeißelt oder in die Fläche eingegraben, finden sich als Zierat. Alles zeugt von
kunstlosen Händen und hohem Alter.
Ebenso verschieden ist die Größe und Form der Kreuze; sie gleichen einem gewöhnlichen
Balkenkreuz, einem eisernen Kreuz, einem Tatze- oder Kleeblattkreuz, einem Rad- oder Reifenkreuz und ähnliche Abarten. Ihre Höhe schwankt
zwischen einem halben und zwei Metern.
Das Material, aus den sie bestehen, wechselt je nach den anstehenden Gesteinssorten ihrer Aufstellungsplätze zwischen
Sandstein, Porphyr, Granit, Gneis usw., doch finden sich auch Stücke, die nur von weither geholt worden sein können.
Mannigfach scheint schließlich auch die Art ihres Vorkommens. Hier und da stehen sie in Gruppen von zwei, drei und
noch mehr Stücken dicht vereinigt, zumeist dagegen trifft man sie einzeln.
Manche Teile Sachsens besitzen eine reiche Auswahl aller Formen und Größe, in anderen Gegenden fehlen sie wiederum
ganz. Ihre Gesamtzahl mag heute immerhin noch weit über 200 Stück betragen.
Bald steht ein solches Kreuz schief und moosbewachsen in der grünen Einsamkeit unserer Bergforsten, bald halb
eingesunken am Rande eines alten vielgewundenen Verkehrsweg, bald hat es seinen Platz inmitten eines Dorfes an der Hauptstraße oder auf dem
grünen Anger behauptet, bald hat man es in der Kirchhofsmauer oder in die steinerne Böschung eines Gärtchens eingesetzt, bald lehnt es seitlich
der verbreiterten Straße in voller Größe am Kriegerdenkmal oder am modernen Wegweiser, bald ist es – überhaupt nicht mehr vorhanden, weil die
Gemeinde den alten Stein einmal für ein paar Pfennige als Baumaterial verkauft oder weil ein gedankenloser Staatsbeamter ihn beim Eisenbahn- oder
Straßenneubau einfach zu Schotter zerschlagen ließ. Was ist mit diesen Kreuzen?
Wenn man die Leute in der Umgebung fragt, so sagen sie, das habe immer da gestanden, schon als sie Kinder waren und das sei vom Kriege her.
Damit meinen sie meist die napoleonischen Befreiungskriege; aber auch der Dreißigjährige Krieg mit den Schrecken der Schwedenzeit, hat sich im
Volke auf diese Weise erhalten. Hier und da weiß man von einem Offizier und General, der da sein Grab gefunden habe; auch Märchen von vermessenen
gotteslästerlichen Wetten, von Mordtaten oder sittenstrengen Märtyrertod einer Jungfrau werden aus Anlaß der frommen Stiftung weitererzählt.
Und wenn man die gelehrten Leute in der Stadt fragt, so wissen sie von dem einzelnen Kreuze in dieser oder jener Gegend meist gar nichts zu sagen,
und über die allgemeine Entstehungsursache herrscht – wie in vielen ähnlichen Fragen der Altertumsforschung – der lebhafteste Zwiespalt der Meinungen.
Wer wird ihn einmal lösen können? Wie soll sich der Laie damit abfinden?
An ihrem hohen Alter bestehen kaum Zweifel, und jedenfalls kann man so viel als sicher bezeichnen, daß sie alle schon
vorhanden waren ehe die heutigen Grenzen des Königreich Sachsens geformt wurden. Die jüngsten dürften vor 400 Jahren gesetzt sein, die ältesten
sollen bis zu 1000 Jahren zurückreichen.
Urkundliche Nachweise aus früheren Zeiten, die man mit bestimmten, noch vorhandenen Einzelkreuzen oder auch mit
gewissen Gruppen oder größeren Bezirken wirklich in unbestreitbare Verbindung bringen könnte, sind bisher selten aufgefunden worden. Als vereinzeltes
Beispiel sei das Bernauer Kreuz vor der Marienkirche in Berlin am Neuen Markt erwähnt,
das an die Ermordung eines Probstes von Bernau im Jahre 1325 erinnert. Ebenso fehlt es an schriftlichen Überlieferungen über den Zweck der Kreuze.
Sie sind zur Zeit ihrer Entstehung scheinbar etwas so Bekanntes gewesen, daß sie keiner Inschriften und keiner urkundlichen Beschreibung bedurften.
Bestimmte Schlußfolgerungen über ihre allgemeine Bedeutung lassen sich jedoch vielfach aus Stadtchroniken, aus Gerichtsbüchern und Urteilssammlungen
herleiten, denn in alten Mordprozessen findet man sehr häufig einen Wahrspruch, der dem Täter an Stelle von Todes- oder Leibesstrafen die Zahlung einer
Buße an die Sippe des Erschlagenen auferlegt und außerdem das Setzen eines steinernen Sühnekreuzes zur Pflicht macht. In Sachsen enthalten namentlich
die Stadtbücher von Pirna und Oschatz viele Dutzende solcher urteile aus dem 14. bis 16. Jahrhundert und entsprechend finden sich noch heute die
Mordkreuze in jenen Gegenden besonders zahlreich.
Von anderen Seiten werden die Kreuze vorwiegend als Grenzzeichen kirchlicher Sprengel und weltlicher Machtbereiche angesehen.
Da sie sicherlich aus einer Zeit stammen, in der die staatsrechtliche Einteilung Deutschlands und Europas jedenfalls nicht mit der gegenwärtigen
übereinstimmte, so muß man wohl von vornherein diejenigen wissenschaftlichen Behauptungen und Beweisversuche stark anzweifeln, die nur das
Staatsgebiet unseres jetzigen Königreichs Sachsen in den Kreis ihrer Betrachtungen ziehen und sich ausdrücklich auf dessen Grenzen und Einteilung gründen.
Vom Fuße der Alpen durch ganz Mitteleuropa hindurch bis hoch nach Norden auf schottischen Inseln findet man noch heute die
Steinkreuze ganz wie bei uns, willkürlich zerstreut in ihren Standorten, mannigfaltig nach Form und Größe, Inschrift oder Bildzeichen, verschieden in der
Gesteinsart, ähnlich nach Alter und Verwitterung, kurz, zweifellos demselben Grundgedanken entstammend. Gleichwohl treten die Kreuze je nach
Volkscharakter, Glaubensbekenntnis und Vorgeschichte der einzelnen Gegenden unter den allerverschiedensten Namen oder Bezeichnungen auf und
lassen damit gleichzeitig Schlüsse auf die mannigfachen Sagen und Erzählungen zu, die sich an ihr Dasein seit altersher bereits knüpfen. So bringt man
sie in Verbindung mir Franzosen, Hussiten, Tataren und Hunnen, mit Pest und Cholera, mit Wallfahrten, Jesuiten und Heiden, oder bezeichnet sich als
Cyrill-, Bonifazius-, Methud-, Sühne-, Zehent- oder Opfersteine.
Umfangreiche schriftstellerische Bearbeitungen für außersächsische Gebiete gibt es aus jüngster Zeit z.B. für das Salzburgische,
für den westlichen Teil Nordböhmens, für die preußische Provinz Schlesien und für die Weißenfelser Landschaft; innerhalb Sachsens ist u.a. das Vogtland
und die Bautzner Gegend durch Einzelschriften mit ihrem Bestand an Kreuzen bekannt geworden.
Alle diese Forschungen und schriftstellerischen Arbeiten können ihren Anfang, in einem Vortrage erblicken, der vor reichlich
50 Jahren von Dr. Bösigk im Königlich Sächsischen Altertumsverein zu Dresden gehalten und in dessen Mitteilungen von 1857 abgedruckt worden ist.
Seitdem sind aus allen sächsischen Landesteilen unter reger Mitarbeit der verschiedensten Berufskreise mehr als 200 Kreuze bekanntgeworden. Leider
findet man dieses Material jedoch nicht gesammelt, sondern nur in Dutzenden von Aufsätzen, Nachträgen und kleineren Meldungen allerwärts zerstreut vor,
sodaß ein genauerer Überblick erst nach vielseitigen Studien möglich wird. Auch eine systematische bildliche Darstellung der bekanntgewordenen Kreuze
fehlt gegenwärtig noch ganz und selbst die königliche Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler besitzt nach keiner Richtung genügende und
vollständige Unterlagen.
Das meiste zur Ergänzung der Listen haben innerhalb der letzten Jahre die Mitteilungen des Vereins für sächsische
Volkskunde zu Dresden noch Beigetragen, und man kann aus der steten Fortdauer der Neuentdeckungen beinahe schließen, daß die Zahl der tatsächlich
vorhanden Kreuze auch jetzt noch weit höher ist, als auf Grund der bisherigen Meldungen angenommen wurde. Es wäre deshalb außerordentlich wünschenswert,
wenn solche Bemühungen zur Vervollständigung der Verzeichnisse recht zahlreiche Helfer im ganzen Lande und vor allen Dingen in den kleineren Ortschaften
fände. Diesem Bestreben sollen die vorliegenden Zeilen in der Hauptsache mit dienen. Um dabei jedoch doppelte Arbeit nach Möglichkeit zu vermeiden, sei
zunächst auf das beigefügte Verzeichnis derjenigen 100 Kreuze oder Kreuzgruppen hingewiesen, die ich im letzten Jahre persönlich an ihren Standorten
bestätigt und photographiert habe. Sie finden sich an folgenden Stellen:
Altstadt bei Stolpen: Auf der Nordostseite des Dorfes am Wege nach Stolpen, südlich auf dem Wiesenhang.
Arnsdorf bei Radeberg: in die Friedhofsmauer eingesetzt.
Baruth bei Bautzen: Im Nordostteil des Ortes, gegenüber der alten Schule, an der Straße nach Dubrauke.
Basteiwald in der Sächsischen Schweiz: Nördlich vom Wege nach den Schwedenlöchern im Walde bei einer Wegegabelung 300 bis 400 m von der Basteistraße entfernt.
Bautzen: Vor der katholischen Kirche an der Steinstraße.
– An der Kunststraße Bautzen – Guttau, dicht vor der Stadt bei Kilometerstein 1,0 rechts am Straßenrande (Kreuzstein).
Bonnewitz bei Pirna: Am Südwesteingange des Dorfes, an der Straße von Jessen ist das Kreuz in eine Stützmauer nördlich des Weges eingesetzt.
Börnersdorf bei Lauenstein: Am Gut, das südlich an die beim Nordausgang des Dorfes gelegene Schmiede, zugleich Gasthaus Zur Molchstraße anstößt. Das Kreuz ist in die Stützmauer am Zufahrtsweg zum Gutshof auf der nördlichen Seite eingemauert.
– Am Wege Lichtenberg – Börnersdorf an der Ostseite des Weges, 500m nördlich Börnersdorf.
Breitenau bei Lauenstein: an der Dorfstraße in der Nähe des Gasthofes zum Erbgericht.
– Vor dem Gasthof zum Erbgericht neben der Friedenseiche am Straßenkreuz. Zwei Kreuze.
Cannewitz bei Kamenz: Auf dem Dorfplatze neben einem neuerem Heiligenbild unter einer Baumgruppe.
Chemnitz: Im Vorgarten des Landhauses Nr. 150 an der Annaberger Straße.
Commeraua bei Königswartha: Am Südrande eines Gehöftes, das dem Dorfe, südlich etwa 200 m vorgelagert ist
– Auf der Flurgrenze Commerau – Königswartha unter einer einzelnen Pappel am Wege nach Königswartha und an der Bahnlinie.
Crostwitz bei Kamenz. An der Dorfstraße im westlichen Dorfteile vor einem vor einem kleinen Teiche.
– An der Dorfstraße neben der Pfarrscheune.
Dahlowitz bei Bautzen: Am Nordende des Dorfes an der Weggabel Quatitz – Luttowitz östlich an einer Hecke.
Demitz: Im oberen Dorfteil beim Haus Nr. 41 im Gartenzaun.
Dresden (Sedanstraße): An der Ostseite der Lukaskirche, halbversteckt in den Gartenanlagen.
– Im Königlichen Großen Garten. Am Fußwege, der von der Fürstenallee stadtwärts schräg nach der Stübelallee führt. Neben einer Bank.
Dreikretscham bei Bautzen: An der Brücke über das Löbauer Wasser. Als Geländerpfosten benützt.
Glashütte: In einem kleinen Wiesental, das sich dicht oberhalb Glashütte bei Kilometer 9,9 von der Dippoldiswalder Straße nordwärts steil hinaufzieht.
Gleina bei Bautzen: Am Wege, der auf dem linken Uferrand des Löbauer Wassers stromaufwärts vom Dorfe nach Klein-Gleina führt. Etwa 200 m vom letzten Hauses Gleinas entfernt.
Göbeln bei Bautzen: 100 m nördlich vom Nordostausgang des Dorfes am Wege nach Halbendorf, bei einer alten Häusergruppe.
Göda bei Bautzen: Am Spritzenhaus im Ostteil des Dorfes.
Gohrisch bei Königstein: Am Pladderbergwege, der von Königstein über die Elbhänge nach Gohrisch führt. Am Westausgang von Gohrisch zweigt ein schmaler Weg westlich ab und führt am Waldrande entlang. 30 m vom Hauptwege entfernt steht das Kreuz an diesem Fußsteig. Es ist verstümmelt und weiß bemalt.
Gorknitz bei Pirna: 120 m vor dem östlichen Dorfausgang am Fahrweg nach Rittergut Gamig, südliche Wegseite. Neuerdings ausgegraben.
– Am Ostausgang des Dorfes in der Gartenstützmauer des ersten Hauses südlich der Straße eingemauert. Wird jetzt herausgenommen und wieder aufgestellt.
Gottleuba bei Pirna: Auf dem Berghange östlich der Kirche und des Kurhauses, wo die Fußwege nach Hellendorf und Markersbach gabeln.
– Östlich hoch über der Stadt an der Kunststraße Bergießhübel – Peterswalde bei Kilometerstein 29,300.
Gräfenhain bei Königsbrück: Südausgang des Dorfes am Wege, der in den Wald führt, an einer Zaunecke.
Groß-Cotta bei Pirna: Nordosteingang von Groß-Cotta unter einer großen Linde. Fünf Kreuze.
Großerkmannsdorf bei Radeberg: 200 m vom nördlichen Dorfausgange an der Straße Ullersdorf – Radeberg östlich im Graben.
Großröhrsdorf bei Pirna: Gegenüber dem Gute Nr. 6 am Wiesenhang.
– An der Nordwestseite der Dorfstraße zwischen Gut 5 und 6 in die Stützmauer der Wiese eingelassen (Radkreuz).
Guttau bei Bautzen: An der Kunststraße östlich des Dorfes, wo ein Weg nach Arnsdorf abzweigt.
Hartmannsbach bei Pirna: Südwestausgang des Dorfes an der Straße nach Börnersdorf.
Jesau bei Kamenz: Am Weg Kamenz – Deutsch-Baselitz; Nordseite wo der Jesauer Dorfweg abzweigt.
Johnsdorf bei Königswartha: Im Walde am Wege Johnsdorf – Steinitz, etwa 1200m nordwestlich des Dorfes am Kreuzwege.
Kamenz: Am Mühlgraben, unweit vom Südostausgang der Stadt, westlich der Bautzner Kunststraße. Der Fußweg neben dem Mühlgraben führt nach Wiesa.
– An der Königsbrücke Straße. In die Außenwand der St. Jodocuskirche eingemauert.
Klaffenbach bei Chemnitz: Im oberen Dorfteile, nordöstlich hinter dem Hause Nr. 42, am Wiesenhange inmitten eine hohen Baumgruppe.
Klein-Elbersdorf bei Stolpen: Am Wege der vom Bergasthaus südlich nach Klein-Elbersdorf herabführt und sich ostwärts wendet. Das Kreuz liegt am dritten Hause, nördlich des Weges halb umgesunken.
Klein-Kautzsch bei Dippoldiswalde: Südlich von Babisnau liegen auf dem abfallenden Gelände drei terrassenförmige Feldraine. Am obersten stehen Obstbäume und wenig Buschwerk, am untersten, der vom Wege Babisnau – Bärenklause zunächst als Feldweg nach Westen abzweigt, steht dichter Busch von Wilden Rosen und Schwarzdorn. Dieser Rain und Buschstreifen führt bis an das bewaldete Gründel bei Klein-Kautzsch. Etwa 100m vor dem Waldrande steckt das Kreuz im dichten Rosenbusch halb umgesunken.
Kleinwolmsdorf bei Radeberg: In der Nähe der Kirche und des Gasthofes, nördlich von der Dorfstraße, am Gartenrand.
Klotzsche bei Dresden: An der Haltestelle Hellerau der Straßenbahn, am Pillnitz – Moritzburger Wege.
Königsbrück: Am Nordostausgang der Stadt, 50m nordwestlich der Straße nach Weißbach am Rande eines Eichenwäldchens.
– Im Acker, 10m östlich der Weißbacher Straße, etwa 600m vom Nordostausgang von Königsbrück.
– Im dichten Buschwerk, 5m nördlich der Weißbacher Straße, an der Stelle, wo etwa 1km hinter Königsbrück rechts offenes Land und links ein Waldesrand an die Straße grenzt. 2 Kreuze.
Kreckwitz bei Bautzen: Am zweiten Straßenkreuz nördlich des Dorfes an der Straße nach Klein-Bautzen.
Lampertswald bei Oschatz: An der südlichen der beiden Dorfstraßen im „Dörfchen“ vor Haus Nr. 65, hinter dem Gartenzaun.
Langenhennersdorf bei Pirna: Im unteren Teil des Dorfes, jenseits des Baches an der Dorfstraße, etwa 400m unterhalb der Kirche und des Rittergutes, auf einer kleinen Anhöhe, neben einer Brücke.
Leppersdorf bei Radeberg: In die Friedhofsmauer eingesetzt, Nordwestseite.
Leubnitz-Neuostra bei Dresden: An der Straße nach Goppeln 100m südlich des Dorfausganges von Leubnitz im Hohlwege.
Liebstadt bei Pirna: Gabelung der Straße und des Fußweges nach Bertelsdorf, ein liegendes und ein stehendes Kreuz.
Luga bei Bautzen: Westlich der Kunststraße Bautzen – Königswartha, an einem fahrbaren Zweigwege, der nördlich von Luga von der Kunststraße nordwestwärts gegen Neschwitz fährt. Zwei Kreuze und ein Kreuzstein.
Malter bei Dippoldiswalde: An der Straßenkreuzung Malter – Wendischkarsdorf und Rabenau – Dippoldiswalde (verstümmelt).
Mannewitz bei Pirna: 85 Schritt östlich vom Vorwerk Mannewitz an der Straße nach Pirna.
Meißen a.E.: Im Burghof an der Einfahrt in die Wand eingemauert.
– Auf der Brücke zur Burg vor dem Hause mit der Ludwig-Richter-Tafel.
Merschwitz bei Großenhain: Am Wege, der von Merschwitz a. E. (nördlicher Teil) nach dem Südende des Remontedepots östlich führt. Nordseite des Weges. Drei Kreuze.
Milkel bei Bautzen: An der Wegkreuzung östlich der Kirche links und rechts an den Gartenzäunen. Zwei kreuze.
Naundorf bei Freiberg: Im Grillenburger Wald auf Forstabteilung 35. Am sechsfachen Kreuzweg von Flügel B, Schneiße 18 und Colmnitzer Weg geht südwestlich ein kleiner Fußweg 200m in den Wald. Am Ende steht das Kreuz.
Nebelschütz bei Kamenz: Am Westende des Dorfes, an der Straßenkreuzung nach Kamenz und Deutsch-Baselitz.
Neschwitz bei Bautzen: Am Hoftor des Pfarrgehöftes im nördlichen Dorfteile, Kreuzstein.
Niedergurig bei Bautzen: Südwestlich vom Südende des Dorfes am Weg nach Nimschütz. Auf der Generalstabskarte als "Denkstein" verzeichnet.
Niederschlottwitz bei Dippoldiswalde: An der Müglitztalstraße bei Kilometerstein 15,2 an der Felswand.
Niederschöna bei Freiberg: In einem Waldstück 900m nordöstlich der Kirche bei Höhe 408. Zwischen Haus Nr. 104 und Nr. 105 (Schmiede) zieht ein Feldweg hinauf, an dessen südlicher Seite das kleine Kreuz in der nähe eines Steinbruchs im Wald steht.
– Auf dem Kirchhügel vor dem Friedhofseingang in einer Hecke.
Oberau bei Meißen a.E.: Am Wege Oberau – Gohlis zwischen der Berliner und der Leipziger Eisenbahnstrecke.
Ober-Häslich bei Dippoldiswalde: Am Wege von Ober-Häslich zum Aussichtsturm nordöstlich von Dippoldiswalde.
Öhna bei Bautzen: Auf dem rechten Spreeufer, auf einer Anhöhe, an dem Feldwege, der vom Wege Öhna – Burk etwa 300m in östlich hinaufführt. Das Kreuz steht bei einem Birkenbusch und ist von der Straße her bereits sichtbar.
Ölsen bei Pirna: Am weiß - rot - weiß bezeichneten Wege zum Sattelberg, 250m südlich des letzten Hauses von Ölsen neben einer steinernen Wegsäule. Halb versunken. Neuerdings ausgegraben.
Oschatz: An der Riesaer Straße am Stadtende, gegenüber dem Gehöft Nr. 32 am Kreuzwege. Zwei Kreuze und ein Kreuzstein. Auf der Generalstabskarte eingezeichnet.
Pfaffendorf bei Königstein a.E.: An der Dorfstraße nordöstlicherseits am Rasenhang. In der Nähe von Gut 2b.
Pirna: An der oberen Stadtparkgrenze läuft ein Promenadenweg längs der Feldgrenze unmittelbar über den verwachsenen alten Steinbrüchen, das Kreuz steht 2m vom Weg im Gebüsch, aber gut sichtbar.
– An der Straße von Pirna nach Zehista, östlich, jenseits des Grabens, unweit der letzten Häuser von Pirna.
– Auf dem Kohlberg vom Gasthaus am Gipfel verläuft westwärts eine Allee. Dort steht das Kreuz unter den Bäumen am Feldrande.
Possendorf bei Dresden: An der Kunststraße Dresden – Dippoldiswalde, unmittelbar vor der Kirche im westlichen Teil des Dorfes.
Piskowitz bei Bautzen: An der Wegkreuzung im Nordteile des Dorfes, am Gasthofe.
Puschwitz bei Bautzen: Am Dorfteiche neben dem Lutherstein.
Radibor bei Bautzen: Am Fußweg, der im Ostteil des Ortes südlich nach Bautzen abgeht, etwa 100m südlich des Dorfrandes im freien Felde.
Ralbitz bei Kamenz: An der Dorfstraße bei der Kirche.
Reinhardtsgrimma bei Dippoldiswalde: An einem Dorfwege, der parallel zur Hauptstraße durch die Häusergruppen des östlichen Talhanges führt. Das Kreuz steht bei Haus 49 b hinter einem kleinen Zaun westlich am Wege.
Schmerlitz bei Kamenz: Straßenkreuzung am Südostausgange des Dorfes.
Schweinerden bei Kamenz: Südausgang von Schweinerden am Wege nach Neuhof, östlich.
Seifersdorf bei Radeberg: An der Straße Seifersdorf – Ottendorf, nördlich im Straßengraben unweit der Kreuzung mit einem Feldweg und dem Dorfweg 200m westlich von Seifersdorf.
– 200m nordöstlich der Kirche außerhalb des Dorfes auf einer Anhöhe unter einem einzelnen Baum am Feldweg.
Sohland a. Spree: An der Hauptstraße beim Siegesdenkmal rechts und links vom Aufgang zum Kirchberg. Zwei Kreuze.
Waltersdorf bei Lauenstein: Am Dorfanger, westlich der Dorfstraße, in der Nähe des Erbgerichts und der Schmiede. Kreuz und Kelchstein.
Wehrsdorf bei Schirgiswalde: An der Hauptstraße im westlichen Teile des Dorfes, am Nordrand der Straße.
Weißig bei Dresden: An der Kunststraße Dresden – Bautzen bei Kilometer 7 unmittelbar an der Straßenbahnhaltestelle und am Bahnhof Weißig, südlicher Straßenrand.
Wünschendorf bei Pirna: an der Straße nach Dittersbach, 100m nordöstlich der Bahnunterführung, an der östlichen Straßenseite.
– An der Bahnunterführung und der Straßengabelung Eschdorf – Dittersbach, nördlich am Straßenrand. Zwei Kreuze.
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Durch eine derartige Besichtigung und genaue Ortsfeststellung jedes einzelnen Kreuzsteines lassen sich eine Menge Fehler in
der Literatur nachweisen. Es sind einzelne Kreuze, die auf freier Flur in der Nachbarschaft von zwei bis drei Dörfern stehen, manchmal nach dem oder
jenen Ort genannt; gelehrte Leute, die solche Unterlagen benutzen, ohne sich je die Wirklichkeit anzusehen, haben natürlich dann aus dem einen zwei
oder drei verschiedene Kreuze gemacht. Auch die Verwechslung von Ortschaften mit gleichlautenden Namen oder falsche Beschreibungen der Kreuze
und ihrer Zeichen findet man jahrzehntelang immer wieder abgeschrieben. Besser als die älteren Veröffentlichungen einiger Handzeichnungen vermag
also hier eine vollständige Sammlung guter Photographien der weiteren Forschung dienen.
Die sächsischen Ortschaften, die innerhalb ihrer Weichbildgrenzen gleichfalls noch Kreuze besitzen sollen, folgen in der
zweiten Übersicht. Da der Standort dieser Kreuze nach den vorhandenen literarischen Meldungen aber höchst selten so genau zu bestimmen ist, daß
sich auch der Ortsunkundige rasch und sicher über ihr Vorhandensein unterrichten kann, so wäre es mit großem Dank zu begrüßen, wenn dieses zweite
Verzeichnis durch die Unterstützung einheimischer Kenner nach Art der ersten ergänzt und vor allen Dingen noch um alles Fehlende bereichert würde.
Die Literatur erwähnt Kreuze oder Kreuzsteine in oder bei folgenden Ortschaften:
Es mag vielfach zweifelhaft sein, ob diese früher bekanntgewordenen Kreuze in allen aufgezählten Orten jetzt noch
wirklich stehen, denn eine beträchtliche Zahl ist innerhalb der 50 Jahre, seitdem man ihnen Interesse schenkt, erwiesenermaßen von ihren
Standorten verschwunden und entweder ganz zerstört oder verschleppt worden. So hat zum Beispiel früher eins in Dresden-Friedrichstadt an der
Wachsbleichgasse und mehrere andere in Neustadt gestanden. Die Gemeine Ruppendorf bei
Dippoldiswalde ließ drei mit Bildern der heiligen Anna
geschmückte Kreuze bei einem Brückenbau und die Gemeinde Cunnersdorf bei Glashütte ebenso
viele für den Bau des Spritzenhauses verwenden.
Spurlos verschwunden sind Kreuze in Hartmannsbach, Stürza,
Helmsdorf, Kamenz und manchen anderen Orten.
In Städten und größeren Ortschaften,
die auf eine alte Geschichte und eine frühzeitige Verkehrsentwicklung zurückblicken und deshalb der viele Kreuze innerhalb ihres Bannkreises besessen
haben, sind sie gerade am allerseltensten geworden. Anderseits hat man in unserer Zeit auch vereinzelte neue Funde gemacht; so stammt zum Beispiel,
der wohlerhaltene Stein an der Dresdner Lukaskirche aus einer Baugrube der Nachbarschaft.
Neben den natürlichen Einflüssen von wind und Wetter hat menschliche Zerstörungswut oder leichtfertige Behandlung vielfach
grobe Verletzungen de alten Zeichen zur Folge gehabt. So fehlt den Kreuzen in Gleina,
Kamenz, Jesau das Oberteil, denen in Pfaffendorf,
Luga, Königswartha u.a. ein Seitenarm.
Das Meißner Kreuz vor dem Ludwig-Richter-Haus an der Burgbrücke ist sogar erst letzten Sommer beim Abputzen des Gebäudes auf
diese Weise verstümmelt worden. Völlig armlos ist das sogenannte steinerne Messer bei Malter und der Stein
neben dem Waltersdorfer Kreuze; bei letzterem
dürfte es sich allerdings von Anfang an um eine Kelchform ohne Querbalken gehandelt haben, da man keine Bruchflächen oder sonstige Schäden daran
wahrnehmen kann.
Die wenigen vorhanden Inschriften oder Jahreszahlen dürften wohl meistens nachträglich in wohlmeinender Absicht angebracht
worden sein, denn ihr Verwitterungscharakter ist überall unverkennbar jünger als der des Kreuzes selbst. Hierzu sei beispielweise an das Wittichkreuz bei
Glashütte, an die lange Inschrift des Stürzaer oder an die Jahreszahl des Jesauer Kreuzes
erinnert; echt dagegen mögen die lateinischen Gedenkworte
des sogenannten Jonaskreuzes an der Hellerauer Straßenbahnhaltestelle sein; sie verkünden, daß Jonas Daniel, ein tapferer Soldat, 1402 hier sein Leben
ließ. Die Verunstaltung dieses kleinen niedrigen Kreuzes durch einen einzementierten Bolzen dürfte der Königlichen Landesvermessung auf Rechnung
zu setzen sein.
Mannigfaltig sind schließlich die Schicksale von vielen der an ihren Standorten verbliebenen oder anderwärts aufgestellten Kreuzen.
Das eine der beiden in Liebstadt übrig gebliebenen Kreuze hat z.B. jahrzehntelang im Bach unter einer Brücke
gelegen, wohin es vom Hochwasser verschleppt worden war. Das Lauterbacher Kreuz bei Ölsnitz i.V. soll
aus einem anderen Dorfe herzugetragen worden sein, auch die Breitenauer hat man gesammelt und ans Kriegerdenkmal von 1870 gestellt.
Das Arnokreuz in Klaffenbach bei Chemnitz wurde laut protokollarischer
Niederschrift im Jahre 1863 im Beisein einer Kommission
ausgegraben; es wird mit dem sagenhaften Märtyrertode des Heidenbekehrers Bischof Arno vom Jahre 800 in Verbindung gebracht. Demnach müßte es
eins der allerältesten sein. Die Form des eingemeißelten Schwertes freilich, die übrigens genau so bei einer ganzen Anzahl anderer Kreuze wiederkehrt,
deutet auf eine weit spätere Zeit. Rech sachgemäße Behandlung haben neuerdings die beiden schönen großen Steine im Weichbilde der Stadt Gottleuba
erfahren; das Malthesekreuz, die sogenannten 14 Nothelfer, steht oberhalb des Mariengründels aufgerichtet an einem Kreuzwege, das andere dürfte an
seiner aussichtsreichen Stelle mir den neugepflanzten Bäumen und der hölzernen Bank recht bald zu einem willkommenen Ruheplatz werden. Den Gefahren
eines neuzeitlichen Bahn- wie Straßenbaues ist das Kreuz an der Eisenbahn- und Straßenbahnhaltestelle in Weißig glücklich entronnen, denn man hat
es an der hölzernen Einfriedigung wieder ordentlich aufgestellt. Die stattliche Kreuzgruppe von Großcotta bei Pirna
lag bis zum letzten Frühjahr kreuz und
quer und halb versunken in außerordentlich malerischer Weis unter der alten Linde; sorgliche Hände haben sie dann aber plötzlich ausgegraben, gereinigt
mit Zement ausgebessert und hinter einer eisernen Einfriedigung in Reih und Glied gestellt. Zweifellos ist sie durch diese Fürsorge vor der Beschädigung
durch Fuhrwerke und Ackergeräte gesichert worden, aber die Poesie die bisher gerade über diesen fünf alten verwitterten Denkzeichen schwebte, ist natürlich dahin.
Auf die historische und literarische Seite der Kreuzforschung will ich hier nicht näher eingehen, zumal sich andere berufene
Kenner bereits seit langer Zeit auf diesem Gebiet in der Fachliteratur betätigten. Mit der ausführlichen Schilderung des gegenwärtigen Bestandes möchte
ich jedoch das Interesse der Allgemeinheit einmal auf diese Mord- oder Sühnekreuze lenken und damit zu ihrem ferneren Schutze betragen helfen. Denn
wenn sie auch nicht an hochbedeutende Ereignisse erinnern oder künstlerisch vollendete Schöpfungen darstellen, so zählen sie doch zweifellos zu den
ältesten und ehrwürdigsten Kulturdenkmälern, die das sächsische Heimatland heute aufzuweisen hat.
(Dresdner Anzeiger, 182.Jg., Nr.96, Sonntagsbeilage Nr.14 vom 7. April 1912, S.57-60)
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